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15.12.14, 00:38
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
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Wie der Zeichentrick erwachsen wurde - 25 Jahre "Simpsons"
Zitat:
Bart und Co. als Vorreiter
Vor genau 25 Jahren durfte Bart Simpson, der vorlaute Spross und Held einer der erfolgreichsten Fernsehfamilien aller Zeiten, zum ersten Mal eine ganze Folge lang auf dem Fernsehschirm sein Unwesen treiben. Was auf den ersten Blick wie eine harmlose Comicserie aussah, entpuppte sich bald als anarchistische Persiflage auf die US-Gesellschaft mit bitterbösen Seitenhieben auf die Politik. Die Pubertät überwunden, sind aber auch die Simpsons mittlerweile recht brav geworden, die Zeiten von Wortgefechten mit US-Präsidenten scheinen vorbei. Doch der gelben Familie ist es zu verdanken, das Zeichentrickserien auch für Erwachsene salonfähig geworden sind.
Ein bisschen brav geworden
Eigentlich müsste er jetzt 35 Jahre alt sein, einen Job und wohl eine eigene Familie haben. Doch nach den Gesetzen des Zeichentrickfilms bleibt er immer zehn: Am 17. Dezember 1989 trat Bart Simpsons zum ersten Mal in „seiner“ Serie im US-Fernsehen auf. Der Rest ist eigentlich Geschichte.
Die „Simpsons“ überzeugten junge wie alte Zuseher und Kritiker und eroberten nicht nur die USA, sondern praktisch die ganze Welt im Sturm - nicht nur wegen des vordergründigen Humors, sondern auch als beißende Gesellschaftssatire.
Chaos statt Harmonie
Springfield, ein kleines Nest irgendwo in den USA, ein Häuschen am Stadtrand, eine fünfköpfige Familie - ein Szenario, das nach heiler Welt klingt. Doch statt Harmonie herrscht Chaos: Bart ist ein anarchistischer, unbelehrbarer Lausbub, sein Vater Homer, der geheime Held der Serie, ein einfältiger Verlierertyp, und Mutter Marge kann nur selten die Familie beim Mikrowellenessen vor dem Fernsehapparat bändigen. Tochter Lisa verzweifelt an der intellektuellen Armut ihrer Umgebung, und Baby Maggie fällt nur durch ihre Schnullersauggeräusche auf.
Slapstick und Satire
Doch keine Spur von Tristesse: Zwischen einfachem Slapstick, Wortspielen und politischen Seitenhieben hat es der „Vater“ der Simpsons, der Underground-Zeichner Matt Groening, geschafft, eine Mischung zu finden, die Zuseher über alle Alters- und Landesgrenzen hinweg in den Bann zieht. Als reine Kinderserie können die Simpsons damit jedenfalls nicht bezeichnet werden.
Immer wieder hat es Groening auch geschafft, mit den Simpsons politische Themen anzusprechen, die bis dahin in Zeichentrickserien als Tabu galten. Damit hat er zweifellos angeeckt: Religiösen Menschen war die Serie zu ketzerisch, Frauenverbänden zu frech, Islamisten zu westlich, Russen zu amerikanisch.
Schlagabtausch mit Bush senior
Vor allem in den ersten Staffeln gehörte auch politische Subversion zum guten Ton: Spätestens als Barbara Bush, Frau des damaligen US-Präsidenten George Bush senior, in einem Interview die „Simpsons“ als das Dümmste, was sie je gesehen habe, bezeichnete, war der langjährige Schlagabtausch eingeleitet.
1992 meinte der amtierende Präsident, er wünsche sich eine Nation, die moralisch eher wie die Waltons, also jene amerikanische Fernsehfamilie, die sich vor allem aufgrund ihrer Gute-Nacht-Wunschorgien in das kollektive Gedächtnis eingebrannt hat („Gute Nacht, John Boy“), und nicht wie die Simpsons sei. Die Replik folgte postwendend: Auch Homer und Co. sehen die Ansprache in ihrem Wohnzimmer, und Bart kontert: „Wir sind doch wie die Waltons. Wir beten auch für ein Ende der Depression.“
Zu sanft geworden?
In den vergangenen Jahren vermissten manche Fans eine derart scharfe politische Linie. Nur selten wurde die Politik so dezidiert aufs Korn genommen, heißt es von Kritikern, denen sie „Simpsons“ irgendwann ab der zehnten Staffel zu brav wurden. Für wirklichen politischen Wirbel sorgte man zuletzt 2008 am Rande der US-Präsidentschaftswahl: Familienoberhaupt Homer Simpson will den Demokraten Barack Obama wählen, scheitert aber an der Wahlmaschine.
„Es ist Zeit für den Wechsel“, zitiert Homer den Slogan Obamas in der Wahlzelle. Doch die Wahlmaschine macht ihm einen Strich durch die Rechnung: Wann immer er auf dem Touchscreen Obama wählt, wird eine Stimme für den Republikaner John McCain gewertet. „So etwas passiert nicht in Amerika“, protestiert Homer nach sechs gewerteten Stimmen für McCain: „Vielleicht in Ohio, aber nicht in Amerika“, woraufhin er auch noch in die Wahlmaschine gezogen wird.
Establishment zum Besseren verändert
Wenn die Serie tatsächlich ein wenig ihre subversive Kraft verloren hat, dann liegt das laut Groening nicht daran, dass man es nicht versucht habe: „Ich glaube, wir beleidigen noch immer viele Leute.“ Aber diese hätten gelernt, dass sie „wie Idioten“ aussehen, wenn sie sich beschweren. „Und darum machen sie es nicht mehr“, so Groening einmal in einem Interview mit dem britischen „Guardian“. Der Produzent der Serie, Al Jean, sah es sogar als Erfolg an, dass die „Simpsons“ nun weniger schockieren: „Wenn wir jetzt Teil des Establishments sind, dann hoffe ich, wir haben das Establishment zum Besseren verändert.“
Netter zu Fox
Vorbei sind auch die Zeiten, als man mit dem eigenen Sender Fox im Dauerclinch lag. Unverblümt wurden die oberflächlichen und stockkonservativen Abendnachrichten des Senders torpediert. „Verursachen Demokraten Krebs?“, „Ölteppiche halten Seehunde frisch und beweglich“ und „Studie: 92 Prozent aller Demokraten sind schwul“ laufen bei den Fox News sehenden „Simpsons“ über den Bildschirm im Bildschirm. Glücklich war man bei Fox nicht, doch allzu viel konnte man gegen die Breitseiten der eigenen Serie auch nicht tun. Schließlich haben die „Simpsons“ maßgeblich dazu beigetragen, dass man nun eines der führenden TV-Netzwerke in den USA ist
Sinkende Einschaltquoten
Richtigen Ärger gab es nur aus finanziellen Gründen: Fox verlängerte den Vertrag nach der 23. Staffel nur, als die Hauptsprecher einer drastischen Kürzung ihrer Gagen zustimmten - die mit gut 200.000 Euro je 23-Minuten-Folge immer noch stattlich sind. Nun ist Staffel 26 unter Dach und Fach. Zwar sinken die Einschaltquoten, und von den 13,4 Millionen Zuschauern der ersten Staffel in den USA ist nur noch gut die Hälfte übrig.
Diese Zahlen sind aber stabil - und für die meisten Serien ein unerreichbarer Traum. Schon vor fünf Jahren hatten die „Simpsons“ den Rekordhalter (die Westernserie „Rauchende Colts“) überholt und sind seitdem die langlebigste Serie im US-Abendprogramm. Im ORF sind die „Simpsons“ seit 1991 zu sehen.
„Simpsons“ als Wegbereiter
Zumindest in Sachen Bissigkeit haben mittlerweile andere Zeichentrickserien die „Simpsons“ überholt. Groening selbst schuf 2008 „Futurama“, seine Vision vom Jahr 3000. Die Serie wurde zwar von Fans und Kritikern bejubelt, richtig durchsetzen konnte sie sich allerdings nicht. Schon 1997 startete „South Park“ von Trey Parker und Matt Stone, noch ein Eck überdrehter und böser als die gelbe Familie.
Und immer populärer wurden „Family Guy“ und „American Dad“ von Seth MacFarlane. Zwischen Groening und dem 20 Jahre jüngeren MacFarlane gab es eine bittere Fehde, per Trickfilm bekriegten einander die beiden. Längst vergessen, inzwischen treten die Figuren sogar gemeinsam auf. Sie alle haben den „Simpsons“ als Wegbereiter einiges zu verdanken. Erst die Familie aus Springfield hat TV-Zeichentrick aus dem Kinderzimmer in den erwachsenen Mainstream geführt.Und immer populärer wurden „Family Guy“ und „American Dad“ von Seth MacFarlane. Zwischen Groening und dem 20 Jahre jüngeren MacFarlane gab es eine bittere Fehde, per Trickfilm bekriegten einander die beiden. Längst vergessen, inzwischen treten die Figuren sogar gemeinsam auf. Sie alle haben den „Simpsons“ als Wegbereiter einiges zu verdanken. Erst die Familie aus Springfield hat TV-Zeichentrick aus dem Kinderzimmer in den erwachsenen Mainstream geführt.
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Zitat:
In 15 Minuten erfunden
Groening rechnete nicht mit Erfolg
Mit dem Erfolg hat er nicht gerechnet: „Das Phänomen der ‚Simpsons‘ hat meine wildesten Träume übertroffen - und meine wildesten Alpträume“, brachte Matt Groening, der „Vater“ der „Simpsons“, den Erfolg seiner Serie bereits vor einigen Jahren auf den Punkt.
Gerade eine Viertelstunde habe er gebraucht, um sich die „Simpsons“ auszudenken, behauptete Groening, und dieses Kunststück sei ihm im Wartezimmer eines Fernsehbosses gelungen. „Unterhalten und untergraben, das ist mein Motto“, sagte der inzwischen 60-jährige Groening.
Nach diesem Grundsatz nehmen die Macher alles aufs Korn, was der US-Mittelstandsgesellschaft lieb und heilig ist: Die Politiker in Homer Simpsons Reich sind korrupte Gauner, die Lehrer faule Säcke und sein Chef im Atomkraftwerk ein böser Kapitalist. Autoritäten werden infrage gestellt, doppelbödige Moral entlarvt. „Nehmt nicht mich!“, ruft Homer einmal, als Aliens ihn entführen wollen. „Ich habe Frau und Kinder! Nehmt die!“
Von Comic-Strips zu Fox
Groening hatte sich mit seinem Comic-Strip „Life in Hell“ - und dem bösen Humor darin - einen Namen gemacht und erhielt vom neu gegründeten Fernsehsender Fox ein Angebot, mit den Charakteren kurze Zwischenclips für die „Tracey Ullman Show“ zu produzieren. Doch Groening schickte den einohrigen Hasen Bongo und dessen Vater Binky in Pension und erfand kurzerhand eine fünfköpfige gelbe Familie: die Simpsons.
Im April 1987 flimmerten die ersten Kurzclips der „Simpsons“ über die Fernsehschirme, und recht bald war klar, dass die Zuseher der „Tracey Ullman Show“ genau deswegen ihre Apparate einschalteten und nicht wegen der Sketches „dazwischen“. Zweieinhalb Jahre später ging die erste eigenständige „Simpsons“-Folge auf Sendung.
Fanartikel und Philosophiebücher
Mit der Popularität der „Simpsons“ wurden auch die Merchandising-Produkte der Serie zum Renner. Von Häferln über Wecker bis hin zu Unterhosen mit Bart Simpsons Konterfei gibt es praktisch nichts, das für eingefleischte Fans nicht zu erwerben wäre.
Doch nicht nur die Wirtschaft interessiert sich für die „Simpsons“. Bereits vor Jahren erschien der Wissenschaftsband „Simpsons and Philosophy“. Wie der Semiotiker Roland Barthes die „Simpsons“ sehen würde, wird dort ebenso thematisiert wie Friedrich Nietzsches Konzept des Übermenschen am Beispiel Barts und die amerikanische Intellektuellenfeindlichkeit anhand von Lisa Simpson. Dem Vernehmen nach war Groening von dem Band angetan: Schließlich hatte er selbst neben Film auch Philosophie studiert.
Jede Menge Prominente
Als Groening 2012 seinen Stern auf dem „Walk of Fame“ in Hollywood bekam, zählte er ein paar auf: „James Brown, Johnny Cash, George Harrison, Bob Hope, Michael Jackson, Jack Lemmon, Tito Puente und Elizabeth Taylor - und das sind nur die Toten!“ Prominente in Gastrollen machten auch die Serie zum Hit. Selbst Stars reißen sich darum, einmal eine der Trickfiguren zu sprechen. Oft stellen sie sich dabei selbst dar. Drei der vier Beatles waren dabei, Bono und Mick Jagger und eigentlich jeder bekannte Musiker bis hin zu Lady Gaga.
Werner Herzog tauchte genauso auf wie Bill Clinton, Stephen Hawking, Liz Taylor, Meryl Streep, Julian Assange und mit Tony Blair sogar ein echter Premierminister - sie alle wurden dabei auch ein bisschen durch den Kakao gezogen. Popstar Michael Jackson schrieb 1990 an Barts Single „Do The Bartman“ mit. Sogar der sonst nie sichtbare US-Autor Thomas Pynchon erklärte sich zu einem animierten Auftritt bereit - er erschien inkognito, mit Papiersackerl über dem Kopf.
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei TinyTimm bedankt:
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15.12.14, 09:24
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#2
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Banned
Registriert seit: Aug 2010
Beiträge: 1.177
Bedankt: 1.376
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Ich bin absoluter Simpsons Fan... und ich hoffe daß die Serie noch 20 Jahre läuft.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei kopierpapier:
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15.12.14, 10:11
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#3
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erudite
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 3.561
Bedankt: 21.690
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Ich schau die gelbe Familie gerne an, aber recht haben sie schon, dass die Serie zahmer geworden ist. Was Futurama angeht: Schade, dass die eingestellt wurde. Das Crossover mit den Simpsons vor ein paar Wochen war genial.
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good things come to those who wait ¯\_(ツ)_/¯
zurückdatiert... and I love it
don't call me - don't text me - stay away
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15.12.14, 10:33
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#4
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.518
Bedankt: 34.774
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Ich habe mich wegen der Simpsons zwei Jahre lang abgehetzt um pünktlich zu Sendebeginn zuhause zu sein.
Mein Junior hatte längere Arbeitszeiten als ich, und hatte mich gebeten ob ich ihm die "Simpsis" auf Video aufnehmen könnte. Er war damals so verrückt nach der Serie, das ich nicht nein sagen konnte.
Mit dem Ergebnis, das ich nach einger Zeit mal genauer hinguckte was ich da eigentlich aufzeichnete, und ab da auch Simpson Fan wurde.
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