[TinyTimm]

„Noch gibt es überall Kraftstoff“

Die Deutsche Bahn (DB) geht jetzt juristisch gegen den Lokführerstreik vor: Der DB-Vorstand habe beim Arbeitsgericht Frankfurt eine einstweilige Verfügung gegen den von der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) begonnenen mehrtägigen Ausstand beantragt, gab die DB am Donnerstag bekannt. Noch am selben Tag sollte die Entscheidung fallen, ob der Streik per einstweilige Verfügung verboten wird.

Das Unternehmen selbst wie auch Juristen räumen dem Gang vor das Gericht nur geringe Chancen ein. DB-Personalvorstand Ulrich Weber sagte, man nehme mit der Klage das Risiko in Kauf, dass die Richter in der Vergangenheit zumeist gegen die Arbeitgeber entschieden hätten. Man wolle aber angesichts der massiven Auswirkungen des Ausstands, der bis Montag dauern soll, nichts unversucht lassen. Das Arbeitsgericht Frankfurt bestätigte den Eingang der Klage. Die mündliche Verhandlung soll am Nachmittag beginnen.

„Ausgedünntes“ Angebot an Zügen

Wegen des Streiks, der nun auch den Personenverkehr der DB deutschlandweit betrifft, kam es in der Früh zu großen Beeinträchtigungen im Berufsverkehr. Nach Angaben der Bahn rollten die Fern- und Regionalzüge „ausgedünnt, aber weitgehend stabil“. Die Wirtschaft sorgt sich zunehmend um die Folgen des Ausstands, der auch den Güterverkehr betrifft. Am Donnerstag weitete die GDL wie angekündigt den Streik auf den Personenverkehr aus, weshalb es zu erheblichen Einschränkungen im Zugsverkehr kam.

Im Fernverkehr steht laut DB-Angaben rund ein Drittel des regulären Fahrplanangebots zur Verfügung. Im Regional- und S-Bahn-Verkehr seien die Streikauswirkungen unterschiedlich spürbar. Im Regionalverkehr in Westdeutschland stünden mehr als 30 Prozent des üblichen Zugsangebotes zur Verfügung, ebenso in Norddeutschland. In Süddeutschland führen etwa 40 Prozent der Züge. In Ostdeutschland dagegen stünden 15 bis 30 Prozent des üblichen Zugsangebots zur Verfügung. Der morgendliche Berufsverkehr in Deutschland schrammte am Donnerstag vielerorts am Zusammenbruch vorbei.

Sprit wird knapp

Die Mineralölwirtschaft betonte zwar, dass es derzeit noch keine Versorgungsengpässe bei Benzin gebe. „Noch gibt es überall ausreichend Kraftstoff“, sagte ein Sprecher. Bei der Belieferung der Tanklager gebe es Ausweichmöglichkeiten vom Zug auf Schiffe, Tanklaster und - soweit verfügbar - auf andere Bahngesellschaften. „Das ist jedoch nur in begrenztem Umfang möglich. Wir hoffen, dass es nicht eng wird.“ Der Streik der Lokführer stelle die Branche vor eine „logistische Herausforderung“.

Am Wochenende könnte die Situation eine neue Facette bekommen: Der Streik fällt zusammen mit den Feiern zum 25. Jahrestag des Mauerfalls, zu denen in Berlin Hunderttausende Besucher erwartet werden, und mit dem Ferienende in Bremen und Niedersachsen. Auch die Fußballspiele der deutschen Bundesliga sind mit der Anreise von Fans vor allem zu Auswärtsspielen betroffen. Neben einer satirisch gemeinten Gruppe gibt es auf Facebook auch schon zwei ernst gemeinte Gruppen mit dem Titel „Hooligans gegen Lokführer“.

Busunternehmer ausgebucht

Viele Reisende setzen erneut auf Fernbusse und Mitfahrzentralen. Die Anbieter verzeichnen Rekordanfragen. Wer zunächst kein Ticket mehr für eine bestimmte Strecke bekommen hat, braucht etwas Geduld. Man solle „immer wieder im Internet nachschauen, weil weitere Kapazitäten aktualisiert werden“, sagte der Sprecher des Busunternehmer. Die DB reagierte mit Ersatzfahrplänen, um die wichtigsten Verbindungen aufrechtzuerhalten. Laut den ÖBB sind die Auswirkungen innerhalb Österreichs gering.

Am Mittwoch hatten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel gemahnt, dass der Tarifkampf nicht dem ganzen Land schaden dürfe. Auch der Vorsitzende des deutschen Beamtenbundes, Klaus Dauderstädt, sprach sich gegen den Streik aus. Es gebe „andere Instrumente, die wir noch ins Auge fassen können“. Vor allem eine außergerichtliche Entscheidung durch eine Schlichtung komme infrage. Das lehnte GDL-Chef Claus Weselsky jedoch am Donnerstag einmal mehr ab - die DB blockiere jeglichen Dialog.

Undankbare Rolle für Gericht

Mit Weselskys harter Linie ist auch der Gewerkschaftsdachverband DBB nicht glücklich: Er muss die Gehaltsausfälle aus der gemeinschaftlichen Streikkassa bezahlen. Die Gewerkschaft will einen eigenständigen Tarifvertrag für Zugsbegleiter durchsetzen, für die bisher die konkurrierende Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) verhandelt. Die GDL fordert zudem fünf Prozent mehr Einkommen und eine kürzere Wochenarbeitszeit. Damit ist der Streik vor allem auch als Machtkampf zwischen zwei Gewerkschaften zu sehen.

Dem Gericht fällt nun eine jedenfalls undankbare Rolle zu. Verbietet es den Streik, könnte das eine Solidarisierung anderer Gewerkschaften zur Folge haben und Arbeitgeber zur Verweigerung von Dialog ermuntern. Erklärt es sich aber für unzuständig oder billigt es den Streik, wird das die Scharfmacher in der GDL weiter beflügeln. Schon jetzt denkt etwa der Berliner GDL-Vorsitzende Frank Nachtigall gegenüber der „Berliner Zeitung“ über die siebente Streikmaßnahme in dem Konflikt nach: Es sei „im Bereich des Möglichen, dass die nächste Aktion für eine noch längere Zeit angesetzt wird“.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[Odatas]

Was ist das eigentlich für ein Land in dem die Arbeitnehmer ihre Rechte wahrnehmen und dann auf denen herum gehackt wird wie nichts blödes. Die sollten die Deutsche Bahn in den Ruin streiken. Was die Lokführer verdienen ist eine absolute Frechheit. Aber das ist Generell in Deutschland ja so. 7,50 Einstiegslohn. Ja das freut die Deutsche Bahn Vorstände.

[Destiny]

Ich bin sehr gespannt, wie das ArbG Frankfurt entscheidet.

Das mit dem Sprit ist übrigens Quatsch. Da wird doch nur Panik gemacht, weil die Ölkonzerne das ausnutzen wollen, um mehr Geld zu machen.

[TinyTimm]

Zitat von Odatas

Was die Lokführer verdienen ist eine absolute Frechheit.

Dem gegenüber steht z.B. Bahnchef Rüdiger Grube der "nur" eine zehnprozentige Erhöhung des Grundgehalts um rund 90.000 Euro genehmigt bekam, anstatt der geforderten 20%

Ursprünglich sollte das Festgehalt ab April dieses Jahres um 20 Prozent auf 1,08 Millionen Euro steigen. So war es zwischen Grube und Aufsichtsrat Ende 2012 abgemacht - als Teil der Vertragsverlängerung um fünf Jahre bis 2017.

Wen wundert es da, wenn manchen der Kragen platzt?

[Dante1253]

Zitat von TinyTimm

Wen wundert es da, wenn manchen der Kragen platzt?

Es wundert niemanden, dass den Bürgern langsam der Kragen platzt.
Ich bin absolut davon überzeugt und solidarisiere mich mit jedem, der für bessere Arbeitsbedingungen oder eine fairere Verteilung auf die Straße geht.
Die GDL möchte in diesem Fall aber mehr erreichen, als das, sie will ihre eigene Macht gegenüber anderen Gewerkschaften demonstrieren - und dafür habe ich absolut KEIN Verständnis.
Auch habe ich kein Verständnis dafür, wie sehr die (vor allem normalverdienende) Bevölkerung darunter leiden muss - den Managern ist es egal, die fahren sowieso in ihrem Luxuswagen zur Arbeit, der normale Arbeiter hingegen hat Probleme seine Arbeitsstätte zu erreichen und/oder dadurch verbunden Lohneinbüßungen.
Es kann nicht sein, dass 4000 (mehr Lokführer sind nicht in der GDL laut heute journal) die Infrastruktur eines Landes von 80kk Menschen lahmlegen, weil ihr Gewerksschafts-Chef (!) seine Macht ausspielen will.

[Destiny]

1.500 bis 1.900 Euro Netto - für Schichtarbeit, für Wochenendarbeit, für Arbeit an Feiertagen.

Das Geld gibts übrigens nur für Vollzeit. Wenn der Lokführer auf weniger Stunden gesetzt wurde, gibts auch weniger Geld. (So passiert bei vielen S-Bahn Fahrern in Berlin.)

Die Lokführer, die beamtet sind, fahren übrigens. Aber man sollte sich fragen, warum ausgerechnet im Osten nur 15 bis 30 % der üblichen Verbindung zur Verfügung stehen, während im Westen, Norden und Süden über 30 % bis 40 % der üblichen Verbindung zur Verfügung stehen.

[nolte]

»Bevölkerung ist streikentwöhnt«
Empörung über Arbeitskampf mit verfassungsrechtlicher Dimension. Ein Gespräch mit Dr. Stefan Heinz

Medien machten in den letzten Tagen gegen die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) mobil, die den Zugverkehr der Deutschen Bahn (DB) bestreikt. Wie erklären Sie sich diese Empörungskampagne?

Deutschland ist eines der streikärmsten Länder im Vergleich zu ähnlichen Industrienationen. Trotz einer schon immer tendenziell defensiven Arbeitskampfpolitik ist die Bevölkerung seit dem Siegeszug des Neoliberalismus geradezu »streikentwöhnt«. Der Streik der GDL produziert mehr Aufregung als andere, weil die hochqualifizierten Lokführer sehr wirkungsvoll um höhere Löhne und kürzere Arbeitszeiten kämpfen können. Ihr Ausstand trifft nicht nur Reisende und Berufstätige, sondern auch Logistik und Produktion. Das setzt die DB als teilprivatisiertes Bundesunternehmen unter Druck. Zugleich will die Bundesregierung mit einem Gesetz zur Herstellung der Tarifeinheit in solche und ähnliche Konflikte eingreifen, um den Vertretungsanspruch kleinerer Berufsgewerkschaften einzuschränken. Deshalb hat der Ausstand eine verfassungsrechtliche Dimension. Die medial befeuerte Empörung wendet sich gegen die Kernelemente gewerkschaftlicher Politik.

Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hat den GDL-Ausstand als »Missbrauch des Streikrechts« charakterisiert. Worin liegt der »Missbrauch«?

Streikkämpfe müssen einem nicht gefallen, es kann sein, dass man sie für lästig hält. Doch Gewerkschaften haben das Koalitionsrecht und die Tarifautonomie erkämpft. Dazu gehört das Streikrecht. All dies findet sich in Artikel 9 des Grundgesetzes. Bis 2010 lief der Grundsatz der Tarifeinheit »Ein Betrieb – eine Gewerkschaft – ein Tarifvertrag« eigentlich der Rechtslage zuwider. Dieses Prinzip entsprach aber für Jahrzehnte den Bedürfnissen. Es spiegelte die Macht der DGB-Gewerkschaften wider. Doch 2010 hob das Bundesarbeitsgericht die Tarifeinheit auf. Im zunehmend privatisierten Verkehrs- und Gesundheitssektor hatte das einheitliche Tarifwesen an Bedeutung verloren. Daher ging zum Beispiel die GDL davon aus, eine Macht in Konkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG aufbauen zu müssen. Es kommt weniger darauf an, ob man den Bruch der Gewerkschaftseinheit für sinnvoll hält. Er ist in diesem Fall Ergebnis der Privatisierung. Von »Missbrauch« des Streikrechts kann keine Rede sein, denn die bisherige Rechtsprechung stellt keineswegs eine formelle Gewerkschafts- oder Tarifeinheit unter Schutz.

Also stellt der Gesetzentwurf von Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) zur »Tarifeinheit« einen Angriff auf das Streikrecht dar?

Das Gesetz soll der Zersplitterung der Tariflandschaft Einhalt gebieten und ein Mehrheitsprinzip für die Angehörigen gleicher Berufe in verschiedenen Gewerkschaften durchsetzen. Wenn sich zwei Gewerkschaften in einem Betrieb bei Tarifen für eine Berufsgruppe nicht einigen können, soll die mitgliederstärkere den Vertrag abschließen dürfen. Im Zweifel muss ein Notar feststellen, ob sie ausreichend Mitglieder hat, um für die Berufsgruppe zuständig zu sein. Im Fall der GDL müsste dann geklärt werden, ob sie stark genug ist, um außer für die Lokführer auch für andere Bahnbedienstete einen Tarifvertrag abzuschließen. Wenn dem nicht so ist, was zu vermuten wäre, würde faktisch das Streikrecht der GDL eingeschränkt. Das Streikrecht unterliegt vielen Rechtsvorschriften, ist aber vom Koalitionsrecht nicht zu trennen, wie die Ministerin suggeriert. Ihr Gesetz schränkt früher oder später die Rechte aller Lohnabhängigen ein. In der bisherigen Form widerspräche es der Verfassung.

Sehen Sie noch Chancen, den Gesetzentwurf zu stoppen? Wie bewerten Sie vor diesem Hintergrund das Tarifangebot der DB an die GDL?

Es bleibt zu hoffen, dass die Gewerkschaftsbewegung einen Weg findet, sich zu artikulieren und ihre Interessen wieder unabhängig von staatlichen Regularien verstärkt gemeinsam durchzusetzen – sonst bleibt ein Teil der Beschäftigten auf der Strecke. Der Gesetzentwurf dürfte keiner verfassungsrechtlichen Prüfung standhalten. Pikanter ist aber, dass der Tarifvorschlag der DB, der zum aktuellen GDL-Streik geführt hat, eine Vorstufe der Tarifeinheit darstellt und die Konkurrenz zwischen GDL und EVG verschärfen würde. Fakten sollten geschaffen werden, die weit mehr Beschäftigte treffen als nur die Lokführer. Die DGB-Gewerkschaften wären daher keineswegs auf der Gewinnerseite.
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[Destiny]

Liveticker bezüglich Verhandlung vor dem ArbG Frankfurt:

Die GDL macht ernst: Nach dem Güterverkehr geht seit dem frühen Morgen auch im Personenverkehr kaum noch etwas. Millionen Fahrgäste müssen improvisieren - und müssen schon den nächsten Streik fürchten. Erfahren Sie in unserem Ticker, wie sich Tag zwei des Rekordstreiks entwickelt.

+++ Sechste Streikaktion im laufenden Tarifkonflikt +++

+++ Streik soll Montag 4:00 Uhr enden +++

+++ Zwei Drittel der Züge fallen aus +++

+++ Kostenlose Hotline der Bahn: 0800/0 99 66 33 +++

+++ 21:15 Uhr: Die GDL und die Deutsche Bahn haben sich angenähert. Die Parteien feilschten über den genauen Wortlaut des vom Gericht vorgelegten Vergleichsvorschlags. Die GDL hatte zunächst abgelehnt, dann aber eingelenkt. Sie will nun zusätzlich ausdrücklich festgeschrieben haben, dass bei der Bahn mehrere unterschiedliche Tarifverträge möglich sein könnten. Die Bahn hätte den ursprünglichen Vorschlag nach den Worten ihres Anwalts angenommen.

+++ 20:39 Uhr: Richterin Ursula Schmidt regte an, sämtliche Konfliktpunkte auch mit der konkurrierenden Gewerkschaft EVG aufzulisten, um eine Mediation oder Schlichtung vorzubereiten. Ein Problem ist dabei nach Angaben der Richterin, dass weder die EVG noch der Arbeitgeberverband der Bahn bei der Verhandlung anwesend sind, die aber ebenfalls dem Plan zustimmen müssten. GDL und Bahn haben sich noch nicht geäußert.

+++ 20:15 Uhr: Der genaue Wortlaut des Vorschlags wurde vorerst nur den Streitparteien vorgelegt. Diese haben sich zu Beratungen zurückgezogen. Ob das Gericht im Falle einer Ablehnung des Vorschlags noch am Donnerstag entscheidet, bleibt unklar.
Gericht schlägt Vergleich vor

+++ 19:28 Uhr: Das Arbeitsgericht Frankfurt hat vorgeschlagen, den Lokführerstreik bei der Bahn mit einem Vergleich beizulegen. Inhalte des Vorschlags nannte die Richterin Ursula Schmidt am Donnerstag bei der Verhandlung zunächst nicht. Die Streitparteien sagten zu, den Vorschlag zu prüfen, sobald er vorliegt. Noch ist unklar, ob das Gericht am Abend eine Entscheidung fällen wird. Möglicherweise könnte auch noch die Berufung gegen die Entscheidung verhandelt werden. Das Landesarbeitsgericht hielt sich nach Angaben einer Sprecherin in Bereitschaft.

+++ 18:14 Uhr: Der Anwalt der Deutschen Bahn AG führt im juristischen Streit um den Lokführerstreik einen hohen Millionenschaden ins Feld. Der deutschen Wirtschaft entstünden pro Streiktag Schäden von rund 100 Millionen Euro, sagte der Anwalt Thomas Uber am Donnerstag vor dem Arbeitsgericht Frankfurt. Der Deutschen Bahn AG werde im Verlauf des größten Streiks in ihrer Geschichte ein Schaden in ebenfalls dieser Höhe entstehen. Die DB sei zudem mehreren Gewerkschaften "ausgesetzt" und könne sich nicht gegen Arbeitskämpfe wehren, so dass die Verhältnismäßigkeit strenger geprüft werden müsse.

+++ 17:33 Uhr: Die Ersatzfahrpläne zum 25-jährigen Mauerfall-Jubiläum am Sonntag stehen früher bereit. Nach Auskunft der Deutschen Bahn sind sie ab Freitagmorgen 8:00 Uhr in den Auskunfts- und Buchungssystemen abrufbar. Reisende im Fernverkehr werden gebeten, sich über die Live Auskunft der DB unter [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] oder [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] zu informieren.

+++ 16:59 Uhr: Vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt am Main hat die Verhandlung um den Lokführerstreik bei der Deutschen Bahn begonnen. Das Unternehmen will der Gewerkschaft GDL per einstweiliger Verfügung den bis Montag geplanten Streik untersagen lassen. Er sei zuversichtlich, dass dies abgelehnt werde, erklärt der GDL-Vorsitzende Claus Weselsky. Der Gewerkschafter ist mit Applaus von Zuschauern bei der Verhandlung empfangen worden.

+++ 16:49 Uhr: Bei einer Anmietstation für Mietwagen hat sich ein Mitarbeiter bei unserem Redakteur über das Kundenverhalten beschwert. Weil die Mieter die angemieteten Autos wegen des Streiks nicht zurückbrächten, soll es keine freien Autos mehr geben. Deshalb habe er acht Kunden, die Autos reserviert hatten, absagen müssen.

+++ 16:42 Uhr: Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) befürchtet einen Imageschaden für andere Gewerkschaften. "Ich bedauere es sehr, dass Herr Weselsky das Angebot auf eine Schlichtung nicht angenommen hat", sagt der DGB-Vorsitzende Reiner Hoffmann im Deutschlandfunk über den GDL-Chef.

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[bambamfeuerstein]

Zitat von Destiny

Aber man sollte sich fragen, warum ausgerechnet im Osten nur 15 bis 30 % der üblichen Verbindung zur Verfügung stehen, während im Westen, Norden und Süden über 30 % bis 40 % der üblichen Verbindung zur Verfügung stehen.

vielleicht weil im westen mehr beamte unter den lokfahrern sind als im osten....nur so eine idee


davon abgesehen: der lohn ist bei diesem streik garnicht DER streikgrund. es geht eher um die machtverhältnisse zwischen den zwei gewerkschaften. und dieser kampf wird auf dem rücken der DB ausgefochten. deswegen ist dieser streik auch absolut beschissen. wenn sich die GDL durchsetzt, muss die bahn theoretisch mit zwei verschiedenen gewerkschaften um dieselbe sache verhandeln. im schlimmsten fall gibts dann eine zwei klassen-gesellschaft unter den bahnmitarbeitern...je nachdem bei welcher gewerkschaft sie sind. das würde kein unternehmen freiwillig mitmachen.



was die gehälter angeht:
man kann die deutsche bahn nicht mit der konkurrenz aus dem ausland vergleichen, hier mal paar beispiele:
- als die bahn privatisiert wurde, mussten tausende und abertausende beamte weiter finanziert werden....bis heute noch. in anderen ländern gabs das nicht.
- die DB ist gesetzlich verpflichtet, viele unrentable haltestelle zu unterhalten. das gibts in anderen ländern auch nicht. dort wird ein unrentabler bahnhof ruckzuck dichtgemacht, während hier in deutschland käffer mit nichtmal 100 einwohnern angefahren werden.
- in anderen ländern müssen sich die zugunternehmen auch nicht um die schnittstellen zum straßenverkehr kümmern. das übernimmt der steuerzahler bei denen. hier in deutschland wird jede "straße/schiene" -kreuzung von der DB überwacht und bedient.
- die deutsche bahn darf züge/technik allgemein nur von bestimmten unternehmen kaufen wie z.B. siemens und bombardier. in anderen ländenr kann die konkurrenz das günstigste kaufen,w as grad aufm markt ist.
- usw.usw.

das alles muss finanziert werden und am meisten/schnellsten spart es sich halt nunmal an den gehältern


übrigens: wie ich gerade gelesen habe, hat die bahn längst alle forderungen bis auf die sache mit der GDL und dem vertreten anderer berufsgruppen, zugestimmt. das heisst die lokführer bekommen ab jetzt mehr geld und die wochenendarbeit wird bezahlt. reicht der GDL anscheinend nicht

[pauli8]

Ich will die Reichsbahn wieder.

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[Nana12]

Zitat von bambamfeuerstein

deswegen ist dieser streik auch absolut beschissen. wenn sich die GDL durchsetzt, muss die bahn theoretisch mit zwei verschiedenen gewerkschaften um dieselbe sache verhandeln. im schlimmsten fall gibts dann eine zwei klassen-gesellschaft unter den bahnmitarbeitern...je nachdem bei welcher gewerkschaft sie sind. das würde kein unternehmen freiwillig mitmachen.

Das Unternehmen besser ohne Gewerkschaften leben können, sollte wohl klar sein. Von freiwillig kann keine Rede sein.

Vor Jahren gab es sogar drei Gewerkschaften bei der Bahn. Und ja es gab sogar eine "Mehrklassen" Gesellschaft, da ja noch die Beamten dabei waren. Wie war das bloß möglich? Möglich wurde dies durch klare Abgrenzungen, wobei es damals schon Personal in Bereichen gab, wo die Konkurrenz verhandelte. Es war also niemals eindeutig.

Der Punkt ist einfach, dass die GDL besser Abschlüsse erzielt. Wieso sollte sie also im Wettbewerb mit zunehmender Anzahl Mitgliedern sich nur auf Lokführer beschränken? Die EVG arrangiert sich lieber mit dem Bahn Vorstand, wobei ein Norbert Hansen nur ein herausragendes Beispiel war. Das ist der Grund weswegen die GDL natürlich ihren Bereich ausweitet und die EVG langfristig sich einschränken muss. Es geht also nicht um die EVG, sondern GDL vs Bahn.

@nolte

Der letzte Satz im Interview setzt voraus, dass der DGB sich immer als Gegenstück zum Arbeitgeberverband wahr nimmt. Die Spitzen können sich prima mit dem Arbeitgeber arrangieren, was die Abschlüsse und die Politik der letzten Jahre gezeigt haben (sicher lags nicht nur daran, aber im Fall der EVG schon).
Der Marburger Bund und andere Spartengewerkschaften blicken jetzt auf Nahles und ihr neues Gesetz, dass in ihrer Existenz bedroht. Der DGB reibt sich die Hände weil seine Spitzenfunktionäre dann freie Hand haben. Langfristig braucht der DGB sich dann über ein böses Erwachen nicht zu wundern. Es gab ja auch mal einen FDGB...

@razor1945

Ja die Lebenshaltungskosten von Spanien und Italien liegen weit über deutschem Niveau.

Abgesehen davon, dass die Lokführer ihren Beruf wohl besser kennen, als ihre Kritiker (siehe Durchfallquote bei Einstellungstests): Deine Beispiele dienen eher der einem Rattenrennen. Alle laufen, keiner gewinnt. So sieht Deutschland aus. Es gehört zur deutschen Mentalität auf die Gnade des Chefs zu warten, er möge ihnen doch bitte ein angenehmes Gehalt zahlen. Dann gibt es noch Leute die nutzen ihre Arbeitnehmerrechte um ihre Situation zu verbessern. Du glaubst das müsse nicht so sein? Das ist vollkommen ok. Aber andere sehen das nicht so, und da haben andere nunmal nichts mitzubestimmen.

[Destiny]

Zitat von razor1945

Die Arbeit eines Lokführers ist nicht so anstrengend, die sitzen denn ganzen Tag gemütlich auf ihrem Sitzt, betätigen hin und wieder paar Hebel und Schalter und hören dem Funk zu. Beschleunigen,Bremsen und Türen öffnen und schließen ist keine Arbeit.

...

Ein Busfahrer bekommt auch nur 1700-1800€ am Anfang, dafür hat er viel mehr Verantwortung und Arbeit, er muss Kassieren, auf den Verkehr achten und alle paar Meter bremsen oder beschleunigen.

Wenn jemand auf die Gleise läuft, muss der Lokführer auch aufpassen. Wenn irgendwelche Spinner trotz Schranke auf die Gleise laufen, muss aufgepasst werden. Wenn irgendwas auf den Gleisen liegt, muss aufgepasst werden.

Der Lokführer muss die ganze Fahrt über hoch konzentriert sein, genauso wie ein Busfahrer. Nur dass der Busfahrer halt noch Autos, Fahrradfahrer, LKWs etc vor/neben/hinter sich hat.

Aber so zu tun, als schiebe der Lokführer nur eine Ruhige Kugel ist auch falsch.

[bambamfeuerstein]

quark, bei voller geschwindigkeit hat ein zug nen mindestbremsweg von einem kilometer...da kann der zugfahrer so konzentriert guggen wie er will, die chance rechtzetig zu bremsen ist bei fast 0

was den job des lokführers so anspruchsvoll macht sind andere dinge wie bremstest durchführen, ladungsberechnung, züge zusammenstellen, rangieren, gleis und signalverwaltung, etc.

[pauli8]

Stimme ja euch beiden zu.

Na a bisserle hat Destiny aber schon recht.

Ein Lokführer der einen Selbstmörder auf 800 m zerstückelt verteilt hat ist am Ende.

Zitat razor1945:

...Ein Lagerist oder Einzelhandelskaufmann erhält viel weniger Gehalt am Anfang, dafür ist er denn ganzen Tag auf den Beinen unterwegs und schleppt Kisten oder Kartons...

Wird ein Lagerist als Staplerfahrer oder sein Kollege beim Amazon Bücherversand vielleicht auch von Kartons erschlagen ?

[nolte]

Die Arbeit eines Lokführers ist nicht so anstrengend, die sitzen denn ganzen Tag gemütlich auf ihrem Sitzt, betätigen hin und wieder paar Hebel und Schalter und hören dem Funk zu. Beschleunigen,Bremsen und Türen öffnen und schließen ist keine Arbeit.

Das liebe ich ja sooo...
Aber passt scho: Ein LKW-Fahrer sitzt auch nur den ganzen Tag vor seinem Bett und schaut aus dem Fenster. Und das will er auch noch bezahlt haben, ist schliesslich keine Arbeit. Frechheit sowas.

[Destiny]

Zitat von bambamfeuerstein

quark, bei voller geschwindigkeit hat ein zug nen mindestbremsweg von einem kilometer...da kann der zugfahrer so konzentriert guggen wie er will, die chance rechtzetig zu bremsen ist bei fast 0

Bei Gefahrenstellen wie Bahnübergänge fahren die Züge aber nicht volle Geschwindigkeit.

[pauli8]

Ändert am Bremsweg aber auch nicht die Bohne Desty.

[Destiny]

Ist der dann nicht viel kürzer? Aber immerhin haben die Schwachmaten auf den Gleisen dann mehr Zeit, schneller von die Gleise wieder runterzuhüpfen.

[pauli8]

Heute gebe ich mich mal geschlagen Desty...manchmal klappt es wirklich bei entsprechender Zeit und Reaktion.

[Destiny]

Gericht entscheidet pro Lokführer:

Streik-Urteil Bahnfahrer in ganz Deutschland müssen sich auch heute Alternativen suchen. Das Arbeitsgericht Frankfurt hat entschieden, dass der Lokführer-Streik rechtens ist. Die Einzelheiten: Das Urteil ist eine Schlappe für die Deutsche Bahn. Sie wollte den tagelangen Ausstand stoppen - denn sie befürchtet einen Schaden von bis zu 100 Millionen Euro. Das Gericht sagt aber: der Streik verstößt weder gegen Gesetze, noch ist er zu groß angelegt. Gegen das Urteil will die Bahn in Berufung gehen, schon heute Vormittag könnte die Verhandlung anfangen. Die Lokführer wollen bis Montagfrüh streiken, so lange wie noch nie in der Geschichte der Bahn. Auch in Nordrhein-Westfalen fallen deshalb viele Züge aus, nur etwa jeder dritte fährt.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]


Die Streiks laufen weiter.

Das will die DB AG aber natürlich nicht hinnehmen und deshalb gehts wieder vor Gericht.

Lokführer-Streik landet wieder vor Gericht:

Lokführer-Streik Die Bahn und die Gewerkschaft GDL treffen sich heute wohl wieder vor Gericht. In der Nacht hatte ein Arbeitsgericht entschieden, dass der Lokführer-Streik rechtens ist. Das will die Bahn nicht hinnehmen. Die Einzelheiten: Es ist der längste Streik in der Geschichte der Bahn und damit wohl auch einer der teuersten. Die Bahn fürchtet, dass sie 100 Millionen Euro verliert. Deswegen geht sie gegen die GDL vors nächsthöhere Gericht - die Verhandlung fängt wohl noch heute Vormittag an. Grünen-Fraktionschef Hofreiter sieht aber auch die Bahn in der Pflicht - auch sie müsse sich bewegen. Millionen Bahnkunden haben jetzt allerdings erstmal andere Sorgen. Sie müssen sich weiter nach Alternativen umgucken. Denn wegen des Streiks fallen auch in Nordrhein-Westfalen wieder viele Züge aus - nur etwa jeder dritte fährt.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[bambamfeuerstein]

Zitat von Destiny

Bei Gefahrenstellen wie Bahnübergänge fahren die Züge aber nicht volle Geschwindigkeit.

da muss er sich ja auch nicht mehr konzentrieren wie ein autofahrer im straßenverkehr