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Erst verlor er im Gerichtssaal die Beherrschung, dann gab er einer Zeitung ein Interview. Weil sich ein Schöffe unangemessen verhielt, muss der Prozess um die tödliche Prügelattacke am Berliner Alexanderplatz ausgesetzt werden. Womöglich wird das Verfahren neu aufgerollt.



Berlin - Der Prozess um den Tod des Berliners Jonny K. nach einer Prügelattacke wird ausgesetzt. Das kündigte der Vorsitzende Richter Helmut Schweckendieck in der Verhandlung am Montagmittag an. Grund ist die Befangenheit eines Schöffen.

"Dass wir aussetzen werden, steht fest", sagte Schweckendieck. Ein offizieller Beschluss steht noch aus. Das Verfahren gegen sechs junge Männer muss in diesem Fall neu aufgerollt werden.

Bereits seit der vergangenen Woche hatte das Verhalten des Schöffen für Kopfschütteln gesorgt. Während einer Verhandlung hatte er die Beherrschung verloren. "Sind Sie zu feige, oder wollen Sie uns verarschen?", hatte er einen Augenzeugen angeherrscht, als dieser sich auf Erinnerungslücken berief. Für die Entgleisung wurde er vom Vorsitzenden Richter kritisiert; die Verteidigung stellte einen Befangenheitsantrag.

"Weiß selbst nicht, wie es weitergehen soll"

Zu weit ging der Laienrichter nun offenbar, als er mit der Berliner Boulevardzeitung "BZ" sprach. In einem Artikel des Blatts wird der Mann gleich mehrfach wörtlich zitiert - Schöffen dürfen ihre Meinung zu einem laufenden Verfahren aber nicht äußern.

Richter Schweckendieck zeigte sich dementsprechend ratlos. "Ich weiß selbst nicht, wie es weitergehen soll", sagte er, bevor er schließlich die Aussetzung des Verfahrens ankündigte. Der Schöffe versicherte unterdessen, er habe nicht mit der Zeitung gesprochen.

Die Prügelattacke gegen Jonny K. hatte bundesweit Entsetzen ausgelöst. Der 20-Jährige war laut Anklage in der Nacht zum 14. Oktober 2012 am Berliner Alexanderplatz mit Schlägen und Tritten so heftig angegriffen worden, dass er an Gehirnblutungen starb.

Sechs Männer im Alter von 19 bis 24 Jahren sitzen wegen Körperverletzung mit Todesfolge beziehungsweise gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank. Alle haben Schläge oder Tritte eingeräumt. Die Verantwortung für den Tod wiesen die Angeklagten aber zurück.

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