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Helmut Kohls Vertrauter plant brisantes Enthüllungsbuch
23.09.2012, 15:13 Uhr

Stundenlange Tonbandaufnahmen, Informationen aus gesperrten Stasi-Akten, private Dokumente - aus all dem soll ein Enthüllungsbuch über Helmut Kohl (83) entstehen. Der Journalist Heribert Schwan plant, aus den Aufzeichnungen, die er während seiner Zeit als Ghostwriter des Altkanzlers machte, zu einem Buch zusammenzufassen. "Ich habe einen Schatz, der wirklich einmalig ist", sagte der Autor dem "Spiegel".

Acht Jahre lang half der ehemalige WDR-Redakteur Kohl bei der Abfassung seiner Memoiren. Er hatte in dieser Zeit ungehinderten Zugang zu allen Unterlagen, die er einsehen wollte, darunter auch die 13-bändige Stasi-Akte, die Kohl in einem langen Rechtsstreit sperren ließ.

Zu 90 Prozent unveröffentlichte Details

Besonders wertvoll seien demnach die Tonbandaufnahmen von Gesprächen, die der Autor mit dem Altkanzler vor seinem verhängnisvollen Sturz führte, sagte der dem "Spiegel". Im Frühjahr 2008 stürzte Kohl nach einer Knie-Operation und verletzte sich am Kopf. Seither sitzt er im Rollstuhl und kann nur schwer sprechen. Im Februar dieses Jahres bekam er einen Herzschrittmacher und eine neue Herzklappe.

Insgesamt befinden sich 630 Stunden O-Ton in Schwans Besitz, in denen Kohl sehr freimütig über Freunde und Feinde Auskunft gibt. Von dem Material seien nach Angaben Schwans nur zehn Prozent in die drei erschienenen Bände der "Erinnerungen" eingeflossen, 90 Prozent hingegen seien bislang unveröffentlicht.

Darunter könnten sich viele brisante Details seines politischen Lebens finden: "Schwan genoss über viele Jahre das uneingeschränkte Vertrauen von Helmut Kohl, der ihm, wie keinem anderen Journalisten, Einblicke in Akten und Unterlagen nicht nur über seine Amtszeit als Bundeskanzler gewährte", sagte Kanzlersohn Peter einmal der "Süddeutschen Zeitung".

"Kohl wird die Wahrheit mit ins Grab nehmen"

Welche Details in dem Buch zu lesen sein sollen, gab Schwan nicht bekannt. Geheimnisse zur CDU-Spendenaffäre werden wohl kaum gelüftet werden. Zwar hatte Kohl schon 1999 eingestanden, von 1993 bis 1998 Geld für die Partei entgegengenommen zu haben, ohne sie als Spende auszuweisen. Die Namen der Geldgeber nannte er mit der Begründung nicht, dass er ihnen sein Ehrenwort gegeben habe.

Die Republik war erschüttert. Spekulationen, wer der CDU am Gesetz vorbei Bares gegeben hatte, schossen ins Kraut. Kohl wurde "Herrscher über schwarze Kassen" genannt. 2000 gab er den CDU-Ehrenvorsitz verbittert zurück und schwieg weiter über die Namen. In einem Interview mit der "Hamburger Morgenpost" im Jahr 2010 hatte Biograf Schwan geantwortet: "Helmut Kohl wird die Wahrheit mit ins Grab nehmen."

Keine Angst vor rechtlichen Konsequenzen

Einen Rechtsstreit mit dem Altkanzler fürchte Schwan nicht, da er nie eine Vereinbarung unterschrieben habe, die ihn zur Verschwiegenheit verpflichte: "Das sind meine eigenen Exzerpte, darin steckt meine geistige Leistung. Die kann man mir nicht einfach nehmen, schon gar nicht auf juristischem Wege."

Eine selbstbestimmte Reaktion auf die Ankündigung ist von Kohl wohl nicht zu erwarten. Sein Leben werde sehr stark von seiner zweiten Ehefrau Maike Richter-Kohl bestimmt, sagte Schwan der "Morgenpost". "Sie entscheidet, wer sich mit ihm trifft, mit wem er telefoniert und was schriftlich rausgegeben wird. Sie hat die Kontrolle über alles * und eine Kommunikation mit Helmut Kohl ist heute unmöglich geworden. Er ist ein fremdbestimmter Mann."

Dennoch hatte der Journalist schon einmal rechtliche Probleme mit den Kohls bekommen: Schwan hatte zuletzt eine Biografie über die verstorbene Kanzlergattin Hannelore Kohl veröffentlicht. Wegen Indiskretionen hatten Kohl Söhne einstweilige Verfügungen durchgesetzt.

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