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01.04.12, 12:45
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Nach Ölkatastrophe: Im Golf von Mexiko sterben die Delfine
Leider kein Aprilscherz..
Zitat:
Seit Anfang 2010 verenden im Golf von Mexiko ungewöhnlich viele Wale und Delfine. Eine Studie zeigt nun, wie schlecht es den Meeressäugern dort wirklich geht. Der Verdacht der Forscher: Viele der Tiere leiden und sterben an Spätfolgen der Deepwater-Horizon-Katastrophe.
Info
Hamburg - Sie nennen es ein "Unusual Mortality Event", kurz "UME": Es ist die amtliche Bezeichnung dafür, dass seit Februar 2010 ungewöhnlich viele Meeressäuger an den Stränden im Golf von Mexiko tot angeschwemmt werden. In Lousiana, dem am stärksten betroffenen Gebiet, erhöhte sich die Zahl der tot angeschwemmten Meeresäuger von durchschnittlich 20 in den Jahren 2002 bis 2009 auf 138 im Jahr 2010 und 159 im Jahr 2011.
Damit starben in den letzten zwei Jahren vor Lousianas Küste fast sechzehnmal so viele Wale und Delfine wie sonst in einem Jahrzehnt. Insgesamt liegt die Quote tot angeschwemmter Meeressäuger in der Golfregion, dessen Anrainer-Bundesstaaten sehr unterschiedlich stark betroffen sind, rund fünfmal über Normalniveau. Mit schon 37 toten Tieren bis März 2012 scheint klar, dass dieser Trend auch in diesem Jahr ungebrochen ist.
In der nüchternen Sprache der Wissenschaft ist das statistisch signifikant, für die Naturschutz- und Fischereibehörden UME und für Tierschützer eine Katastrophe. Und für viele ist der Schuldige daran natürlich ausgemacht: Das Sterben der Wale begann fast zeitgleich mit der Katastrophe der Ölplattform Deepwater Horizon am 20. April 2010, die elf Arbeiter das Leben kostete, die Plattform zerstörte und die größte Ölpest aller Zeiten verursachte. Geschätzt 800 Millionen Liter Öl ergossen sich in das Meer, das wenige Tage darauf von einem fast 10.000 Quadratkilometer großen Ölteppich bedeckt war. Es dauerte bis zum 6. August 2010, bis das Leck, aus dem das Öl ausströmte, endlich abgedichtet war.
Dass ein Ereignis dieser Größenordnung die Umwelt in erheblichem Maße belasten würde, war klar: Monatelang kämpften Experten darum, das Öl irgendwie aufzufangen, zu verbrennen oder chemisch zu binden. Am Ende schienen auch natürliche Prozesse ganz kräftig mitgeholfen zu haben, und schneller als erwartet verschwanden die Ölteppiche und Ölfilme im Wasser. Bereits vier Monate nach der Katastrophe glaubten US-Behörden, drei Viertel des ausgelaufenen Öls seien unschädlich gemacht worden. Unabhängige Forscher widersprachen: 80 Prozent des Öls, wollten Wissenschaftler der Universität Georgia herausgefunden haben, wabere nach wie vor durch die Tiefen - hinabgedrückt durch die zur Bindung des Öls eingesetzten Chemikalien.
Zwei Jahre nach der Katastrophe deutet sich nun an, dass diese noch weit schwerere Konsequenzen für die Umwelt haben könnte als bisher gedacht. Erste Studien über Korallen und Insekten in der Region hatten in den letzten Monaten gezeigt, dass auch diese Lebewesen erheblich belastet sind. In einer von der National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) und dem Ölkonzern BP, dem die Deepwater Horizon gehörte, gemeinschaftlich finanzierten Studie stellten Forscher ein erhebliches Korallensterben fest. Ungewöhnlicherweise erstreckte sich das auch in größere Tiefen. Als Grund wird vermutet, dass durch chemische Bindestoffe schwer gewordenes Rohöl unter die Meeresoberfläche abgesunken sei und sich dort in großen Wolken verbreitet habe. Das Verschwinden der Ölteppiche habe somit keineswegs bedeutet, dass das Öl unschädlich gemacht worden sei.
Krank, weil durch die Ölpest geschwächt?
Das Sterben der Meeressäuger ist da ein weiteres Indiz. Ein Beweis ist es aber noch nicht: Das "UME" begann zwei Monate vor der Ölkatastrophe. Die höchsten Fallzahlen stellte die NOAA für die Wochen vor der Explosion der Deepwater Horizon fest. Die Behörde behandelt auch diese Fälle im Kontext der Deepwater-Umweltkatastrophe. Es gibt aber auch noch andere Faktoren.
Nachdem Forscher der NOAA im Oktober 2011 in fünf tot angeschwemmten Delfinen einen Befall mit Brucellen feststellten, einem auch bei Meeresäugern auftretenden Bakterium, das die oft tödlich verlaufende Brucellose verursacht, ließ die Behörde weitere Tiere testen. Am 25. März 2012 lagen die Ergebnisse für 43 getestete, tot angeschwemmte Delfine vor: 11 davon, also rund 25 Prozent, waren an Brucellose verendet.
Das schließt einen Zusammenhang mit der Deepwater-Horizon-Katastrophe aber keineswegs aus. Schlagzeilen machte die Behörde nun mit einer Studie, die auf der Untersuchung von 32 lebend gefangenen Delfinen beruht. Die endgültigen Ergebnisse sind noch nicht veröffentlicht, doch schon die Ende März vorab herausgegeben Statements zeigen die Größe des Problems: Die Behörde beschreibt den Zustand der gefangenen Tiere als außergewöhnlich schlecht. Die Hälfte habe unnormale Hormonwerte gezeigt, viele seien deutlich untergewichtig gewesen. Zu den medizinischen Befunden, die von der Normalität abwichen, zählten zudem verminderte Hämoglobinwerte im Blut, Lungen- und Leberleiden. Die erhöhte Anzahl von Tieren, die an Infektionen erkrankt sind, könnte also durchaus darauf zurückzuführen sein, dass diese deutlich geschwächt scheinen.
Lungen- und Lebererkrankungen waren als Folgen der Umweltkatastrophe erwartet worden. 800 Millionen Liter Rohöl emittieren jede Menge Dämpfe, und der vergebliche Versuch, das Öl zu verbrennen, verursachte zeitweilig erhebliche Luftverschmutzungen in der Region. Die Leberschädigungen aber dürften die Konsequenz erhöhter Giftstoffaufnahme sein. Wie Menschen stehen Wale am obersten Ende der Nahrungskette: Was an Schadstoffen in die Nahrungskette einfließt, zeigt sich am obersten Ende dann in konzentrierter Form.
Angst vor Schadstoffen in der Nahrung
In den USA wurden als Reaktion auf die NOAA-Studie umgehend wieder Befürchtungen laut, Fisch und Meeresfrüchte aus der Region könnten ein Gesundheitsrisiko darstellen. Die Behörde widerspricht solchen Befürchtungen: Gerade Delfine könnten auf vielfältige Weise mit Öl und Chemikalienrückständen in Kontakt kommen, durch die Menschen nicht gefährdet seien. Dazu gehöre neben dem Einatmen von Öldämpfen auch die Aufnahme über die Haut und die Möglichkeit, dass sich die Säuger selbst vergiften, wenn sie ölverseuchte Schlämme am Meeresboden nach Nahrung durchsuchten. Die Gewässer des Golf von Mexiko würden seit der Katastrophe intensiv überwacht, alle Fischerzeugnisse ständig getestet. Der Verzehr sei unbedenklich.
Für Entwarnungen ist es aber offensichtlich zu früh. Auch die Küstenregionen stellen nach wie vor fest, dass Belastungen durch das ausgelaufene Öl anhalten, auch das Pflanzenwachstum stellenweise deutlich eingeschränkt ist - die Ölpest tötet noch immer.
Auch für BP ist die Katastrophe nicht ausgestanden. Trotz Kooperationen mit den US-Behörden im Rahmen der "Gulf Spill Restauration"-Anstrengungen, mit denen die Umweltfolgen des Desasters beseitigt werden sollen, beharken sich Behörden und BP nach wie vor gerichtlich, werfen sich gegenseitig vor, nötige Akteneinsichten nicht zu gewähren. Mit einer Gruppe privater Kläger einigte sich BP auf eine Schadenersatzzahlung in Höhe von 7,8 Milliarden Dollar. Der Konzern hat sich aber darauf vorbereitet, dass die Rechnung am Ende noch erheblich höher ausfallen könnte. Insgesamt soll der Ölmulti 37 Milliarden Dollar an die Seite gelegt haben, um weitere Forderungen erfüllen zu können.
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