Amnesty International: Unter US-Einfluss bleiben Länder bei Todesstrafen
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Amnesty International Unter US-Einfluss bleiben Länder bei Todesstrafen
Die USA halten unbedingt an der Todesstrafe fest. 2011 ließen sie im eigenen Land 43 Menschen exekutieren. Doch auch dort, wo die USA politischen und militärischen Einfluss besitzen, wie in Irak, Afghanistan und Saudi-Arabien, wird häufig hingerichtet.
Berlin – Im Einflussbereich der USA halten auch andere Ländern an der Todesstrafe fest. Wie die Menschenrechtsorganisation Amnesty International berichtete, wurden im Irak 2011 mindestens 68 Menschen hingerichtet, fast 300 wurden zum Tode verurteilt. Afghanistan nahm im vergangenen Jahr die Hinrichtungen wieder auf und exekutierte mindestens zwei Menschen. In Saudi-Arabien wurden fast hundert Todesurteile vollstreckt.
Amnesty kritisierte auch, dass die Todesurteile nicht selten unter Heranziehung von „Geständnissen“ zustande gekommen seien, die vermutlich unter Folter oder Zwang erlangt wurden. Dies gelte auch für Irak und Saudi-Arabien. Im Irak seien zudem einige dieser „Geständnisse“ vor dem Prozess im Fernsehen ausgestrahlt worden, wodurch das Recht auf Unschuldsvermutung der Angeklagten weiter beschnitten wurde.
Auch für sich selbst halten die USA an der Todesstrafe fest. Amnesty zählte 2011 insgesamt 43 Vollstreckungen. Dennoch sieht die Organisation Fortschritte im Kampf gegen die Todesstrafe. Als 16. Bundesstaat der USA habe Illinois im vergangenen Jahr die Todesstrafe abgeschafft. In Oregon habe der Gouverneur, John Kitzhaber, verkündet, dass er während seiner Amtszeit in diesem Bundesstaat keine weitere Hinrichtung zulassen werde.
Tausende Exekutionen in China
"Gerade einmal zehn Prozent aller Länder haben 2011 noch Menschen hingerichtet. Die Todesstrafe ist weltweit auf dem Rückzug", erklärte Oliver Hendrich, Experte zur Todesstrafe von Amnesty International in Deutschland.
Weltweit vollstreckten Iran (mindestens 360), Saudi-Arabien (mindestens 82), Irak (mindestens 6, die USA (43) und Jemen (mindestens 41) die meisten Todesurteile. "Amnesty hat darüber hinaus glaubwürdige Informationen über eine große Zahl heimlicher Hinrichtungen in Iran", sagte Hendrich. Zur Todesstrafe in China veröffentlicht Amnesty seit 2009 keine Zahlen mehr, da China diese Angaben als Staatsgeheimnis behandelt. Amnesty schätzt, dass dort weiterhin Tausende hingerichtet werden
Iran: Unter Todesstrafe stehen hier Drogendelikte, Ehebruch, Homosexualität und religiöse Vergehen wie Apostasie, also der Abfall vom Islam. Auch wer der „moharebeh“, der Feindschaft gegen Gott, schuldig gesprochen wird, kann mit dem Tod bestraft werden. Steinigungen hat es nach Wissen von Amnesty 2011 im Iran nicht gegeben, aber öffentliche Erhängungen. Mindestens drei der Gehenkten waren noch minderjährig, als sie die Straftat begangen. Die Islamische Republik hat nach Angaben von Amnesty International 2011 mehr als 360 Menschen hingerichtet.
China: Das Land mit der größten Zahl von Hinrichtungen. 2011 waren es mehrere Tausend Menschen, die in der Volksrepublik hingerichtet worden, und zwar auch für Wirtschaftsverbrechen oder Drogendelikte. Genaue Zahlen gibt es nicht, da China sie als Staatsgeheimnis hütet.
Saudi-Arabien: Mehr als 82 Hinrichtungen zählte Amnesty hier. Todesurteile werden hier auch wegen Hexerei, Vergewaltigung oder Drogenhandel verhängt. Vollstreckt werden sie öffentlich durch Enthauptung. Mindestens ein Jugendlicher kam so ums Leben.
Pakistan: Hier riskiert den Tod, wer der Gotteslästerung für schuldig gesprochen wird. Auch Drogenhändler können hingerichtet werden. Amnesty führt für 2011 keine Hinrichtung auf, zählt aber 313 Todesurteile.
Republik Kongo: Auf Handel mit Menschenknochen steht hier der Tod. Wegen verschiedener Vergehen zählte Amnesty 2011 drei Todesurteile.
Kenia und Sambia: In beiden Ländern sieht das Strafrecht die Todesstrafe auch für schweren Raub vor. 2011 gab es in Kenia mehr als elf Todesurteile, in Sambia sogar 48.
Nordkorea: Dem Amnesty-Bericht zufolge werden hier häufig Todesurteile verhängt, obwohl die angebliche Straftat nach inländischem Recht nicht mit der Todesstrafe bedroht ist. Mehr als 30 Menschen wurden 2011 durch Erschießung hingerichtet.