Die umstrittene Vergabe eines Toleranzpreises an den türkischen Premier in Bochum ist geplatzt: Erdogan sagte seine Reise nach Deutschland ab, als Begründung gab sein Büro den Absturz eines türkischen Hubschraubers in Afghanistan an. Gegen die Verleihung waren Massenproteste geplant.
Bochum - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan hat seine geplante Teilnahme an der Verleihung des Bochumer Steiger Awards am Samstag nach Angaben des Veranstalters abgesagt. Grund sei der Absturz eines türkischen Militärhubschraubers in Afghanistan, hieß es am Freitagabend in einer Mitteilung. Der Initiator des Preises, Sascha Hellen, bestätigte die Absage Erdogans. "Der Steiger Award wird nicht in Abwesenheit verliehen. Wir suchen nun nach einer anderen Lösung", sagte Hellen.
Erdogan sollte am Samstag einen Preis für 50 Jahre deutsch-türkische Freundschaft stellvertretend für das türkische Volk in Empfang nehmen. Für die Laudatio war der Ex-Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) vorgesehen. Beim Absturz des türkischen Militärhubschraubers in ein Wohnhaus in der afghanischen Hauptstadt Kabul waren am Freitag mindestens 14 Menschen getötet worden.
Im Vorfeld der Preisverleihung hatte es heftige Proteste gegen die geplante Auszeichnung Erdogans gegeben. Die Polizei im Ruhrgebiet hatte sich wegen angekündigter Massenproteste auf einen Großeinsatz vorbereitet. Armenier, Kurden und Aleviten haben für Samstag zu Protesten aufgerufen. Sie sehen in dem Preis für Erdogan einen "Schlag ins Gesicht aller Minderheiten in der Türkei", wie es in einer Mitteilung der Alevitischen Gemeinde Deutschlands hieß.