[Coxile]

Also doch alle korrupt in der Fifa









{Wegen der wiederkehrenden Korruptionsvorwürfe könnte man den Weltfußballverband (Fifa) fast mit der DDR vergleichen. Doch viele Ossis würden das als Beleidigung auffassen, schließlich gab es in der Deutschen Demokratischen Republik neben dem Fußball auch anderes Gutes, zum Beispiel den internationalen Kindertag am 1. Juni.

Ausgerechnet am 1. Juni 2011 hat auch Sepp Blatter ein großes Fest geplant. Seit 1998 ist der Schweizer der mächtigste Mann des Fußballs. In drei Wochen will er sich zum dritten Mal zum Fifa-Präsidenten wählen lassen. Die Vorbereitungen der Feier sind nun jedoch gehörig behindert worden.

Im englischen Parlament verteidigte sich am Dienstag der frühere englische Fußballverbandschef David Triesman vor den Abgeordneten. Die Politiker wollten wissen, wieso England, das so gerne die WM 2018 ausgerichtet hätte, bei der Vergabe nur zwei Stimmen der Exekutivmitglieder der Fifa bekommen hatte. Triesmann gab eigene Fehler zu, deutete aber auch an, dass England mit legalen Mitteln keine Chance auf die WM gehabt habe. Seine Anschuldigungen beschäftigen seither alle hochrangigen Sportfunktionäre und Blatter.

Triesman sagte, einige Fifa-Exekutivmitglieder hätten vor der WM-Vergabe "regelwidrige und sittenwidrige Forderungen" erhoben. Den Fifa-Chefs aus Trinidad, Thailand, Brasilien und Paraguay warf Triesman Bestechlichkeit vor. Jack Warner habe 3,5 Millionen Euro verlangt, damit er in Trinidad unter anderem ein Ausbildungszentrum bauen könne. Worawi Makudi aus Thailand soll die TV-Rechte an einem Freundschaftsspiel verlangt haben. Ricardo Teixeira aus Brasilien soll nach Triesmans Aussagen zu ihm gekommen sein und ihn gefragt haben, was er "für ihn habe". Nicolás Leoz aus Paraguay setzte hinter diese Fußball-Posse das Ausrufezeichen: Laut Triesman hätte der Funktionär seine WM-Stimme für einen Ritterschlag durch die Queen gegeben.

Der britische Politiker Damian Collins, der Triesman im Parlament anhörte, weitete die Anschuldigungen aus: auf die Vergabe der WM 2022 und auf zwei weitere Fifa-Funktionäre. Der afrikanische Fifa-Präsident Issa Hayatou aus Kamerun und der Ivorer Jacques Anouma sollen je 1,5 Millionen Dollar dafür bekommen haben, dass sie bei der Vergabe der WM 2022 für den späteren Sieger Katar votierten.

Die Dementis kamen wie erwartet: Brasiliens Fifa-Chef Teixeira kündigte rechtliche Schritte gegen Triesman an. Südamerikas Verband bedauerte die Vorwürfe gegen sein Exekutivmitglied Leoz zutiefst.

Der afrikanische Verband (CAF) bezeichnete die Anschuldigungen gegen Hayatou als "reine Erfindung". Danach teilte der Verband jedoch mit, dass Katars WM-Bewerbungskomitee als Sponsor der CAF-Generalversammlung eine Zahlung in Höhe von 1,8 Millionen Dollar geleistet haben soll. Der Deal sei vom afrikanischen Fußballverband abgesegnet worden. Als Gegenleistung habe Katars Bewerbungskomitee die "Exklusivrechte" erhalten, vor der Generalversammlung zu sprechen und Präsentationen vor Mitgliedern zu machen.

Was immer das genau heißt, die Welt der hohen Sportfunktionäre ist seitdem in Aufruhr. Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitee (IOC), Jacques Rogge, sieht wegen der Vorwürfe das Image des gesamten Weltsports beschädigt. Er forderte von allen Sportverbänden den Kampf gegen Korruption auf allen Ebenen.}

Quelle:Zeit.de [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]