[Disaster95]

Für viele Tiere ist der Schwanz überlebenswichtig

Beim Mensch ist der Schwanz im Lauf der Evolution verschwunden. Doch für viele Tiere bleibt er überlebenswichtig.



Die Schwänze der Klammeraffen helfen beim Klettern.

Lang, kurz, buschig oder geringelt - bei den meisten Tieren hängt hinten ein Schwanz dran. Allerdings kann nicht jedes Tier mit einem Prachtexemplar aufwarten. Einige besitzen nur einen sehr kleinen, manche überhaupt keinen Schwanz. So verzichten beispielsweise die Menschenaffen und der Mensch ganz auf den Fortsatz der Wirbelsäule. Ein Schwanz scheint demnach nicht grundsätzlich zum Bauplan von Tieren gehören. Doch was entscheidet über seine Existenz und Ausprägung?

„Der Schwanz ist eines der variabelsten Körperteile in der Tierwelt“, sagt André Schüle vom Zoo Berlin. Er erfülle bei verschiedenen Tierarten unterschiedliche Funktionen. Für manche Arten sei der Schwanz für das Überleben sehr wichtig: „Bei bestimmten Affenarten ist er besonders lang und kräftig und dient als eine zusätzliche Hand beim Hangeln in den Bäumen“, erklärt Schüle.

Beim Bieber habe der platte Schwanz die Funktion eines Ruders. Viele andere Tiere benötigten die flexible Körperverlängerung für die Balance bei ihren Bewegungen: Katzen beispielsweise benutzten ihren Schwanz als Gewichtsausgleich bei ihren schnellen Manövern. Das Känguru brauche den langen Fortsatz zur Stabilisierung seiner Sprünge. Ein Schwanz könne auch eine gemütliche Decke sein, erklärt Schüle: Der Fuchs oder das Eichhörnchen deckten sich mit ihrem buschigen Anhängsel beim Schlafen zu. Kuh und Pferd verwendeten ihren Schwanz dagegen zum Verscheuchen von Fliegen.

„Zur Kommunikation kann er ebenfalls dienen“, sagt Schüle. Ein freudiger Hund wedele mit seinem Schwanz. Habe er dagegen Angst, klemme er selbigen zwischen die Hinterbeine. Auch die besonders kleinen Anhängsel seien häufig nicht funktionslos, weiß der Tierexperte: „Das Flusspferd benutzt beispielsweise sein Schwänzchen als Kotschleuder, um sein Revier möglichst weitreichend zu markieren.“ Babyelefanten griffen nach dem Schwanz der Mutter, um den Kontakt nicht zu verlieren.
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Unnötiges bildet sich im Lauf der Evolution zurück

Bleibt die Frage, warum der Mensch, die Menschenaffen und einige weitere Tierarten den Fortsatz der Wirbelsäule im Laufe ihrer Entwicklungsgeschichte verloren haben. „Alles, was sich nicht rentiert, bildet sich in der Evolution zurück, um keine unnötigen Ressourcen zu verschwenden“, erklärt Schüle. Menschen seien auf den Schwanz weder für die Kommunikation noch für Bewegungen oder für irgendeine weitere Funktion angewiesen. In der Lebensweise der Vorfahren von Menschenaffen und Menschen habe der Schwanz zunehmend seine Bedeutung verloren und sich deshalb mit der Zeit zurückgebildet.

Doch es gibt auch heute noch Menschen, die mit einem Schwanz am Steißbein zur Welt kommen. „Phänomene dieser Art nennt man Atavismus“, erklärt Schüle. Dabei nimmt man an, dass einige „eingemottete“ Anlagen, die bei unseren stammesgeschichtlichen Vorfahren noch aktiv waren, sozusagen versehentlich wieder reaktiviert wurden. Diesen Effekt gibt es auch im Zusammenhang mit einem anderen typisch tierischen Merkmal: Manche Menschen tragen eine seltene genetische Veranlagung, die ihnen am ganzen Körper ein dichtes Fell wachsen lässt.

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In der Quelle stehen weitere interessante Beispiele, wozu der Schwanz nützlich sein kann.