Astronomen entdecken bislang fernste und älteste Galaxie
Astronomen haben mit Hilfe des Weltraumteleskops Hubble die wahrscheinlich entfernteste und damit älteste Galaxie aufgespürt, die bislang entdeckt wurde. Über ihre Entdeckung berichten das Team um Rychard Bouwens von der University of California in Santa Cruz in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Nature.
Die Galaxie mit der Bezeichnung UDFj-39546284 ist rund 13,2 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie hat also schon existiert, als das Universum gerade erst etwa 480 Millionen Jahre alt war - was nur rund drei Prozent seines heutigen Alters von 13,7 Milliarden Jahren entspricht. Bei UDFj-39546284 handelt es sich nach Angaben der Forscher um eine kompakte Galaxie aus blauen Sternen. Sie ist rund hundertmal kleiner als unsere Milchstraße.
Die Entfernungsbestimmung gelang den Astronomen mit Hilfe der Untersuchung der Rotverschiebung. Diese gibt an, wie stark das einst ausgesandte Licht durch die Expansion des Universums zu größeren Wellenlängen hin in den Rotbebereich verschoben wurde. Je größer die Rotverschiebung, desto größer ist auch die Entfernung. Bei UDFj-39546284 stellten die Forscher eine Rotverschiebung von 10,3 fest. Beim bisherigen Rekordhalter lag der Wert "nur" bei 8,6 - diese Galaxie existierte also schon rund 600 Millionen Jahre nach dem Urknall.
"Wir kommen den ersten Galaxien sehr nahe", erklärte Garth Illingworth, einer der beteiligten Forscher. "Wir können große Veränderungen in der Sternentstehungsrate erkennen. Das deutet darauf hin, dass in noch größerer Vergangenheit noch dramatischere Änderungen sichtbar werden." Besonders das Ausmaß dieser Veränderungen sorgte für Überraschungen: Die Sternentstehungsrate scheint sich in den 170 Millionen Jahren, die zwischen der neu aufgespürten Galaxie und den schon bekannten Galaxien, die 650 Millionen Jahre nach dem Urknall existierten, verzehnfacht zu haben.
Während die Astronomen nur auf eine Galaxie stießen, die schon 480 Millionen Jahre nach dem Urknall existierte, sind es 170 Millionen Jahre später schon 47. Das zeige, wie schnell in jener Zeit neue Galaxien entstanden seien. "Diese Beobachtung liefern uns damit den bislang besten Einblick in die Natur dieser frühen Objekte, die wir gerade erst zu entdecken beginnen", so Bouwens. Illingworth erklärte dazu: "Wir stoßen immer weiter in jene Bereiche vor, in denen sich dramatische Veränderungen abgespielt haben. Noch einige Hundert Millionen Jahre zurück Richtung Urknall und wir können tatsächlich die Entstehung der ersten Galaxien beobachten."
Allerdings ist das Licht der Galaxie wegen der enormen Entfernung so weit ins Rote verschoben, dass Hubble es nur in den längsten Infrarotwellenlängen nachweisen konnte. Das bekannte Weltraumteleskop arbeitete damit am Rande seiner technischen Möglichkeiten. Erst mit dem Hubble-Nachfolger, dem James Webb Space Telescope, wird es daher möglich sein, noch tiefer in die Vergangenheit zu blicken. Das neue Weltraumteleskop wird voraussichtlich 2014 ins All gebracht.