Unis brauchen mehr Profs
Rund 30000 zusätzliche Hochschullehrer und wissenschaftliche Mitarbeiter werden bis 2025 händeringend an den deutschen Universitäten gebraucht, wenn der Betrieb dort vernünftig weiterlaufen soll. So das Ergebnis einer neuen Studie.
Eines ist klar: Bund und Länder müssen zusätzliche Studienplätze schaffen, wenn die Sache mit den doppelten Abijahrgängen und dem Aussetzen der Wehrpflicht für die Hochschulen nicht nach hinten losgehen soll. Aber was heißt das eigentlich in Zahlen, genauer in Professorenköpfen und Stellen für wissenschaftliche Mitarbeiter?
Nachgerechnet hat jetzt die Politologin Silke Gülker vom Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung. Rund 30000 Professoren und wissenschaftliche Mitarbeiter würden demnach bis 2025 zusätzlich gebraucht, wenn wenigstens der Status quo an den Hochschulen gewahrt und das Betreuungsverhältnis bleiben soll, wie es ist. Im vergangenen Wintersemester kamen auf einen Uniprofessor im Schnitt rund 60 Studierende.
Es dabei aber zu belassen, wäre widersinnig. Zu Recht verweist Gülker etwa auf die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Verbesserung der Lehre. Um die politischen Versprechen der Vergangenheit einzuhalten, müssten in den kommenden 14 Jahren schon allein 23000 zusätzliche Professorenstellen geschaffen werden. Lediglich dann kämen statistisch auf einen Hochschullehrer „nur“ noch 45 Studenten. Bei dem Modell geht Gülker zudem davon aus, dass ein Großteil der Studierenden nach dem Bachelor für ein Masterprogramm an der Hochschule bleibt.
Zusätzliches Personal würde laut Gülker auf jeden Fall gebraucht, auch wenn Statistiker davon ausgehen, dass die Studierendenzahlen demografiebedingt ab Mitte des Jahrzehnts einknicken werden. Denn auch ein Großteil der Professoren scheidet in den kommenden Jahren aus dem Dienst aus. Just dann, wenn noch einmal starke Abijahrgänge an die Unis strömen.
Zugleich macht Gülker deutlich, dass auch Verbesserungsbedarf bei den Arbeitsbedingungen an den Hochschulen besteht. So schulterten die wissenschaftlichen Mitarbeiter einen Großteil der Lehre. Rund drei Viertel aber stünden nur in einem befristeten Arbeitsverhältnis.
Ihre Studie, die im Auftrag der Max-Traeger-Stiftung entstand, stellte Gülker am Freitag bei einem Folgekongress der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Berlin vor. Die GEW forderte erneut mehr Festanstellungen für Wissenschaftler und will gegen übertriebene Zeitvertragsregelungen angehen. Konkrete Reformvorschläge für eine bessere Beschäftigungssituation hatte sie schon mit dem „Templiner Manifest“ vorgelegt. Auch die Grünen wollen Veränderungen: Am Donnerstag hatten sie die Idee eines neuen Bund-Länder-Paktes zur Schaffung von 4000 weiteren Professorenstellen ins Parlament eingebracht.