Willkommen |
|
myGully |
|
Links |
|
Forum |
|
|
|
 |
24.09.10, 09:32
|
#1
|
Süchtiger
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 859
Bedankt: 2.528
|
Musikindustrie frohlockt wegen Gallo-Beschluss - ein (bitterböser) Kommentar
Zitat:
Es gibt etwas zu feiern! Der Jubelschrei beim Bundesverband Musikindustrie (BVMI) dürfte gestern in Berlin unüberhörbar gewesen sein. Am Mittwoch hat das Europäische Parlament den Gallo-Report ohne größere Probleme durchgewunken. Vielen mag die Feierstimmung der Lobbyisten wenig überraschend erscheinen. Sie würden ihren Job schlecht machen, würden sie bei solchen Aussichten keinen Beifall spenden.
Die konservative Politikerin Marielle Gallo gehört im Europäischen Parlament der Fraktion der Europäischen Volkspartei (Christdemokraten) an. Die Französin ist auch die Autorin des gleichnamigen „Reports über die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums im Binnenmarkt“, kurz: Gallo-Report. In ihrem Bericht fordert sie einen stärkeren Schutz des geistigen Eigentums auf EU-Ebene ein. Verletzungen des Urheberrechts sollen künftig länderübergreifend strafrechtlich verfolgt werden. Die Unternehmen der Content-Industrie und die Internet-Anbieter sollen Hand in Hand aktiv gegen den illegalen Tausch von Daten vorgehen. Marielle Gallo versteht darunter auch Internetsperren �* la three strikes und HADOPI wie in Großbritannien und Frankreich. Sie macht sich auch dafür stark, dass die EU-Kommission (endlich) die Verhandlungen zum strittigen ACTA-Abkommen fortsetzen soll.
Nun, machen wir uns nichts vor. Der BVMI ist nichts anderes als die PR-Agentur der Großunternehmer der Branche. Den Damen und Herren leuchten derzeit keine Dollarnoten, sondern vor allem unzählige Zangen in den Augen. Auf ihrer Netzhaut ist nicht Platz genug für all die Scheren, die sie sich eiligst herbeisehnen. Natürlich ist die Vorfreude auf das Durchtrennen der Internetleitungen deswegen so groß, weil man hofft, danach wieder das große Geld verdienen zu können. Weswegen wohl auch sonst? Mit welcher Begründung die Trennung auch immer durchgeführt werden soll die Gesetzgeber werden der Entwicklung der Technik immer hinterher hinken. Das liegt in der Natur der Sache.
BVMI-Chef Prof. Dieter Gorny bekundet seine Vorfreude mit den Worten: „Das ist ein klares Signal aus Straßburg - auch an die nationalen Gesetzgeber -, endlich pragmatische Lösungen gegen die illegale Nutzung von Musik, Filmen, Büchern, Games oder Software zu entwickeln und umzusetzen.“ Die Abstimmung mit 328 zu 245 Stimmen ist aber bei weitem nicht so eindeutig, wie der BVMI das Ergebnis gerne in der Öffentlichkeit darstellen würde.
Solange die Quellen im Graubereich sprudeln, würde dies die Erforschung innovativer Angebote behindern und Arbeitsplätze kosten, kommentiert man die Gründe für den seit vielen Jahren eingeforderten Schutz der Kreativwirtschaft. Wenn schon der Wettbewerb behindert wird, und ihnen noch immer niemand von der politischen Riege zuhören möchte, dann kommt spätestens das senilste aller Totschlagargumente zum Einsatz: die Bedrohung von Arbeitsplätzen.
Das bringt auch die im April veröffentlichte TERA-Studie zum Ausdruck. Tera Consultants hatte errechnet, dass die illegale Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte im Internet alleine in Deutschland im Jahr 2008 bei Produktion und Vertrieb von Spielfilmen, TV-Serien, Musik und Software einen Schaden von 1,2 Milliarden Euro verursacht haben soll. Rund 34.000 Arbeitsplätze seien deswegen hierzulande vernichtet worden. Für alle 27 EU-Staaten zusammen rechnete man 10 Milliarden Euro und 186.000 verlorene Jobs hoch. Sehr viel spekulativer fällt aber die Prognose aus, sobald die etwas weiter entfernte Zukunft beschrieben wird. Auf EU-Ebene sollen aufgrund der Urheberrechtsverletzungen bis in fünf Jahren 56 Milliarden Euro Schäden entstanden und 1,2 Millionen Arbeitsplätze zerstört worden sein. Innerhalb von fünf Jahren ändert sich aber derartig viel; die Studie als ungenau oder nur spekulativ zu bezeichnen, ist noch untertrieben. Imaginär, mit Hilfe einer Glaskugel vielleicht? Aufgrund von aktuellen Zahlen frei erfunden trifft es besser.
Musikindustrie
Wer hätte denn beispielsweise vor fünf Jahren geglaubt, welchen Siegeszug Facebook vollziehen würde? Wer konnte vor fünf Jahren ahnen, wie sich das Internet entwickelt und wie sehr es unsere Gesellschaft und die Marktwirtschaft beeinflusst? Egal, wen man in Interviews fragt - niemand hat den Mut für eine konkrete Prognose. Wie auch will man seriös bestimmen, wie es weitergeht, haben so unglaublich viele Faktoren Einfluss darauf, die man unmöglich wirklich exakt einschätzen kann. Nur Tera Consultants, die wissen natürlich genauestens Bescheid, was passieren wird. Facepalm?
Un meine verwaiste Gebetsmühle nicht einrosten zu lassen: Nach den Ursachen der gigantischen Schäden, die schon jetzt durch den illegalen Vertrieb von Werken entstanden sind, wird wie üblich nicht gefragt. Das liege wohl alles in der Hand der bösen Raubmordkopierer, die quasi in Horden über die nicht mehr schützbaren Musikstücke hergefallen sind. Dass wir mittlerweile eine Generation von Jugendlichen haben, die gar nicht mehr wissen, was das Urheberrecht in der Praxis bedeutet, steht außer Frage. Die heutigen Kids kommen mit dem Thema nur dann in Berührung, wenn ihre Eltern oder die Eltern anderer Filesharer eine Abmahnung wegen eines P2P-Transfers kassiert haben. Und dann wird’s für die Betroffenen richtig teuer.
Nun, jetzt ist also Madame Gallo aus Sarkozys Lager gefragt, das alles wieder in Reih und Glied aufzustellen, was angeblich von ganz alleine durcheinander gewürfelt wurde. Ehrlich Leute. Was würde mit einer anderen Branche passieren, wenn sich niemand mehr auf die Bedürfnisse der Kunden einstellt, und so lange verpasst zu realisieren, dass sich die Welt um sie herum nicht nur gedreht sondern auch verändert hat. Kann es sich die Gemeinschaft der Bäcker leisten, 10 Jahre lang die immer gleichen Brötchen auf die immer gleiche Weise zu verkaufen?
Edit: Der Vergleich zwischen manchen Bäckereiketten und den Labels ist schnell erklärt. Vielen Filialen werden die Teigwaren fertig geliefert, um sie dort im Laden fertig zu backen. Auch die Musikwirtschaft greift auf unfertige Talente und deren geistige Leistungen und ihre Kreativität zurück, um sie zur Reife zu bringen und das Produkt zu optimieren. Die Plattenlabels als auch die Bäckerei-Geschäfte sind dafür verantwortlich, ihre Waren so gut wie möglich zu vermarkten. Dazu gehört natürlich auch ein Konzept, welches den Besuchern der Läden immer mal wieder ein neues Highlight anbietet. Natürlich hat sich das eine Gewerbe nicht ansatzweise so sehr gewandelt, wie das andere. Trotzdem ist man überall stets darauf angewiesen, es seinen Kunden im wahrsten Sinne "schmackhaft" zu machen, damit sie wieder kommen, weil sie beim Gang in den Laden einen Mehrwert entdecken. Wäre das nicht so, könnten sie das Brot auch selber machen. Im übertragenen Sinn könnten die Musikliebhaber auch freie Musik bei Jamendo & Co. beziehen oder diese selbst machen, wie es z.B. Netlabels tun. In den eigenen vier Wänden musizieren die Menschen aber schon so lange, wie es Musikinstrumente gibt. Und auch sehr viel länger, als die Musikwirtschaft existiert. In den Flaschen der Mineralwasserfirmen ist neben H2O auch ein Mehrwert enthalten, weswegen die Kunden nicht einfach den Wasserhahn aufdrehen.
Viel wichtiger an dieser Stelle ist aber: Was tun, wenn das Geschäftsmodell doch mal kaputt geht, weil man die Zeichen der Zeit nicht erkannte? Wenn dann keine Teigwaren mehr verkauft werden? Mahnt man dann die Hausfrauen ab, die ihr Brot zuhause gebacken oder die Zutaten im Internet bestellt haben? Fordert dann die Bäcker-Innung als Interessenverband der leidenden Branche Herd- und Ofensperren für die bösen SelbstBrotBäcker? Oder gar eine Geräteabgabe, weil die heimischen Backautomaten den unterbezahlten Angestellten von Kamps & Co. die Arbeit streitig machen? Nichts anderes passiert in der Musikwirtschaft seit Jahren.
Face the facts: Professor Gorny wird für die Durchführung von Lobbyarbeit bezahlt. Und wir dafür, die Augen aufzuhalten und nicht an Gedächtnisschwäche zu leiden. In dem Sinne wünschen wir weiterhin guten Hunger und denkt bitte daran:
HOMEFUCKING IS KILLING PROSTITUTION AND HOMEBAKING IS KILLING THE BREAD INDUSTRY!
Wohl bekomm's!
|
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
|
|
|
24.09.10, 13:27
|
#2
|
Banned
Registriert seit: Jul 2010
Beiträge: 522
Bedankt: 173
|
was ist ein gallo-beschluss ? kannd a irgendwer ne kurze zusammenfassung für dumme ( mich ) schreiben ? ^^
|
|
|
24.09.10, 13:34
|
#3
|
Süchtiger
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 859
Bedankt: 2.528
|
Lies dir mal diese News durch, dann weißt du Bescheid. Gallo ist die Namensgeberin der Aktion: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
|
|
|
24.09.10, 15:01
|
#4
|
Anfänger
Registriert seit: Aug 2008
Beiträge: 17
Bedankt: 103
|
Muss ihren Notleitenden Anwaltskollegen doch unter die Arme greifen, auch ist damit wohl ein gut bezahlter Job bei diversen Firmen später sicher. Oder sitzt sie sogar schon in diversen Aufsichtsräten? Wundern würde mich es nicht.
|
|
|
24.09.10, 16:49
|
#5
|
Süchtiger
Registriert seit: Sep 2008
Beiträge: 859
Bedankt: 2.528
|
Was für eine Story das Ganze mal wieder ist. Sowas weckt Vertrauen in die Politik...
Auch Tote unterstützen den Gallo-Report
Zitat:
Um die Belange der Rechteinhaber zu schützen, greift so manche Lobby-Organisation gerne mal in die Trickkiste. Im Falle des "Gallo-Reports" ist so ein Schwindel nun aufgeflogen. Eine Unterschriftenliste von Befürwortern trägt den Namen eines ungarischen Filmregisseurs. Dieser ist seit drei Jahren tot.
Die Politik ist häufig ein sehr langsames Geschäft. Da kann es durchaus vorkommen, dass von der ersten Idee bis zur Umsetzung mehrere Jahre vergehen. Für den Gallo-Report trifft dies auch bedingt zu. Am vergangenen Mittwoch war der Bericht vom EU-Parlament abgesegnet worden. Der "Report über die Durchsetzung von Rechten des geistigen Eigentums im Binnenmarkt" hat keine gesetzgebende Wirkung. Er könnte sich jedoch zum Türöffner für ein härteres Urheberrecht innerhalb der EU entwickeln. Insbesondere die Thematik eines "Three-Strikes-Gesetzes" kommt darin mehrfach zur Sprache.
Zahlreiche Lobbyverbände hatten sich mehr oder minder direkt an Abgeordnete gewandt. Manche dieser Bemühungen sind jedoch besonders dubioser Natur. Dazu zählt beispielsweise eine Petition von "Eurocinema". Der Verband repräsentiert Film- und TV-Produzenten in Europa. Von diesen hatte man Unterschriften gesammelt, die den Gallo-Report befürworten. Wie die französische Bürgerrechtsbewegung "La Quadrature du Net" herausgefunden hat, ist mit der Liste jedoch einiges nicht in Ordnung.
So hat beispielsweise der Regisseur László Kovács unterzeichnet. Dieser starb vor etwa drei Jahren und damit zu einem Zeitpunkt, als der Gallo-Report noch nicht einmal ansatzweise auf dem Weg war. Damit beginnen jedoch erst die Merkwürdigkeiten. So ist unter den Unterzeichnern auch ein Regisseur, der seine Filme unter eine freie Lizenz stellt. Natürlich ist es nicht unmöglich, dass er tatsächlich unterschrieben hat. Unwahrscheinlich wäre es jedoch allemal. Auch so besteht die Liste zu einem erheblichen Teil aus ungarischen Kreativen.
Wie die Kollegen von TorrentFreak berichten, hat auch die International Federation of the Phonographic Industry (IFPI) eine Petition eingereicht. Bei den dortigen Unterzeichnern findet sich die 7-jährige moldawische Sängerin Cleopatra Stratan.
|
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
|
|
|
Forumregeln
|
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren
HTML-Code ist Aus.
|
|
|
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 12:37 Uhr.
().
|