[Menelmacil]

...oder "warum verheizt man fette Milchkühe für ein lausiges Filet zum Mittag?"

Ich habe es mir zu Eigen gemacht, das aktuelle cineastische geschehen hauptsächlich über Streaming Portale zu verfolgen. Das hat zur Folge, dass ich schon mal auf den ein oder anderen Film warten muss, ehe er in brauchbarer Qualität geuppt wurde. Einer dieser Filme war Maze Runner. Die Teaser und Trailer stimmten mich gespannt, wenn sie mich auch nicht hypten. Irgendwann beim Warten hatte ich dann aber keine Lust mehr, holte mir die drei Bücher und fing schon mal an zu lesen. Was konnte ich schon falsch machen? Ein eher am Rande bekannter Teenie-Schinken der auf den Survival Hype aufspringt, ich suchte nur nach kurzweile. Dadurch stellte ich aber zwei Dinge fest.

1. Die Romanvorlage ist kein Jugendbuch!
2. Die Bücher vor dem Film zu lesen haben mir zwar selbigen versaut, mir aber eine tolle Story gerettet.

Nachdem ich die Bücher nun also schon gelesen hatte, MUSS ich den Film unter zwei Aspekten betrachten.

Der Leser
Ganz ehrlich? Ein Fiasko. Ich rede hier von ausmaßen wie bei Eragon.
Die Story in den Büchern ist sehr fein, die harte Action hat immer den Unterton des Psychothrillers, die Charaktere haben Tiefe und sind sehr stimmig und glaubhaft.
Der Film nimmt davon aber nichts mit. Lebt die Handlung gerade im ersten Buch eigentlich zu einem Großteil von den verschiedenen Personen, buhlen diese im Film um Screen time und jeder, selbst der Protagonist, kommt zu kurz. Die Beweggründe für Aktionen, eigentlich fast für alles, gehen völlig unter. Nun könnte man sagen, dass es ja auch durchaus gewagt ist eine derart tiefgreifende Geschichte in 2 Stunden zu bannen und wenn man sich an die Vorlage hält kommt trotzdem noch etwas Solides bei heraus.
Leider schaffen die Produzenten und der Regisseur nicht einmal das. Von knappen 2 Stunden Spielzeit würde ich geschätzt behaupten, lassen sich gerade mal 5-10 Minuten genauso im Buch wieder finden. Alles andere ist frei erfunden, oder schlicht umgedichtet.
Das ist für Buchverfilmungen natürlich nichts Neues und mal ehrlich Leute, wessen Herz blutet nicht wenn man sein Lieblingsfilm im Kino sieht und alles ganz anders ist, hm?
Aber Maze Runer geht da weiter und es wirkt fast wie ein Hohn, als würde man sich über die Leser lustig machen. Selbst einfachste Sachverhalte und Szenen werden umgedichtet. Während das Labyrinth im Buch seit 2 Jahren existiert, macht der Film daraus 3 (ohne das die Änderung relevant wäre). Eine Riesige Schlucht wird zu sich bewegenden Windradflügeln die an den Boden gestanzt sind. Aus einer Verbundenheit zweier Menschen auf tiefer seelischer Ebene die sogar zu telepathischen ausmaßen wird, werden ein paar billige, nichts sagende Flashbacks. Und das sind Alles wichtige Elemente, auf denen die Nachfolger teilweise sogar aufbauen.
Als der Film anfing versuchte ich noch ihn als so eine Art alternative Version zu sehen (Anime Fans wissen hier, wovon ich spreche) aber was am Ende übrig war, war nur ein Witz. Wie sehr mich die Besetzung hinsichtlich der Personen im Buch enttäuschte (wichtige körperliche Eigenschaften die einfach fehlten, aber die Beziehung zum Protagonisten stark beeinflussten) fällt da schon gar nicht mehr ins Gewicht.

Der Cineast
(Achtung, ich gehe hier von einem Standpunkt aus, von dem das Buch nicht gelesen wurde, also weicht diese Meinung automatisch von der oberen ab)
Die Rollen sind stabil besetzt, vermitteln Können und Einblicke in ihr Wesen soweit es die Zeit zulässt. Der Film lehnt sich auf jeden Fall an andere Werke wie „Herr der Fliegen“ und „Tribute von Panem“ an, zeigt aber trotzdem genug Innovationen um neben diesen zu stehen und nicht als Abklatsch zu gelten. Leider werden viel zu viele Fragen aufgeworfen, die zwar merklich an die Fortsetzungen binden sollen, aber man kann es auch übertreiben. Hier und da eine Erklärung zu bekommen wäre wesentlich befriedigender und bei der Anzahl an offenen Fragen bei weitem kein Verlust für die Nachfolger. Ehrlich gesagt muss man bezweifeln wirklich durch zu blicken, ehe man nicht am Ende alle drei Filme gesehen haben wird, was es schwerer macht den Film als Einzelwerk zu sehen und zu bewerten. Die Handlung und Stimmung hebt sich deutlich von den anderen Filmen des Genres und dieses Zeitraumes ab. Tribute von Panem kommt mit seinem Gladiatoren Flair und dem ein oder anderen Toten sehr erwachsen daher, Maze Runner ist aber noch einmal wesentlich dunkler.
Leider kann die Machart des Films und das Zielpublikum, Jugendliche, diesem Setting so nicht gerecht werden. Man hätte entweder mehr Zeit nutzen sollen, beispielsweise durch imposante Fernsehproduktionen a la GOT im Episoden Stil von vielleicht 3-5 pro Buchvorlage, oder aber man ist konsequent und macht es wirklich düster, erzeugt eine glaubhafte Stimmung. Die Musik, die Bildqualität und die gezeigte Action sind allesamt hochkarätig. Man wird merklich hineingezogen in die beklommene Atmosphäre des Labyrinthes und kommt nur gelegentlich durch die nicht ganz durchdachten Texte etwas raus.


Zusammenfassend kann man sagen, schade.
Wenn der Autor auf eine vorlagengetreuere Umsetzung bestanden hätte, oder der Regisseur mutiger gewesen wäre, hätten wir hier etwas Großartiges sehen können. Das lag auch bei weitem nicht an knappem Budget, sondern beruht zu 70% auf fehlentscheidungen. Das original hätte man mit gleichen mitteln durchaus umsetzen können, man hätte sich nur dran halten müssen, Schwerpunkte anders setzen müssen.
Ich würde sogar so weit gehen, dass man in Zusammenarbeit mit dem Autor eine 3-5 Staffelige Serie hätte produzieren können.
Viel verschenktes Potenzial auf der Suche nach Anerkennung des neuen Regisseurs und natürlich das sichere Geld im Mainstream.

Ich vergebe bloß 2/5 Sternen.

Lest die Bücher. Das ist sowieso gut für euch ;-)