Einzelnen Beitrag anzeigen
Ungelesen 30.07.15, 14:03   #11
zero_tolerance
Ist öfter hier
 
Registriert seit: Jan 2013
Beiträge: 225
Bedankt: 261
zero_tolerance jagd Aligatoren in braunen Gewässern! | 471 Respekt Punktezero_tolerance jagd Aligatoren in braunen Gewässern! | 471 Respekt Punktezero_tolerance jagd Aligatoren in braunen Gewässern! | 471 Respekt Punktezero_tolerance jagd Aligatoren in braunen Gewässern! | 471 Respekt Punktezero_tolerance jagd Aligatoren in braunen Gewässern! | 471 Respekt Punkte
Standard

Zuerst entschuldige ich mich, im folgenden sehr kleinkariert zu sein. Um allerdings nicht aneinander vorbei zu reden, ist es wichtig sich auf bestimmte Fachausdrücke zu einigen...

Die Gesamtproblematik ist grundlegend, dass du versuchst eine sehr komplexe und mehrdimensionale Problemstellung eindimensional zu betrachten. Das kann wiederum in dem gegebenen Kontext richtig sein, aber dennoch eine Halbwahrheit oder Fehleinschätzung zur Folge haben.

Ebenso wie bei einer Bewertung oder Bonitätsprüfung darf man sich nicht nur ein einzelne Aspekte sondern konzentrieren, sondern muss die gesamte Performance betrachten. Dies darf allerdings nicht statisch, sondern muss vielmehr dynamisch geschehen. Hier jetzt allerdings alle Möglichkeiten darzulegen, würde den Rahmen sprengen. Ich gehe mal auf deine Aussagen ein:


Zitat:
Zitat von MONFOans Beitrag anzeigen
Die Bonität eines Unternehmens wird maßgeblich durch die aktuellen finanziellen Verpflichtungen des Unternehmens bestimmt. Zu viele finanzielle Verpflichtungen oder hohe Außenstände von Geld senken die Bonität eines Unternehmens.
Verpflichtungen sind aus dem Schuldrecht oder der Umgangssprache - ich gehe davon aus, du meinst Verbindlichkeiten. Verbindlichkeiten werden hierzu als Fremdkapital gesehen und bei einer solchen Prüfung meist in Verbindung bzw. dem Verhältnis zum Eigenkapital (Eigenkapitalquote) betrachtet. Dies ist allerdings eine statische Kennzahl (zu diesem Zeitpunkt) und zusätzlich auf der Passivseite der Bilanz (Mittelherkunft). Allein betrachtet sagt diese GARNICHTS aus und ist bei der Bewertung unter anderem sehr stark von der jeweiligen Branche abhängig.

Außenstände auf der anderen Seite (Aktivseite der Bilanz bzw. Mittelverwendung) sind ein Teil des Umlaufvermögens. Hohe Außenstände allein sind dabei wiederum kein Grund für eine schlechte Bonität oder Performance. Als Kennzahl hierbei ist wiederum das bereits genannte Working Capital zu sehen (Verhältnis kurzfristige Verbindlichkeiten zu Umlaufvermögen). Wobei Außenstände nicht grundlegend als schlecht bezeichnet werden können - hierbei sind in erster Linie die Überfälligen als Problematisch zu sehen. Für die restlichen Außenständen müssen gesamtwirtschaftliche und branchenspezifische Faktoren berücksichtigt werden (z.B. Zahlungsmoral, Entwicklung,...). Besonders bei einer Bonitätsprüfung!!!

Zitat:
Zitat von MONFOans Beitrag anzeigen
Bezieht man das Geld jedoch von einem Factorer in ein paar Tagen und nicht in einem halben Jahr vom Kunden, dann bedeutet das nichts anderes als dass man mehr Kapital zu Vefügung hat und man kann eigene Schulden/Kreditraten schneller abbezahlen kann.
Hier ist dein Wechsel von einer statischen auf eine dynamische Betrachtung. Wobei das "Kapital" immer "da" ist - du wandelst es (wie bereits mehrfach geschrieben) nur in liquide Mittel (z.B. Bargeld oder Bankguthaben). Du hast dadurch zum gegebenen Zeitpunkt mehr liquide Mittel, das Kapital wird allerdings nicht mehr - durch die Gebühren sogar weniger!!! Als Folge kannst du, das ist richtig, eigene Verbindlichkeiten zum gegebenen Zeitpunkt bedienen. Wie bereits dargestellt musst du aber die Zukunft auch berücksichtigen. Ebenfalls relativieren sich eventuelle Vorteile z.B. durch Ersparnisse bei Zinsen etc. da diese vom Factorer ebenfalls wie das Risiko usw. Berücksichtigt werden. Wie jedes Unternehmen will der Factorer ebenfalls Gewinn generieren und rechnet genau was mehr bringt: In dich oder die Bank oder ... zu investieren.

Zitat:
Zitat von MONFOans Beitrag anzeigen
Man kann flexibler auf die Marktlage reagieren und sorgt für Vertrauen bei Investoren und Kreditgebern.
Die Flexibilität ist nur bedingt richtig, da du nur die kurzfristige Planung berücksichtigst. Ein Unternehmen hat allerdings immer eine kurz-, mittel- und langfristige Planung. Wenn ein Unternehmen gezwungen ist, auf Factoring zurückzugreifen, ist hier in einem Bereich im vorhinein was falsch gelaufen. Da die Bonität dies ebenfalls Berücksichtigt, ist Factoring grundlegend schon als Problemstellung für die Bonität zu werten - oder wieso Factoring und nicht gleich einen Kredit wenn die Bonität gut ist?! Dann entfallen unter anderem die Risikozuschläge usw. des Factorers. In diesem Kontext von "Vertrauen bei Investoren und Kreditgebern" zu schreiben ist sehr schwer einzuordnen....................

Zitat:
Zitat von MONFOans Beitrag anzeigen
Bezieht man das Geld nicht von einen Factorer, kann man Aufgrund der Marktlage nicht sicher sein, dass man die bestehenden Forderungen wirklich zum vereinbarten Zeitpunkt bekommen wird.
Hier haben schon mehrere darauf hingewiesen, dass ein eventuelles Risiko mit eingerechnet wird und der Factorer sogar ablehnt, wenn das Risiko zu hoch ist. Ebenfalls habe ich die Marktlage und deren Einfluss angeschnitten.

Zitat:
Zitat von MONFOans Beitrag anzeigen
Mit einem Factorer kann man den Cash-Flow des Unternehmens erhöhen, ohne die Schuldlast des eigenen Unternehmens zu erhöhen.
Ja und Nein. Cash-Flow zu einem bestimmen Zeitpunkt definitiv, wenn du dir aber mein Beispiel mit dem See anschaust, fehlt dieser zu einem anderen Zeitpunkt. Du vergisst hierbei die Dimension ZEIT!!!! Diese muss aber auch beim Cash-Flow berücksichtigt werden. Der Cash-Flow im Quartal wird erhöht, der Cash-Flow im Geschäftsjahr allerdings nicht. Wobei wir wieder bei meinem Beispiel mit dem See sind.

Es darf hierbei nicht vergessen werden, du generierst beim Factoring kein Geld - du ziehst es nur aus einem anderen Zeitabschnitt. Wenn allerdings vorher richtig gewirtschaftet und geplant (lang- und mittelfristig) wurde, ist dieses Werkzeug für ein Unternehmen nicht notwendig!!!

Langfristig ist Factoring sicherlich sehr schwer wenn nicht sogar unmöglich umzusetzen. Du musst die Kosten welche entstehen wiederum in deinem DB und somit bei deinen Produktkosten berücksichtigen. Dies führt zwangsläufig zu einem Wettbewerbsnachteil gegenüber Unternehmen, welche kein Factoring machen.

Schlussendlich kann ich nur wiederholen, dass kein Unternehmen auf Factoring zurückgreift, wenn es nicht durch externe Zwänge oder Problemstellungen dazu gezwungen wird.

Ich hoffe dir bei deiner These bezüglich der Bonität, Bewertung etc. geholfen zu haben.
zero_tolerance ist offline   Mit Zitat antworten
Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei zero_tolerance bedankt: