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Ungelesen 12.02.16, 13:29   #3
Sheep in Panic
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Mit Humanoiden meinst Du sicher Androiden, also Roboter, die dem Menschen ähnlich sehen oder kaum noch zu unterscheiden sind?
Denn Humanoide sind wir alle.

Die Technik und Wissenchaft in der Robotik und Kybernetik muss viele Probleme
gleichzeitig behandeln, von denen einige auch wirtschaftlicher oder ökonomischer Natur sind.
Erstmal ist da die Datenmenge und die Programmierung. Ein Mensch kann sich mit einem anderen Menschen angeregt und konzentriert unterhalten, während er sich ein Brot schmiert und den Kaffee umrührt. Eine Leistung, die auch Kleinkinder ziemlich schnell draufhaben und die keiner wirklich aus herrausragend bezeichnen würde. Für Roboter noch ein ziemliches Hindernis. Ein Programm, dass viele Dinge gleichzeitig erfassen, verarbeiten und eine entsprechende Reaktion (am besten eine von den entwicklern gewollte) darauf geben kann, ist immer noch enorm schwierig.
Teilweise geht das in den Bereich von KI und da stecken wir noch komplett in den Kinderschuhen.

Dann ist da der technologische Aspekt. Servomotoren oder künstliche Muskeln, ein Endoskelett und ein Antriebssystem sowie Energieversorgung. Die Technik ist dahingehend schon sehr weit fortgeschritten und rein theoretisch ist alles vorhanden, um einen Humanoiden Roboter zu bauen, der nicht unbedingt mehr wiegt als ein Mensch. Lediglich die Energieversorgung stellt noch ein Problem dar, wenn man dem Ding nicht unbedingt eine Radioisotopen-Batterie in den Brustkorb pflanzen will. Und wer will das schon...

Die nächste Frage ist der Bedarf oder die Nutzbarkeit. Ein Humanoider Roboter hat kaum einen Zweck zu erfüllen, es sei denn, sein Entwicklungsstand entspricht dem von Data aus Star Trek TNG oder den Terminatoren, sprich: Er ist stärker, schneller und robuster als ein Mensch und auch intelligenter. Dann könnte man mit so einem Androiden das Weltall erforschen oder Orbitale oder Lunare Basen bauen, ohne Menschen dem Medium auszusetzen. Gleichzeitig würde so ein Android die Umgebung so gestalten, dass sie auch für Menschen nutzbar ist.
Tatsächlich wäre die Entwicklung eines Androiden eher ein schöpferirscher Akt, nach dem Motto: "Weil es geht".
Im alltäglichen Gebrauch wären Roboter oder kybernetische Konstrukte ihrem Aufgabenbereich angepasst, und da ist die humanoide Gestalt selten benötigt.
Er braucht ja autonome Expertensysteme, die jene Dinge erledigen, die der Mensch mit seiner humanoiden Gestalt oder Beschaffenheit eben nicht erledigen kann.
Selbst im sozialen Bereich wäre ein humanoider Roboter höchstwahrscheinlich nicht erwünscht. Das zeigen Versuche und Berichte aus Japan, wo man schon seit längerem Roboter entwickelt, die alte Menschen pflegen sollen.
Es gibt ein Phänomen, dass man "Uncanny Valley" bezeichnet, übersetzt heißt das soviel wie "Das unheimliche Tal".
Künstliche Konstrukte werden von Menschen erstmal nicht abgelehnt. Man nimmt als Beispiel einen Ball, ein Stofftier oder eine Puppe. Bei Kindern bekanntlich sehr beliebt. Umso detailgetreuer und menschenähnlicher dieses Konstrukt wird, umso höher steigt die Akzeptanz. In vielen Fantasy oder Science Fiction Filmen kann man das feststellen (R2D2 usw). Man kann das also als eine Gerade bezeichnen, die stetig nach oben geht, je höher und detaillierter das Objekt ist. Den effekt bezeichnet man auch als Vermenschlichung, was Leute auch sehr gerne mit ihren Haustieren machen. Und eigentlich müsste die Gerade am obersten Punkt enden, wo ein Objekt künstlicher Natur von einem Menschen oder Tier nicht mehr zu unterscheiden ist.
aber kurz davor gibt es einen Einbruch, das sogenannte Uncanny Valley. Mit einem mal sinkt die Akzeptanz rapide ab; Menschen reagieren auf ein künstliches Gebilde auf einmal abweisend, ängstlich und sogar aggressiv. Und zwar an dem Punkt, wo ein Konstrukt dem Menschen oder Tier enorm ähnlich ist, aber doch noch von einem echten Lebewesen zu unterscheiden ist. Die Ablehnung ist sogar dann am stärksten, wenn die Unterschiede kaum noch zu erkennen sind, aber eben doch vorhanden. Erst, wenn keine Unterscheidung mehr möglich ist, steigt die Akzeptanz wieder an.
So gesehen wären Humanoide Roboter im sozialen Bereich eher ein Problem. Eine gute Serie dazu ist "Humans". Im Schwerindustriellen Bereich, beim Militär oder Medizin sieht das anders aus, aber da wären die Roboter nicht humanoid oder menschenähnlich, sondern ihrer Aufgabe angepasst.

Das alles sind Probleme, die gerade erst im Ansatz erforscht und bearbeitet werden, mehr oder minder erfolgreich. Ein Bereich dieser Forschung nennt sich Bionik: Das Nachahmen einfacher Lebewesen und deren instiktiven Verhaltens mithilfe von Kybernetik. Das Programm ist meist nicht sonderlich komplex sondern folgt einem simplen Muster, entwickelt sich aber weiter. Die Roboter sind einfachen Lebensformen nachempfunden und der ganze Bereich gilt neben der Forschung auch der Entwicklung von Vehikeln und anderen objekten, in denen sich die Strucktur eines Insekts oder Tieres als optimal erwiesen hat.
Zwei alltägliche Beispiele sind zum einem der Helikopter oder das Flugzeug (Flügel und Tragflächen) oder der Körper eines Pinguins. Er ist praktisch perfekt stromlinienförmig, hat außer den Flossen zur Richtungsänderung keine beweglichen Teile. Diese Körperform wird unter anderem für U-Boote und ähnliches erforscht.
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