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Ungelesen 26.10.11, 23:38   #57
Deniz70
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Nun ein Beitrag in deutscher Sprache von mir (Quelle: http://www.turkishworld.de/geschicht...-tuerken.htm):

Herkunft der Türken

Woher kommen eigentlich die Türken? Die genaue Herkunft ist nach heutigem Forschungsstand nicht bekannt. Man weiß nur, dass die erste eigene Schriftsprache turksprachiger Völker in der Altairegion in Zentralasien gefunden worden sind und zwar am Schnittpunkt der Flüsse Selenga und Orchon.
Dort fand man im 18. Jh. erste Beispiele der so genannten Orchon Inschriften aus dem 7. Jahrhundert n. Chr., verfasst von den Gök-Türken in der uigurischen Sprache. Als älteste Dokumente der türkischen Sprache haben diese Inschriften einen großen Wert da nur wenige Nationen derart alte Sprachdenkmäler besitzen. Die gök-türkische Schrift wurde im 9. Jahrhundert durch das uigurische ersetzt. Die Uiguren gehören zu den wichtigsten türkischen Völkern da sie viele Einflüsse auf die Kultur Zentralasiens ausübten. Heute sind sie eine Minderheit in der Volksrepublik China.
Die Ähnlichkeiten mit nordeuropäischen Runen sind nur formal, da alle Schriften, die in harten Fels getrieben werden keine komplizierten Schleifen erlauben und somit in Ihrer Form Gemeinsamkeiten haben.
Es gibt noch eine andere interessante Entdeckung. 1970 wurde in einem Fürstengrab in Kirgisistan bei Balykchy in der Nähe des Sees Issyk die Issyk-Inschriften auf einer Silberschale mit 26 Runen gefunden.

Diese Inschriften stammen aus dem 5. Jh. v.Chr., also ungefähr 1000 Jahre vor den Orchon-Inschriften. Sie wurden von den indogermanischen Saken (Skythen) verfasst, die in der heutigen kasachischen Steppe, zwischen dem Aralsee und dem Tienschan Gebirge, mit Alma-Ata als Zentrum, gelebt haben. Diese 26 Runen haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den türkischen Runen, woraufhin, vor allem in der Türkei, eine mögliche Verwandtschaft zwischen den beiden Völkern angenommen wurde. Die Saken sind aller Wahrscheinlichkeit nach ein indogermanisches (Sprach-?)Volk wohingegen die Turkvölker ein altaisches Volk sind. Die Kulturen sind aber in vielen fällen sehr identisch. Die Frage ist, wie zwischen den beiden Völkern der Mongoloiden und der Indoeuropäer ein Volk auftaucht, welches die Wesenszüge und Kultureigenschaften beider in sich vereint. Waren die Turkvölker ursprünglich ein indoeuropäisches Volk, welches sich mit Mongolen und Chinesen vermischt und eine neue Identität bekommen hat? Hierüber gibt es viele Anhaltspunkte, die dagegen und dafür sprechen. Letztendlich ist nichts mit Sicherheit zu belegen. Aber genau dies macht die Sache ja interessant.

Einige westliche Turkologen vertreten die Meinung, dass die Saken (auch Shaka, 7./6. Jahrhundert v. Chr.) ursprünglich ein Turkvolk waren. Jedenfalls nannten die Perser alle Skythen Saken. Diese Bezeichnung wurde später auch für alle Turkvölker und Steppenbewohner benutzt. Heute gibt es sogar Turkvölker die sich so nennen, zum Beispiel die Sakha Jakuten in Sibirien. Die Kasachen scheinen zum Teil nachfahren der Saken zu sein, gehören aber zu den turksprachigen Völkern mit einer ethnogenesen Vermischung beider Völkerschaften.

Jedoch wird von der Mehrheit aller Forscher keine Verbindung zwischen Saken und Turkvölkern hergestellt. Wenn dem so wäre, hätte man eine Sensation. Aber es gibt einen Punkt wo sich fast alle Forscher einig sind. Nämlich, dass vor dem auftauchen türkischer und mongolischer Nomaden Zentralasien von indogermanischen Steppennomaden dominiert wurde.
Die Entstehung der Turkvölker ist dabei so unerforschbar, dass man hier auf Mutmaßungen und Theorien, die am plausibelsten sind, zurückgreifen muss. Und hier beginnt die so genannte proto-türkische Theorie.

Erwähnt wurden die Türken von den Chinesen schon viel früher. Es bleibt abzuwarten ob Archäologen noch ältere Dokumente finden. Es ist sehr wahrscheinlich, dass das Gök-Türkische eine sehr alte Sprache ist. Es wird unter anderem angenommen, dass es viele Vorgänger-Schriften des Göktürkischen gab die von Turkvölkern verfasst worden sind. Da die Schriftzeichen in einer sehr guten Qualität gefunden wurden ist anzunehmen, dass diese Schrift schon seit etlicher Zeit benutzt worden ist.

Schon der chinesische Reisende Hiuen-Tsang (2. Hälfte d. 7 Jh.) schrieb, dass die Hephtaliten (Reich von 425 – 560 n.Chr.) eine Schrift benutzten die identisch mit der war, die die Gök-Türken benutzten. Der Byzantiner Prokopios (6. Jh.n.Chr.) bemerkte, dass die Ogur-Türken (ein Urstamm der Göktürken) schon damals eine eigene Schrift besaßen. Nach dem Byzantiner Menandros schrieb der Gök-Türkische Kahn, İstemi Yabgu, im Jahr 568 einen Brief an Byzanz in einer Schrift die "Iskit" (Skythen?) genannt wurde (Skythen waren ein indogermanischer Nomadenstamm in Vorderasien. Eine Vermischung oder Verwandtschaft mit den Proto-Türken ist möglich aber nicht bewiesen).

Im 6. Jhr.n.Chr. wurden Buddhistische Bücher ins Gök-Türkische übersetzt. Im Chazaren Kaghanat und im europäischen Avarenreich (Herkunft der Awaren ist unbekannt) wurde schon Gök-Türkisch geschrieben. Die bei den „Mayatskiy“ Ausgrabungen entdeckten beschrifteten chazarischen Keramikscherben und Tonplatten und die in Ungarn gefundenen Dokumente in Gök-Türkischer Schrift aus der Zeit der Avaren bezeugen dies.
Es wird auch angenommen, dass die Hunnen eine Schrift besaßen die als Vorgänger der Runen aus dem Orchon Tal gelten könnten.

Doch wo sind die Wurzeln der Orchon Schriften zu suchen? Einige Wissenschaftler sehen eine Ähnlichkeit mit dem aramäischen, griechischen, chinesischen oder skandinavischen Schriftzeichen. Eine Affinität mit den Indo-Iranische Runen wird auch angenommen. Es wird ausgiebig nach der Herkunft der Gök-türkischen Schriftzeichen gesucht.

Es ist jedoch sehr unwahrscheinlich, dass das Gök-Türkische eine der oben genannten Ursprünge hat. Hier die Erklärung: die Inder, die Chinesen, die Iraner benutzten nie eine solch eigenartige runische Einkerbweise. Im Aramäischen Sprachraum (Sogdisch, parsi u.s.w.) gab es ebenfalls keine dieser Schreibweisen. Das Aramäische hat 22 Buchstaben und das Gök-Türkische 39. Die aramäischen Schriften, Pahlevi und Aramazique, sind deutlich jünger als das Gök-Türkische.

Der wahrscheinlichste Ursprung der Gök-Türkischen Schrift scheinen die türkischen Stempel älterer Datierung zu sein.
Aus chinesischen Quellen wissen wir, dass die Türken durch in Pfeile eingekerbte Symbole miteinander kommunizierten. Tatsächlich sehen einige Zeichen der Schrift wie Symbole aus, deren laut ein Wort ergibt. Zum Beispiel heißt Pfeil auf Türkisch Ok. Das Gök-Türkische Schriftzeichen dazu sieht aus wie ein Pfeil. Jedes dieser Zeichen kann man mit einem ganzen Wort in Verbindung bringen. Allein diese Erkenntnis zeigt die Eigenständigkeit dieser Schriftsprache. Das Gök-Türkische in den Yenisey Inschriften hatte noch über 150 Schriftzeichen (fast schon eine Bilderschrift) wurde aber dann auf 38 reduziert wodurch es 100 % phonetisch wurde.

Aber nun zurück zum eigentlichen Thema.

Fazit: Einige Wissenschaftler vertreten die Meinung, dass die Hunnen (auch genannt Hsiung-nu) zu den direkten Vorfahren der Turkvölker zählen weil zumindest einige der in anderen Sprachen überlieferten Eigennamen dies vermuten lässt. Nach derzeitigen Erkenntnissen kann man aber nur eine einheitliche Usprungsfestlegung aller nomadischen Reitervölker festlegen. Nämlich Zentralasien. Eine große Familie mit verschiedenen (vielleicht angeheirateten) Mitgliedern ähnlicher Kulturen…

Update: Wie jetzt bekannt wurde haben Forscher herausgefunden, dass die DNA der Nachfahren der Etrusker in Italien eine große Ähnlichkeit mit der DNA von modernen Türken in Anatolien hat. Somit ergibt sich die Frage ob die Türken sich mit den Ureinwohnern vermischten oder ob die Etrusker eigentlich aus Zentralasien kommen. Interessant ist es auch, weil die Möglichkeiten der modernen DNA Analyse die Herkunftsforschung revolutioniert.

Stand Donnerstag, 21. Juni 2007

Mir persönlich ist dieser Artikel der Realität am nahesten.
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