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mysteryy 09.07.18 02:46

Spezialeinheit in Israels Militär Autisten - besonders geeignet
 
Zitat:

Ist das ein Waffendepot? Auf Satellitenbildern suchen Soldaten einer Spezialeinheit nach kleinsten Veränderungen. Was sie eint: Sie sind alle Autisten.

In das Gebäude des Militärgeheimdienstes in Tel Aviv kommen Außenstehende nur selten rein. Heute ist es möglich. Drinnen wertete eine Spezialeinheit an Monitoren Satellitenbilder aus: feindliche Truppenbewegungen, Waffendepots. Das Besondere dieser Einheit: Die jungen Soldaten in diesem Raum haben die Diagnose Autismus.

Daniel macht gerade den Vorbereitungskurs. Der Autismus steht ihm vor allem bei der Kommunikation im Weg, es fällt ihm schwer, die Gefühle anderer Menschen zu verstehen. Er sieht die Welt mit anderen Augen. Doch hier bei der Luftaufklärung kann er seine überragenden Fähigkeiten einbringen: sein enormes fotographisches Gedächtnis und die Detailversessenheit.

https://www.tagesschau.de/multimedia...-videowebm.jpgWegen seines fotographischen Gedächtnises und seiner Detailversessenheit profitiert das israelische Militär von Daniel.

Autisten - seit fünf Jahren Teil der Armee

"Wir suchen in Satellitenaufnahmen von einem fraglichen Ort zum Beispiel nach Veränderungen zwischen gestern und heute", berichtet er. Wenn Daniel die Probezeit übersteht, wird er schon bald zum Soldaten vereidigt. Für ihn ist das ein Lebenstraum. Denn in Israel ebnet die mehrjährige Wehrpflicht für Männer und Frauen oft den Weg in die Gesellschaft. Lange waren Menschen wie Daniel von der Armee ausgeschlossen. Bis vor fünf Jahren das Programm für Autisten startete.

Erst kürzlich hat eine Einheit von ihnen wieder einen Spezialauftrag durchgeführt. Kommandeurin Neta verrät, dass sie mithilfe von Satellitenaufnahmen jenseits der israelischen Grenzen empfindliche Ziele der Zivilbevölkerung ausfindig gemacht haben, bevor Kampfjets zuschlagen können. Das kann zum Beispiel in Syrien sein.

Spielt die Psyche mit?

"Sie haben eine Region im Feindgebiet unter die Lupe genommen, um dort Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser zu orten. Ziele, die wir als Armee nicht angreifen", erklärt die Kommandeurin. "Für das Militär war es unerlässlich, die Gegend ganz genau zu kennen bevor man dort aktiv wird."

Doch bis sie mit der Diagnose Autismus hochsensible Geheimdienstaufgaben in der Armee übernehmen können, müssen sie hart an sich arbeiten. Die psychischen Herausforderungen sind der Knackpunkt. Denn viele von ihnen waren bisher soziale Außenseiter, die sich jetzt in ein Team einfügen müssen.

Tal Wardi, der Leiter des Programms, hat nach langer Tätigkeit in Israels Sicherheitsapparat erkannt, dass es im Armeegeheimdienst Aufgaben gibt, für die sich Menschen im Autismus-Spektrum eignen. Doch längst nicht alle sind dem Druck gewachsen. "Einige im autistischen Spektrum sehen die Welt nur schwarz oder weiß", sagt Wardi. "Einer war so weit, dass er dachte, wenn er nur einen Fehler macht, muss dafür ein Soldat mit seinem Leben bezahlen. Er konnte nicht ganzheitlich sehen, dass zwischen seinen Fotoanalysen und späteren Militäreinsätzen noch einige Zwischenschritte sind und verfiel in Ängste. Zusammen entschieden wir, dass er nicht geeignet ist."

https://www.tagesschau.de/multimedia...-videowebm.jpgHier arbeiten Daniel und die anderen autistischen Soldaten der israelischen Armee.

Tagelang auf Satellitenbilder starren

Die Armee stellt den autistischen Soldaten daher Psychotherapeuten an die Seite. Auch für Daniel ist das Militär eine große Herausforderung. Gleichzeitig hat das Programm ihm erst ermöglicht, sich professionell mit seinem Anderssein auseinanderzusetzen. Was an ihm oft als verschroben galt, wird in der Armee nun wertgeschätzt: Dort braucht man Leute, die tagelang mit Satellitenbildern von Städten beschäftigen können.

Die Macher des Programms betonen, dass es keine Wohltätigkeitsaktion ist. Trotz hohem Aufwand zahle es sich für die Armee aus, weil autistische Soldaten besonders akribisch und hoch motiviert seien, so Kommandeurin Neta. "Ich hoffe wirklich, dass sie wenigstens halb so viel von mir gelernt haben wie ich von ihnen", sagt sie. Dann kommen der Kommandeurin Tränen der Rührung. Weil die intensive Zusammenarbeit mit den außergewöhnlichen Rekruten auch ihr Leben verändert hat.

Drei Jahre Armeedienst für Daniel - und dann?

Ihr Schützling Daniel hat mittlerweile die schwierige Probezeit bestanden. Für ihn vielleicht der einschneidendste Moment in seinem bisherigen Leben. Er ist endlich angekommen. Auch wenn er weiß, dass für die meisten nach gut drei Jahren Schluss ist - und es im Regelarbeitsmarkt noch immer kaum Jobs für Menschen wie ihn gibt.
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Fehlende soziale Interaktionsfähigkeit, wie sie Autisten auszeichnet, stößt immer noch weitgehend auf Ablehnung. Dass hinter dem oft unpassenden Verhalten dennoch ein sensibler Mensch mit oft außergewöhnlichen Hochbegabungen (oft Inselbegabungen) steckt, wird auch im Zeitalter der Toleranz für alle und jeden noch nicht wahrgenommen.
Ob dies jetzt nun ausschließlich als Ausbeutung oder als Win-Win gesehen werden kann, vermag ich nicht zu beurteilen.

Walker2017 09.07.18 09:10

Das israelische Militär schreckt auch vor gar nichts zurück. Über Wertschätzung (Schulterklopfen, nutzlose Medaillen, Titel etc.) bindet es selbst Autisten ins Militär ein. Was kommt als nächstes? Kinder? Autistische Kinder?

MeisterKleber 09.07.18 10:17

<
Zitat:

Zitat von Walker2017 (Beitrag 32355889)
Das israelische Militär schreckt auch vor gar nichts zurück.

Selten so einen großen Mist gelesen, du hast wohl nie was von Asperger gehört anders kann ich mir so einen Kommentar nicht erklären.Die werten Sattelitenbilder aus, sowas sollte man unterstützen!

shaunderzombie 09.07.18 10:55

Wettersatellitenbilder vll.
Spionage wird nicht schöner nur weil ihn "behinderte" ausführen.

Ich bin dafür das man autisten natürlich in die Gesellschaft einbindet. Aber sie sollten nicht auch noch ein Material fürs militär sein.
Was kommt bald? Aufrüstung an autisten?

Walker2017 09.07.18 13:39

Zitat:

Zitat von MeisterKleber (Beitrag 32356307)
<
Selten so einen großen Mist gelesen, du hast wohl nie was von Asperger gehört anders kann ich mir so einen Kommentar nicht erklären.Die werten Sattelitenbilder aus, sowas sollte man unterstützen!

Sie werden für militärische Interessen genutzt. Selbst wenn man sie nicht direkt als Kanonenfutter nutzt, ist das in meinen Augen abartig, da sie u.a. beim Morden mithelfen, wenn auch weit entfernt und ohne selbst den Auslöser zu drücken. Aber was hat man von Israel auch erwartet... Propaganda-Werbekampagnen, wie diese hier, sollen das Unterfangen dann nur im positiven Licht darstellen, so wie es die Tagesschau auch tut. Nennt sich Auftragsarbeit.

Origami 09.07.18 15:28

Der Artikel ist echt interessant zu lesen (werde ich teilen) aber nach meiner Einschätzung doch auch populistisch.
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung und in aller Regel kein Segen, frühkindliche Autisten (Kanner) sind in ihrer kognitiven Entwicklung extrem stark eingeschränkt (unterdurchschnittlicher IQ) und bleiben oft ihr Leben lang stumm, atypische Autisten können ebenfalls stark oder schwächer beeinträchtigt sein und die in der Medienlandschaft populären Asperger Autisten haben keinen Entwicklungsrückstand der Sprache und kognitiven Entwicklung, sondern "lediglich" qualitative Beeinträchtigungen in der gegenseitigen sozialen Interaktion. Es gibt also nicht "den" Autisten, sondern das Spektrum sieht quasi die drei Typen +weitere, unbestimmte Autismusausprägungen vor.
Und auch nicht jeder Asperger Autist hat eine Inselbegabung (Savant), im Gegenteil - das ist eine absolute Minderheit und afaik sind weltweit nur ein paar wenige Fälle bekannt. Diese sind dafür umso krasser, einer kann oder konnte zwei Seiten eines Buches parallel mit beiden Augen lesen, kein Scheiss :eek:.
Asperger Autisten sind in ihrer kognitiven Flexibilität stark eingeschränkt, sie suchen im Alltag meist selbst den Abstand zu Interaktionen und manche können sich auf eine Sache richtig gut fokussieren (kein Savant S.), was sich das israelische Militär und vermutlich weitere staatliche Behörden zu Nutze machen, allerdings erstrangig im Sinne der Inklusion und zweitrangig im Sinne der besseren Analysefähigkeiten von Autisten (mutmaße ich).
Es bleibt am Ende ein kleiner Kreis an ASS Betroffenen übrig, die genau so eine Tätigkeit ausüben könnten. Aber für andere Symptome gibt es dann auch wieder andere passendere Arbeitsstellen.

Bei den meisten bleibt auch die soziale Integration schwierig. Es ist wichtig für Außenstehende, von der Diagnose zu wissen und damit richtig umzugehen. Ausbleibende Gestik/Mimik und der regelmäßige Wunsch nach partiell sozial isolierendem Verhalten werden meist als Ablehnungsverhalten wahrgenommen, was keines ist. Persönlicher Freiraum, Integration in möglichen Situationen, keine Reizüberflutung und Freundlichkeit bilden den inklusiven Rahmen für (Asperger) Autisten... Man wird sich aber nie in dem Umfang sozial einfügen können, wie es ein "normaler" Mensch tut. Das ist aber auch okay so, Menschen sind unterschiedlich - Transparenz sorgt für Akzeptanz (wie überall).

mysteryy 09.07.18 15:57

Zitat:

Zitat von Origami (Beitrag 32358023)
Und auch nicht jeder Asperger Autist hat eine Inselbegabung (Savant), im Gegenteil - das ist eine absolute Minderheit und afaik sind weltweit nur ein paar wenige Fälle bekannt. Diese sind dafür umso krasser, einer kann oder konnte zwei Seiten eines Buches parallel mit beiden Augen lesen, kein Scheiss.

Weltweit sind ca. 100 Savants bekannt. 50% davon sind Autisten.
Du meinst Kim Peek, er war die Vorlage für den Film "Rain Man".
Jede Seite eines Buches brauchte er sich nur ca. sieben Sekunden anzusehen, um sich den vollständigen Inhalt zu merken. Er erfasste dabei mit jedem Auge eine Seite zur gleichen Zeit. Konnte seine Schuhe nicht binden, aber kannte den Inhalt aus 12000 Bücher nahezu auswendig! Gibt eine sehr gute Doku über Savants.

Origami 09.07.18 16:01

Ach krass, okay, ich dachte Savants wären immer gleichzeitig auch Autisten! Wäre auch von weniger ausgegangen aber du hast wohl Recht^^. Keine Gewähr, dass der Rest da oben von mir richtig ist, bin nicht mehr so fit im Thema Autismus :D.

Die Doku muss ich mir mal raussuchen :P.

mysteryy 09.07.18 16:08

Fand das Thema Savants sehr interessant und habe mich mal intensiv damit beschäftigt.
Die Doku heisst [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] ;)


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