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Ungelesen 29.08.15, 00:14   #4
zero_tolerance
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Zuerst: Natürlich befürworte ich solche "Arbeitsbedingungen" selbstverständlich nicht!

ABER

Meiner Meinung nach machen es sich viele Menschen viel zu einfach. Sei es nun bei der Schuldfrage selbst, aber auch bei der Auseinandersetzung zwischen "schwarz und weiss", wobei Nuancen oder Grautöne komplett ignoriert werden!

Die Komplexität dieser "Problematik" ist schlicht und einfach so groß, dass sie von einem Großteil entweder komplett negiert wird, einfach nicht erfasst werden kann,... - da mach ich mal besser keine Mutmaßung

Um nur ein paar Denkansätze zu machen:

Kulturelle und ethische Unterschiede!
Allein hier gibt es zwischen "unserer" westlich geprägten Auffassung signifikante Differenzen zu bspw. asiatischen Ländern oder muslimisch geprägten Kulturen (geographisch und religiös bewusst gewählt). Allein bei der Betrachtung des Geschlechts, des Alters ("Erwachsen"), ................. Die Charta der UN z.B. wird nicht von jedem Land der Welt anerkannt, ebenso sind die Grundsätze etc. in vielen Ländern nicht ratifiziert (ins Gesetz übernommen). Gleich verhält es sich besonders in diesem Kontext mit den Kernnormen der ILO (Intarnational Labour Organization).

Nun stelle ich mir die Frage, wie "wir" dazu kommen, etwas zu fordern oder als gesetzt zu sehen, wenn es den Ländern selbst egal ist bzw. wenn sie es nicht in ihr jeweiliges Gesetz übernehmen und für die Überwachung sorgen?!

Als Beispiel: Selbst Fairtrade erlaubt nach UNSEREN (DE) Maßstäben"Kinderarbeit", auch wenn es sicherlich Bedingungen gibt. Aber es muss anerkannt werden, dass manche Dinge einfach nicht einfach nicht umgesetzt werden können, weil es im jeweiligen Land unter bestimmten Bedingungen einfach nicht anders akzeptiert wird und realisiert werden kann.

Sicherlich ist es ein Argument zu sagen, dass Industrieländer keine dritte Welt Länder ausbeuten sollen - auf der anderen Seite ist es bestenfalls optimistisch, die gleichen Standards welche in Industrialisierten Ländern herrschen ebenfalls in Entwicklungsländern zu erwarten. In DE hat diese Entwicklung weit mehr als 100 Jahre gedauert und ist noch nicht beendet....

Weiter stelle ich mir die Frage, wieso Unternehmen Normen und Standards (wohlgemerkt UNSERE Normen und Standards) überwachen und umsetzen müssen, welche in den jeweiligen Ländern entweder nicht Gesetz sind oder vom Staat nicht kontrolliert werden.

Als Beispiel ist hier Bangladesh zu nennen: Die Kernarbeitsnormen der ILO sind einerseits nicht alle anerkannt, noch weniger sind alle ratifiziert. Setzt ein Unternehmen nun andere Normen und Standards um, kann es zu einem Ungleichgewicht seiten der Ökonomie in diesem Land kommen, welches mehr Nachteile als Vorteile bringt. Dies wird unter anderem teilweise von Menschen- und Arbeitsrechtsbewegungen angeführt.

Nicht zu vergessen der Aufwand für die Unternehmen: Leider kenne ich mich nur bei Bekleidung einigermaßen aus, aber das reicht für ein Beispiel: Bei 5 - 8 Arbeitsschritten vom Rohstoff bis zum fertigen Kleidungsstück sind meistens bereits 5 - 8 verschiedene Unternehmen tätig. Bei einer kleinen Kollektion von 300-400 Artikeln sind teilweise mehrere TAUSEND Unternehmen und Lieferanten über die gesamte Wertschöpfungskette involviert. Wie soll ein Unternehmen wie H&M, Otto,... das alles kontrollieren?!??!?

Sicher könnte ich noch viele Beispiele nennen, aber das reicht eigentlich...

Interessant finde ich allerdings bei allen Diskussionen, dass die Schuld und Verantwortung immer bei den bösen Unternehmen gesucht wird. Genau genommen ist der Konsument allerdings das Problem, der allein durch sein Nachfrageverhalten die komplette Macht über den gesamten Markt hat.

Wenn jemand was nicht will, dann kauft er es nicht. Will jemand faire Arbeitsbedingungen, dann kauft er das, wo diese sichergestellt sind (z.B. regionale Produkte). Will jemand faire Arbeitsbedingungen zu unverschämt günstigen Preisen, muss er sich irgendwann überlegen was ihm wichtiger ist. Es ist allerdings kein Geheimnis, dass die meisten Menschen bei der Wahl zwischen eigenem und fremden Vorteil eher den Egoismus walten lassen. Die Verantwortung hierfür allerdings jemand anderem zu geben, ist nicht nur egoistisch sondern auch scheinheilig!
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