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Ungelesen 06.09.20, 08:51   #1
MunichEast
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Standard Von Schwarzen Prinzessinnen und männlichen Meerjungfrauen

Zitat:


Sind Kinderbücher zu altmodisch? Mit welchen Büchern kann man Kleinkindern die Themen Rassismus oder Diversität erklären? Eine Mutter, zwei Buchladen-Gründerinnen und eine Literaturkritikerin berichten.

Elsa und Kalle kennen sich aus dem Kindergarten. Elsa ist weiß und Kalle ist Schwarz. Das ist doch nichts Besonderes, oder?

Ist es doch. Denn Elsa und Kalle sind zwei Figuren aus einem Kinderbuch. Und in Kinderbüchern sieht die Welt oft erstaunlich gleichförmig aus: Die Prinzessinnen sind jedenfalls immer weiß.

Eine Schwarze Mutter, zwei Buchhändlerinnen und eine Literaturkritikerin sprechen darüber, welche Kinderbücher sie vermissen, was sich aus ihrer Sicht in der Buchwelt ändern müsste. Und welche Bücher sie von Herzen empfehlen können.

"In meinen Kinderbüchern kamen lauter weiße Prinzessinnen vor"

SPIEGEL: Sie empfehlen auf Ihrem Instagram-Account Kinderbücher. Wie sind Sie dazu gekommen?

Jammeh-Siegel: Ich habe mich während meiner Schwangerschaft viel mit Büchern beschäftigt und meinem afrodeutschen Freundeskreis häufig Bücher empfohlen. In meiner Elternzeit im vergangenen Dezember dachte ich mir, dass diese Tipps auch einem größeren Publikum gefallen und helfen könnten. Die Resonanz war dabei von Anfang an positiv, und ich merke, dass mir in den vergangenen Monaten immer mehr weiße Menschen folgen und sich diese jetzt mehr mit dem Thema auseinandersetzen möchten. Dabei sind es nicht nur Eltern, sondern auch Tanten, Onkel und Großeltern, die auf der Seite kommentieren und sich für Bücher interessieren.

Schwarze Menschen ist (anders als weiße Menschen) eine Selbstbezeichnung. Es geht dabei nicht um eine Eigenschaft, die auf die Hautfarbe zurückzuführen ist, sondern um eine von Rassismus betroffene gesellschaftliche Position. Wir übernehmen hier diese politische Selbstbezeichnung und schreiben "Schwarz" deswegen groß.

SPIEGEL: Worauf sollten weiße Eltern beim Bücherkauf achten?

Jammeh-Siegel: Weiße Eltern sollten unbedingt darauf achten, dass Bücher und Spielzeuge das Thema Diversität beinhalten und sich Kinder auch mit anderen Kulturen und Menschen auseinandersetzen. Ich denke, Rassismus fängt immer zu Hause an. Wenn Kinder nur mit Büchern über weiße Charaktere aufwachsen, lernen sie das "Fremde" nicht kennen und distanzieren sich davon. Erst in einem Umfeld, in dem Kinder Diversitätsbücher lesen, können andere Kulturen und Menschen als eine Selbstverständlichkeit angesehen werden. Das kann schon im Kindergarten beobachtet werden, denn auch da verhalten sich einige Kinder rassistisch. Hier müssen sich Eltern selbst in die Verantwortung ziehen. Kinder werden nicht rassistisch geboren, in diesem Alter kommen solche Sichtweisen aus dem Elternhaus - auch wenn sie nicht absichtlich vermittelt werden.

SPIEGEL: Welche Rolle spielen Kindergärten dabei?

Jammeh-Siegel: Leider gibt es viel zu selten diverse Kinderbücher in Kindergärten. Diese machen sich viel zu wenig Gedanken über das Thema und die Bücherauswahl. Dabei ist es so wichtig, dass sich Kinder auch im Kindergarten mit den Büchern identifizieren können, und das geht nur, wenn auch Bücher vorgelesen werden, in denen ein Schwarzes Kind mitspielt oder sogar auf dem Cover abgebildet ist.

SPIEGEL: Was für Bücher vermissen Sie besonders?

Jammeh-Siegel: Besonders im deutschsprachigen Raum besetzen Children of Color Rollen in Geschichten rund um Migrationsgeschichten oder Rassismus, und das macht mich traurig. Wenn ich meinem Kind eine Gutenachtgeschichte vorlese, möchte ich auch einfach mal eine Fantasie- oder auch neutrale Geschichte vorlesen. Leider werden in Märchen oder Prinzessinnengeschichten nie oder nur sehr selten Children of Color in die Hauptrolle genommen. Das deprimiert mich und viele andere Familien. Wir wollen unseren Kleinkindern nicht jeden Abend Geschichten über die Flucht von Menschen über das Mittelmeer nach Europa vorlesen. Nein, ich möchte eine Geschichte, in der ein Schwarzes Kind einfach mal in die Schule oder auf den Spielplatz geht, ein Thema, das nicht mit Stress verbunden ist. Wichtig ist auch, dass in diesen Geschichten nicht gerechtfertigt oder erklärt wird, warum ein Schwarzes Kind die Hauptrolle spielt. Leider gibt es diese Art von Büchern nicht aus deutschen Verlagen.

SPIEGEL: Gibt es Länder, in denen es anders aussieht?

Jammeh-Siegel: Ja, in Großbritannien ist die Situation wesentlich besser, aber immer noch schlecht. In einer Studie aus dem Jahr 2017 stellte sich heraus, dass nur vier Prozent der Hauptrollen in Kinderbüchern von Children of Color besetzt wurden. Das spiegelt den prozentualen Anteil an der Bevölkerung nicht wider. Die meisten Eltern haben nicht die Zeit, lange Recherchen zu betreiben oder diese vier Prozent mit ihren Kindern in der Bibliothek zu suchen. Falls sie dort überhaupt zu finden sind.

SPIEGEL: Warum ist es wichtig, dass Kinder geeignete Identifikationsfiguren in Büchern sehen?

Jammeh-Siegel: Das beeinflusst die Entwicklung. Ein Kind kann nur das werden, was er oder sie sieht. Wenn da nichts ist, das als Vorbild für das Kind fungieren kann, wird es schwierig. Wenn das Kind ausschließlich weiße Ärzt*innen und Politiker*innen sieht, glaubt es nicht, diese Berufe ergreifen zu können. Sie glauben, dass es nicht ihre Identität ist. Das war bei mir nicht anders. In meinen Kinderbüchern kamen lauter weiße Prinzessinnen vor, ich dachte also nicht, dass ich eine sein könnte. Und selbst sehr junge Children of Color sehen es nicht als Selbstverständlichkeit an, dass sie in Büchern abgebildet sind. Mein Neffe strahlt jedes Mal, wenn er von mir ein Buch mit Schwarzen Kindern geschenkt bekommt.

SPIEGEL: Welches Buch lesen Sie momentan vor?

Jammeh-Siegel: Momentan interessiert sich mein Sohn sehr für Elefanten, deswegen lesen wir gerade 'Our elephant neighbors' von Monica Bond. Es spielt in Tansania und dementsprechend kommen Schwarze Menschen und Kinder darin vor.

"Children of Color lesen andauernd Geschichten über weiße Kinder, warum sollte es andersherum nicht funktionieren?"

SPIEGEL: Was hat Ihnen an den Kinderbuchabteilungen in normalen Buchläden gefehlt, sodass Sie Ihren eigenen Onlineshop gegründet haben?

Fajembola: Selbst in Buchläden mit gut sortierten Abteilungen für Erwachsene, denkt man in der Kinderbuchabteilung viel zu oft "Willkommen in den Fünfzigerjahren". Und das auf allen Ebenen. Es geht hierbei nicht nur um die Repräsentation von verschiedenen Hautfarben, sondern auch von Familienmodellen. Die Mutter ist zu Hause, der Vater arbeitet und generell werden nur normative Familien abgebildet.

Niminde-Dundadengar: Es ist nicht so, dass es dort gar keine diversen Kinderbücher geben würde, aber dann eben höchstens eins zu einem bestimmten Thema. Wir dachten uns: Es wäre schön, wenn auch noch verschiedene Geschmäcker bedient werden könnten.

SPIEGEL: Welche Kriterien haben Sie bei der Buchauswahl?

Fajembola: Wir achten zunächst darauf, wer die Protagonisten sind und ob diese karikiert - oder von einer wertschätzenden und realistischen Umgebung umrahmt werden. Insgesamt ist es uns wichtig, nicht nur Themen aufzugreifen, die eine Identifikation für viele Kinder ermöglichen, sondern auch populäre Themen anders zu betrachten. Wir nehmen deshalb auch Bücher auf, in denen Mädchen Prinzessinnen sein dürfen. Gerade für Children of Color ist es wichtig, ihre Prinzessinnenträume in einem Buch sehen zu können, auch wenn die Verniedlichung aus Genderperspektive problematisch ist.

Und natürlich gibt es auch in diesem Bereich Klassiker, wie zum Beispiel die Bücher von Constanze von Kitzing. In ihrem letzten Bestsellerbuch wird mit den Unterschieden und Ähnlichkeiten von diversen Kindern und dem Schubladendenken von Erwachsenen gespielt. Statt auf die "offensichtlichen" Unterschiede einzugehen, ist der Unterschied zwischen einem weißen und einem Schwarzen Kind in dem Buch zum Beispiel, dass einer Spaghetti liebt und der andere Pizza bevorzugt. Das bricht mit Lesegewohnheiten und Erwartungen. Von Kitzings Bücher wurden auch mit dem KIMI-Siegel ausgezeichnet. Das ist ein Siegel für vielfältige Kinderbücher, das von der Journalistin Suse Bauer und dem Aktivisten im Behindertenbereich Raul Krauthausen initiiert wurde.

SPIEGEL: Beinhaltet Vielfalt für Sie mehr als unterschiedliche Hautfarben?

Fajembola: Ja klar. Es gibt auch einzelne Titel, die es schaffen, intersektionale Themen abzudecken, wie zum Beispiel "Julien is a mermaid" von Jessica Love. Hierbei schreibt Love, eine weiße Autorin, über einen kleinen Schwarzen Jungen, der eine Meerjungfrau sein möchte und von der Großmutter bei diesem Traum unterstützt wird, indem sie gemeinsam zu einer LGBTIQ-Meerjungfrauenparade gehen. Diese Geschichte wird mit wenigen Worten, dafür aber mit sehr zärtlich gemalten Bildern erzählt. Das sind diese ganz besonderen Bücher, die natürlich zauberhaft sind, aber an einer Hand abzählbar.

SPIEGEL: Was glauben Sie - woran liegt das?

Niminde-Dundadengar: Ich glaube, die Verlage sind noch nicht so weit. "Julien is a mermeid" ist ein sehr erfolgreiches Buch, das ausgezeichnet wurde. Es geht bei uns ins Regal und ist sofort wieder ausverkauft. An den Käufer*innen kann es also nicht liegen. Ich glaube, die Verlage schätzen das Publikum falsch ein und vergessen, für wen die Bücher geschrieben werden, nämlich für alle Kinder. Es ist in diesem Fall kein exklusives Thema für die Schwarze LGBTIQ-Community. Es ist einfach ein schönes Kinderbuch, das alle im Regal haben sollten.

Fajembola: Das sieht man auch an dem Bestseller "Good Night Stories vor Rebel Girls", der, nachdem etliche Verlage das Buch abgelehnt hatten, durch ein Crowdfunding finanziert wurde. Mittlerweile wurde das Buch millionenfach in unterschiedlichen Sprachen verkauft. An dieser Stelle muss man sich die Frage stellen, wer eigentlich in den Verlagen sitzt und wie viel diese Menschen über die Transformation der Gesellschaft wissen. Eltern sind ermüdet und gelangweilt davon, ihren Kindern immer wieder die gleichen Geschichten vorlesen zu müssen. Da werden neue Ideen dankbar angenommen. Und auch weiße Kinder sollten Geschichten lesen, in denen sie selbst nicht das Zentrum der Geschichte darstellen. Nur so können sie empathisch mit den Biografien anderer umgehen und kommen aus einer narzisstischen Sicht heraus. Children of Color lesen andauernd Geschichten über weiße Kinder, warum sollte es andersherum nicht funktionieren?

SPIEGEL: Welche Bücher können Sie dazu konkret empfehlen?

Fajembola: Von Louise Spilsbury und Hannah Kai gibt es eine Reihe zu Ungerechtigkeiten und Rassismus. Darin werden gesellschaftliche Themen, wie Rassismus, Obdachlosigkeit und Armut kindgerecht erklärt. Oder das Buch "ABC of Equality", in dem verschiedene Diskriminierungsformen erklärt werden. Es ist einfach sehr wichtig, dass schon Kinder bei diesen Themen mitgenommen werden, da wir sonst nur unter Erwachsenen debattieren. Dabei ist unser Wissensstand im Bereich Rassismus nicht viel größer als der eines Kindes, also sollten auch Erwachsene erst mal mit dem ABC beginnen. Generell kann man sagen, dass nicht nur Kinder etwas von den Büchern lernen können, sondern auch Eltern einiges aus den Büchern, die sie vorlesen, mitnehmen können.
"Verlage trauen sich immer erst mit Verzögerung an vermeintlich schwierige Themen"

SPIEGEL: Haben Sie mit Ihren Kindern Kinderbuchklassiker wie Pippi Langstrumpf oder Jim Knopf gelesen?

Heher: Wir haben in unserem Haushalt weder Klassiker stehen, noch haben wir Märchen gelesen. Wir sind ohne Pippi Langstrumpf ausgekommen, und ich empfinde dabei keinen Verlust. Bei uns ist allerdings Christine Nöstlinger - eine linke österreichische Autorin - ein Thema. Nöstlinger hat sich zum Beispiel nicht sehr progressiv in der Debatte über das N-Wort in Kinderbüchern geäußert. Sie ist trotzdem eine Autorin, die wir lesen, allerdings lassen wir die Bücher weg, die diese Begriffe verwenden. Ich glaube, dass es ganz viele Möglichkeiten gibt, Kinder mit Rassismus und Geschichte zu konfrontieren, dafür muss man kein Buch lesen, in dem rassistische Begriffe reproduziert werden. Ich würde sie deswegen einfach weglassen. Es gibt ja Alternativen.

SPIEGEL: Wie finden Sie diese Alternativen?

Heher: Ich schaue mir zweimal im Jahr die Programmvorschauen der großen Verlage an und suche anschließend noch nach Büchern, die im Eigenverlag herausgebracht werden. Ob ein Buch passen könnte oder nicht, entscheide ich dann intuitiv. Und auch wenn ich mich auf die Vorschauen der Verlage wie auf Weihnachten freue, sind diese immer ziemlich enttäuschend. Nach manchen Katalogen habe ich mit Glück zwei bis drei Bücher gefunden. Bei einigen ist nicht ein einziges passendes dabei.

SPIEGEL: Die großen Publikumsverlage haben Ihrer Meinung nach eine Lücke im Programm?

Heher: Ja definitiv! Es gibt dort viel zu oft kein Bewusstsein für Themen wie Rassismus. In den vergangenen Jahren sind immer wieder vielfältige und queere Kinderbücher in kleinen Verlagen oder ganz ohne Verlag rausgekommen, den Einzug in die großen Verlagsprogramme hatten sie dann erst ein paar Jahre später. Verlage trauen sich immer erst mit ein bisschen Verzögerung an vermeintlich schwierige Themen. Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. "Pembo - halb und halb macht doppelt glücklich" aus dem Carlsen-Verlag handelt zum Beispiel von einem türkischen Mädchen, das mit seiner Familie nach Deutschland kommt. Das Kinderbuch wurde von der deutsch-türkischen Autorin Ayse Bosse geschrieben.

SPIEGEL: Wie wichtig finden Sie es, dass die Autorin in diesem Fall selbst deutsch-türkisch ist?

Heher: Wenn die Verlage sich dazu entscheiden, Bücher über Rassismus zu veröffentlichen, dann sind die Autorinnen und Illustratorinnen meistens weiß. Ich finde es gut, dass sie darüber schreiben und nicht so tun, als würde es keinen Rassismus oder nur weiße Menschen geben. Was aber definitiv fehlt, sind On-voices-Bücher, in denen also Betroffene ihre Perspektive teilen können."

SPIEGEL: Woran liegt das Ihrer Meinung nach?

Heher: Das liegt vor allen Dingen an den Verlagen selbst. Wenn es ein Bekenntnis zu Diversität gibt, dann eher nach außen. Das heißt Children of Color sind dann auf den Covern zu finden, um dem Diversitätsanspruch nach außen gerecht zu werden. Allerdings gibt es dann nur sehr wenige dieser Bücher im Verlag. Generell kann man sagen, dass Children of Color in den Büchern eher eine Nebenrolle besetzen. Das liegt eben auch daran, dass die Verlagslandschaft selbst wenig divers ist.

SPIEGEL: Welche Bücher können Sie empfehlen, in denen Children of Color nicht nur in der Nebenrolle vorkommen?

Heher: Ich wünschte, ich könnte ganz viel empfehlen, leider ist die Auswahl auf Deutsch sehr gering. Im englischsprachigen Raum sieht es anders aus. Hier kann ich zum Beispiel das frisch erschienene Buch "Anti-Racist Baby" von Ibram X. Kendi, einem Antirassismusdozenten, empfehlen. Da das Buch gereimt ist, lässt es sich leider schlecht übersetzen. Trotzdem ist es ein tolles Buch, das kleinkindgerecht Themen wie Rassismus benennt.

Und auch wenn ich kein Pendant auf Deutsch empfehlen kann, würde ich jedem empfehlen, nach Büchern zu schauen, in denen Children of Color ganz selbstverständlich vorkommen und in denen kein Othering stattfindet. Das heißt, eine gewisse Normalität in die Geschichten mit Children of Color hereinzubringen, ohne sie zu problematisieren oder als Absonderlichkeit darzustellen. Das Buch "Kalle und Elsa" zum Beispiel. Das sind einfach zwei Kindergartenfreundinnen - Kalle Schwarz und Elsa weiß -, die zusammen Abenteuer erleben. Das Sachbuch "Ich so, du so, alles super normal" gibt verschiedene Ansätze, andere Lebensrealitäten zu sehen und zu behandeln. Der Normalitätsbegriff wird hier ziemlich erweitert. Das wurde hier richtig gut gelöst.

SPIEGEL: Was muss sich in der deutschen Verlagsszene ändern?

Heher: Ich glaube, in den Verlagen muss sich einiges ändern. "Sensitivity Reading" - ein Prozess aus den USA, in dem Bücher von Betroffenen auf Diskriminierungen überprüft werden - sollte zum Beispiel auch in der deutschen Verlagswelt zum Standard werden.
Quelle
Viele Denkweisen und Haltungen sind erlerntes Verhalten und keineswegs angeboren. Kinder die von der Krippe und Kindergarten an mit anderen Hautfarben aufwachsen verstehen die Unterschiede als normal. Die Unterschiede, erlerntes Rollenverhalten kommen vom Elternhaus und der Gesellschaft. Intoleranz ist in der Regel etwas mitgegebenes vom Elternhaus und Umfeld.

Es ist nicht mehr zeitgemäß das in Kindernbüchern die weiße Prinzessin und der weiße Ritter dargestellt werden. Frauen nur den Haushalt führen und Kinder versorgen. In der Krippe meines Sohnes durften die Jungs sich genauso als Prinzessin verkleiden und liebten es.
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Geändert von MunichEast (06.09.20 um 08:58 Uhr)
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