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Draalz 10.02.24 16:15

Atomkraft ist ein totes Pferd – warum steigt Merz nicht ab?
 
Zitat:

Energiepolitik

Atomkraft ist ein totes Pferd – warum steigt Merz nicht ab?


Eine Kolumne von [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]


Ohne ständige Steuerhilfen ist Atomstrom nicht finanzierbar. Bauprojekte dauern stets länger und kosten viel mehr als geplant. Warum wollen Union und FDP nicht davon ablassen? Vernunft ist nicht der Grund.

04.02.2024, 14.12 Uhr

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder und der CDU-Vorsitzende Friedrich Merz im Kernkraftwerk Isar 2 Foto: Bayerische Staatskanzlei / picture alliance / dpa

Zum Einstieg eine persönliche Frage: Wie sind Sie zu Hause vorbereitet, falls einmal der [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] ausfällt? Gut, die Wahrscheinlichkeit, dass das tatsächlich passiert, ist äußerst gering, denn das deutsche Stromnetz ist eines der stabilsten [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] und auch [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Die Versorgungssicherheit nimmt sogar immer weiter zu. Obwohl [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] persönlich noch im Herbst 2022 gewarnt hat, [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Es ist eines der Narrative, die Merz von [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

Aber zurück zur Frage: Falls es wider Erwarten doch mal kurz dunkel wird, wie sind Sie vorbereitet? Kerzen griffbereit, Taschenlampe in der Küchenschublade?

Wie auch immer Ihre Antwort ausgefallen sein sollte, sie war wohl nicht: »In meinem Keller läuft zur Sicherheit das ganze Jahr ein Dieselgenerator.« Das wäre ja widersinnig, lästig und teuer.

Eher wie die Taschenlampe

Und doch entspricht diese erkennbar absurde Methode strukturell dem Plan, die – weltweit – rapide wachsenden erneuerbaren Energien mit [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] zu unterstützen. Ein Atomkraftwerk kann man nämlich nicht mal eben aus- und dann wieder einschalten. Es gibt immer mal Phasen, die [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], in denen Wind- und Solarstrom auch bei noch viel stärker als heute ausgebauten [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] nicht reichen würden, um den deutschen Bedarf zu decken.

Das Netz kann man in solchen Fällen vorübergehend mit Batteriespeichern stabilisieren. Im ehemaligen Kernkraftwerk [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] soll so einer entstehen, in Niedersachsen wird dieses Jahr [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. In Australien ist das [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Laut dem Fraunhofer-Institut für solare Energiesysteme ISE hatten Batteriespeicher aber auch hierzulande schon 2023 [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

Batteriespeicher, Gas- und später Wasserstoffkraftwerke kann man sehr schnell hoch- und runterfahren. Sie sind eher die Taschenlampe in der Küchenschublade als der ständig laufende Dieselgenerator im Keller.

Kosten mehr als verdoppelt

Atomkraftwerke zu bauen, die das ganze Jahr laufen, damit wir in den wenigen Wochen im Jahr, an denen in Zukunft der erneuerbare Strom einmal nicht ganz reicht, eine Ausweichmöglichkeit haben, hat dagegen eine Reihe von großen Nachteilen.

Vor allem sind Atomkraftwerke unglaublich teuer. Sie werden so gut wie nie zu den ursprünglich geplanten Kosten und [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] fertig. In Großbritannien zum Beispiel wird seit 2016 das Atomkraftwerk Hinkley Point C errichtet. Eigentlich sollte es 2025 fertig werden, dann 2027, mittlerweile wurde das Datum zur Inbetriebnahme auf womöglich erst 2031 verschoben. Die erwarteten Kosten haben sich seit Baubeginn mehr als verdoppelt und liegen jetzt vermutlich, Inflation eingerechnet, [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

Die teuerste Ausfallversicherung der Welt

Ein chinesischer Investor hat sich aus dem Projekt wegen der gewaltigen Kosten mittlerweile zurückgezogen, Frankreich will, dass [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Der – staatliche – französische Atomkonzern EDF, der Hinkley Point baut, macht permanent hohe Verluste und [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. AKW sind die teuerste Ausfallversicherung der Welt.

Der Chef des deutschen Energieversorgers und ehemaligen Atomkraftbetreibers [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], ihm sei »schleierhaft«, wie in Hinkley Point »jemals kostendeckend Strom erzeugt werden soll«. Neue Atomkraftwerke seien »nicht die Lösung für die Energieversorgung«. Der Bundesverband der Energiewirtschaft [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

»Massiv subventioniert«

Der Sektor Atomkraft wird wegen der hohen Risiken und der Finanzierungsprobleme nicht nur in Frankreich, sondern auch sonst überall »massiv von Regierungen subventioniert«. So war es gerade [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Vor diesem Hintergrund ist es besonders merkwürdig, dass gerade Parteien wie [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] und [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], die sonst bei jeder Subvention für nicht-fossile Energieversorgung [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], diese nur mit vielen Steuergeldern überlebensfähige Form der Energieversorgung so bevorzugen.

Atomkraftfans sagen derzeit gern, all das werde sich mit sogenannten Small Modular Reactors (SMRs), also kleineren, womöglich transportablen Atomreaktoren bald ändern. Ein erstes derartiges Pilotprojekt des Betreibers NuScale in den USA wurde aber gerade [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. SMRs sind bislang Luftschlösser.

Viele Deutsche scheinen trotz alledem [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] – was vermutlich vor allem daran liegt, dass sie schlecht informiert sind.

Die Betreiber winken genervt ab

Die FDP hält staatliche Investitionen in Stromerzeugung aus Kraftwerken für Gas (kurzfristig) und Wasserstoff (mittelfristig) im Umfang des Gegenwertes von etwa einem Hinkley-Point-AKW für [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Ihre Vertreter reden aber gern von Atomkraft (dauerhaft teuer) und Fusionskraftwerken ([Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]).

Hinzu kommen andere unschöne Aspekte nuklearer Energieerzeugung. Zum Beispiel, dass etwa die Hälfte aller Anreicherungskapazität für Uran [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], also dem Land, von dem wir uns ja in Zukunft nicht mehr erpressen lassen wollen. Die größte Uran-Abbaumenge erreichte im Jahr 2022 Kasachstan, das autokratisch regiert wird und politisch instabil ist, [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

Ja, auch in China

Überall auf der Welt – [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], von dem gern das Gegenteil behauptet wird – wachsen erneuerbare Energien immer schneller. Viel schneller als Atomkraft. Etwa 80 Prozent aller weltweit zugebauten Erzeugungskapazität war 2023 erneuerbar. Zudem haben laut [ur>=https://www.nathanielbullard.com/presentations]Nathanial Bullard von Bloomberg NEF[/url] die Investitionen in Speichertechnologie vergangenes Jahr erstmals die in Atomkraft überholt. Die ersteren wachsen rasant, die letzteren kaum bis gar nicht.

Von 2022 bis 2023 hat sich der Zubau von Batteriespeichern weltweit verdreifacht. Und die Preise für Batteriespeicher fallen weiterhin exponentiell, genauso wie die Preise für erneuerbar erzeugten Strom. Der weltweite Anteil [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], der atomare Anteil fällt kontinuierlich. Die viel beschworene »Renaissance der Atomkraft« ist bislang vor allem eine Fiktion.

Woher kommt also das verbissene Festhalten mancher Politiker an Atomkraft als »Option«? Obwohl die Union und die FDP selbst ja 2011 den Atomausstieg beschlossen haben und unter der schwarz-roten Regierung noch kurz vor Ende der letzten Legislaturperiode drei der letzten sechs Atomkraftwerke abgeschaltet wurden?

»Einseitig«?

Die Erklärung dürfte mit einem Konzept zu tun haben, das Friedrich Merz, aber auch [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] offenbar nur sehr selektiv in ihre taktischen Erwägungen einfließen lassen. Es war in dieser Kolumne [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]: »Issue Ownership«. Der Begriff aus der Politikwissenschaft bedeutet: Es gibt bestimmte Themen, die in der Wahrnehmung der Wahlberechtigten bestimmten Parteien »gehören«. Wenn über diese Themen viel gesprochen wird, dann profitieren diese Parteien. Beim Thema Migration ist das die [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...], aber das wollen etwa Friedrich Merz, [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] oder der FDP-Fraktionsvorsitzende [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] offenbar [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

Das Thema erneuerbare Energien (EE) dagegen gehört am ehesten den Grünen, denn Union und FDP haben den EE-Ausbau über [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Für Friedrich Merz ist [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]. Also schimpfte er diese Woche, die Energieversorgung werde »zu einseitig auf Wind und Sonne ausgerichtet«. Angesichts dank EE fallender Strompreise und Emissionen eine bizarre Aussage. 2023 deckte Deutschland bereits fast 60 Prozent seines gesamten Strombedarfs erneuerbar.

Weil mittlerweile auch Union und FDP nicht mehr damit durchkommen, offen für mehr fossile Brennstoffe zu werben, bleibt als vermeintliche Alternative nun eben nur das tote Pferd Atomkraft übrig. Dass das Pferd tot ist, weiß selbstverständlich auch Friedrich Merz, deshalb gebraucht er Wendungen wie »Option« oder [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...].

Es geht nur darum, bis zur nächsten Wahl so zu tun, als habe man eine Alternative anzubieten. Einmal an der Regierung beteiligt, wird man diese Alternative, die in Wahrheit keine ist, stillschweigend zu kassieren versuchen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung des Artikels wurde Christian Dürr als FDP-Generalsekretär bezeichnet. Tatsächlich ist er FDP-Fraktionsvorsitzender. Wir haben den Fehler korrigiert.
[Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]
Naja, ich hätte vermutlich eher eine USV (Unterbrechungsfreie Stromversorgung) im Keller, als einen permanent laufenden Dieselgenerator. ;)
Für die Verdeutlichung des Problems passt der Dieselgenerator jedoch. ;)
In seiner letzten Amtszeit warb der deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt, vermutlich vor dem Hintergrund der CO2 Problematik, Atomkraftwerke zu bauen.
Seinerzeit eine richtige Entscheidung, denn EEG gab es nur rudimentär.
Eine seiner Nachfolgerinnen entschied Atomkraftwerke auszuschalten, möglicherweise von anderen Ländern belächelt, aber dennoch gut für die Menschen.
Atomstrom ist der teuerste, den der Verbraucher erlangt und Atomstrom bestimmt den Preis. Dass er eben noch durch Subventionen, also letztendlich durch unsere Steuergelder finanziert wird., dürfte den wenigsten bewusst sein. 8)

eitch100 10.02.24 17:32

Ich muss da mal den Klugscheißer spielen... NICHT die Atomkraft ist (wohlgemerkt fast nur bei uns) ein totes Pferd, sondern die Atomkraft aus Kernspaltung!
Atomkraft aus Kernfusion ist nach wie vor die große Hoffnung für eine schier unerschöpfliche Energiequelle...

Draalz 10.02.24 18:15

Zitat:

Zitat von eitch100 (Beitrag 49752705)
Atomkraft aus Kernfusion ist nach wie vor die große Hoffnung für eine schier unerschöpfliche Energiequelle...

Dem stimme ich zu. Kürzlich las ich die Meldung, dass [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] vor seinem Ende einen Rekord gebrochen hat. Er erzeugte in 5,2 Sekunden eine Energiemenge von 69 Megajoule. Das entspricht dem Energiewert, den man nach der Verbrennung von 2 kg Braunkohle erhält.
Eine passable Energiemenge in dieser Zeit, jedoch noch nicht effizient. Soll heißen, dass mehr Energie verbraucht wurde, um seine Magnetfelder aufrecht zu erhalten, als die Energie, die er abgab.
Ich denke das wird auch der Knackpunkt von [Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...] sein. Die große Hoffnung, in die so viele Nationen investieren. Dennoch ist ITER scheinbar an die Entwicklungszeit seiner spaltenden Kollegen gebunden. Ursprünglich sollte er 2016 in Betrieb gehen, jetzt geht man von 2028 aus. Dennoch bleibt er eine Hoffnung, wie viele andere Projekte auf der ganzen Welt.

Ich war allerdings überrascht, dass Deutschland mittlerweile so viel Potential in Energiespeicher investiert, denn die sind das Rückrad von EEG.

gerhardal 10.02.24 18:54

Ja, Frankreich und Tschechien haben beschlossen, neue Atomkraftwerke zu bauen.
Meine Meinung : hiervon werden die wenigsten in Betrieb gehen, da sie einfach unbezahlbar sind.
Vor allem Frankreich, wo der Atombetreiber EDF so gut wie zahlungsunfähig ist ...

Keine Ahnung, wieso es Politiker gibt, die dies ( entgegen der Meinung von Betreibern, die hier evtl in Frage kommen), befürworten. Ein Betreiber, der hier sehen würde, dass etwas zu verdienen wäre, wäre sofort dabei.

Zum Thema Kernfusion : Ich erinnere mich daran, wie mein Physiklehrer in den 70er Jahren gesagt hat, das dauert noch 30-40 Jahre, bis wir daraus Energie bekommen. Neulich hörte ich im Auto einen Bericht in BR24, da war irgendwann in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts die Rede. Also ich werds nicht mehr erleben ....

.. und wer Kernkraft befürwortet ... ok, aber fahrt, wenns wieder geht, nach Tschernobyl und hört euch an, was die Führer dort zu erzählen haben. Ich war 2019 dort, und war wochenlang zutiefst erschüttert und verstehe auch niemand, der Atomkraft befürwortet ...

krasuk 14.02.24 22:29

Zitat:

Zitat von gerhardal (Beitrag 49752954)
.. und wer Kernkraft befürwortet ... ok, aber fahrt, wenns wieder geht, nach Tschernobyl und hört euch an, was die Führer dort zu erzählen haben. Ich war 2019 dort, und war wochenlang zutiefst erschüttert und verstehe auch niemand, der Atomkraft befürwortet ...

naja eigentlich eher nen schlechtes beispiel,
nur weil 1 mal sowas passierte..wenn mann überlegt wieviel kraftwerke es gibt auf der welt.
dann müsste mann ja auch flugzeuge verbieten fallen viel öfters vom himmel...

beggo 15.02.24 09:11

Sellafield, Harrisburg, Tschernobyl, Fukushima ... sind die bekanntesten Störfälle in Reaktoren mit massiver Freisetzung von Radioaktivität.
Statistisch kommt es nur alle 10 000 Jahre zu einem schweren Störfall in EINEM Kernkraftwertk. Allerdings ergibt sich bei ca 400 KKW weltweit die gleichwertige Aussage, dass es alle 25 Jahre irgendwo auf der Welt einen schwerwiegenden Störfall gibt.

Und ein abgestürztes Flugzeug hat keine schwerwiegenden Nachwirkungen, außer es stürzt in ein KKW.

tronx 15.02.24 18:28

Ich habe letzt diese Miniserie Tschernobyl gesehen.
Ist es nicht besser, wenn wir das selber unter Kontrolle haben, als wenn wir Strom aus anderen Ländern beziehen, die ihre 08/15 Kraftwerke nur mit einem Bruchteil unseres Sicherheitsdenkens nachvollziehen?

Draalz 15.02.24 19:18

Prinzipiell kann man natürlich darüber nachdenken.
Allerdings war das Kraftwerk von Fokushima auch mit erlesenen Sicherheitsstandards ausgerüstet und gebaut.
Es hielt einem Erdbeben mit der Richterscala von 9,1 stand. Das ist schon ein gewaltiger Wert, den man nicht allzuhäufig finden dürfte.
Den Garaus machte dem Kraftwerk ein anschließender Tsunami.

Abgesehen davon, dass wir hier von eine Hochrisiko Technologie sprechen, sind AKWs einfach zu teuer, erheblich zu teuer. Der Rückbau einer solchen Anlage dauert 15 Jahre und das Material muss sorgfältig entsorgt werden.
Mittlerweile nehmen Stromanbieter aus diesem Grund auch Abstand von dieser Art Kraftwerk.
Dabei sollte man auch nicht vergessen, dass die Stromerzeugung überwiegend von der Wirtschaft betrieben wird und das kann, bei mangelnder Nachhaltigkeit auch gefährlich sein. Sicherheitsstandards kosten nun mal Geld.

Indes gab es auch hierzulande Störfälle in AKWs:

[Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]

beggo 16.02.24 08:41

Zitat:

Zitat von tronx (Beitrag 49784369)
Ich habe letzt diese Miniserie Tschernobyl gesehen.
Ist es nicht besser, wenn wir das selber unter Kontrolle haben, als wenn wir Strom aus anderen Ländern beziehen, die ihre 08/15 Kraftwerke nur mit einem Bruchteil unseres Sicherheitsdenkens nachvollziehen?

Die KKWs im Ausland w?rden ja trotzdem existieren, selbst wenn wir eigene h?tten. Radioaktivit?t aus St?rf?llen UND Normalbetrieb (zB. Krypton 89 und 85) macht nicht an der Grenze halt.
Dann g?be es die unsicheren im Ausland und zus?tzlich vor der Haust?re noch die "sicheren" im Inland.
F?hrt also nicht wirklich zu einer Risikoreduzierung, sondern zu einer Erh?hung.

Melvin van Horne 16.02.24 09:45

Moin,

ich würde mit der Ansicht "in Deutschland kann so etwas nicht passieren" sehr vorsichtig sein. Die bekannten Risiken sind nicht das Problem. Für viel gefährlicher halte ich die Risiken, die man bisher nicht auf dem Radar hat.

Bei der Errichtung der deutschen AKW hat man an das Risiko eines abstürzenden Flugzeuges gedacht. Um sowas zu vermeiden, hat man über den AKW Flugverbotszonen eingerichtet. Bis zum 11.September 2001 hat man das für ausreichend gehalten. Niemand hatte die Idee, dass jemand eine Passagiermaschine als Waffe einsetzen würde. Dabei hätte man, und das soll kein Vorwurf sein, sowas durchaus ahnen können. Schon 1994 hat Tom Clancy in seinem Roman "Ehrenschuld" geschildert, wie ein Pilot eine 747 in das Gebäude des US-Kongresses stürzt. Ich bin mir bis heute nicht sicher, ob dieses Buch an der Entstehung der Idee zu den Anschlägen auf da WTC beteiligt war. Ich weiß es nicht. Aber ich könnte mir vorstellen, dass Osama das gelesen hat und ins Grübeln kam.

Bisher war der Blick auf die Atomenergie vor allem der Blick auf die Risiken. Man hielt sie für unnötig, weil es ja mit den fossilen Energieträgern genügend risikoärmere Technologien zur Verfügung standen. Die sind nun aber nicht mehr gewollt. Und das ändert eben auch den Blick auf die Atomenergie. Sie wird offensichtlich von vielen als beste Möglichkeit gesehen die Klimaziele in der vorgegebenen Zeit zu erreichen.

Von der Atomenergie als einem "toten Pferd" zu sprechen würde ich deshalb so nicht unterstreichen.

CyberCube01 16.02.24 19:14

Was jetzt das Thema Risiko anbelangt, das hat man durchaus auch bei regenerativen Energiequellen.

Ich wohne in einem Tal, was in ca. 1 km Entfernung von einer Staumauer eines Pumpspeicher Kraftwerkes entfernt ist. Die gesamte Anlage wurde Anfang in den 1960ern begonnen und um 1980 fertiggestellt. Es gab/gibt Simulationen, sollte die Staumauer brechen. Die so entstehende Flutwelle hätte eine Reichweite von ca. 10 km. Das Tal wäre binnen in Minuten überflutet. Da gäbe es keine Rettung, worst case.

Zurück zum Thema, man darf bei der ganzen Betrachtung auch nicht vergessen, was wir heute für Möglichkeiten haben, technologisch gesehen, was vor Jahrzehnten noch gar nicht denkbar war. Zu der Zeit, war man eben auf AKWs fokussiert, als "saubere Energie". Tschernobyl war dann der Auslöser, auch Kernenergie kritisch zu betrachten.

Wenn heute schon über 50 % der erzeugten Energie aus erneuerbaren Quellen stammt ([Link nur für registrierte und freigeschaltete Mitglieder sichtbar. Jetzt registrieren...]), dann kann man das auch nur positiv sehen. Zumal auch die Akkutechnik immer mehr fort streitet, weil auch die Industrie sieht, das hier in den nächsten Jahren der Bedarf wächst. Wenn man es genau betrachtet, hat hier ein generelles Umdenken begonnen. Meine Meinung dazu.

Draalz 16.02.24 20:54

Zitat:

Zitat von CyberCube01 (Beitrag 49791798)
Was jetzt das Thema Risiko anbelangt, das hat man durchaus auch bei regenerativen Energiequellen.

Ich wohne in einem Tal, was in ca. 1 km Entfernung von einer Staumauer eines Pumpspeicher Kraftwerkes entfernt ist. Die gesamte Anlage wurde Anfang in den 1960ern begonnen und um 1980 fertiggestellt. Es gab/gibt Simulationen, sollte die Staumauer brechen. Die so entstehende Flutwelle hätte eine Reichweite von ca. 10 km. Das Tal wäre binnen in Minuten überflutet. Da gäbe es keine Rettung, worst case.

Ich denke, dass das Speichern von Energie immer mit einem gewissen Risiko verbunden ist, sei es Pumpspeicher, Talsperren, Öl-, oder Gastanks.

Ich kann mich noch gut an eine Situation in der Region, in der ich lebe, entsinnen. Ein sogenannter Gichtgas Gasometer brannte. Da dieser Behälter immer unter einem minimalen Überdruck steht, drangen die Flammen nicht nach innen. Wir reden hier von 100000 Kubikmeter brennbaren Gases. Vorsorglich wurde ein Stadtteil in der Nähe vollständig evakuiert, denn eine Explosion hätte sämtliche Häuser in ihm beschädigt. Gichtgas ist das Abgas eines Hochofens und enthält ca. 20 % Kohlenmonoxid.

Auch in Bremen wurde ein solcher Behälter mal durch eine blockierte Regelstrecke beschädigt. Diese Behälter haben zumeist einen Deckel, der auf dem Gas schwebt. Hier wurde der Deckel aus seiner Führung gehoben, kippte und riss den Ganzen Gasometer auf. Es gab keine Explosion, nur mächtig viel Kopfschmerzen im Umfeld.

Bei den genannten Szenarien, auch von meinem Vorposter, würde eine Region jedoch nicht über Jahrzehnte unbewohnbar sein.

Uwe Farz 16.02.24 23:24

Ein britischer Versuch gleich zwei tote Pferde hochzuzüchten:

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Die Kosten bis dato astronomisch, wobei die Endabrechnung noch offen ist.
Wann das fertig werden soll steht auch noch nicht fest.
Dagegen war die Elbphilharmonie ein Schnäppchen.

Darüber hinaus steht noch die Frage im Raum wer sowas überhaupt versichert.

eitch100 17.02.24 16:13

Zitat:

Zitat von Uwe Farz (Beitrag 49792995)
Dagegen war die Elbphilharmonie ein Schnäppchen.

Neenee, das geht eher Richtung Flughafen BER.. :)

Ich hatte es schon vor kurzem mal gepostet, denn in Frankreich läuft es ähnlich "gut".

Kernkraftwerk Flamenville:
Der Baubeginn war am 3. Dezember 2007, EDF prognostizierte ursprünglich eine Fertigstellung 2012 und Baukosten in Höhe von 3,3 Milliarden Euro.
...
...
...
Im Dezember 2022 wurde bekannt, dass die Mehrkosten auf 10 Milliarden und die Gesamtkosten damit auf voraussichtlich 13,2 Milliarden ohne Finanzierungskosten von rund 5 Milliarden € steigen. Die Befüllung mit Brennstäben war damals für das erste Quartal 2024 geplant.
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gerhardal 17.02.24 22:35

Die EDF ist so gut wie pleite, die werden mit Sicherheit kein neues AKW bauen, bzw. werden sie nicht in der Lage sein, ein neues fertigzustellen.
Da sind Vergleiche mit dem BER Peanuts

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csesraven 17.02.24 23:09

Die EDF wird aber vom Staat versorgt werden (müssen) - also nie Pleite gehen


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