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Literatur - "Post von Karlheinz" von Hasnain Kazim

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Ungelesen 21.06.18, 04:10   #1
pauli8
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Standard Literatur - "Post von Karlheinz" von Hasnain Kazim

Zitat:
Literatur
"Post von Karlheinz" von Hasnain Kazim

Von Klaus Thomas Heck

Es beginnt mit einer E-Mail am 16. Juni 2016: "Mohammedaner sind Frauenhasser", schreibt Heinz K. und setzt noch drei Ausrufezeichen hinterher. Es gebe eine "mohammedanische Vergewaltigerkultur". Vier Ausrufezeichen. Und: "Ich weiß nicht, ob auch Sie Mohammedaner sind oder nicht, aber auch Sie sollten sich dazu bekennen". Vier Ausrufezeichen.

"Sie haben völlig recht", antwortet Hasnain Kazim. Der Islam sei frauenverachtend. Kazim bietet dem wütenden Heinz K. an, ihm die entsprechenden Stellen aus dem Koran zu benennen. Sure 17, Sure 22, Sure 45, Sure 54, Sure 55, Sure 117. Und in Sure 127, befindet Kazim, sei der Koran sogar schwulenfeindlich. Darin stehe: "Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist und sollen beide des Todes sterben; Blutschuld lastet auf ihnen."

"Super", antwortet K. - jetzt hat er etwas, dass er "JEDEN TAG allen Islam-Machos um die Ohren schlagen kann"
.
Seine Ernüchterung folgt einige Tage später: Da eröffnet ihm Kazim, das ihm da ein "furchtbar peinlicher" Fehler unterlaufen sei. All die vermeintlich frauenverachtenden Koran-Suren stammen in Wirklichkeit aus der Bibel, etwa aus den Korinther-Briefen oder dem Buch Mose. Kazims Fazit: "Der Islam ist sicherlich schwulenfeindlich nach den Buchstaben seiner Schriften - die Bibel und damit das Christentum sind es aber auch."

Ob Heinz K. aus diesem E-Mail-Wechsel etwas gelernt hat, ist nicht überliefert. Aber Hasnain Kazim ist Kummer gewohnt.

Der scharfzüngige "Spiegel"-Journalist ist in den vergangenen Jahren für viele zu einer Reizfigur geworden. Als Istanbul-Korrespondent fiel er einst bei der türkischen Regierung in Ungnade und erhielt tausendfach Drohungen und Beschimpfungen von ihren Anhängern. Gleichzeitig störten sich Pegida-Mitläufer und AfD-Sympathisanten daran, dass da einer mit einem ausländisch klingenden Namen für ein großes deutsches Nachrichtenmagazin schreiben darf.
Die Folge: Kazim, mittlerweile Korrespondent in Österreich, erhält tagtäglich wütende, polemische, auch bedrohliche Zuschriften. "Hau ab nach Pakistan!", heißt es darin. Oder: "Verräter!", "Ungläubiger!", "Islamist!"

Mit manchen derer, die da ihren Hass aufs Papier oder ins Internet kübeln, hat Kazim den Dialog gesucht. "Post von Karlheinz" ist daraus entstanden. Ein wunderbar grimmiges, lehrreiches Buch, todtraurig und gleichzeitig doch höchst unterhaltsam. Denn bisweilen keilt Kazim auch ordentlich zurück - und entlarvt seine Gegenüber nicht selten als das, was sie sind: intolerante Spießbürger, die sich auch ohne Fakten längst eine Meinung gebildet haben.

Etwa in der titelgebenden schriftlichen Begegnung mit Karlheinz S. Der Pfälzer eröffnet das Gespräch mit einem freundlichen "Sie sind ein SCHMIERFINK" und fährt fort: "Komm Du SCHREIBERLING zu mir, dann zeige ich Dir, was ein ECHTER DEUTSCHER ist!!!" Kazim antwortet begeistert, er sei ja ohnehin gerade in der Nähe und nehme die Einladung gerne an. Das heißt: er und seine "Großeltern, Eltern, Geschwister, drei Ehefrauen (die vierte liegt im Kreißsaal), acht Kinder, 17 Cousinen, 17 Cousins und 22 ihrer Kinder". Karlheinz möge doch bitte ein bisschen Platz für die zwei großen Reisebusse und das Festzelt schaffen - schließlich wollen seine Gäste doch endlich lernen, was so ein echter Deutscher ist.
Ansonsten: "Kekse und Tee genügen. Kuchen bringen wir mit, außerdem drei Ziegen, die wir in Ihrem Garten schächten können."

Kazim spielt mit Vorurteilen und Klischees. Denn dass er nicht mal Muslim ist und Marineoffizier in der Bundeswehr war, ahnen die wenigsten derer, die ihn da beschimpfen. Am Ende des Gesprächs entfährt dem entsetzten Karlheinz sogar eine Entschuldigung.
Und als Leser Christian S. aus dem sächsischen Radebeul sich darüber empört, dass eine deutsche Zeitschrift "jemanden wie Sie" beschäftigt, entspinnt sich so ein amüsanter Zwist darüber, was denn die deutsche Sprache überhaupt sei.
Sächsisch, befindet Kazim, sei nämlich gar kein Deutsch, "auch kein Dialekt, sondern eine Halskrankheit, vielleicht nicht so schlimm für den Betroffenen (...), aber dafür umso schlimmer für die Menschen in unmittelbarer Nähe des Erkrankten".

So ein oft geforderter "Dialog auf Augenhöhe", befindet Kazim an anderer Stelle, bedeutet eben manchmal auch, sich auf den Bauch legen zu müssen.

• ZUR PERSON
Hasnain Kazim wurde 1974 in Oldenburg als Sohn indisch-pakistanischer Eltern geboren. Er war Marineoffizier und studierte an der Hochschule der Bundeswehr Politik. Als "Spiegel"-Korrespondent arbeitete er in Istanbul, als seine Akkreditierung dort nicht verlängert wurde, wechselte er nach Wien. Kazim erhielt mehrere Journalistenpreise, gemeinsam mit Kollegen veranstaltete er "Hate Poetry"-Lesungen, in denen er aus Schmäh- und Drohbriefen vortrug.

• DAS BUCH
Quelle:
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Hier der 3 Minuten Clip vom ARTE Journal:
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