Einzelnen Beitrag anzeigen
Ungelesen 21.03.13, 08:46   #284
Tommy64
Anfänger
 
Registriert seit: May 2009
Beiträge: 29
Bedankt: 34
Tommy64 ist noch neu hier! | 0 Respekt Punkte
Standard

Aus meiner Sicht diskutieren wir über technische Mängel der Wirtschaftssysteme. Das es einer Gesellschaft schlecht geht, wenn das Wirtschaftssystem nicht richtig funktioniert, ist doch klar. Dann tauchen halt die materiellen Probleme auf, wie wir sie vom Kapitalismus & Kommunismus gewohnt sind.

Wenn wir daran etwas ändern wollen, müssen wir zu erst verstehen, das es wirklich nur technische Probleme sind, und nicht etwa charakteristische Schwächen der Marktteilnehmer.

Was den Kapitalismus betrifft, ist der Systemfehler schnell erklärt. In späten Phasen zeichnet er sich durch fallende Arbeitslöhne und steigender Arbeitslosigkeit aus, so das die Produzierten Güter und Dienstleistungen nicht mehr vom Markt geräumt werden können. Scheinbar fehlt im Kapitalismus mit fortschreitender Zeit immer mehr Geld, um die übervollen Läden und sich durchbiegenden Regale leerzukaufen. Leistung & Bedarf ist im Kapitalismus genug vorhanden, nur am Geld mangelt es mit fortschreitender Zeit. Das macht eben die gefürchteten Blockaden, Krisen, sinkende Löhne und ungewollte Arbeitslosigkeit.

Übrigens halte ich Tauschwirtschaft für völlig ungeeignet, das Problem zu Lösen, weil sich Tauschwirtschaft keine ausreichende Arbeitsteilung machbar ist, viel zu ineffizient. Ohne Geldsystem geht es nicht, nur funktionieren sollte es. Das Geld muss einfach im selben Rhythmus wie Güter & Dienstleistungen die Märkte betreten, schon sind Blockaden ausgeschlossen.


Also, werden wir mal konkret. Was läuft denn nun genau falsch? Was ist der Systemfehler? Wie funktioniert er? Was muss man tun, um ihn auszuhebeln, zu neutralisieren?


Das ganze Drama im Crash-Kurs:


Wie viel Geld darf in einer Wirtschaft umlaufen, damit Geld ein stabiles Tauschmittel wird?
Natürlich darf nur in dem Maß Geld geschöpft und im Umlauf gehalten werden, wie es reale Wirtschaftsleistung oder Wertschöpfung durch Sach und Dienstleistungen gibt.

Kommt es zu Abweichungen im Geld/Güterverhältnis, wird Geld weniger wert (Inflation) oder bei sinkender Geldmenge mehr wert (Deflation).
Beides verursacht Schäden in der Wirtschaft, auf den Märkten und damit bei den Bürgern und sollte darum vermieden werden.

Dieser Umstand macht es nötig das Geld, welches nicht zum unmittelbaren Konsum benötigt wird, seinen Weg schnellstmöglich in die Wirtschaft zurückfindet.

Diesen Job machen heute Geschäfts-Banken wie z.B. Volksbank oder Sparkasse. Die haben die höchst wichtige Aufgabe, Geldbesitzer durch Zinsen zu bewegen ein Konto zu eröffnen.

Dann kann das Geld an Kreditnehmer weiter verliehen werden, die den Zins zahlen. Die Banken zwacken ihre Bankmarge ab, um Unkosten wie Löhne zu decken und die Geldbesitzer bekommen ihre Zinsen.
Geld, welches nicht zum unmittelbaren Konsum benötigt wird, befindet sich damit wieder im Umlauf. Inflation/Deflation kann vermieden werden und alle sind glücklich, oder?

Schön wär´s. Funktioniert leider nur so lange, wie Sparer mit ihren Zinseinnahmen einkaufen gehen, also ihre Zinsen konsumieren.

Steigen Zinseinkommen bei den Vermögenden Leuten soweit, das man damit gar nichts mehr anfangen kann, werden sie halt zum Sparguthaben zugefügt. Soll heißen das Sparguthaben per Zinseszins wachsen. Schaut mal bei Wikipedia Begriffe wie Zinseszins, Josephspfennig oder Exponentialfunktion nach.
Da werdet ihr feststellen, das Vermögenswachstum per Zinseszins eine recht absurde Angelegenheit ist.

Welche Auswirkungen haben Vermögen, die mit steigender Geschwindigkeit wachsen?

Wenn sich Vermögen der Geldbesitzer mit steigender Geschwindigkeit mehren, geht das nur, wenn das auch die Schuldner tun, die das Geld bei den Banken als Kredit aufnehmen und Zinsen der Geldbesitzer zahlen.

Übersteigt jedoch das Geldangebot der Geldbesitzer mit der Zeit die Geldnachfrage der Kreditnehmer, passiert das gleiche wie bei einem Überangebot an Kartoffeln auf dem Wochenmarkt: Die Preise sprich der Zins sinkt.

Unterschreitet der Zins eine bestimmte Grenze, ist es vorteilhafter das Geld im Tresor zu horten oder kurzfristig als Tagesgeld bei einer Bank zu halten. Dieses Geld kann natürlich nicht mehr verliehen werden, in dem Umfang wie es notwendig wäre.

Das Ergebnis ist eine Unterversorgung an Tauschmittel in der Wirtschaft. Die Auswirkungen sind sinkende Löhne, zurückgehende Kaufkraft, Geiz ist Geil Werbung, Entlassungen, Werksverlagerungen ins Ausland und natürlich Arbeitslosigkeit. Überall fehlt es an Geld, obwohl materieller Wohlstand & Leistung bis zum Abwinken vorhanden ist.


Damit das nicht passiert, springt der Staat an dieser Stelle ein. Anstelle privater Schuldner nimmt er das überschüssige Geld auf und investiert es in mehr oder weniger sinnvolle bis sinnlose Projekte, die in der Öffentlichkeit als „Steuerverschwendung“ wahrgenommen werden.


Leider hört damit das Guthaben/Schuldenwachstum nicht auf. Irgendwann gibt es einfach nirgendwo mehr Schuldner, die das immer größer werdende Geldangebot als Kredit aufnehmen. Der Zins sinkt also unweigerlich Richtung Null, das Geld wird dadurch stillgelegt, und unser Wirtschaftssystem bricht aus Geldmangel zusammen.






Was tun?

Die Lösung besteht nun darin, das Übel bei der Wurzel zu packen. Dabei ist es wichtig zu Begreifen, das der Zins an sich NICHT das Problem ist, sondern sein Unvermögen in gesättigten Märkten auf Null zu fallen, ohne Wirtschaftskrisen zu verursachen.

Solange Zinsen von den Geldbesitzern konsumiert werden, können Geldvermögen nicht per Zinseszins wachsen und machen keine Probleme.

Freigeld sorgt mit seiner Umlaufgebühr dafür, das Geld auch ohne Zins für Geldbesitzer verliehen wird. Volkswirtschaftlich fallen damit in gesättigten Märkten keine Kapitalkosten mehr an, sondern ausschließlich Arbeitskosten. Eine Umlaufgebühr von 5-6% im Jahr reicht hier völlig aus. Die Mehrwertsteuer heute ist beträchtlich größer und könnte zusammen mit vielen anderen Steuern schlicht abgeschafft werden.

Die Folgen für Arbeitnehmer, Händler und Unternehmer sind drastisch steigende Kaufkraft, die in unseren Zeiten ohne Probleme eine 20 Stundenwoche ermöglichen. Arbeitslosigkeit kann es systemimmanent nicht mehr Geben, um nur wenige Vorteile eines Freigeldsystems aufzuzeigen.

Man schaue sich vielleicht noch diese Grafik an, welche leistungslose Vermögenseinkommen nach Haushalte gestaffelt darstellt.


Das ist jetzt vielleicht ein bisschen viel auf einmal. Ich kann nur sagen, das aus meiner Sicht hier der Hase im Pfeffer liegt. Unser heutiges Geld ist allen Gütern und Arbeitsleistungen überlegen, da es nicht wie diese unter Angebotszwang steht. Geld altert nicht, verursacht keine Lagerkosten, verfault nicht und wird darüber hinaus von JEDEM dringend gebraucht.

Diese Eigenschaften sind absolut „widernatürlich“. Wird dem heutigen Geld seine Joker-Funktion durch eine Umlaufgebühr genommen, ist das Problem gelöst. Dann haben alle Marktteilnehmer in dem Maße Geld zur Verfügung, wie sie Arbeitsleistung erbringen.

Resultat: Materialismus wird langweilig, weil das Zeug im Überfluss vorhanden ist. Mit langweiligen Sachen hält sich aber niemand auf. Es wird automatisch ein Umdenken stattfinden. Nach 10-20 Jahren Freiwirtschaft, wird man NICHTS mehr wiedererkennen. Am meisten wird sich das Denken und Sichtweisen der Menschen verändern, man wird mit Mensch, Tier & Umwelt sanfter umgehen können als heute.Die Leute haben einfach mehr Zeit & Geld, weil niemand mehr für die steigenden Zinseineinkommen reicher Privathaushalte schuften muss.
Tommy64 ist offline   Mit Zitat antworten