myGully.com Boerse.SH - BOERSE.AM - BOERSE.IO - BOERSE.IM Boerse.BZ .TO Nachfolger
Zurück   myGully.com > Talk > News
Seite neu laden

[Entertainment] 25 Jahre nach dem Start des Musiksenders Das Ende einer Ära: Viacom stellt VIVA ein

Antwort
Themen-Optionen Ansicht
Ungelesen 20.06.18, 18:00   #1
Avantasia
Super Moderatorin
 
Benutzerbild von Avantasia
 
Registriert seit: Mar 2009
Ort: South Bronx
Beiträge: 23.758
Bedankt: 61.078
Avantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt Punkte
Standard 25 Jahre nach dem Start des Musiksenders Das Ende einer Ära: Viacom stellt VIVA ein

Zitat:
Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit: Bei den Screenforce Days in Köln bestätigte Viacom am Mittwoch das Aus für den einst so prägenden Musiksenders VIVA, der zuletzt allerdings nur noch ein Schatten seiner selbst war. Profitieren wird Comedy Central, das künftig rund um die Uhr sendet.


„Do you still remember, how we used to be“ Die besten Zeiten von VIVA liegen schon viele Jahre zurück. Vermutlich wusste so mancher Besucher der Screenforce Days in Köln nicht einmal, dass der einst so stolze Sender für Popkultur zuletzt nur noch zwölf Stunden am Tag sendete und das auch noch in den wenig attraktiven Stunden von 2 Uhr morgens bis 14 Uhr mittags. Am 1. Januar 2019 ist auch damit Schluss, wie am Nachmittag im Rahmen der Präsentation von Viacom-Vermarkter Visoon angekündigt wurde.

Gut 25 Jahre nach dem Sendestart des deutschen Musiksenders am 1. Dezember 1993 mit dem Musikvideo zum Fanta 4-Song „Zu geil für diese Welt“ nimmt damit eine Marke Abschied, die eine ganze Generation von Jugendlichen und das deutsche Fernsehen nachhaltig geprägt hat. Profiteur ist Comedy Central: Der Spartensender für alles, was aufs Zwerchfell geht, war für Viacom zuletzte eine wichtige Erfolgsgeschichte, die mit der Ausweitung auf ein 24 Stunden-Programm fortgeschrieben werden soll.

Zum Abschied will Viacom im Programm von VIVA noch einmal an die Höhepunkte aus 25 Jahren erinnern. Nähere Details dazu sind noch nicht bekannt. Dabei gibt es viel zu erzählen. Der Sender, gestartet als deutscher Gegenentwurf zu MTV, prägte die Jugend der 90er Jahre und 2000er. VIVA war das YouTube und Spotify einer Generation von Jugendlichen, die Internetzugang noch pro Minute bezahlte. Der Erfolg war enorm und MTV erfolgreich geschlagen. Es folgten VIVAzwei (später VIVAplus) und internationale Ableger. In der Börseneuphorie zur Jahrtausendwende schwang sich die VIVA Media AG zum stolzen Medienkonzern auf.

Höhepunkt der Expansion war im November 2001 die Übernahme der damals ebenso an der Börse gehandelten Brainpool AG. Beide Unternehmen kannten sich gut - und waren ohnehin Nachbarn in Köln-Mülheim, was den rechtsrheinischen Stadtteil zusammen mit der „Harald Schmidt Show“ im Studio 449 zum neuen TV-Hotspot in der Dom-Metropole machte. Doch die Euphorie in Köln-Mülheim hielt nicht lange an. 2004 übernahm MTV-Mutter Viacom die Mehrheit. Massiver Stellenabbau und Umzug nach Berlin war die Folge.

Sendungen wie „Interaktiv“, „VIVA Club Rotation“, „Chartsurfer“, „Was geht ab?“, „Planet VIVA“, die „VIVA Top 100“ und Stefan Raabs legendäres „Vivasion“ waren prägend in den frühen Jahren. Später kamen Sendungen wie „VIVA Live!“ oder „Sarah Kuttner - Die Show“ hinzu. Nach der Übernahme von MTV wurde VIVA mehrfach neu positioniert und der Musikanteil über die Jahre zu Gunsten anderer Genres zurückgefahren. Auch wenn Stefan Raab ohne jeden Zweifel der prominenste VIVA-Sprössling ist, hat VIVA eine komplette Generation von Moderatorinnen und Moderatoren geschult.

„Es müsste nochmal das Viva von früher geben“, sagte kürzlich erst Axel Kühn, Geschäftsführer der Produktionsfirma Tresor TV, beim DWDL.de-Produzentengipfel. Und in der Tat liest sich diese - nicht einmal vollständige - Liste ehemaliger VIVA-Moderatorinnen und Moderatoren beeindruckend: Mola Adebisi, Aleksandra Bechtel, Nils Bokelberg, Daisy Dee, Gülcan Kamps, Johana Klum, Milka Loff Fernandes, Enie van de Meiklokjes, Phil Daub, Klaas Heufer-Umlauf, Sarah Kuttner, Heike Makatsch, Minh-Khai Phan-Thi, Oliver Pocher, Charlotte Roche, Palina Rojinksi, Tobias Schlegl, Jessica Schwarz und Janin Ullmann. Viele von ihnen standen für den Musiksender erstmals vor der Kamera.

Es ist übrigens das zweite Mal, dass ein VIVA-Sender durch Comedy Central ersetzt wird. 2007 musste VIVAplus weichen, um Platz zu machen für die Comedy-Marke von Viacom. Überraschend kommt das Aus der Marke VIVA eigentlich nicht. In anderen europäischen Ländern, in denen noch lokale VIVA-Ableger aus Zeiten der einstigen Expansion auf Sendung waren, ersetzte Viacom sie bereits durch MTV-Sender. In Großbritannien geschah dies im Januar, in Polen und Ungarn schon im Oktober letzten Jahres. Mit der Rückkehr von MTV ins freiempfangbare Fernsehen in Deutschland, war das Aus der Videoverwertungsanstalt (VIVA) absehbar.

„Do you still remember, how we used to be“ Es sind die ersten Worte eines erfolgreichen Songs der Spice Girls. Sein Titel: „Viva forever“.
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
__________________

Avantasia ist offline   Mit Zitat antworten
Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Avantasia bedankt:
RTC1207 (20.06.18), Silent Rob (20.06.18), sydneyfan (31.12.18)
Ungelesen 20.06.18, 18:33   #2
Silent Rob
Profi
 
Registriert seit: Oct 2015
Beiträge: 1.667
Bedankt: 4.185
Silent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt PunkteSilent Rob leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 338004525 Respekt Punkte
Standard

Ich war erst ab 1988 aus rein technischen Gründen in der Lage, das "Original MTV" (nicht den späteren und deutlich schlechteren deutschen Ableger) zu sehen. War schon revolutionär, 24/7 Musik und Musik-News.
Allerdings baute MTV qualitativ bereits 1992 ab, indem sie mit den ersten Live-Doku-Soap-Mist (The Real World) anfingen. Da war "VIVA" ab Ende 93 mit Raab, Lämmermann und den Bokelberg in der ersten Zeit eine gute Alternative.

Nebenbei gab es auf Tele 5 noch Annette Hopfenmüller mit Hard 'n Heavy.
Silent Rob ist offline   Mit Zitat antworten
Folgendes Mitglied bedankte sich bei Silent Rob:
Origami (20.06.18)
Ungelesen 20.06.18, 18:38   #3
Avantasia
Super Moderatorin
 
Benutzerbild von Avantasia
 
Registriert seit: Mar 2009
Ort: South Bronx
Beiträge: 23.758
Bedankt: 61.078
Avantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt PunkteAvantasia leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 588830939 Respekt Punkte
Standard

Die hatte ich auch immer an. Und Vanessa Warwick mit Headbangers Ball auf MTV.
Bei VIVA immer Markus Kafka.
__________________

Avantasia ist offline   Mit Zitat antworten
Ungelesen 20.06.18, 20:17   #4
dieterthehaack
Anwesend
 
Registriert seit: Jan 2010
Beiträge: 669
Bedankt: 308
dieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punktedieterthehaack putzt sich die Zähne mit Knoblauch. | 1678 Respekt Punkte
Standard

Tja, als wir endlich Kabel hatten, waren die Musiksender schon länger nur noch ein Schatten ihrer selbst. Und jetzt kommt die Werbung.
dieterthehaack ist offline   Mit Zitat antworten
Ungelesen 31.12.18, 13:57   #5
BLACKY74
Chuck Norris sein Vater
 
Registriert seit: Aug 2010
Beiträge: 6.109
Bedankt: 18.394
BLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt PunkteBLACKY74 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 320494922 Respekt Punkte
Standard

Update:
Zitat:
„Auf Vivasehen“
Letzter VIVA-Sendetag: Abschied vom Ausprobierfernsehen



Als VIVA Anfang der 90er Jahre der Jugendkultur-Ikone MTV Konkurrenz machen wollte, wurde der deutsche Popmusikkanal erst nicht für voll genommen. Und dann selbst zum Hit. An diesem Montag knipst Eigentümer Viacom dem Sender endgültig die Lichter aus. Eine letzte Würdigung.

von Peer Schader
31.12.2018 - 08:30 Uhr

Ein viertel Jahrhundert hat’s gedauert, aber jetzt ist doch noch der Zeitpunkt gekommen, an dem Heike Makatsch ein altes Versprechen brechen muss: „Wir sind VIVA – und wir sind mehr als ein Fernsehsender. Denn wir sind euer Sprachrohr und euer Freund und ab heute bleiben wir für immer zusammen, okay?“, begrüßte Makatsch die Zuschauer des ersten deutschen Popmusikkanals, der im Dezember 1993 das Licht der Bildschirmröhren erblickte, bevor die Fantastischen Vier mit „Zu geil für diese Welt“ die Cliprotation eröffneten.

Irgendwie war das auch ein bisschen das Motto des neuen Senders, der großspurig dem amerikanischen Marktführer MTV den Kampf ansagte, einer Ikone der Jugendkultur! Und der deswegen von vielen erst nicht für voll genommen wurde.

Zumal die Ambition, mehr Musik deutscher Interpreten und Bands zu spielen, nicht in erster Linie als kulturelle Wohltat gedacht war: Die großen deutschen Plattenfirmen, denen der Kanal mehrheitlich gehörte, brauchten schlicht und einfach einen Ort, an dem sie ihre Künstler promoten konnten. „Deutscher Pop findet im Fernsehen nur noch in der Pinkelpause statt“, beklagte der damalige EMI-Geschäftsführer die mangelnde Bereitschaft der etablierten Sender, Platz für (kommerziell erfolgreiche) Musik freizuräumen – außer zwischen den Wetten bei „Wetten dass…?“ Bei MTV war zu dieser Zeit schon gar nichts zu machen, nicht mal mit einem Hit-Lieferanten wie Grönemeyer.

Schon wenige Monate später war VIVA selbst ein Hit. Werbeeinnahmen und Zuschauerzahlen übertrafen die Prognosen. Und Geschäftsführer Dieter Gorny zog durchs Land, um erstaunten Journalisten zu erklären, wie er mit überschaubaren Mitteln ein Programm machte, dessen „Sparsamkeit auch kreative Kräfte freisetze, weil sie Phantasie und Improvisationskunst herausfordere“, wie sich die FAZ im Mai 1994 ungläubig erzählen ließ.

Zitat:
„Viva findet mehr Zuschauer als MTV, und die Werbeeinnahmen übertreffen alle Erwartungen. Als Manager ist [Dieter] Gorny ein Gewinner.“

„Der Spiegel“ über VIVA-Gründer Dieter Gorny (1995)
Im Programm liefen Clips von DJ Bobo neben denen von Britney Spears, dazu Musik von Culture Beat, Tic Tac Toe, Rednex, Dr. Alban, Oli P., Inner Circle, Bloodhound Gang, Ace of Base, Blümchen und Echt. Die Zielgruppe der unter 20-Jährigen liebte ihren neuen Sender, der ganz für sie gemacht war – eine Art televisionäre Ganztagsbetreuung nach Schulschluss, von „Interaktiv“ über „Was geht ab?“ bis „Vivasion“.

VIVA war lange nicht so stylish und cool wie die Konkurrenz aus London – aber wer braucht schon Style, wenn er stattdessen Authentizität hat? Mit seiner bunten Unperfektheit war VIVA viel näher dran an denen, für die man sendete. Während sich die internationale Pop-Prominenz bei MTV ganz selbstverständlich die Klinke in die Hand gab, saßen bei VIVA auch Bands, denen man erst noch beim Berühmtwerden zusehen konnte. (Und per Konzertbesuch in der örtlichen Mehrzweckhalle sogar nachhelfen.)

VIVA war Fernsehen zum Anfassen mit viel Musik und Ansagen in Deutsch, „was den Bedürfnissen der Teenager entgegenkommt“ („Spiegel“, 1995). Und gleichzeitig ein Ort, an dem sich junge Moderatoren wie Makatsch, Mola Adebisi, Nils Bokelberg, Klaas Heufer-Umlauf, Gülcan Kamps, Sarah Kuttner, Enie van de Meiklokjes, Minh-Khai Phan-Thi, Oliver Pocher, Tobi Schlegel und „der lustige Spaßmacher Stefan Raab“ („Bild am Sonntag“, 1995) ausprobieren konnten, um ihren eigenen Weg zu finden.

Der „Spiegel“ lästerte damals über „die großen, ahnungslosen Kinder (…), die auf den Frequenzen des Musiksenders VIVA zwischen den Videoclips ein paar deutsche Sätze sagen dürfen“. Inzwischen kann man froh sein, dass die Kinder damals einfach plappern durften – weil sie zwischenzeitlich wesentliche Teile des deutschen Fernsehprogramms mitgeprägt haben (und immer noch prägen).

Zitat:
„Auch Heike Makatsch ist eigentlich alles andere als eine Tele-Sensation – eine junge Frau ohne besondere Eigenschaften.“

„taz – die tageszeitung“ über VIVA-Gesicht Makatsch (1995)
Womöglich ist das der eigentliche Verdienst der „Videoverwertungsanstalt“, in jedem Fall aber so etwas wie ein Vermächtnis: In seinen erfolgreichsten Jahren funktionierte VIVA als eine Art inoffizielle Talentförderungsanstalt der hiesigen TV-Branche, bei der sich die übrigen Sender nach Belieben bedienten, um Talente abzuwerben, die man selbst aufzubauen versäumt hatte.

„Viva ist erfolgreich in eine Lücke gestoßen, die MTV zu lange übersehen hatte“, mussten im Jahr nach der Gründung selbst die Nachrichtenmagazin-Macher aus Hamburg einräumen. Und die „taz“ schrieb zwei Jahre später: „Der Sender hat es geschafft, das Monopol von MTV zu brechen und die deutsche Werbeindustrie für Videoclips made in Germany zu begeistern“. (Obwohl die angepeilte Quote von 40 Prozent deutscher Musik im Programm zunächst nicht erreicht werden konnte, weil die Plattenfirmen gar nicht ausreichend eigene Clips liefern konnten.)

In der Tat hatte VIVA die Konkurrenz zum Handeln gezwungen: Als Reaktion auf den unerwartet erfolgreichen Wettbewerber führte MTV ein deutsches Programmfenster ein, begab sich selbst auf Talentsuche und holte seine ersten MTV Europe Music Awards 1994 symbolträchtig ans Brandenburger Tor nach Berlin. Trotzdem hatte VIVA in dieser Zeit mehr deutsche Zuschauer als MTV.

Zitat:
„Ich glaube nicht, daß alle Sender überleben werden. Wahrscheinlich bleiben am Ende höchstens drei Musiksender übrig.“

Dieter Gorny im Interview mit der „Welt am Sonntag“ (1996)
Zehn Jahre war die Erfolgsstory schon wieder am Ende. MTV hatte aufgeholt, der VIVA-Ableger Viva Zwei war trotz Umpositionierung unter den Erwartungen geblieben und VIVA selbst bekam die ersten Auswirkungen der Krise zu spüren, in die die Musikindustrie hineinschlidderte. Zu sehr war der Kanal von Plattenfirmen abhängig, die ihre Marketingausgaben plötzlich radikal einschränkten; der Druck, sich neue Erlösformen zu erschließen, stieg. Die Fusion mit der Produktionsfirma Brainpool hatte nicht die erhofften Synergien gebracht. Irgendwann kam auch noch raus, dass VIVA heimlich einen Teil seiner Clip-Rotation exklusiv für Künstler der Plattenfirma Universal reserviert hatte.

2004 übernahm schließlich der amerikanische Medienkonzern Viacom, dem auch MTV gehört, den Konkurrenten für 310 Millionen Euro – „ziemlich viel Geld für ein schwächelndes Fernsehunternehmen, das sich in die Position des Übernahmekandidaten selbst hineinmanövriert hat“, fand die „Süddeutsche Zeitung“. Schnell war klar, dass die vom MTV-Management angekündigte „neue schlagkräftige TV-Familie“ eine sein würde, bei der klassisches Musikfernsehen nur noch eine untergeordnete Rolle spielen würde. Beliebte VIVA-Sendungen wurden gestrichen, Moderatoren verschoben, Videoclips durch Reality-Shows ersetzt. „Es macht leise pfft, und Viva ist weg“, trauerte die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ im Sommer 2004.

Als Marke ist VIVA danach zwar erhalten geblieben – aber die Idee aus den Gründerjahren hatte sich erledigt. Der neue Besitzer änderte mehrfach die Programmstrategie. Seit 2014 musste sich VIVA einen Programmplatz mit dem Schwesterkanal Comedy Central teilen und sendete nur noch wenige Stunden am Vormittag und in der Nacht. Zum neuen Jahr zieht Viacom nun endgültig den Stecker.

Zitat:
„Viva war längst tot. Von MTV lernen heißt siegen lernen, hieß plötzlich das Motto, und so einen Sender braucht kein Mensch, denn den gibt es ja schon.“

„Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ über die VIVA-Übernahme (2004)
Die meisten Nachrufe sind schon vor Monaten entschieden, als die geplante Einstellung bekannt wurde (DWDL.de berichtete). Vor zwei Wochen baten Jan Köppen und Collien Ulmen-Fernandez noch mal ein paar ehemalige VIVA-Kollegen ins Studio, um bei „VIVA Forever – Die Show“ über früher zu plaudern. Mola hat von seinem „geilsten Moment“ bei VIVA erzählt: als er mal ungestört eine Dreiviertelstunde mit Janet Jackson in Paris plaudern konnte, weil die Kamera repariert werden musste. Oli Pocher erinnerte sich an seine Lieblingsanweisungen aus der Redaktion für den Umgang mit Boyband-Gästen: „Frag sie nicht wie alt sie sind und lass sie bitte nicht live singen.“ Und Collien bilanzierte: „Was VIVA ausgemacht hat, war ja nicht nur das Chaos vor der Kamera, sondern auch das dahinter.“

Das war alles noch ein bisschen planloser als man es von VIVA ohnehin schon gewohnt war, aber zwischendurch liefen wieder Clips von Ace of Base, Rednex und Scooter, bevor Loona im Studio nochmal ihren 90er-Hit „Bailando“ playbacken durfte und die Runde ihren Sender mit einem letzten „Auf Vivasehen“ in die Fernsehgeschichte entließ – viele Jahre nach den meisten Zuschauern, die längst MySpace Facebook und YouTube als ihre neuen Sprachrohre entdeckt hatten.

25 Jahre nach dem Start hat sich’s ausgeflimmert bei VIVA. Zu geil für diese Welt war der Sender aber schon seit längerer Zeit nicht mehr. Oder wie Sarah Kuttner am Ende der Abschiedsshow meinte: „Das hat uns alle geprägt. Und jetzt ist auch mal gut.“
Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
BLACKY74 ist offline   Mit Zitat antworten
Folgendes Mitglied bedankte sich bei BLACKY74:
Wornat1959 (31.12.18)
Ungelesen 31.12.18, 15:06   #6
B345T
myGully Uploader
 
Benutzerbild von B345T
 
Registriert seit: Nov 2014
Beiträge: 6.243
Bedankt: 93.110
B345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt PunkteB345T leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 18724434 Respekt Punkte
Standard

Zitat:
Zitat von Avantasia Beitrag anzeigen
Und Vanessa Warwick mit Headbangers Ball auf MTV.
Ohjaaaa der headbangers ball damals !
B345T ist offline   Mit Zitat antworten
Ungelesen 08.01.19, 00:14   #7
l_mro
Anfänger
 
Registriert seit: Jan 2019
Beiträge: 9
Bedankt: 5
l_mro ist noch neu hier! | 3 Respekt Punkte
Standard

In der Boxhagener Straße sind Augenscheinlich echte Profis am Werk, im Teletext sind auch 1 Woche nach der Umstellung noch verschieden Viva-Seiten zu sehen. Des weiteren ist die Kennung über Astra nicht geändert worden und lautet immer noch COMEDY CENTRAL / VIVA. Viva ist anscheinend nicht tot zu kriegen.
l_mro ist offline   Mit Zitat antworten
Ungelesen 08.01.19, 17:58   #8
HansGuarde
Banned
 
Registriert seit: Aug 2017
Beiträge: 123
Bedankt: 219
HansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt PunkteHansGuarde  | -9688597 Respekt Punkte
Standard

Zitat:
Zitat von l_mro Beitrag anzeigen
Viva ist anscheinend nicht tot zu kriegen.
Kein Wunder bei dem Namen .

Leider war ich in der Hochphase des Senders noch zu jung bzw. zu desinteressiert an Musik, um diesen bewusst wahrzunehmen. Erst Anfang der 2000er mit Eintritt in das Jugendalter hat sich das Interesse an Musik dann doch (wie bei den meisten) gesteigert und ich habe noch einige Sendungen von Viva Zwei mitbekommen, der mich von den verfügbaren Musiksendern am ehesten ansprach, bevor er dann in Viva Plus umgetauft wurde und neu ausgerichtet wurde.
HansGuarde ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren

BB code is An
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 03:25 Uhr.


Sitemap

().