Wegen YouTuber: Polizei rückt in bayerisches Dorf ein
Die Hetzjagd gegen den YouTuber "Drachenlord" ist am Montag in einem bayerischen Dorf eskaliert. Die Polizei musste sogar Spezialkräfte vom Fußballspiel Fürth gegen Dortmund abziehen, um das Haus eines jungen Mannes zu sichern.
Unglaubliche Szenen spielten sich am Montag in der mittelfränkischen Provinz ab. Bis zu 600 Menschen versammelten sich vor dem Haus des YouTubers "Drachenlord" in Emskirchen, wie ein Polizeisprecher t-online.de auf Nachfrage mitteilte. Das Motto der Mobbing-Meute: "Dem Drachenlord das Fürchten lehren". In seinen Videos ruft der YouTuber immer wieder provozierend dazu auf, ihn doch zu besuchen. Diese Einladung nahmen nun Hunderte "Drachenlord"-Hasser an.
Mit seinen Videos ist der 29-jährige Rainer Winkler zu einer provozierenden Kultfigur auf YouTube geworden. Manche mögen ihn – viele hassen seine Videos. Die Abneigung gegen den Metal-Fan mit seinen knapp 77.000 Fans auf YouTube hat am Montag jedoch absurde Züge angenommen. Trotz eines Versammlungsverbotes des Landratsamtes und dessen Bestätigung durch das Verwaltungsgericht Ansbach waren Hunderte in das 40-Seelen-Nest des YouTubers gereist – teilweise sogar aus anderen Bundesländern. Und das nur, weil sie ihn hassen.
USK-Einheit sichert Haus von YouTuber
Um die Situation unter Kontrolle zu bekommen, wurde am Abend sogar das Unterstützungskommando (USK) der bayerischen Polizei vom DFB-Pokalspiel SpVgg Greuther Fürth gegen Borussia Dortmund abgezogen. "Sie waren die einzigen freien Kräfte in der Nähe", erklärt der Sprecher.
Die Beamten riegelten den Ort zeitweise ab und versuchten, die Versammlungsteilnehmer aus dem heraus zu drängen. Unbekannte zündeten Böller und setzten eine Fläche von mehreren Quadratmetern in Brand. Die Feuerwehr hatte den Brand schnell unter Kontrolle.
Emskirchen kommt erst gegen Mitternacht zur Ruhe
Wie der Sprecher der Polizei in Nürnberg t-online.de schildert, hatten sich die "Drachenlord"-Hasser bereits in den frühen Morgenstunden versammelt, erst gegen Mitternacht habe sich der Trubel langsam gelegt. Im Laufe der verbotenen Versammlung kam es zu einer Sachbeschädigung an einer Bushaltestelle und einem Zaun. "Insgesamt blieb es aber friedlich, niemand wurde verletzt", heißt es bei der Polizei.
Für die Polizei ist der selbst ernannte "Drachenlord" keine Unbekannter. "Fast täglich kommen Leute vorbei, um den 'Drachenlord' zu sehen oder zu provozieren", sagt die Polizei. Nicht immer müssten die Beamten einschreiten, aber die Anwohner seien schwer genervt, auch weil er nicht aufhöre zu posten. Selbst seine Adresse hat der 29-jährige Rainer Winkler für kurze Zeit im Internet veröffentlicht.
Ein Ende des Streits ist nicht in Sicht. Selbst mit einer Drohne sind die "Drachlord"-Hasser bereits über das Anwesen des YouTubers geflogen und filmten in die Fenster des Hauses hinein. Über Chaträume im Internet verabreden sich die Feinde des YouTubers und melden bei der Polizei Vergewaltigungen und Amokläufe unter der Adresse des Drachenlords. "Swatting" nennt sich diese Art von Mobbing, bei der Opfer bei den Behörden für nie begangene Straftaten angeschwärzt werden.
Kein Ende in Sicht
Vor zwei Jahren wurde ein damals 24-jähriger Niedersachse durch das Landgericht Nürnberg wegen Cyber-Straftaten in mehr als 120 Fällen zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Unter anderem hatte er einen größeren Polizei- und Feuerwehreinsatz bei dem YouTuber ausgelöst. Ein Prozessbeobachter sagte damals zu Nordbayern.de: "YouTuber wie Drachenlord leben ja hauptsächlich von uns Hatern und wir von ihnen. Erst als wir damit angefangen haben, ihn zu verarschen, wurde er eine Internet-Bekanntheit." Dass dieser Teufelskreislauf also in naher Zukunft endet, ist nicht abzusehen.
Wenn Swatting und Cyber-Mobbing zur Sucht werden
Quelle:[
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Bemerkenswert, worauf sich die Polizei mittlerweile alles einlassen muss,
neben Anwohnern und allen anderen