[BLACKY74]

Sie wurden erniedrigt und gequält: Für viele Kinder wurde eine Kur in den 1950er- bis 1980er-Jahren zum Albtraum. Recherchen von Report Mainz zeigen: Mehrere Heime wurden von hochrangigen NS-Funktionären geleitet.

Von Ulrich Neumann und Philipp Reichert, SWR

Das ARD-Politikmagazin Report Mainz hat drei Fälle hochrangiger NS-Akteure recherchiert, die Kurheime leiteten und dort die Verantwortung für Zehntausende Kinder trugen.

Kriegverbrecher Werner Scheu

Unter ihnen ist der verurteilte Kriegsverbrecher Werner Scheu. Auf der Nordseeinsel Borkum leitete er jahrelang das Kinderkurheim "Möwennest".

In der NS-Zeit war Scheu Mitglied der NSDAP und der Waffen-SS. 1941 war er als Offizier an der Erschießung von 220 litauischen Juden beteiligt. Scheu tötete mehrere von ihnen und wurde deshalb später zu lebenslanger Haft verurteilt.

In seinem Heim wurden Kinder drangsaliert und gequält. Eine Betroffene, die in Scheus Heim zur Kur war, erinnert sich im Gespräch mit Report Mainz, zur Strafe in der Nacht stundenlang barfuß auf dem kalten Fußboden gestanden zu haben. Einmal sei sie sogar in die Sauna eingesperrt worden.

Kinderkurheim "Mövennest" auf Borkum (Quelle: Heimatverein Borkum) | Bildquelle: Heimatverein Borkum

SS-Generalmajor Hugo Kraas

In St. Peter Ording führte Hugo Kraas in den 1970er-Jahren das Kinderkurheim "Seeschloß".

Kraas war einer der ranghöchsten Generäle der Waffen-SS und ebenfalls Mitglied in der NSDAP. Ihm wurden zahlreiche Kriegsorden verliehen.

Nach Recherchen von Report Mainz blieb er bis zu seinem Tod ein überzeugter Nazi. So nahm er etwa 1966 an der Beerdigung des SS-Oberst-Gruppenführers Sepp Dietrich teil, einem verurteilten Kriegsverbrecher. Dort präsentierte er sich mit Ritterkreuz und weiteren NS-Orden. Außerdem war Kraas unter anderem Mitglied in der "Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS" (HIAG), die zeitweise vom Verfassungsschutz als rechtsextremistisch bewertet und beobachtet wurde.

Kraas (Dritter v. l.) mit Adolf Hitler | Bildquelle: bpk | Bayerische Staatsbibliothek | Archiv Heinrich Hoffmann

"NS-Arzt" Albert Viethen

Im bayerischen Berchtesgaden war Albert Viethen ärztlicher Leiter des Kinderkurheims "Schönsicht". Darüber hinaus arbeitete er in weiteren Kinderkurheimen.

In der NS-Zeit war Viethen Mitglied in rund einem Dutzend NS-Organisationen - von der NSDAP über den NS-Ärztebund bis zur SS. Außerdem war er an Euthanasie-Verbrechen beteiligt. Aus seiner Klinik wurden während der Nazizeit rund 20 Kinder in eine Tötungsanstalt überwiesen. Sieben wurden daraufhin dort nachweislich ermordet.

Auch im Kinderkurheim "Schönsicht" wurden Kinder gequält, berichten Betroffene im Gespräch mit Report Mainz. 1963 wurde Viethen wegen Beihilfe zum Mord angeklagt. Er kommt davon, weil er von den Mordaktionen nichts gewusst haben will. Historiker werten das als unglaubwürdige Ausrede.

Viethen bei der Untersuchung eines Kindes | Bildquelle: WDR

Kinder in Kuren systematisch gequält

Bis in die 1980er-Jahre wurden Millionen Kinder in Kuren geschickt. Dort sollten sie sich erholen und aufgepäppelt werden. [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].

Eine Initiative von Betroffenen fordert, dass die Geschehnisse während der Kuren aufgearbeitet werden. Anja Röhl von der "Initiative Verschickungskinder" sagte Report Mainz, dass man verrohe, wenn man so viel morde wie in der Zeit des Faschismus. "Diese Verrohung schlägt sich auf das Menschenbild nieder und auch auf den Umgang mit Kindern", so Röhl.

Viele Betroffene leiden noch heute unter den Folgen der Kuren. | Bildquelle: WDR

Politik verspricht Aufarbeitung

Im Interview mit Report Mainz sicherte der Vorsitzende der Sozialministerkonferenz, Manfred Lucha, zu, die jahrzehntelangen und flächendeckenden Misshandlungen während der Kinderkuren aufzuarbeiten.

"Wir blicken da in einige Untiefen, in einige dunkle Löcher", so Lucha. Alles, was während der Kuren schlecht und ungesetzlich gewesen sei, müsse aufgearbeitet werden. Schließlich trage der Staat die Verantwortung für den Schutz der Kinder. "Da darf es kein Staatsversagen geben", so Lucha.

Die Dokumentation zum Thema zeigt das Erste am Montag um 22:00 Uhr in Exclusiv im Ersten.

Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[MunichEast]

Hatte vor ein paar Tagen eine Doku zu diesen Erholungsheimen gesehen. Die Betroffenen leiden heute noch am erlebten.

[Klopperhorst]

Geht es nun um das generelle Problem der Kinderquälerei in Kinderkurheimen/Kinderheimen bis in die 80er Jahre oder um den "Skandal" das ehemalige Mitglieder aus NSDAP / Waffen-SS in manchen Kinderheimen/Kurhäusern leitende Positionen einnahmen ?

[muavenet]

Zu Viethen gibts [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] eine Fallstudie (aus der Monatsschrift Kinderheilkunde).

[Klopperhorst]

Interessant das Wikipedia zur Causa Hugo Kraas Misshandlungen nennt und auf den obigen Quellen-Artikel verweist, wo keine Misshandlungen in Bezug auf Kraas erwähnt werden.

Naja, Wikipedia halt.

[MotherFocker]

Zitat von Klopperhorst

Geht es nun um das generelle Problem der Kinderquälerei i[...] oder um den "Skandal" das ehemalige Mitglieder aus NSDAP / Waffen-SS [...]

Ich frage mich, warum du das Wort Skandal in Anführungszeichen gesetzt hast???

Das war ein haushoher Skandal. Unabhängig der Tatsache, dass Kinder systemathisch geqält wurden, sondern immer noch mit der Methodik der NS-Zeit.

Es mag ja durchaus sein, dass die Entnazifizierung in den 50igern noch lückenhaft war, aber hochrangige Wehrmachtsoffiziere in pädagogischen Einrichtungen? Mehr als nur ein Skandal!

Insbesondere dann, wenn man weiss, wie die leitenden NS-Doktoren in den KZ's "forschten" (hier ist das Anführungszeichen durchaus angebracht).

In der heutigen Zeit würde man ja auch alles in Bewegung setzen, um einen pädophil vorbelasteten Erzieher aus Kindergärten/etc zu entfernen.

Das würde Dich sicher auch stören, oder etwa nicht??

[Klopperhorst]

Zitat von MotherFocker

Ich frage mich, warum du das Wort Skandal in Anführungszeichen gesetzt hast???

Das war ein haushoher Skandal. Unabhängig der Tatsache, dass Kinder systemathisch geqält wurden, sondern immer noch mit der Methodik der NS-Zeit.

Es mag ja durchaus sein, dass die Entnazifizierung in den 50igern noch lückenhaft war, aber hochrangige Wehrmachtsoffiziere in pädagogischen Einrichtungen? Mehr als nur ein Skandal!

Moment, bei den hier genannten Personen handelte es sich um ehemalige Mitglieder von SS und Waffen-SS. Keiner von denen war jemals der Wehrmacht angehörig. Und selbst das wäre erstmal weniger ein Problem, wenn sich diese Ärzte nicht in der Vergangenheit durch ihre praktische Tätigkeiten während des Krieges hervorgehoben hätten. Denn das war/ist das eigentliche Problem gewesen. Der Eine war an Juden-Erschießungen beteiligt, der andere an Euthanasie-Verbrechen usw.

In der heutigen Zeit würde man ja auch alles in Bewegung setzen, um einen pädophil vorbelasteten Erzieher aus Kindergärten/etc zu entfernen.

Das würde Dich sicher auch stören, oder etwa nicht??

Schon richtig. Ein pädophiler vorbelasteter Erzieher mit dem MfS als Ex-Arbeitgeber wäre für mich problematisch. Ein Erzieher ohne pädophile Neigungen mit MfS-Vergangenheit nicht.

[Kirkwscks4eva]

Und warum waren diese Männer auf freiem Fuß und nicht im Gefängnis? Wer hat da so mächtig geschlampt? Sind Gelder geflossen? Die Kids können einem leid tun und eigentlich wären Entschädigungen dran.

[MotherFocker]

Zitat von Klopperhorst

Moment, bei den hier genannten Personen handelte es sich um ehemalige Mitglieder von SS und Waffen-SS. Keiner von denen war jemals der Wehrmacht angehörig.[...]

Sorry, dass ich den Teufel mit Beelzebub verwechselte...

Um es mal treffend aus dem Film [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] zu sagen:

"Nazis, SS, Wehrmacht, SA... Es ist alles das gleiche Böse und es sind Feinde der freien Menschheit, die vernicht werden müssen"

Gespräch zwischen zwei gefangenen Alliertenoffizieren, weil einer der beiden auf die Nichtzugehörigkeit des Lagerkommandanten zur SS hinwies.
(mag etwas abgeändert sein, nur von mir gedanklich rekonstruiert...)


Btw:
MfS ist ein deutlich anderes Kaliber als die gesamte SS & Co...
Aber gut zu wissen, dass Du Naziverbrecher in einem Kinderheim nicht nur billigst, sondern dafür noch Verständnis aufbringst.

Das [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] würde Dir gut stehen ...

[MunichEast]

Zitat von Kirkwscks4eva

Die Kids können einem leid tun und eigentlich wären Entschädigungen dran.

Teilweise wurden Leistungen nach dem Opferentschädigungsgesetz genehmigz und Entschädigungen gezahlt.

Hier noch ein Artikel dazu...

"Kinderverschickung": Betroffene reden über Misshandlungen

Sie litten an Bronchitis, waren unter- oder übergewichtig und sollten deshalb zur Kur. Am besten an die Küste oder in die Berge - dort, wo die Luft so gut ist. Zwischen den 50er- und 90er-Jahren wurden Schätzungen zufolge Millionen Kinder in der Bundesrepublik "verschickt". Das heißt, sie kamen auf ärztliche Weisung zur Kur - auch in Heime in Schleswig-Holstein. Doch für viele der sogenannten Verschickungskinder wurde der Kuraufenthalt zum Albtraum. In einigen dieser Heime kam es offenbar zu Misshandlungen, Betroffene berichten von Prügel und Psychoterror. Jetzt fordern sie Aufklärung. Rund 80 von ihnen treffen sich am Freitag erstmals in Westerland auf Sylt zu einem dreitägigen Kongress. Es ist der erste seiner Art in Deutschland.

Organisatorin war selbst "Verschickungskind"

Die Opfer treffen sich, weil sie unter anderem eine wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschehnisse fordern. Denn auch von politischer Seite gibt es die bis heute nicht. Die Organisatorin des Kongresses, Anja Röhl, war in ihrer Kindheit selbst in einem Kurheim auf Föhr und hat darüber ein Buch geschrieben. Sie will ein Zeichen setzen und erreichen, dass sich noch mehr Betroffene melden. Wie viele Kinder in der Vergangenheit nach Schleswig-Holstein verschickt und misshandelt wurden, ist völlig unklar. Auf Anfrage sagte ein Sprecher, dass dem Sozialministerium hierzu keine Aufzeichnungen vorliegen.

Auch für den Kinderschutzbund Schleswig-Holstein ist das Thema relativ neu. "Wenn die Rechte von Kindern in dieser Zeit verletzt worden sein sollten, werde man natürlich auf der Seite der Opfer stehen", sagt die Vorsitzende Irene Johns, auch sie wird in Westerland dabei sein.

Wie Kinder früher in Kurheimen gequält wurden

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden jahrzehntelang "Verschickungskinder" zur Kur in Erholungsheime gebracht. Viele wurden dort gequält. Auf Sylt treffen sich nun Betroffene.

Mit sieben Jahren sechs Wochen zur Kur auf Föhr

Auch Petra Beller hätte gerne am Kongress teilgenommen, kann allerdings aus beruflichen Gründen nicht nach Sylt reisen. Auch sie war ein "Verschickungskind". 1977 kam sie mit sieben Jahren in ein Heim in Wyk auf Föhr. Der Hausarzt hatte sechs Wochen "Kinderverschickung" an die Nordsee verschrieben. Das kleine Mädchen aus Speyer in Rheinland-Pfalz war häufig erkältet und wog für ihr Alter zu wenig. Sechs Wochen auf Föhr also. Es wurde die schlimmste Zeit im Leben von Petra Beller. "Schlimm wurde es, wenn es dunkel wurde", sagt sie rückblickend und berichtet von bestimmten Ritualen, um, wie sie sagt, die Nacht im Schlafsaal zu überstehen: "Das Wichtigste war, dass man ruhig war. Man durfte sich nicht bewegen, nicht in die Decke kuscheln, absolutes Sprechverbot. Durch einen Spalt der Tür sah man die Schatten der Erwachsenen, wenn wir wieder kontrolliert wurden."

Psychoterror der Erzieher

Petra Beller erinnert sich genau an die Nacht, in der sie einem anderen Kind, das weinte, helfen wollte: "In dem Moment ist die Erzieherin gekommen, hat mich praktisch an den Haaren gepackt und mich mitsamt meiner Decke aus dem Schlafsaal entfernt, mich in ein angrenzendes Aufpass-Zimmer gezerrt. Dort musste ich tatsächlich eine komplette Nacht wach auf dem Boden verbringen mit der Decke über dem Kopf. Ich konnte nicht auf die Toilette, ich konnte nicht atmen und jedes Mal, wenn ich das Gefühl hatte, ich schlafe jetzt doch ein vor lauter Erschöpfung, dann hat sie mit dem Stock auf die Decke geschlagen und mir gedroht." Briefe oder Postkarten durften die Kinder nicht schreiben, berichtet Petra Beller. Die Pakete der Eltern wurden von den Erziehern abgefangen. Überhaupt, die Erzieher. Petra Beller beschreibt sie als emotionslos, kalt, distanziert und extrem autoritär.

Erziehungsmethoden aus der Nazizeit

Viele "Verschickungskinder" waren noch sehr jung. Ohne Begleitperson mussten sie wochenlang zur Kur.

Dieser Erziehungsstil sei in jener Zeit keine Seltenheit gewesen, meint die Kinder- und Jugendlichen-Therapeutin Brigitte Linke. Die Kinder sollten nicht "verweichlicht" werden, Mitleid wurde vermieden. Die Erziehungspersonen waren die "Herren", die Kinder sollten gehorchen und "satt und sauber" erzogen werden, erläutert Linke. Dieser pädagogische Ansatz ist stark in der Nazizeit verwurzelt. "Für Kinder, die ohne Bezugspersonen in eine fremde Umgebung mit fremden Leuten geschickt werden, ist das schon sehr belastend. Wenn diese Personen sie auch noch psychisch unter Druck setzen oder verletzen, kann das schwere Folgen haben".

Niemand glaubt dem Kind

Als Petra Beller wieder zu ihrer Familie zurückkehrt, erzählt sie den Eltern von ihren Erlebnissen. Niemand glaubt ihr, ihre Berichte werden abgetan als Heimweh und "als alles schlecht geträumt". Petra Bellers Albtraum geht aber weiter. Zwei Jahre später, 1979, wird sie wieder verschickt, wieder nach Wyk auf Föhr, wieder in dasselbe Heim. Die schlimmste Erzieherin habe da aber schon nicht mehr gearbeitet. Heute ist Petra Beller 48 Jahre alt und führt eine psychologische Beratungspraxis in Baden-Württemberg. Sie habe versucht mit der Krankenkasse ins Gespräch zu kommen, die das Heim auf Föhr betrieben hat, wurde aber nur abgewimmelt.

"Ich brauche keine Entschädigung, sondern Gewissheit"

Bis heute leidet sie unter den Erlebnissen von damals, ohne Licht kann sie nicht mehr einschlafen. "Es gibt für mich nichts Schlimmeres, als wenn ich Schatten sehe. Ein Türspalt, der nur Schatten von jemandem zeigt, der kommt. Es begleitet mich immer noch. Ich bin nicht misstrauisch, aber ich weiß, wie Menschen sein können." Petra Beller will nur für sich selbst sprechen. Sie bräuchte keine Entschuldigung, auch keine Entschädigung. "Ich bräuchte nur die Gewissheit, dass es hier tatsächlich Menschen gab, die falsch und fast schon menschenverachtend gehandelt haben. Und dass man den Betroffenen sagt, Ihr habt Euch das nicht eingebildet. Wenn aus all den angeblich verfälschten Erinnerungen ein gemeinsamer Nenner wird, dann habt ihr das alles so erlebt."[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[Klopperhorst]

Zitat von Kirkwscks4eva

Und warum waren diese Männer auf freiem Fuß und nicht im Gefängnis? Wer hat da so mächtig geschlampt? Sind Gelder geflossen? Die Kids können einem leid tun und eigentlich wären Entschädigungen dran.

Das waren sie ja teilweise. Hugo Kraas war bis 1948 interniert. Viethen wurde Mitte 1963 vor dem Landgericht Ansbach wegen Beihilfe zum Mord in mehreren Fällen angeklagt, allerdings aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Und Scheu war wegen dem eigenhändigen Erschießen von Juden zu lebenslanger Haft verurteilt worden, mit anschließender vorzeitiger Haftentlassung (nehme ich mal an).

Zitat von MotherFocker

Btw:
MfS ist ein deutlich anderes Kaliber als die gesamte SS & Co...

Stimmt, da habe ich einen falschen Vergleich gezogen. MfS und SD, das wäre ein treffender Vergleich.

Aber gut zu wissen, dass Du Naziverbrecher in einem Kinderheim nicht nur billigst, sondern dafür noch Verständnis aufbringst.

Was du alles so aus meinen Posts herausliest. Bei Viethen und Scheu ist der Fall im Grunde genommen klar. Unter anderen Umständen hätten die nicht mal mehr als Arzt praktizieren dürfen. Bei Hugo Kraas allerdings sehe ich keine Probleme, es sei denn es ist nachweisbar das es in seinem geführten Kinderheim zu Misshandlungen kam.

[MotherFocker]

Zitat von Klopperhorst

[...]Bei Hugo Kraas allerdings sehe ich keine Probleme, es sei denn es ist nachweisbar das es in seinem geführten Kinderheim zu Misshandlungen kam.

ah ja.... Und was genau qualifizierte Kraas (ausser das abgebrochene Lehramtsstudium) zur Leitung eines Kinderkurheimes?

Zitat von Klopperhorst

[...]Was du alles so aus meinen Posts herausliest.[...]

Das hier z.B.:

Zitat von Klopperhorst

[...]Und selbst das wäre erstmal weniger ein Problem, wenn sich diese Ärzte nicht in der Vergangenheit durch ihre praktische Tätigkeiten während des Krieges hervorgehoben hätten. Denn das war/ist das eigentliche Problem gewesen. Der Eine war an Juden-Erschießungen beteiligt, der andere an Euthanasie-Verbrechen usw. [...]

[Klopperhorst]

Zitat von MotherFocker

ah ja.... Und was genau qualifizierte Kraas (ausser das abgebrochene Lehramtsstudium) zur Leitung eines Kinderkurheimes?

Für die organisatorische Leitung einer Einrichtung braucht man zuallererst Führungsqualitäten. Die hat er als ehemaliger ranghoher Offizier wohl inne gehabt. Sein Lehramtsstudium, ob abgebrochen oder nicht, ist da gar nicht relevant.

Das hier z.B.:

Es tut mir außerordentlich leid dich auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu müssen. Die reine Mitgliedschaft in dem NS-Ärztebund oder der Waffen-SS/allgemeine SS war nach Kriegsende kein Stigma, welches einem Arzt grundsätzlich das Praktizieren untersagt hätte.

[MunichEast]

Zitat von Klopperhorst

Es tut mir außerordentlich leid dich auf den Boden der Tatsachen zurückholen zu müssen. Die reine Mitgliedschaft in dem NS-Ärztebund oder der Waffen-SS/allgemeine SS war nach Kriegsende kein Stigma,...

Ich möchte daran erinnern das Kraas einer der ranghöchsten Generäle der Waffen-SS und ebenfalls Mitglied in der NSDAP war, dazu auch verurteilter Kriegsverbrecher.

[Klopperhorst]

Zitat von MunichEast

Ich möchte daran erinnern das Kraas einer der ranghöchsten Generäle der Waffen-SS und ebenfalls Mitglied in der NSDAP war

Nein. Der Rang eines SS-Brigadeführers war der niedrigste bekleidbare Generalsrang innerhalb der Waffen-SS gewesen, vergleichbar mit einem Generalmajor der Wehrmacht.
Seine Mitgliedschaft in der NSDAP ist kein Indiz, das für eine Aberkennung seiner Fähigkeit, ein Kinderkurheim zu leiten spricht.

dazu auch verurteilter Kriegsverbrecher.

Ich freue mich über weitere Informationen von deiner Seite. Meine endet mit seiner Entlassung aus regulärer Kriegsgefangenschaft im Jahre 1948.

[MotherFocker]

Zitat von Klopperhorst

[...]Die reine Mitgliedschaft in dem NS-Ärztebund oder der Waffen-SS/allgemeine SS war nach Kriegsende kein Stigma, welches einem Arzt grundsätzlich das Praktizieren untersagt hätte.

soso... Also bei den bei Wiki gelisteten "Orden und Auszeichnungen" dreht sich einem schnell der Magen um. Es sei denn, man verherrlicht solche Dinge.

Völlig selbstverständlich sind Totenkopfring, Ehrendegen, Eiserne Kreuze, Eichenlaubgedöns und sonstiges Lametta absolute Kriterien zur Leitung einer pädagogischen Kindereinrichtung.

Von wegen Stigmata...Wie konnte ich nur an der fachlichen und menschlichen Qualität dieses Mannes zweifeln.

Der rehabilitierte sich sicherlich in seiner 3jährigen Haft. Wie auch sonst wäre eine solche Personalie zu vertreten...

[MunichEast]

Zitat von Klopperhorst

Nein. Der Rang eines SS-Brigadeführers war der niedrigste bekleidbare Generalsrang innerhalb der Waffen-SS gewesen, vergleichbar mit einem Generalmajor der Wehrmacht....


Ich freue mich über weitere Informationen von deiner Seite. Meine endet mit seiner Entlassung aus regulärer Kriegsgefangenschaft im Jahre 1948.

Ach so, er war nur der kleinste General der Waffen-SS ? Deine Relativierungsversuche sind obszön und schlicht widerwärtig. Er wurde übrigens in Italien für Kriegsverbrechen schuldig gesprochen, aber das wirst Du bestimmt auch gleich für kaum der Rede wert bezeichnen.

[Klopperhorst]

Zitat von MotherFocker

soso... Also bei den bei Wiki gelisteten "Orden und Auszeichnungen" dreht sich einem schnell der Magen um. Es sei denn, man verherrlicht solche Dinge.

Puh, da wird es jedem Militaria-Händler ja jeden Tag übel wenn er seinen Warenbestand überprüfen muss. Arme Säue.

Völlig selbstverständlich sind Totenkopfring, Ehrendegen, Eiserne Kreuze, Eichenlaubgedöns und sonstiges Lametta absolute Kriterien zur Leitung einer pädagogischen Kindereinrichtung.

Und diese Auszeichnungen haben genau was mit einer Eignung zum Führen eines Kinderkurheimes zu tun ?

Von wegen Stigmata...Wie konnte ich nur an der fachlichen und menschlichen Qualität dieses Mannes zweifeln.

Das weiß ich nicht, vieleicht ist dir wegen der vielen Orden immer noch so schlecht, das es dir gar nicht möglich ist einen klaren Gedanken zu fassen. Du solltest dich entspannen, mal vor die Tür gehen.

Der rehabilitierte sich sicherlich in seiner 3jährigen Haft. Wie auch sonst wäre eine solche Personalie zu vertreten...

In den Jahrzehnten nach Kriegsende war diese Personalie zu vertreten. Heutzutage ist das anders. Wer bei dem Anblick eines Eisernen Kreuzes nicht kotzen muss kann sich so einen Posten direkt abschminken

Zitat von MunichEast

Ach so, er war nur der kleinste General der Waffen-SS ? Deine Relativierungsversuche sind obszön und schlicht widerwärtig. Er wurde übrigens in Italien für Kriegsverbrechen schuldig gesprochen, aber das wirst Du bestimmt auch gleich für kaum der Rede wert bezeichnen.

Ja, der niedrigste Generalsrang. Und nicht "einer der ranghöchsten Generäle", so wie du das ausformuliert hattest. Und wo gibt es zu seiner Verurteilung in Italien mehr Informationen ? Das Netz bringt nämlich dazu nichts. Auch Wikipedia nicht.

Edit : Das englische Wikipedia gibt mehr Informationen. In Italien Verurteilung in Abwesenheit, in Deutschland 1965 Freispruch aus Mangel an Beweisen. Im Zweifel für den Angeklagten, oder ? Wobei man ganz klar noch anmerken muss das als Quelle das Buch "Hitlers Warrior" von Danny Parker genannt wird. Und das wiederum bezieht sich nicht auf Hugo Kraas, sondern explizit auf Jochen Peiper. Dazu noch ohne Seitenangabe etc. Also erstmal unter Vorbehalt glaubhaft.

[MotherFocker]

Sarkasmus ist nicht so Deine Sache...
Selbstveständlich sind o.a. Kriterien keine Eignung!

Aber Du drehst es Dir gerade hin wie Du es brauchst und für nötig hälst.

Im Gegensatz zum Memorabiliahandel, hatten sich die NS-Offiziere das Lametta unter anderem durch Kriegsverbrechen "verdient".

Aber lass gut sein....

[Klopperhorst]

Zitat von MotherFocker

Sarkasmus ist nicht so Deine Sache...
Selbstveständlich sind o.a. Kriterien keine Eignung!

Ja, sage ich ja. Heutzutage nicht mehr. Das sah bis in die 80er Jahre allerdings anders aus. Deswegen ist es ja auch so drollig mit den heutigen moralischen Maßstäben über Eignungen und Kompetenzen in den 70er Jahren zu entscheiden.

Im Gegensatz zum Memorabiliahandel, hatten sich die NS-Offiziere das Lametta unter anderem durch Kriegsverbrechen "verdient".

Hugo Kraas hatte sich seine Auszeichnungen allerdings in Russland verdient, und nicht in Italien.

[BLACKY74]

Hier noch die Doku zum Thema:

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]: Gequält, erniedrigt, drangsaliert - Der Kampf ehemaliger Kur-Kinder um Aufklärung

10.08.20 | 28:43 Min.

Zwischen den 50er und den 80er Jahre wurden Millionen Kinder auf sogenannte Erholungskuren geschickt. Mehrere der Heime wurden von ehemaligen NS-Verbrechern geleitet. Die ehemaligen Verschickungskinder leiden oft noch heute an den Folgen.

Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[MunichEast]

Zitat von Klopperhorst

Hugo Kraas hatte sich seine Auszeichnungen allerdings in Russland verdient, und nicht in Italien.

Zitat von Klopperhorst

Edit : Das englische Wikipedia gibt mehr Informationen. In Italien Verurteilung in Abwesenheit, in Deutschland 1965 Freispruch aus Mangel an Beweisen. Im Zweifel für den Angeklagten, oder ?

.... in Italien wurde er mit der Verurteilung wegen Mord an geflüchteten italienischen Juden in Weißrussland ausgezeichnet ! Ist doch auch eine besondere Wertschätzung die nicht jedem zu Teil wurde ! Er wurde in Deutschland nicht freigesprochen, das Verfahren wurde eingestellt. Ein kleiner kaum nennenswerter Unterschied.

Aber zurück zum Kern des Themas .... so einem wurde Verantwortung für Kinder übertragen ? Wahnsinn ...

[Klopperhorst]

Ich habe mir die Dokumentation angesehen, bzw. im Schnelldurchlauf überflogen bis zu den drei Biografien der schon hier genannten Heimleiter. Bei Scheu und Viethen ist der Sachstand klar. Bei Hugo Kraas allerdings neben Recherchefehlern ("einer der höchsten Generäle") auch hier kein Verweis auf Kriegsverbrechen (wie beiden anderen Biografien), bei ihm hat schon seine Organisationszugehörigkeit, sein Rang und seine Teilnahme an der Beerdigung Sepp Dietrichs ausgereicht, um Kompetenzen abzusprechen.

Die Dokumentation bietet also gegenüber dem Netzartikel nichts bahnbrechend neues, was man hätte verwerten können.

Zitat von MunichEast

.... in Italien wurde er mit der Verurteilung wegen Mord an geflüchteten italienischen Juden in Weißrussland ausgezeichnet ! Ist doch auch eine besondere Wertschätzung die nicht jedem zu Teil wurde !

Vor allem weil dieser Prozess gar nicht richtig nachgewiesen werden kann. Es existiert nur eine (!) Literaturquelle ohne Seitenangabe dessen Themenschwerpunkt ein völlig anderer Offizier der Waffen-SS ist. Dementsprechend hat die ARD-Redaktion bei der kurzen Erläuterung seiner Biographie sowohl auf der Webseite als auch in der Reportage wahrscheinlich auf dieses Detail verzichtet.

Er wurde in Deutschland nicht freigesprochen, das Verfahren wurde eingestellt. Ein kleiner kaum nennenswerter Unterschied.

Richtig, mein Fehler. Eine Einstellung ist das Eingeständnis der Strafverfolgungsbehörden, daß es nichts zu verfolgen gibt. Dementsprechend ist ein Freispruch auch gar nicht notwendig, da er sich juristisch nichts hat zu schulden kommen lasse, der einen Prozess notwendig gemacht hätte. Kraas war quasi nie "Unfrei" gewesen.

[MunichEast]

Glaubst Du eigentlich an Karma ?