Für mich ist die wichtigste menschliche Eigenschaft die, erkennen zu können, daß wir endlich sind und unser Tod absolut unausweichlich ist.
Daraus resultiert für mich:
- Das Wissen, daß nichts bleiben wird von mir außer "Staub".
- Der Trost, daß ich mit dieser Erkenntnis nicht alleine bin.
- Die Konsequenz, möglichst jeden Augenblick bewußt zu leben, so, als könnte gerade dieser jetzt der endgültig letzte sein.
- Die Hoffnung, daß aus dieser gemeinsamen Erkenntnis des unausweichlichen Todes ein menschliches Miteinander entsteht, geprägt von gegenseitigem tiefem Respekt und Empathie.
- Die Erkenntnis, daß ich im Kosmos weniger bin als ein Staubkorn und deshalb absolut unwichtig.
- Der Wunsch, gerade deshalb Spuren der Liebe in diesem Leben zu hinterlassen, weil es so verwundbar ist und der Welt die Liebe am allermeisten mangelt.
- Das Bestreben, denen zu vergeben, die mir, bewußt oder unbewußt, Leid zufügen (denn sie teilen mit mir das selbe, unausweichliche Schicksal) und die Verzweiflung darüber, dies nicht immer zu schaffen.
Ehrlich beneide ich all die Menschen, die an etwas gauben können (ich kann das nicht mehr):
O Röschen rot,
Der Mensch liegt in grösster Not,
Der Mensch liegt in grösster Pein,
Je lieber möcht ich im Himmel sein.
Da kam ich auf einen breiten Weg,
Da kam ein Engellein und wollt mich abweisen,
Ach nein ich liess mich nicht abweisen.
Ich bin von Gott und will wieder zu Gott,
Der liebe Gott wird mir ein Lichtchen geben,
Wird leuchten mir bis an das ewig selig Leben.
["Urlicht", aus: "Des Knaben Wunderhorn", von Gustav Mahler in seiner 2. Sinfonie "Auferstehung" verwendet]
Da ist mir ein Satz wie dieser näher:
"Es ist, wie es ist, und es ist fürchterlich".
[Hans Henny Jahnn: "Das Holzschiff. Die Niederschrift des Gustav Anias Horn"]