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Schlechter Sex ist kein Verbrechen

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Ungelesen 20.01.18, 14:34   #1
TinyTimm
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Standard Schlechter Sex ist kein Verbrechen

Zitat:
Der erfolgreiche US-Comedian Aziz Ansari hatte ein Date mit einer Frau. Sie fühlte sich unwohl dabei, brach es aber nicht ab. Ist Ansari ein Täter oder Opfer von #MeToo?

Es ist erst wenige Wochen her, da erschien im New Yorker die Kurzgeschichte Cat Person und verbreitete sich rasant. Die fiktive Erzählung der Harvard-Dozentin Kristen Roupenian streift den vielleicht intimsten Bereich im derzeit recht angespannten Verhältnis zwischen Mann und Frau: die Grenzen von schlechtem Sex.

Cat Person handelt von einer 20-jährigen Frau, die sich als Kinomitarbeiterin auf einen Flirt mit einem Kunden einlässt, einem 14 Jahre älteren Mann. Sie trifft ihn zum Date und hat schlechten Sex mit ihm.

Die Kurzgeschichte wurde so breit rezipiert und besprochen, weil sie sich in die aktuelle Debatte um Alltagssexismus einfügt und die Entscheidungsfähigkeit von Frauen in sexuellen Grenzsituationen thematisiert: Warum geht eine Frau auf sexuelle Annäherungen ein, wenn sie sich kurz vor dem Sex nicht danach fühlt? Warum sagt sie nicht "Nein", wenn sie merkt, dass ein Kuss nicht schmeckt, der Geruch eines Mannes nicht stimmt oder die sexuelle Anziehungskraft einfach verpufft ist? Warum bricht eine Frau schlechten Sex nicht ab und lässt sich stattdessen von der Überzeugung treiben, ein Rückzieher könnte auf den Mann peinlich, verletzend oder komisch wirken?

Ins Gesellschaftliche gewendet, ergeben sich daraus folgende Fragen: Ist diese Art von weiblicher Unterwürfigkeit bereits ein Resultat patriarchalischer Gewalt? Ist eine zunächst zwar gewünschte, aber am Ende eben nicht gänzlich genossene sexuelle Erfahrung bereits eine Form von struktureller Unterdrückung? Ist ein Mann, der das Unwohlsein der Frau in einem erhitzten Lustmoment nicht spürt oder ignoriert oder bewusst oder unbewusst herausfordert, ein Nutznießer von Sexismus, ja sogar ein Täter im Geiste des Patriarchats, implizit ein Vergewaltiger also?

Im Graubereich des Legalen

Diese Fragen sind im Zusammenhang mit den Millionen von Äußerungen unter #MeToo besonders relevant und beziehen sich nun auf einen Fall in den USA, der nicht aus der Literatur und Fiktion, sondern aus dem wahren Leben stammt: Vergangene Woche hat eine Frau in einem anonymen Bericht für das Onlinemagazin Babe über eine Nacht mit dem amerikanischen Comedian Aziz Ansari geschrieben – den Protagonisten der preisgekrönten Netflix-Serie Master of None – und geschildert, dass er sie zu sexuellen Praktiken gedrängt habe. Der Text will keine Vergewaltigung anprangern, sondern Praktiken männlicher Gewalt im Graubereich des Legalen problematisieren.

Die Autorin, eine 22-jährige Fotografin aus Brooklyn, hat den Comedian Ansari im September 2017 auf einer Party kennengelernt. Sie buhlte um dessen Aufmerksamkeit, doch zunächst ignorierte er sie. Nach einer Weile tauschten sie Nummern aus und trafen sich zu einem Date in Ansaris Apartment. Nach einem gemeinsamen Essen habe Ansari dort die junge Frau zu sexuellen Handlungen aufgefordert – es ist vor allem von gegenseitigem Oralverkehr die Rede – und dabei ihre Verstörung und gestische Ablehnung nicht zur Kenntnis genommen. Auf dem Weg nach Hause habe die Frau geweint, sich benutzt und missbraucht gefühlt und Ansari erst anschließend mit ihren Vorwürfen konfrontiert.

Auffällig an der Schilderung ist, dass sie während des Abends offenbar kein einziges Mal "Nein" sagte und weder den Entschluss fasste, die Wohnung zu verlassen, noch Ansari mit einem entschiedenen Satz abzuweisen. Es scheint, ihr Verhalten changierte zwischen körperlicher Abwehr und stiller Teilhabe. Erst nach dem Date schrieb sie dem Comedian eine SMS, in der sie ihr Unwohlsein deutlich verbalisierte. Dort hieß es: "I just want to take this moment to make you aware of [your] behavior and how uneasy it made me." Ansari antwortete: "I'm so sad to hear this. All I can say is, it would never be my intention to make you or anyone feel the way you described. Clearly, I misread things in the moment and I’m truly sorry."

Nach Aussagen der Frau war es für sie eine der schlimmsten Nächte ihres Lebens. Ansari wiederum bestätigte in einem Schreiben, dass er die Zeichen der Frau schlicht falsch gedeutet habe und von gegenseitigem Einverständnis ausgegangen sei. Nun diskutiert die amerikanische Öffentlichkeit, ob Ansari die Frau missbraucht oder sich einfach nur grobschlächtig verhalten habe. Darüber hinaus geht es auch darum, ob #MeToo möglicherweise zu weit gegangen ist und ob jede missglückte Sexerfahrung ins Plenum der Öffentlichkeit gehört.

Im Fall Ansari steht Wort gegen Wort. Dennoch zeigt der Fall die wachsende Unsicherheit, die sich seit Beginn der #MeToo-Bewegung in allen Nischen des Sexlebens ausbreitet. Die Kurzgeschichte Cat Person könnte nun im Nachgang die Debatte schärfen, weil sie als literarisches Werk den schmalen Grat zwischen freiwilliger sexueller Unterwerfung und Unterdrückung mit allen Ambivalenzen zu reflektieren vermag, ganz anders, als es beispielsweise ein journalistischer Essay oder eine Polemik könnte.

In Bezug auf den Ansari-Fall ist die Peripetie innerhalb der Kurzgeschichte interessant: Nachdem beide Protagonisten ein unperfektes (aber eben doch nicht gänzlich miserables) Date erlebt haben, landen sie in Roberts Schlafzimmer. Hier erst vollzieht sich die kuriose Kehrtwende des Protagonisten, Roberts Verwandlung vom merkwürdigen Mittdreißiger zum ruppigen Bock: Er lässt seine Hosen fallen, bevor er seine Schuhe auszieht, verpasst der 20-jährigen Margot einen brutalen Zungenkuss, verhält sich uncharmant und draufgängerisch. Margot schreckt zurück, doch das Haus verlassen will sie trotzdem nicht. Denn: "Der Gedanke daran, dass sie nun das, was sie eben in Bewegung gebracht hatte, unterbrechen würde, überforderte sie (…). Darauf zu bestehen, jetzt aufzuhören, würde den Eindruck erwecken, sie sei launisch oder verwöhnt, als hätte sie etwas in einem Restaurant bestellt, einfach die Meinung geändert und das Essen zurückgeschickt."

Unsensibel, aber nicht straffällig

Ähnlich wie der Comedian Ansari in der Beschreibung der 22-jährigen Fotografin verhält sich auch Robert aus der Kurzgeschichte unsanft, unsensibel und penetrant, aber eben nicht straffällig oder kriminell. Margot wiederum agiert unentschieden. Sie zögert, schwankt in ihrer Meinung und wehrt Roberts misslungene Annäherungsversuche nicht entschieden genug ab. Mehr noch: Ihre erotischen Gefühle sind – zumindest anfangs noch – hochgradig ambivalent; sie changieren zwischen Ekel und Lust.

Warum Margot sich nicht wehrt und stattdessen den schrecklichen Sex wie eine Puppe über sich ergehen lässt, beantwortet die Erzählung nicht. Stattdessen pendelt die Kurzgeschichte im moralisch-mehrdeutigen Bereich zwischen Roberts grobem Verhalten und Margots Unfähigkeit, sich der Situation zu entziehen. Der Leser muss sein Urteil selbst fällen, ohne die Hilfestellungen eines auktorialen Erzählers.

Dieser indirekte Verweis aufs private Erleben und die Herausforderung moralischen Abwägens könnte durchaus fruchtbar sein in der Sexismusdebatte. Nicht immer ist die Öffentlichkeit, sei es in sozialen oder traditionellen Medien, der beste Ort für eine faire Auseinandersetzung.

Erst das Gespräch, dann die Öffentlichkeit


Das sehen einige Feministinnen anders. Sie begrüßen die publikumswirksame Missbrauchserzählung und lassen als Bewertungskriterium allein das subjektive Unrechtsempfinden der Frau zu. Solch eine Vorstellung erweist der #MeToo-Bewegung einen Bärendienst, weil sie Differenzierungskriterien aufs Spiel setzt und den juristischen Grundsatz der Unschuldsvermutung wissentlich ignoriert. Es wirkt so, als solle für die gute Sache der Gerechtigkeitsanspruch übergangen werden – um feministische Positionen nach vorne zu bringen. Die Schriftstellerin Daphne Merkin schrieb in der New York Times: "Ein inquisitorischer Hauch liegt in der Luft. Und meine Befürchtung ist, dass wir unsere Fähigkeit zur subtilen Reflexion verlieren."

Wenn Feministinnen wie Margarete Stokowski behaupten, dass "keine einzelne Frau mit einer Geschichte von einer Vergewaltigung oder einem schlechten Date einen Mann zu Fall bringen" könne, dann unterschätzt sie die zerstörerische Kraft eines falschen Missbrauchsvorwurfs. Sie gesteht zwar ein, dass der Ansari-Fall im Graubereich liege, dass nun aber die Lösung nicht sein könne, "dass bestimmte Erlebnisse nicht erzählt werden sollten". Das fordert auch niemand. Die #MeToo-Debatte hat dazu geführt, dass viele Frauen endlich den Mut aufbringen, über sexistische Übergriffe zu sprechen und Grenzverletzungen anzuprangern. Die Frage ist nur, ob wirklich jede Erfahrung, die im Graubereich liegt, unter Nennung von Namen publik gemacht werden muss. Manchmal ist ein klärendes Gespräch zwischen den Beteiligten der bessere Weg, um ein Missverständnis oder einen misslungenen Abend zu reflektieren. Falls nicht, ist der Schritt an die Öffentlichkeit oder zur Staatsanwaltschaft immer noch möglich.
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Es wird (meiner Meinung nach) immer absurder.
Jetzt muss Mann schon nach schlechtem Sex befürchten öffentlich bloß gestellt, und in einen Topf mit Vergewaltigern geworfen zu werden.
Was ist mit schlechtem Sex von Frauen? Hat doch sicher schon der eine oder andere Mann erlebt. Ist er jetzt auch ein "Opfer"?
__________________
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Samonuske (20.01.18)
Ungelesen 20.01.18, 18:05   #2
betaalpha
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Zitat:
Die Frage ist nur, ob wirklich jede Erfahrung, die im Graubereich liegt, unter Nennung von Namen publik gemacht werden muss. Manchmal ist ein klärendes Gespräch zwischen den Beteiligten der bessere Weg, um ein Missverständnis oder einen misslungenen Abend zu reflektieren. Falls nicht, ist der Schritt (...) zur Staatsanwaltschaft immer noch möglich.
wegen weil
Zitat:
Das sehen einige Feministinnen anders. Sie begrüßen die publikumswirksame Missbrauchserzählung und lassen als Bewertungskriterium allein das subjektive Unrechtsempfinden der Frau zu. Solch eine Vorstellung erweist der #MeToo-Bewegung einen Bärendienst, weil sie Differenzierungskriterien aufs Spiel setzt und den juristischen Grundsatz der Unschuldsvermutung wissentlich ignoriert. Es wirkt so, als solle für die gute Sache der Gerechtigkeitsanspruch übergangen werden – um feministische Positionen nach vorne zu bringen. Die Schriftstellerin Daphne Merkin schrieb in der New York Times: "Ein inquisitorischer Hauch liegt in der Luft. Und meine Befürchtung ist, dass wir unsere Fähigkeit zur subtilen Reflexion verlieren."
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Ungelesen 21.01.18, 12:38   #3
Caplan
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Irgendwann bekommen wir neben den schon vorhandenen rauchmelder Zwangskameras in jedem Raum. Da kann dann der Rest der Welt, das nomierte Gremium, gleich live die Beurteilung abgeben udn sachverstaendige, verwertbare Dossiers verfassen.
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