[gerhardal]

Fünf vor acht / Goldhandel
:
In die Tonne mit dem nutzlosen Zeug
Eine Kolumne von Mark Schieritz

Edelmetall? Geht so! Gold zerstört die Umwelt und bringt kaum Rendite. Es gehört aus dem Verkehr gezogen – wie Asbest, Quecksilber oder Fluorchlorkohlenwasserstoffe.

Haben Sie in dieser Krise Gold gekauft, um ihr Erspartes in Sicherheit zu bringen? Dann sollten Sie nicht weiterlesen. Ich werde hier jetzt ein Plädoyer für das Verbot des Goldhandels halten. Los geht's.

Gold ist das vielleicht nutzloseste Metall der Welt. Es ist zu weich für Brückenkonstruktionen oder Fahrzeugkarosserien. Es ist zu schwer für Gegenstände des täglichen Bedarfs. Als Währung hat es praktisch ausgedient: In allen Industrienationen ist das Geld nicht mehr wie früher an Edelmetalle gekoppelt, sondern allein durch die Menge der umlaufenden Güter gedeckt. Und selbst als Zahnersatz taugt Keramik mehr als das vermeintlich edle Metall.


Dafür ist die Goldförderung eine riesige Umweltschweinerei. Der Abbau zerstört Äcker, vergiftet Flüsse und bedroht Naturreservate. Regenwälder werden abgeholzt, um Platz zu schaffen für Goldminen, Kinderarbeit ist dort weitverbreitet. Die Probleme sind so groß, dass einige Schmuckhersteller nur noch nachhaltig abgebautes Gold verarbeiten. Damit mögen sich die schlimmsten Auswüchse in den Griff bekommen lassen, doch die Wahrheit über das Gold ist: Es wäre für alle das Beste, wenn es im Boden verbliebe.

Eine skrupellose Goldmafia
Noch nicht einmal als Finanzinvestment ist Gold sonderlich sinnvoll. Gewiss, in einer Krise steigt normalerweise der Goldpreis. Doch die Krise ist ja nicht der Normalzustand. Eine Studie der Investmentbank Credit Suisse und der London Business School hat ergeben: In den vergangenen 50 Jahren brachten weltweite Aktien jährlich 5,3 und Anleihen 4,4 Prozent an jährlicher Rendite ein. Das vermeintlich sichere Gold dagegen: 0,7 Prozent. Die "langfristige Performance" des Edelmetalls sei "tendenziell eher schwach", schreibt die Bank.

Das ist auch kein Wunder: Ein Barren Gold wirft anders als eine Aktie keine Dividende ab. Er bleibt immer gleich groß und gleich schwer. Sein Wert steigt nur, wenn (wie es jetzt gerade der Fall ist) auf einmal viele Menschen Gold kaufen wollen, zum Beispiel weil sie Angst vor einer Inflation oder sozialen Umwälzungen haben. Das Problem daran ist nur: Wenn wirklich alles zusammenbricht, dann hilft auch Gold nicht weiter. Es ist eben auch nur eine Form von Geld und bezieht seinen Wert nicht aus sich selbst heraus, sondern allein aus der Tatsache, dass andere es für wertvoll halten. Man kann Gold nicht essen, man kann damit kein Dach abdichten, man kann sein Eigentum damit nicht verteidigen. Wer wirklich an die Apokalypse glaubt, der solle sich Ackerland kaufen, Milchkühe, Thunfischdosen, Whisky, Waffen, vielleicht Immobilien. Aber kein Gold.

Das Gold verdankt seinen Ruf als lukratives Investitionsobjekt vor allem einer skrupellosen Goldmafia, die mit den Ängsten der Menschen Geschäfte macht. Es ist kein Zufall, dass das gelbe Metall gerade in nationalliberalen und rechtsradikalen Milieus seine Anhänger findet. Die AfD hat einst einen Goldshop gegründet, der Geschäftsführer des Goldhändlers Degussa ist Markus Krall, eine schillernde Figur der rechtskonservativen Szene. Mit seinem Verein Atlas Initiative setzt er sich unter anderem für das "traditionelle Familienbild als Keimzelle des Staates und der Gesellschaft" ein, fordert eine "Ausrichtung des staatlichen Bildungsangebotes an Qualität und eine Befreiung von sachfremden ideologisch motivierten Inhalten" und philosophiert schon einmal über die Einschränkung des Wahlrechts für die Empfänger von Sozialtransfers.

Man könnte es auch so sagen: Gold ist der Reichsbürger unter den Finanzinvestments. Seine Zeit ist abgelaufen. Es sollte aus dem Verkehr gezogen werden. Wie Asbest, Quecksilber oder Fluorchlorkohlenwasserstoff.

Deshalb hier ein Vorschlag: Für Ketten, Ringe oder Armreife darf das bereits geförderte Gold weiterverwendet werden. Der Handel mit Barren oder Münzen hingegen wird verboten. Es gibt auf der Welt Probleme genug

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Ganz meine Meinung...

[karfingo]

Gold ist korrosionsfrei und darum gut geeignet für HiFi-Kabelverbindungen; wer weiß wo noch .. im Auto? am Fahrrad?

[bigobelix]

Ich opfere mich gern und entsorge umweltgerecht und unentgeltlich euer Gold.

[0815pogo]

Elektronik, Optik, Medizin, Katalysatoren, Medaillen,... Goldener Schmuck sieht je nach Verwendung auch hübsch aus. Ein paar Tonnen werdet ihr doch bestimmt auch irgendwann in meinem Mausoleum verbauen?

[eitch100]

Als ich das erste Mal gehört habe, wieviel Gold in der bisherigen Menschheitsgeschichte schätzungsweise "gesammelt" wurde, konnte ich es kaum glauben, weil ich es als viel zu wenig empfand. Damals war es ein Würfel mit einer Kantenlänge von "nur" 20 Metern (heute angeblich wohl etwa 21,75 m). Etwa die Hälfte davon wird oder wurde übrigens in Schmuck verarbeitet. Wenn ich nun bedenke, was in den letzten Jahrhunderten oder gar Jahrtausenden ein Hype darum gemacht wird, ist das fast erschreckend wenig, finde ich...

[gerhardal]

... und wenn man die Sauerei, die beim Schürfen von Gold entsteht, betrachtet, sollte man überlegen, ob man das wirklich braucht

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[eitch100]

Zitat von gerhardal

... und wenn man die Sauerei, die beim Schürfen von Gold entsteht, betrachtet, sollte man überlegen, ob man das wirklich braucht

Das stimmt, aber dann können wir direkt beim z.B. Öl (z.B. Nigerdelta in Nigeria), Cobalt (z.B. im Kongo) oder Steinbrüche in Indien weitermachen. Umweltverschmutzung, Kinderarbeit, unmenschliche Arbeitsbedingungen... Das ist alles Scheiße. Nur weil Gold entbehrlicher ist, drücken wir woanders beide Augen zu. Ich weiß, das du das nicht so meinst, aber gesellschaftlich ist das doch so...

[TinyTimm]

Für Ketten, Ringe oder Armreife darf das bereits geförderte Gold weiterverwendet werden. Der Handel mit Barren oder Münzen hingegen wird verboten

Mir (völlig unbeleckt bei Geldanlagen) springt da eines ins Auge. Nachdem wir den Geldverkehr unter Kontrolle gebracht haben, nehmen wir euch die Möglichkeit für Rücklagen in Form von Barren oder Münzen, auf die ihr im Notfall zurückgreifen könnt.
Das Argument mit dem Umweltschutz greift immer, und erstickt jeden Protest im Keim.
Just my five cent ...

[MotherFocker]

Gold ist der Herrgott der irdischen Belange ^^

Hauptsache etwas in Händen halten, was in Krisenzeiten Halt gibt.
Man könnte auch sonstige Edelmetalle oder -steine nehmen, aber Gold scheint der heilige Gral zu sein.

Man kann nicht davon abbeissen, nur schwer tauschen, oder gar beim Bäcker ein Laib Brot kaufen, aber es stärkt den Glauben ^^

[Uwe Farz]

Ich schmeiss doch jetzt nicht eine Großteil meiner Zähne in die Tonne und kauf mir dann eine Schnabeltasse.
Never ever.

[TinyTimm]

Zitat von MotherFocker

Gold ist der Herrgott der irdischen Belange

Daran hat auch die abschreckende Erzählung über König Midas nichts geändert.
Vielleicht entwickeln ja noch mehr Menschen eine Allergie gegen Gold, so wie ich sie habe. Nur extrem blöd, wenn man erst nach einer Investition von knapp 2000 Euro in Zahnbrücken die Erkenntnis hat, das einen Gold auch umbringen kann.

[eitch100]

Zitat von TinyTimm

Nachdem wir den Geldverkehr unter Kontrolle gebracht haben, nehmen wir euch die Möglichkeit für Rücklagen in Form von Barren oder Münzen, auf die ihr im Notfall zurückgreifen könnt.

Bist du jetzt auch schon Deep State-infiziert? Welcher Otto-Normal-Bürger hat denn schon ausreichend Gold in Münzen oder gar Barren gebunkert, um damit ernsthaft beim Komplettzusammenbruch des Systems ausreichend Ressourcen zu haben? Eine (Fein-)Unze (ca. 31 Gramm) kostet derzeit ca. 1800 $; ein Barren sind im Normalfall das 400fache (ca. 12,5 kg zum tagesaktuellen Preis von 450.000 Dollar). Ein halber Krügerrand kostet etwa 900 € für das kleine Münzchen. Ich würde erstmal eine Schmiede eröffnen, um handelbare Einheiten zu produzieren... Da ist man mit Schmuck schon besser unterwegs...

[TinyTimm]

Zitat von eitch100

Bist du jetzt auch schon Deep State-infiziert?

Nein. Ich bin immun gegen Infektionen. Mir kamen nur einige Bekannte und Verwandte meiner Altersklasse in Erinnerung, die seit vielen Jahrzehnten Goldmünzen und kleine Barren in Schließfächern bunkern. Da kommt schon einiges zusammen denke ich.

[eitch100]

Zitat von TinyTimm

Mir kamen nur einige Bekannte und Verwandte meiner Altersklasse in Erinnerung, die seit vielen Jahrzehnten Goldmünzen und kleine Barren in Schließfächern bunkern. Da kommt schon einiges zusammen denke ich.

Das sind bestimmt dieselben die noch Sparbücher haben und dann noch die Depotkosten... Aber keine Sorge, solche kenne ich auch zur Genüge. Mein komplettes Geld ist am Kapitalmarkt... nichts Wildes und teils nach unten abgesichert...

[Nana12]

In allen Industrienationen ist das Geld nicht mehr wie früher an Edelmetalle gekoppelt, sondern allein durch die Menge der umlaufenden Güter gedeckt.

Der Witz geht sogar noch weiter: Es war niemals anders. Letzten Endes muss immer ein Kaufbares Gut zur Verfügung stehen, und die gibt es seitdem Menschen Geld erfanden. Und Geld erhält sein Vertrauen durch das Vertrauen der anderen, dass man damit eintauschen kann.

Die Golddeckung war (binnen)wirtschaftlich gesehen immer nur ein Taschenspielertrick, der letztes beginn des letzten Jahrhunderts durch das rasante Wirtschaftswachstum zu viele Nachteile hatte um weiter daran festzuhalten. Die Geldmenge darf nicht von einem seltenen Edelmetall abhängen. Warum auch? Man könnte genausogut die jährliche Niederschlagsmenge als Maßgabe für die Geldmenge hernehmen. Sinnvoller ist es die Geldpolitik an den real existierenden Bedingungen auszurichten.

Zitat von TinyTimm

Das Argument mit dem Umweltschutz greift immer, und erstickt jeden Protest im Keim.
Just my five cent ...

Die anderen Edelmetalle haben einen weitaus höheren Nutzwert als Gold, werden aber nicht mit dieser Gewalt gefördert. Da kann man schon fragen ob der Schaden das wert ist.

Ich denke aber kaum, dass dies als Argument für weitere Kontrollversuche seitens der Obrigkeit herhalten kann. Wir haben mittlerweile Kryptowährungen und ansonsten werden die Menschen eben kreativ wenn es ums Geld geht. Ein Beispiel ist Venezuela, wo die Regierung die Kontrolle über den Devisenhandel faktisch verloren hat.

[gerhardal]

Zitat von Nana12

Wir haben mittlerweile Kryptowährungen und ansonsten werden die Menschen eben kreativ wenn es ums Geld geht.

Naja, wo der Wert einer Kryptowährung liegen soll, habe ich bisher immer noch nicht begriffen.
Wahrscheinlich bin ich zu alt dazu.

Ich weiss nur, das man zum Schürfen haufenweise Energie braucht. Und wofür man sinnvoll was dafür kaufen kann, ist mir auch nicht klar (meist nur für dunkle Geschäfte??)

[Nana12]

Zitat von gerhardal

Naja, wo der Wert einer Kryptowährung liegen soll, habe ich bisher immer noch nicht begriffen.
Wahrscheinlich bin ich zu alt dazu.

Die Banknoten in deinem Portmonaie sind bunt bedrucktes Papier, gerade einmal gut genug für Konfetti. Wo liegt da der Wert? Eben. An der Kasse tauscht der Verkäufer dieses Papier gegen Waren und Dienstleistungen und darauf kommt es an.
Geld braucht keinen intrinsischen Wert, weil sonst das Geld zweckentfremdet werden könnte. Ein historisches Beispiel wäre das Einschmelzen von Münzen, wenn der Metallwert höher liegt als der Nennwert.

Bezüglich Verbrauch: 2018 verbrauchte das Bitcoin Mining so viel Strom wie ganz Dänemark. Das ist zwar nicht bei allen Kryptowährungen so, aber hier trifft natürlich auch das Problem des Ressourcenverbrauchs zu.

[Caplan]

Zahngold ist kein Schmuckgold..zuviele andere Zutaten darin , sonst gaeb es kaum Duktilitaet.
Ansonsten findet man Gold sogar in deutschen Flussbetten, ohne grosse Herumbohrerei.
Oder, sage und schreibe in den Geraeten , von denen ihr aus funkt.
Ansonsten, wer noch nie was auf der Kante hatte oder unbekuemmert in den Tag lebt, , kann immer leicht philosophieren..))))
Bei Silber hab ich eher noch nicht verstanden; stinkendes, schwaerzendes Zeug.
Selbst Leitungen oxyidieren mit Silber..siehe fruehere EDV -technik