[TinyTimm]

Es gilt immer noch: Der Abiturschnitt entscheidet häufig über die Zukunft eines Studienanwärters. Der Numerus Clausus wird 50 und stand von Anfang an in der Kritik. Ist er überhaupt noch zeitgemäß?

Abitur - und dann? Vor dem Studienbeginn im Wunschfach steht in Deutschland seit 50 Jahren der Numerus Clausus (NC) - und ist ebenso lange umstritten.

"Ich hatte mir schon Fachbücher gekauft und Praktika gemacht", erzählt Jenny Eversberg. Ein hohes Interesse und der Traum Rechtsmedizinerin zu werden, reichten aber nicht aus. Es zählt in der großen Mehrheit der Fälle der Abiturschnitt. "Der war einfach zu schlecht. Ich brauchte mich gar nicht erst bewerben. Keine Chance", erinnert sie sich. Also konnte sie sich entscheiden: Warten oder sich eine Alternative suchen. "Ich habe mich für die Alternative entschieden, weil ich sonst so lange auf einen Studienplatz in der Medizin hätte warten müssen, dass ich am Ende meines Studiums Mitte 30 wäre."

Statt Medizin wurde es also Philosophie und Kulturwissenschaft. Weit weg von ihrem Traumberuf. Eine Notlösung, die viele Studieninteressierte finden müssen, wenn ihr Abiturdurchschnitt nicht ausreicht. Wenn es einfach zu viele Bewerber für zu wenige Studienplätze gibt, entscheidet der Numerus Clausus.

Bis heute umstritten

Eingeführt wurde der NC 1968. Grund waren zu viele Bewerber für zu wenige Studienplätze. Auch damals schon ein Streitpunkt, der Proteste mit sich brachte. 1972 schaffte es dieser Streit vor das Bundesverfassungsgericht. Nach Artikel 12 im Grundgesetz, also dem Grundrecht auf freie Berufswahl, leiteten die Richter damals einen Anspruch auf einen Studienplatz ab. Daraus ging aber auch hervor, dass ein gewisses Maß an Qualifikation vorausgesetzt werden kann. Wie eben ein Abitur. Letztendlich sollte auch ein einheitliches bundesweites Verfahren installiert werden.

Daraufhin wurde die Zentrale Vergabestelle für Studienplätze (ZVS) gegründet, die heute Stiftung für Hochschulzulassung heißt. Der Numerus Clausus galt über diese Vergabestelle zunächst für Medizin. Heute werden darüber noch Studienplätze der Tiermedizin, Zahnmedizin und Pharmazie vergeben.

Neben dem bundesweiten NC, der die Zulassung für die genannten Fächer regelt, gibt es den lokalen NC. Dieser regelt die Zulassung für Fächer, die nur an bestimmten Universitäten mehr Bewerber als Plätze haben. So ist der NC im Fach Politik beispielsweise an der FU Berlin höher als an der Uni Duisburg-Essen.

20 Prozent über Wartezeit vergeben

Im Fall des bundesweiten NCs gilt seit einer Reform von 2004 eine prozentuale Regelung, nach denen Unis ihre Studienplätze vergeben sollen: 20 Prozent über den NC, 20 Prozent über die Wartezeit und die restlichen 60 Prozent dann über hochschul-spezifische Kriterien wie auch Eignungstests. Viele Unis entscheiden sich aber für die Vergabe nach Abiturschnitt, da dies der unaufwändigste Weg sei.

Vergangenes Jahr aber klagte ein Student vor dem Bundesverfassungsgericht und bekam Recht. Das bundesweite Vergabeverfahren sei ungerecht. Bund und Länder sind nun aufgefordert, das Verfahren bis Ende 2019 zu reformieren und neue Entscheidungswege zu etablieren.

Sollte der NC generell überdacht werden?

Aber ist der Numerus Clausus generell - ob bundesweit oder lokal - noch zeitgemäß? Immer wieder wird darüber diskutiert, ob Studierende mehr nach Eignung als nach Abinoten zugelassen werden sollten. "Der Numerus Clausus ist noch zeitgemäß. Man sollte allerdings darüber nachdenken, auch andere Kriterien in den Mittelpunkt zu rücken", sagt Jan Thiemann vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. "Man könnte fachspezifische Kriterien beschließen. Zum Beispiel, dass in der Biologie geschaut wird, wie die Bionote des Bewerbers auf seinem Abizeugnis war und dadurch eine Eignung feststellen."

Mehr Plätze nach Eignung zu vergeben, bedeute aber auch höhere Kosten und Bürokratie. "Das sehen wir bei Kunst-, Sport- und Musikhochschulen. Hier wird nach Eignung gewertet. Dafür haben die Hochschulen eigene Tests entwickelt und decken entstandene Kosten oft durch Test- oder Aufnahmegebühren", erklärt Thiemann vom CHE.

Es wäre eine Möglichkeit, das System zu reformieren. Für Jenny Eversberg kommt diese erneute Diskussion um den NC aber zu spät. "Wenn es vor fünf Jahren neue Verfahren gegeben hätte, hätte ich mich nochmal umentschieden", erzählt sie. "Jetzt bin ich Ende 20 und werde mein Studium durchziehen, was auch immer ich damit danach anfange."

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[Thorasan]

Nun ja... Mir gibt das hier zu denken:

"Man könnte fachspezifische Kriterien beschließen. Zum Beispiel, dass in der Biologie geschaut wird, wie die Bionote des Bewerbers auf seinem Abizeugnis war und dadurch eine Eignung feststellen."

Wenn ich an den Informatik Unterricht meiner Schule (damals) denke, hätte da niemand je im Ansatz studieren dürfen. Die Noten waren unterste Schublade, kaum jemand besser als 3. Fairerweise muss man sagen, konnte unser Informatiklehrer aber auch nichtmal im Ansatz etwas, was an Informatik erinnert. Sprich, die Noten und Leistungen waren schlecht, weil der Dozent/Lehrer mies war..

Das selbe könnte ich auf Bio, Chemie und Physik sowie Geschichte und Gemeinschaftskunde wälzen - das war alles beim selben Lehrer. Er war noch richtig Oldschool, hat gerne mal seine cholerischen Anfälle bekommen.. Was er sagte, warimmer richtig und immer Gesetz, unabhängig davon, was wirklich war. Sein (Lern-)Stand blieb irgendwann in den 70ern hängen, was man dem Unterricht anmerkte...

Während meiner Ausbildung im IT-Bereich lernte ich auch einige Lehrer und Dozenten kennen, wo ich mich fragte, wieso sie das unterichten dürfen.. Mein Dozent in Hardware/technik (Weiß bis heute nicht, wie das Fach eigentlich hieß) wusste weitaus weniger als ich selbst - jede Frage überforderte ihn, da er nur nach Lehrbuch unterrichtet hatte. Was nicht in den Büchern stand, die er nutzte, schien nicht vorhanden zu sein in der Welt. Wenn sich danach dann deine Note richtet, und du evtl. damit studieren willst... Gute Nacht.

Da kann man mit Ausgleichsnoten dann schon noch was reissen, aber rein Fachbezogen wäre man einfach im Eimer.

[MotherFocker]

Zitat von Thorasan

Wenn ich an den Informatik Unterricht meiner Schule (damals) denke, hätte da niemand je im Ansatz studieren dürfen.

Also wir (Ich gehe davon aus, dass Du auch schon im reiferen Alter bist ^^) hatten doch Informatik in der Schule, welche nicht mal dem Wort an sich gerecht wurde.

Meine Informatik (Mitte der 80ziger) bestand aus "Basic" und "Pascal" im untersten Einsteigerbereich. Wir konnten dann Endlosschleifen produzieren. Überlebenswichtig ....

Zum NC:

Ich persönlich halte den NC für wichtig, da er neben der motivierenden Funktion, auch schon die Spreu vom Weizen trennt. Es sind einfach zu viele, notenmässig ungeeignete, Bewerber auf freie Studienplätze.

Wer auch wirklich studieren will, sollte die Zeit vorher sinnvoll nutzen. Natürlich erscheint es nicht immer sinnvoll, aber man lernt um zu lernen. Nur verstehen das Viele nicht.

[Thorasan]

Nun ja, wir hatten sowas wie Informatik - dem damaligen Stand entsprechend. Tatsächlich waren es bei mir die 90'er, aber das schenkt sich da nicht viel
Basic und Pascal? Ne, gabs nicht.. Grundwissen, was ist so ein "Computer", woraus besteht er.. EVA Prinzip und der Blödsinn. Mehr muss man nicht wissen, die Dinger braucht eh kein Mensch

Sorry für OT

[Melvin van Horne]

Moin,

ich habe das mit den Wartesemestern nie verstanden. Meine Leistungen reichen nicht aus um die Hoffnung zu begründen ich würde den Einsatz von Steuermitteln mal mit einem abgeschlossenen Studium rechtfertigen. Aber wenn ich noch ein paar Jahre warte, dann reichen sie auf einmal? Was für ein Blödsinn.

Recht auf freie Berufswahl. Genau so ein Scheiss. Wenn ich die Voraussetzungen für einen Beruf nicht erfülle, kann ich diesen Beruf nicht ergreifen. Dahinter steckt meiner Meinung nach der Grundgedanke der unserem Bildungssystem schon so viel Schaden zugefügt hat. "Lieber alle gleich schlecht als unterschiedlich gut." Denn wer Unterschiede macht, der betreibt Auslese. Und das ist ja nun das schlimmste was man machen kann. Zumindest in den Augen der 68er und ihrer Abkömmlinge.

Es wundert einen ja inzwischen das man "Aschenputtel" noch nicht zeitgerecht umgeschrieben hat. Die guten ins Töpfchen, die schlechten ins Kröpfchen. Wie konnte die Befürwortung einer Selektion so lange unkorrigiert stehenbleiben. Heute würde es heissen "Alle ins Töpchen egal ob sie essbar sind oder nicht". Auch wenn die Suppe dann ein minderwertiger Fraß wird den niemand brauchen kann. Aber gerecht ist sie. Toll.

[csesraven]

Zitat von Melvin van Horne

Recht auf freie Berufswahl. Genau so ein Scheiss. Wenn ich die Voraussetzungen für einen Beruf nicht erfülle, kann ich diesen Beruf nicht ergreifen.

Die Frage ist aber doch, wieviel sagt eine Abi-Note darüber aus? Meines Erachtens ca 0%. Daher sollte in den ersten Semestern gründlich gesiebt werden.

[walt0r]

Zitat von csesraven

Die Frage ist aber doch, wieviel sagt eine Abi-Note darüber aus? Meines Erachtens ca 0%. Daher sollte in den ersten Semestern gründlich gesiebt werden.

Ein Student mit gutem Abitur zeigt, dass man genug Selbstdisziplin hat ein Buch aufzuschlagen und den Stoff zu lernen. Ausgesiebt werden diese Leute noch genug; in meinem Studiengang (Verfahrenstechnik mit recht strengem NC) fielen mehr als 80% der Leute in Mathe 1 durch.

[Falcon999]

Zitat von walt0r

Ein Student mit gutem Abitur zeigt, dass man genug Selbstdisziplin hat ein Buch aufzuschlagen und den Stoff zu lernen. Ausgesiebt werden diese Leute noch genug; in meinem Studiengang (Verfahrenstechnik mit recht strengem NC) fielen mehr als 80% der Leute in Mathe 1 durch.

Und warum ist es so? Weil die Abinote einen Scheißdreck darüber aussagt, ob man überhaupt in der Lage zum Studium ist. An vielen Schulen kriegt man das Abitur heute hinterher geworfen, weil auch die Lehrer Rechenschaft darüber ablegen müssen, warum bei ihnen die Durchfallquoten überdurchschnittlich hoch sind. Also winkt man auch die Idioten durch, die nicht einmal den Dreisatz richtig beherrschen und auch keine zwei klar strukturierten Sätze formulieren können.

Auch ein Einser-Abitur sagt wenig über die Qualifikation eines Bewerbers aus. Ja, der Absolvent hat sich während der Schulzeit auf den Hosenboden gesetzt. Nur ist hier die Frage, wieviel davon auf Druck der Eltern geschehen ist und wieviel Geld in die Nachhilfe gepumpt wurde. Zumal viele dieser "Ausnahmekönner" sozial völlig inkompetent sind und meinen nach dem Abitur würde die Welt auf sie warten.

Das Studium erfordert von einem aber sich selbst Wissen anzueignen und dazu sind die wenigsten heute noch fähig und willens. Auch eine strukturierte Wochenplanung gehört dazu, nur haben das die Lieblinge von Papa und Mama nie gelernt....

[csesraven]

Zitat von walt0r

Ein Student mit gutem Abitur zeigt, dass man genug Selbstdisziplin hat ein Buch aufzuschlagen und den Stoff zu lernen. Ausgesiebt werden diese Leute noch genug; in meinem Studiengang (Verfahrenstechnik mit recht strengem NC) fielen mehr als 80% der Leute in Mathe 1 durch.

Richtig, dafür gibts sicherlich einige die jetzt Mathematiker sind, aber keine Lust auf Bulimie-Lernen hatten. Deren Abi-Schnitt war vll nicht so geil aber die haben ihr Wissen verinnerlicht. Ich hab ein Informatikstudium hinter mir mit viel Mathe..mein Abischnitt war ziemlich schlecht (< 2,5 )



Die Streber haben dann versagt als es um mehr ging als Auswendiglernen.