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Zitat von grasshopper33
J
Aber wie sollte denn eine genaue Reflexion mit der Umwelt stattfinden? Um so ein möglichst genaues Ergebnis zu bekommen, müsste man doch möglichst viele Leute über einen selbst interviewen oder? Und erstens beruhen diese Meinungen von anderen auf rein subjektiven Erfahrungen mit der Person, zweitens: in wie weit sind die Befragten denn qualifiziert genug ein präzises Ergebnis aus diesen Erfahrungen abzuleiten?
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Hm, natürlich ist es subjektiv. Aber es ist halt ein Eindruck und der kommt nicht von ungefähr. Insofern die Person es kann, sollte es zumindest möglich sein eine kurze Einschätzung, ein Bauchgefühl auszudrücken.
Entsprechende Aussagen kann man durch direkte Fragestellung triggern: "Wie wirke ich auf dich...Person X"
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Zitat von grasshopper33
J
In wie fern sagt das was über die eigene Persönlichkeit aus? Außer dass man sich Schattenprojektionen bedient? ^^ Sind diese nicht viel mehr Resultate aus komplexeren psychischen Prozessen bzw Eigenschaften?
Bitte belegen, find ich spannend!
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Belegen kann ich das nicht großartig, ich bediene mich da Theorien von C.G. Jung. Tiefenpsychologie zu belegen ist generell so eine Sache..
Ich halte von manchen Ansätzen Jungs recht viel, weil sie schön anschaulich sind.
Ich versuch mich kurz zu halten (promise!)
Der Schatten ist eine apriorische/archetypische Kategorie und Region in unserer Seele. Unsere dunkle Rumpelkammer, in der wir all das schieben, das wir am liebsten aus uns herausschneiden würden. Das, zu dem wir uns nicht bekennen können, weil wir Angst haben es zu zeigen und dann von der Gemeinschaft ausgestoßen zu werden (Angst vor Liebesentzug).
Man kann sich der Schatten auch die dunkle Region in uns vorstellen, in der unsere inneren Dämonen lauern. Die verschatteten Inhalte sind immer individuell, nach meiner Erfahrung haben sie meistens jedoch etwas mit Lust oder Aggression zu tun, weil das wohl die meistunterdrückten Impulse sind, um die Gesellschaft zu erhalten.
Eine wichtige Entwicklungsaufgabe nach Jung ist die sogenannte Individuation - die Selbstwerdung, in der wir unsere Anlagen und Talente entfalten und authentisch gegenüber uns selbst leben. Der Schatten liegt dieser Entwicklungsaufgabe natürlich diametral gegenüber, da er freudianisch gesprochen eigentlich ein latenter Versuch der Abspaltung ist (Das ist böse, so bin ich nicht, das gehört nicht zu mir).
Die Menschen projizieren ihre Schatteninhalte öfters auf andere Menschen, sie versuchen ihr Dunkles auf andere zu werfen, um dies dann -in sicherer Distanz- an den anderen bekämpfen zu können. Kommt oft vor, ist aber neurotisch, weil es das Leben schwer macht und nicht zum Ziel führt.
Damit der Mensch der Individuation nahekommen kann, muss er auch eben jene verschatteten Anteile an sich akzeptieren. Ich rede nicht davon, diese auszuleben, aber zu sagen "okay, ich finds nicht so super, aber das gehört zu mir".
In manchen Fällen kann der ehemals verschattete Anteil auch dazu beitragen, das Leben reicher zu gestalten.
Viele Frauen und Pubertierende schrecken übrigens Nachts oft auf, weil sie davon träumen, dass eine dunkle Gestalt neben ihrem Bett steht, und nach ihnen greift.
Das sind nichts anderes als Versuche unserer Psyche darauf aufmerksam zu machen, dass sich die Person mit eben jenen Schattenanteilen auseinandersetzen soll.
Warum Frauen? Deren nächtliche Besucher sind meistens brutal aussehende maskuline Gestalten, die all jene Aggressionen repräsentieren, die im Alltag als unfeminin "ausgesiebt" werden.
Ich hoff du kannst irgendwas aus diesem Textschwall für dich rausnehmen. Ist schwierig für mich das in der Kürze auszudrücken.
Populär wurden Jungs Theorien in Büchern von Verena Kast (Jungianerin), durch diverse Hesse-Romane wie Steppenwolf (Hesse wurde von Jung-Schüler analysiert) und sogar in Videogames wie die "Persona"-Games aus der Shin Megami Tensei- Reihe behandelt.