[mysteryy]

Die Mann-Villa in Los Angeles soll ein Aushängeschild deutscher Kultur werden. Heute weiht sie Bundespräsident Steinmeier ein. In das Gebäude in edelster Lage zieht zu Beginn ein Schauspieler ein.



Eigentlich sollte das das Haus abgerissen und das Grundstück filetiert werden. Platz genug wäre da gewesen - für zwei oder drei moderne Luxusvillen. Mitten in einer der nobelsten Lagen von Los Angeles. Als die Mann-Villa 2016 unerwartet auf den Markt kam, war der damalige Außenminister und heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier maßgeblich am Erwerb beteiligt.

Haus wurde komplett renoviert
13 Millionen Dollar zahlte Deutschland vor zwei Jahren. Ein Schnäppchen, sagt die in Los Angeles lebende Architekturhistorikerin Lilian Pfaff: "Das Haus ja nicht als Haus verkauft worden, sondern mehr als Abrissgebäude. Das Grundstück allein ist schon so viel wert. Wir befinden uns hier in Pacific Palisades, es ist sehr nahe zum Meer. Das ist die teuerste Gegend von Los Angeles."

Sie schreibt gerade ein Buch über den deutschstämmigen Architekten des Hauses: Julius Ralph Davidson, der die kalifornische Moderne wesentlich geprägt hat. Davidson hat das Haus 1942 im Auftrag der Manns für 24.000 Dollar gebaut, das entspräche heute 380.000 Dollar. Es bot viel Platz: 500 Quadratmeter auf zwei Stockwerken. Schließlich lebten Thomas und Katia Mann dort mit ihren sechs Kindern.

Klaußner macht den Anfang
"Katia Mann war wohl überhaupt nicht interessiert, wie das Haus gestaltet werden sollte", sagt Historikerin Pfaff. Das habe Thomas Mann geregelt. "Die Ursprungsidee war ein ganz anderes Haus, es sollte gar nicht so modern sein. Die Inneneinrichtung hat ein anderer Architekt übernommen. Mann hat das Haus im großbürgerlichen Stil eingerichtet. Das hat auch Katia besser gefallen."

Wer vor dem Haus am San Remo Drive mit der Nummer 1550 steht, kann die Villa kaum sehen. Hohe Eukalyptus-Bäume versperren den Blick. Die Villa ist in den vergangenen Monaten für fünf Millionen Dollar von Grund auf renoviert worden. Fünf Stipendiaten sollen hier künftig wohnen, erzählt Nikolai Blaumer, der Programmdirektor des Thomas-Mann-Hauses: "Es beginnt mit Burghart Klaußner, der vor allem als Schauspieler berühmt ist. Er hat in Hollywood schon mit Steven Spielberg zusammengearbeitet. Er ist aber auch als Theaterregisseur aktiv und wird im Herbst sein erstes Buch herausbringen."

Nachbarn waren erst skeptisch
Die Stipendiaten sollen sich mit den USA und Deutschland beschäftigen. Mit Gemeinsamkeiten und Gegensätzen. Blaumer denkt aber auch an die Produktion von Podcasts und Radiosendungen. Denn Thomas Mann hat hier - neben seiner schriftstellerischen Arbeit an Doktor Faustus oder Joseph der Ernährer - in den Kriegsjahren auch seine berühmten Radioansprachen verfasst, die von der BBC ausgestrahlt wurden.

Belassen wurde das historische Herzstück des Gebäudes im Erdgeschoss. Hier hatte der Schriftsteller sein Arbeitszimmer. Abgetrennt vom Rest der Familie konnte er in dem zum Teil holzvertäfelten Zimmer ungestört arbeiten. Auch die dunklen Bücherregale sind nach vor da. "Das wird auch wieder eine Bibliothek sein", berichtet Blaumer. "Wir beschaffen die Bücher, die im Regal standen. Es ist natürlich nicht möglich, die identischen Bücher wieder zu bekommen. Nur die Goethe-Ausgabe wird die von damals sein. Dieses Zimmer wird in besonderer Weise Thomas Mann huldigen."

Am Anfang seien die Nachbarn skeptisch gewesen, erzählt die 72-jährige Shirley, die direkt neben der Mann-Villa wohnt. Die Nachbarschaft hatte befürchtet, dass aus dem Haus ein Veranstaltungszentrum gemacht werden soll. Jetzt seien aber alle glücklich: "Wir sind froh, dass das Haus nicht abgerissen wurde und hier keine monströsen Luxusbunker entstanden sind", sagt sie. Früher gehörte Shirleys Grundstück zur Mann-Villa. Doch nachdem die Manns 1952 ausgezogen waren, hatten die Käufer einen Teil abgetrennt und verkauft.

Prominente Nachbarschaft
In unmittelbarer Nachbarschaft wohnt übrigens viel Prominenz: etwa Matt Damon, Goldie Hawn, Diane Keaton, Tom Hanks und Steven Spielberg. Shirley und ihr Mann haben sich schon an die deutschen Nachbarn gewöhnt. Und mindestens einmal im Monat kämen hier deutsche Touristen vorbei, die wissen wollten, wo der Schriftsteller gelebt habe.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[MunichEast]

Interessanter Artikel der sonst an mir vorbei gegangen wäre! Danke

[TinyTimm]

Und mindestens einmal im Monat kämen hier deutsche Touristen vorbei, die wissen wollten, wo der Schriftsteller gelebt habe.

Viel mehr werden sich in die noble Gegend auch kaum verlaufen. Ist wohl mehr ein politisches Prestige-Objekt, als Allgemeintauglich.

Ich verbinde mit Thomas Mann viel mehr das Buddenbrook-Haus in Lübeck: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[Kneter33]

Wofür?
Da sind wie ich gelesen habe 18 Millionen verballert worden.
Wenn das mal so hin kommt.
Und nur das da irgendwelche Hansels jetzt drinn wohnen dürfen?
Wäre es ein Botschaft Gebäude wäre mir der Zweck ja noch er sinnlich aber nur weil da Thomas Mann mal drin gelebt hat?

[MunichEast]

Zitat von Kneter33

Wofür?
Da sind wie ich gelesen habe 18 Millionen verballert worden.

Das Haus wird bewahrt, Heim für Stipendiaten....

Hier entstand nun, in mehrmonatigem Umbau (Kostenpunkt: rund fünf Millionen Dollar), eine Residenz für Stipendiaten. Als erster zieht in diesen Tagen der Schauspieler Burghart Klaußner ("Das weiße Band") ein, gefolgt von der Berliner Soziologin Jutta Allmendinger, dem in Göttingen lehrenden Literaturwissenschaftler und Thomas-Mann-Forscher Heinrich Detering und dem Mikroelektroniker Yiannos Manoli.
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[Silent Rob]

Ach, warum sich überhaupt darüber aufregen.
Wir "Normalos" haben da eh kein Mitspracherecht, und was "Aushängeschild der deutschen Kultur" werden soll und wofür auch immer Millionen ausgegeben werden, entscheiden - wie immer - die Großkopferten.

Viel mehr werden sich in die noble Gegend auch kaum verlaufen. Ist wohl mehr ein politisches Prestige-Objekt, als Allgemeintauglich.

So isses.

[Melvin van Horne]

Moin,

und da sage noch einer unsere Politiker (in diesem Falle der Steinmeier) könnten nicht perspektivisch denken. Denkste! Da wird Steuergeld im Ausland investiert. Und aus dieser Investition ergibt sich die Möglichkeit, in einem der nobelsten Viertel von Los Angeles eine angenehme Zeit zu verbringen. Das ganze ist dann ein "Kulturbesuch" bei einer deutschen Kultureinrichtung im Ausland. Und so einen Besuch macht man natürlich nicht in seiner Freizeit. Das ist eine Dienstreise.

[pauli8]

Wir "Normalos" haben da eh kein Mitspracherecht, und was "Aushängeschild der deutschen Kultur" werden soll und wofür auch immer Millionen ausgegeben werden, entscheiden - wie immer - die Großkopferten.

Was immer man unter "Normalos" zu verstehen hat...Glücklicherweise haben die kein Mitspracherecht zur Beurteilung, was ein "Aushängeschild deutscher Kultur" ist oder nicht.

Ein Warez-Board wie myGully und die User allgemein sind ja geradezu prädestiniert dafür - zu beurteilen - was Kulturschaffende/Stipendiaten sind und was diese "Gattungen" zur Gesellschaft und ihrer Geschichte beitragen.

Wie im Link von MunichEast erwähnt, wird ua. der in Göttingen lehrende Literaturwissenschaftler und Thomas-Mann-Forscher Heinrich Detering erwähnt.

Sehen wir uns doch mal an, was er zu sagen hat.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

edit:

Selbstverständlich ist das eine Dienstreise eines Bundespräsidenten.

Er regiert nicht, sondern er repräsentiert das Land. Deshalb steht er über den Parteien und über allen politischen Institutionen. Er ist neutral.
Wenn der Bundespräsident ins Ausland reist, repräsentiert er ganz Deutschland.

...nur keine Neiddebatte...das Grundstück in dieser Gegend ist allein schon soviel wert und den Hartz 4 Beziehern wird durch diese Kulturförderung nichts weggenommen.

[Melvin van Horne]

Moin,

das ist ja alles richtig. Aber so, wie das Objekt beschrieben ist scheint es mir doch etwas verschwenderisch zu sein. 18 Millionen plus die Kosten für den Unterhalt um fünf Stipendiaten unterzubringen? Ich würde mal behaupten an einem anderen Ort hätte man für das gleiche Geld mehr erreichen können. Es stört mich nicht das da 18 Mio ausgegeben wurden. Aber das, was man dafür bekommen hat, scheint mir ein wenig dürftig. Und da frage ich mich schon ob die fünf Stipendiaten und eventuell ein paar Podcasts und Radiosendungen wirklich der einzige Grund für den Ankauf des Hauses waren. Wenn man dann wenigstens z.B. Studenten mit herausragenden Leistungen mit einem Studienaufenthalt dort ausgezeichnet hätte. Aber Burghart Klaußner? Ein durchaus erfolgreicher gestandener Künstler? Das riecht mir etwas filzig. Mich würde mal interessieren wer da die Plätze vergibt.

Unser Bundespräsident soll Deutschland im Ausland repräsentieren. Dafür braucht es Geld. Das ist klar. Aber ob dieses Projekt dafür geeignet ist, da habe ich so meine Zweifel.

[Silent Rob]

Zitat von Melvin van Horne

Mich würde mal interessieren wer da die Plätze vergibt.

Vergabe
Die Bewerbungen werden von der Geschäftsstelle des Vereins auf Vollständigkeit der Unterlagen und die Aussagekraft der Empfehlungsschreiben überprüft.
Ein vom Kuratorium des Villa Aurora & Thomas Mann House e.V. eingesetzter, spartenübergreifender Fachbeirat sichtet und bewertet die eingegangenen Bewerbungen und nominiert die Thomas Mann Fellows des Folgejahres.
Ein Rechtsanspruch auf die Vergabe eines Fellowships besteht nicht.
Die Fellowships werden je nach Verfügbarkeit der nominierten Kandidatinnen und Kandidaten vom Villa Aurora & Thomas Mann House e.V. nach Bestätigung durch das Kuratorium vergeben.
Die Entscheidung wird den Kandidatinnen und Kandidaten in der Regel per E-Mail oder Post mitgeteilt, jedoch nicht begründet.
Mit der Zusage erhalten alle ausgewählten Kandidat/-innen einen Vertrag. Das Fellowship gilt erst nach Unterzeichnung des Vertrags durch die Fellows als rechtswirksam verliehen.

Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[Melvin van Horne]

Moin,

soweit klar. Aber ich muss doch mal nachsehen, wer da im "vom Kuratorium des Villa Aurora & Thomas Mann House e.V. eingesetzte(n), spartenübergreifende(n) Fachbeirat" sitzt.

Und dann lese ich "Die Entscheidung wird den Kandidatinnen und Kandidaten in der Regel per E-Mail oder Post mitgeteilt, jedoch nicht begründet.". Ach so. Das hätte mich ja mal interessiert. Schliesslich sind es ja Steuergelder. Und wenn ich (aus nachvollziehbaren Gründen) schon nicht gefragt werde. Aber eine Information würde ich schon interessant finden. Ich denke, bei den Summen um die es geht, habe ich doch ein Recht darauf. Es muss ja nicht auf der Titelseite der Zeitung stehen. Aber für die, die es wissen möchten, müsste es möglich sein sich zu informieren.

Naja. Vielleicht bin ich auch zu empfindlich wenn ich überall Filz und Vetternwirtschaft wittere. Leider wurde ich in diesem Mißtrauen zu oft bestätigt als das ich es einfach so ablegen könnte.

[pauli8]

Wer unterstützt das Projekt: finanziell und Tätigkeiten von Fellowship ?

Berthold Leibinger Stiftung
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
[...]
Robert Bosch Stiftung
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
Ansprechpartner sind mit Erreichbarkeit genannt.

Steinmeier verband/nutzte seinen "Besuch" in USA auch zu Gesprächen mit Politikern, die Trump kritisch sehen.
Und das alles im Zeichen der Völkerverständigung. Yeahhh !