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[Other] Von der Zufallsidee zur Weltsprache

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Ungelesen 19.07.18, 02:26   #1
mysteryy
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Standard Von der Zufallsidee zur Weltsprache

Zitat:
Vor zwanzig Jahren erfand ein Japaner die Emojis. Was verraten die kleinen lustigen Bilder über unsere Kommunikation?

Weltweit verwenden 92 Prozent der Menschen die Symbole. Hier stellen 932 Teilnehmer Ende Mai in Fuyang, China, einen Guinness-Weltrekord mit Emojis auf. Foto: VCG (Getty Images)

Grosse Veränderungen haben selten die Wucht einer astronomischen Sensation. Auch von der Arbeit des 25-jährigen Shigetaka Kurita nahm 1999 zunächst kaum einer Notiz. Mit dem Bleistift kritzelte der Angestellte eines japanischen Telekommunikationskonzerns kleine Bildchen auf Papier, fünf Gesichter, ein glückliches, ein wütendes, ein trauriges, ein überraschtes und ein verwirrtes. Aber auch: eine Sonne, einen geöffneten und einen geschlossenen Regenschirm. Kurita wollte unter anderem die Wettervorhersagen auf den kleinen Bildschirmen der neu aufkommenden Handys besser darstellen.

Das war sie, die Geburtsstunde der Emojis. «Es war eine Zufallsidee», sagt Kurita rückblickend, «hätte ich es nicht getan, hätte es ein anderer getan.» Heute, zwanzig Jahre später, sind Emojis fester Bestandteil der digitalen Alphabetisierung. Aus 176 Symbolen sind 2623 geworden. Anfangs von vielen noch als kindisch verachtet, werden heute Emojis von 92 Prozent der Menschen weltweit verwendet. Keine andere Sprache entwickelt sich so rasant. Allein in diesem Jahr sollen 157 neue Symbole hinzukommen. Die Emoji-Sprache wächst derzeit etwa siebenmal schneller als der Duden. Wobei Sprache der falsche Begriff ist. Das merkt jeder, der mal spasseshalber versucht, komplett umzusteigen. Schon bei einfachen Sätzen wie «Kannst du Paul von der Kita abholen?» stossen Emojis an ihre Grenzen. Aber was sind Emojis, wenn sie die Sprache nur ergänzen können?

Vor allem sind sie eines: erwachsen geworden. Inzwischen werden sie ernst genommen, von Linguisten ebenso wie von Richtern. Weil er seiner Ex-Freundin ein Pistolen-Emoji sendete, wurde ein Franzose 2016 zu drei Monaten Gefängnis verurteilt – der Anwalt des Opfers hatte überzeugend darlegen können, dass die Frau die Emoji-Drohung als äusserst real empfunden und das Haus nicht mehr verlassen hatte. Ein 17-Jähriger aus New York postete 2015 auf Facebook Emojis mit Polizisten, denen Pistolen direkt vor den Kopf gehalten werden. Auch diese Drohgebärde nahmen die Behörden ernst: Der Jugendliche wurde sofort festgenommen, da er bereits wegen Gewaltdelikten aufgefallen war. Emojis sind eben mehr als nur Zeichen, sie sind ein Teil unserer Wirklichkeit geworden – im Guten wie im Schlechten.

Emojis helfen streiten, ohne zu verletzen

Erwachsenwerden bedeutet auch, die eigenen Talente auszuleuchten, Stärken zu schärfen. Bei Emojis sind das vor allem Tempo und Tonlage. Sie sind das schnellste und direkteste Kommunikationsmittel, das uns zur Verfügung steht, um das zu teilen, was wir fühlen. Selbst im Halbschlaf dringen die Smileys, Sonnen, Daumen noch in unser Bewusstsein vor. Werden die Zeichen aus einer Kommunikation plötzlich getilgt, verändert das sofort die Tonlage. Was denn los sei, fragen Emoji-Natives in solchen Situationen: Der andere klinge auf einmal so hart. Denn Emojis helfen in einer der schwierigsten Disziplinen des menschlichen Miteinanders: streiten, ohne zu verletzen. Sie können eine spielerische Verpackung sein für Dinge, die wir eigentlich sehr ernst meinen. Ein Smiley markiert Ironie. Ein Affe, der nichts sieht, ist ein sympathisches Schuldeingeständnis.

Für manche Nutzer ist Emoji deshalb die beste Sprachform der Welt, die menschlichste. Denn Emotionen liegen uns viel näher als Informationen. Selbst der traditionsreiche Oxford Dictionary bescheinigt der Emoji-Kultur eine «nuancierte Ausdrucksform».

Und in einem sind sich die meisten Sprachforscher einig: Emojis sind ein Fortschritt für die Schriftsprache, kein Rückschritt. Der britische Sprachforscher Vyvyan Evans argumentiert im Buch «The Emoji Code» mit der experimentellen Natur der menschlichen Kommunikation. Schon immer habe Sprache nach neuen Wegen gesucht, in Form von Abkürzungen, neuen Begriffen und Slangs. Jetzt eben mit kleinen digitalen Bildchen. Andere Linguisten sehen sogar erste Ansätze einer Emoji-Grammatik: Wie man etwas beurteilt, folgt etwa immer direkt auf das, was passiert ist. Also etwa: Friseur-Emoji, Farbpalette. Und dann: Schrei-Smiley.

Passwörter mit Emojis – einfacher zu behalten

Der Erfolg der Emojis belegt genau das, was Forscher ikonische Wende nennen: eine Verlagerung des Schwerpunkts vom Wort zum Bild. Kommunikation wird immer visueller. Sicherheitsfirmen planen jetzt sogar, Emojis für Passwörter zu verwenden. Es gibt viel mehr Kombinationsmöglichkeiten, dazu kann man sie sich noch besser merken.

Natürlich sind die Emojis auch Kinder ihrer Zeit: In den Anfangsjahren etwa waren die einzigen weiblichen Emojis zwei Revuetänzerinnen mit Hasenohren. Inzwischen gibt es genderneutrale Gesichter. Der Revolver wurde in eine Wasserpistole umgewandelt, um Hate-Posts zu entwaffnen. Seit 2015 gibt es Emojis in unterschiedlichen Hautfarben. Dieses Jahr sollen noch kommen: ein Kopftuch-Emoji, eine Superheldin, ein benebeltes Gesicht, Rothaarige. Über ein Menstruations-Emoji wird diskutiert, seit ein paar Wochen auch über ein High-Five-Emoji mit US- und Nordkoreaflaggen in den Hemdsärmeln.

In unserer Handschrift fehlen die Emojis noch

Welche Zeichen es auf die Smartphones schaffen und wie sie aussehen, das wird im kalifornischen Mountain View entschieden. Dort sitzen die Mitarbeiter von Unicode. Die Gesellschaft, ein Zusammenschluss aller grossen US-Internetfirmen, wacht seit 2010 über die Emojis. Warum aber lassen wir uns das Vokabular der modernsten Sprache der Welt von einer nicht demokratisch legitimierten Organisation diktieren? Die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» nennt den enormen Einfluss des Gremiums auf den universalen Bildschatz eine «Zensur der Symbole». Und Linguist Evans fordert, Unicode müsse mit einer internationalen Organisation zusammenarbeiten. Blauhelme für Emojis!

Doch egal wie unentbehrlich Emojis heute sind, es gibt einen Bereich, in dem sie bisher gänzlich fehlen: in unserer Handschrift. Aber vielleicht ist die Zeit einfach noch nicht reif für selbst gekritzelte Schrei-Emojis. Und noch etwas sollten wir lernen: Wie wir Emojis verwenden, ohne zu nerven. Zwanzig Jahre sind sie nun alt, ein guter Zeitpunkt, die Klassenchats zu leeren von den Lawinen gereckter Daumen, nur weil jemand die Mathehausaufgaben hochgeladen hat. Emojis können viel mehr.
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Das finde ich und
Eine Abschaffung fände ich und würde mich stimmen, also danke nochmals Shigetaka Kurita
mysteryy ist offline   Mit Zitat antworten
Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei mysteryy bedankt:
BLACKY74 (19.07.18), shaunderzombie (19.07.18)
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