[Sonicsnail]

Mannheimer Gericht urteilt
Mann will Frauen nicht die Hand geben - jetzt wird seine Einbürgerung abgelehnt

Ursprünglich sollte er bereits 2015 eingebürgert werden, weigerte sich jedoch, der zuständigen Sachbearbeiterin die Hand zu schütteln. Nun wurde dem Mann die Einbürgerung per Gerichtsbeschluss gänzlich untersagt.

Wer wegen einer fundamentalistischen Wertvorstellung ablehnt, Frauen die Hand zu schütteln, darf nach einem Gerichtsurteil nicht eingebürgert werden. Der Verwaltungsgerichtshof hat den Einbürgerungsantrag eines libanesischen Staatsangehörigen deshalb abgelehnt. Die Einstellung des Mannes gewährleiste nicht, dass er sich in die deutschen Lebensverhältnisse einordne, teilte das Gericht am Freitag in Mannheim mit. Zuvor hatte der Mann gegen die Ablehnung seines Antrags durch ein Landratsamt erfolglos vor dem Verwaltungsgericht Stuttgart geklagt.

Der Mann lehnt nach Darstellung des Gerichts das Händeschütteln mit jeder Frau ab, weil sie ein anderes Geschlecht hat und damit per se als eine dem Mann drohende Gefahr sexueller Versuchung beziehungsweise unmoralischen Handelns gelte. Der Mann lebt laut Gericht seit 2002 rechtmäßig in Deutschland und ist mittlerweile Oberarzt an einer Klinik.

Verweigerte Sachbearbeiterin den Händedruck

Der Mann hatte sich bei der ursprünglich geplanten Übergabe der Einbürgerungsurkunde 2015 geweigert, der zuständigen Sachbearbeiterin die Hand zu schütteln. Er begründete dies damit, seiner Frau - einer Muslima deutscher Nationalität und syrischer Herkunft - versprochen zu haben, keiner anderen Frau die Hand zu geben.

Die mündliche Verhandlung war bereits im Sommer. Das Urteil (AZ.: 12 S 629/19) ist den Beteiligten erst jüngst bekanntgegeben worden. Der Verwaltungsgerichtshof hat Revision zugelassen.

Quelle:
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[karfingo]

In Coronazeiten begrüßt man sich per Handzeichen - Hand heben und mit den Fingern winken - oder mit einem Ellenbogenstubser.
Das wird der syrisch/deutschen Frau gefallen.
Drohende sexuelle Versuchung? Ist doch nur im Kopf des Mannes; wie bei den Badenixen in knappen Bikinis.

[MunichEast]

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Hier das Urteil. Er gibt übrigens auch Männern nicht mehr die Hand...

[Caplan]

naaa, das kann man mit verschiedenen Ellen messen.
Seit Metoo kenn ich auch einige Leute , die jegliche Form irgendeiner unnoetigen Annaeherung oder geschweige Beruehrung absolut vermeiden und die Distanz suchen, so weit denn moeglich.
Selbst ich mach mich nicht ganz frei davon, zumal es aber auch in meinem Naturell liegt eher die asiatische Grussweise zu bevorzugen.
Obwohl es eigentlich primaer in der Ausloesung eher ein amerikanisches Hollywood-thema war; es sprangen ja gleich alle moeglichen Leute mit auf den Zug.

Das Urteil an sich konterkarrikiert eigentlich in diesem Moment die Sachlage etwas.
Aber das ist nur meine Meinung

[aherny]

"Denn ein Einbürgerungsbewerber, der infolge einer fundamentalistischen Kultur- und Wertevorstellung das Händeschütteln mit jeglicher Frau deshalb ablehnt, weil sie ein anderes Geschlecht hat und damit per se als eine dem Mann drohende Gefahr sexueller Versuchung bzw. unmoralischen Handelns gilt, gewährleistet nicht seine Einordnung in die deutschen Lebensverhältnisse."

Völlig richtig!

[bigobelix]

Was ich bei sowas immer nicht verstehe, warum so eine klare Sache erst bis zum Verwaltungsgerichtshof gehen muss?

[MunichEast]

Es gibt einen Rechtsstaat. Verwaltungentscheidungen sind für den Bürger anfechtbar.

[Caplan]

Oha,

als Deutscher wusste ich nicht, dass ich mich derart fundamentalistisch daneben benehme..
Wer kommt auf so einen Schwachsinn, das das ausgerechnet die deutsche Lebensgewohnheit ist??
Wem ich die Hand schuetteln will, so es denn sein muss, entscheide doch immernoch ich selbst, egal ob Maennlein oder Weiblein.

Mal unabhanegig davon, das die Coronazeit derzeit Haendeschuetteln eh obsolet werden liess..

[TinyTimm]

Der Mann ist Oberarzt an einer Klinik. Wie hat er seine Einstellung Frauen gegenüber im beruflichen Alltag gelebt?

[lilprof]

Zitat von TinyTimm

Der Mann ist Oberarzt an einer Klinik. Wie hat er seine Einstellung Frauen gegenüber im beruflichen Alltag gelebt?

Sollte eigentlich ganz gut geklappt haben - ich glaube, gerade im medizinischen Bereich ist as Händeschütteln schon länger außer Mode gekommen.

Ich halte die ganze Aktion für aufgebauscht und übertrieben, und ich kann nur hoffen, dass die Einbürgerungsverweigerung auf mehr als nur dem fehlenden Händeschütteln fußt.

Der Satz
"Denn ein Einbürgerungsbewerber, der infolge einer fundamentalistischen Kultur- und Wertevorstellung das Händeschütteln mit jeglicher Frau deshalb ablehnt, weil sie ein anderes Geschlecht hat und damit per se als eine dem Mann drohende Gefahr sexueller Versuchung bzw. unmoralischen Handelns gilt, gewährleistet nicht seine Einordnung in die deutschen Lebensverhältnisse."
von aherny enthält ja schon einige Interpretationen und Werturteile, die über die reinen Fakten hinaus gehen.
Z.B. erschöpft sich die fundamentalistische Kultur- und Wertevorstellung ja nicht in der Verweigerung des Händschüttelns, letzteres ist m.E. auch lange nicht das größte Integrationsproblem bei einer solchen Gesinnung.
Eine dem Mann drohende Gefahr der Versuchung setzt automatisch die Frau in die Täterrolle und unterstellt ein Frauenbild, das nicht die Ursache eines solchen Verhaltens sein muss.

Die Theologen und Islamwissenschaftler geben jedoch ganz unterschiedliche Antworten: Der eine meint, diese Regel lasse sich gar nicht direkt auf den Koran zurückführen, sondern – wenn überhaupt – auf die Überlieferungen aus dem Leben des Propheten. Ein anderer wiederum verweist auf die Sure 17, Vers 32, die vor Unzucht und Ehebruch warne und von orthodoxen Muslimen als Verbot des Handschlags ausgelegt werde. Noch ein anderer vertritt hingegen den Standpunkt, dass es sich um eine nicht mehr zeitgemäße Umgangsform handele und auf den Prophet Mohammed zurückzuführen sei, der Frauen nie die Hand gegeben habe.

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Das Zitat zeigt, wie unterschiedlich die Beweggründe sein können.
Im übrigen habe ich bei meiner Arbeit an einer Grundschule auch immer mal wieder mit Müttern zu tun gehabt, die mir keine Hand geben wollten - manche haben sich auch dafür entschuldigt oder etwas erklärt, aber für mich war das eh nie ein Problem, jedem das Seine!

Sind das Leute mit einem angespannten Verhältnis zum anderen Geschlecht? Strenggläubige, die in einer knappen Berührung Sünde wittern? Keineswegs, sagt etwa Hakki Arslan, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Islamische Theologie in Osnabrück. „Nicht jeder Muslim, der einer Frau nicht die Hand geben will, und umgekehrt, ist extremistisch oder ein Beispiel gescheiterter Integration. Auch eine konservative Auslegung der Religion muss möglich sein.“ In der muslimischen Community sei es üblich, dass Männer und Frauen zur Begrüßung die Hand aufs Herz legen, statt sie sich zu reichen. Das sei auch unter jungen gebildeten Muslimen nicht anders.

und

Dann kam die Handschlag-Debatte auf, in Deutschland, in der Schweiz und in den Niederlanden, und Maryam Hübsch überlegte, ob sie ihre Hand nicht öfter ausstrecken sollte, um nicht Öl ins Feuer zu gießen, wie sie es formuliert. Aber dann entschloss sie sich dazu, genau das Gegenteil zu tun, denn sie hält die Handschlag-Debatte für hysterisch und sagt: „Die Mehrheitsgesellschaft sollte niemanden zu Dingen zwingen, die seine Religion verletzen.“ Der Islam schreibe nun mal eine gewisse körperliche und emotionale Distanz zwischen Männern und Frauen vor, die nicht verwandt und nicht verheiratet sind.

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Gerade die letzten 2 Sätze halte ich für wichtig!

[Kirkwscks4eva]

Zitat von TinyTimm

Der Mann ist Oberarzt an einer Klinik. Wie hat er seine Einstellung Frauen gegenüber ... gelebt?

Vermutlich genauso: Handschlag mit den männlichen Kollegen, kein Problem. Handschlag bei Frauen geht gar nicht weil Glaube dazwischensteht.

Wäre der Fall auch bei einem Mann gewesen hätte er ihm die Hand gegeben, weil Mann. Er hat sich allerdings geweigert, der Frau die Hand zu geben, weil Frau.

[lilprof]

Einspruch, Euer Ehren - reine Vermutung!

[TinyTimm]

Meine Frage zur Arbeit in der Klinik bezog sich nicht auf Hände schütteln, sondern auf die Frage, ob der Mann nur Männer behandelt hat. Das Verbot Frauen zu berühren wird sich ja nicht nur auf die Hände beschränken.