[TinyTimm]

Mehr als 3000 Stellen will Siemens in Deutschland abbauen. An den betroffenen Standorten wurde die "geplättete und geschockte" Belegschaft informiert - teilweise flossen Tränen. Der Betriebsrat kündigte Widerstand gegen die Pläne an.

Der geplante Konzernumbau bei Siemens stößt auf massiven Widerstand bei den Beschäftigten. Vor der Berliner Siemens-Zentrale protestierten mehr als 1000 Mitarbeiter gegen den geplanten Stellenabbau. Zu der Kundgebung hatte die IG-Metall aufgerufen.

Proteste gab es auch im hessischen Offenbach, wo die Belegschaft über die Pläne des Konzerns informiert wurde. In Mülheim an der Ruhr, das ebenfalls von Kürzungen betroffen sein könnte, kündigte der Betriebsrat einen "heißen Dezember" an.

Tränen in Erfurt

Im Siemens-Werk in Erfurt verließen gut 500 Mitarbeiter vorzeitig eine Belegschaftsversammlung. "Sie sind hochgradig enttäuscht von der angekündigten Planung und können das in keinster Weise nachvollziehen", sagte der Betriesratsvorsitzende Mario In der Au.

Nach seinen Angaben informierte Siemens die Belegschaft über zwei Optionen für das Erfurter Generatorenwerk mit rund 700 Beschäftigten: einen Verkauf oder Personalabbau inklusive Produktverschlankung. Die Stimmung während der Mitarbeiterversammlung sei explosiv gewesen, sagte In der Au. "Das habe ich schon lange nicht mehr erlebt, so eine Stimmung. Tränen sind geflossen."

Belegschaft reagiert "geplättet und geschockt"

Siemens hatte am Donnerstag angekündigt, weltweit in der Kraftwerks- und der Antriebssparte 6900 Arbeitsplätze zu streichen, davon etwa die Hälfte in Deutschland. Zwei Standorte im sächsischen Görlitz und in Leipzig mit zusammen 920 Arbeitsplätzen sollen geschlossen werden, auch der Standort Offenbach, wo rund 700 Beschäftigte mit Planung und Bau von Kraftwerken beschäftigt sind, ist stark bedroht.

"Diese Ankündigung von Standortschließungen und von Personalabbau, der angeblich aus Strukturgründen alternativlos ist, das ist für uns gar keine Basis für Verhandlungen", sagte Siemens-Gesamtbetriebsratschefin Birgit Steinborn. Über die geplanten Maßnahmen seien "alle wirklich geplättet und geschockt" gewesen, sagte sie.

Sollte es tatsächlich zu betriebsbedingten Kündigungen kommen, die Siemens-Personalchefin Janina Kugel nicht ausgeschlossen hatte, würde das zu einem "ernsthaften Zerwürfnis" zwischen Management und Betriebsräten führen, sagte die Betriebsrätin. Es gehe darum, die Strukturänderungen zu gestalten, hier müssten alle Beteiligten eng zusammenarbeiten. "Wir sind nicht die reinen Abwickler von Personalabbau", so Steinborn.

"Entlassungen bei Milliardengewinnen unverständlich"

Auch die Berliner SPD kündigte Protest gegen die geplanten Schließungen an. Vor dem Hintergrund von Milliardengewinnen, die das Unternehmen erwirtschafte, seien Entlassungen unverständlich, teilte die Partei mit. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) bezeichnete die Pläne als "nicht hinnehmbar". Er erwarte von der Wirtschaft mehr "Pflichtbewusstsein für die gemeinsame Sache".

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[smggal]

Liegt alles an den hohen Lohnkosten, da wir schon Billiglohnland der EU sind, muss die nächste Stufe her.

Haha, kenn ich woher. Zu machen und teuer vom Staat sanieren lassen. In ein paar Jahren für Mindestlohn vom AA dahingeschickt werden. Da auf einmal wieder tausende Arbeitsplätze entstehen, wieder Förderung. Win-Win Situation.

[Dino99]

Dabei sollen doch die Gewinne derzeit in Deutschland so richtig "sprudeln". Ich komme da nicht richtig mit.
Ist offensichtlich bei Siemens vorbei gesprudelt.

[Avantasia]

"Entlassungen bei Milliardengewinnen unverständlich"

Auch die Berliner SPD kündigte Protest gegen die geplanten Schließungen an. Vor dem Hintergrund von Milliardengewinnen, die das Unternehmen erwirtschafte, seien Entlassungen unverständlich, teilte die Partei mit.

Tun sie ja auch, werden wohl einen Standort im Ausland gefunden haben, wo sie
noch mehr Kohle scheffeln können, weil die billiger Produzieren.

[Dino99]

Zitat von Avantasia

Tun sie ja auch, werden wohl einen Standort im Ausland gefunden haben, wo sie
noch mehr Kohle scheffeln können, weil die billiger Produzieren.

Vielleicht in Bangladesch?

[smggal]

Protest, als ob die bestimmen könnten oder wollten, was da letztendlich bei raus kommt.
Hauptsache Sie haben für nächstes Wahljahr einen positiven Punkt mehr auf der Liste ala "Wir haben protestiert"..

Die mischen sich genauso wenig ein wie in der Tarifautonomie, unter SPD ist Hartz4 entstanden, die werden einen Scheiß tun und sich selber die Kunden abgraben.
Hartz4 ist das beste System um Billiglöhne zu fördern, da man die Menschen so schön unter Druck setzen kann.
Uns fehlen ja jede Menge LKW Fahrer, Paketzusteller und 24h Pflegekräfte, da die Besetzung durch Extern nicht geklappt hat, wird das eben so umgesetzt.

Hat man ja schon bei Opel und Nokia gesehen..

Bitte mehr davon Deutschland, ich mag Realsatire.

Edit:
Der Gewinn muss wohl auch in den NL an ein Lizenzunternehmen abgeführt werden, dadurch entstehen halt Verluste für die "Gruppe". Glaube kaum das Nike alleine auf diese Idee kam.

[Dino99]

Vor dem Hintergrund von Milliardengewinnen, die das Unternehmen erwirtschafte, seien Entlassungen unverständlich, teilte die Partei mit.

Kann ja auch sein das die 6900 eigenen Arbeiter so nach und nach ersetzt werden gegen Zeitarbeiter/Leiharbeiter. Ist ja auch oft gängige Praxis. Sind ja billiger.

[B345T]

Die Aktionäre wollen zum Jahresende eine satte Dividente plus eine positiver Bericht über Einsparpläne für 2018.

Zum kotzen wie da mit Existenzen gespielt wird.

[acherontia]

Zitat von B345T

Die Aktionäre wollen zum Jahresende eine satte Dividente plus eine positiver Bericht über Einsparpläne für 2018.

Zum kotzen wie da mit Existenzen gespielt wird.

...Aber wir leben ja im besten Gesellschaftssystem aller Zeiten. Ein Hoch auf die BRD und die Herrschaft des Geldes!

[leecherRIP]

Ich gebe B345T nicht oft Recht,aber da muss ich ihm mal zustimmen. In den großen Konzernen wird human Schach gespielt und die Bauern halten dafür ihren Kopf hin. Und um den Druck noch zu erhöhen, kommen solche Meldungen kurz vor Weihnachten. Das lässt schon sehr tief blicken.

[Caplan]

Ob das alles so stimmig ist und auch ein Herr Schulz letztendlich seien Positionierung richtig gewaehlt hat, bezweifel ich.
Hinter den Standortschliessungen steckt im wesentlichen eine hohe Portion Technikwandel, der in den Sparten, die hier zur Debatte stehen, eine Folge der Klimaziele ist. Mehrheitlich handelt es sich um Antriebstechnik und Kraftwerkstechnik.
Es ist nun einmal eine auf regierungsebene beschlossene Sache, dass wir von vielen Techniken abruecken werden, in denen Siemens auch federfuehrend Lieferant ist. Somit muessen andere Ausrichtungen herbeigezaubert werden.
Da sich dauerhaft auch der Weltmarkt in diese Richtung orientiert, wird man dort auch nicht mehr als Lieferant in Frage kommen.
Man kann allen Unternehmen alles nachsagen, aber heile heile Gaenschen ueber 40-50 Jahre , ist im schnellen Wandel eine Utopie.
Es ist nicht angemessen anzunehemen, das ein ganzer Kahn untergehen muss, nur weil Betriebsblindheit ein Hausrezept ist.
Ich halte die Erklaerungsposition von Herr Schulz fuer absolut falsch. Gerade er als SPD-mann sollte sich da voellig anders positionieren, anstatt die Situation als asozial zu benennen, nur weil er Gewinn und Strukturwandel gegenueber stellt.Das ist nur Oel auf die kleinsten Flammen.
Es wird mittelfristig vielen Lieferanten aehnlich ergehen.
Ganze Bergbauausruester gehen doch seit Jahren am Stock.

[Melvin van Horne]

Moin,

unsere Regierung könnte da ohne weiteres helfend eingreifen. Die bräuchten nur 20 neue Kohle-, Gas- oder Ölkraftwerke in Auftrag zu geben. Denn in den Werken die nun geschlossen werden sollen, werden Turbinen für genau solche Kraftwerke hergestellt.

Das will natürlich auch keiner. Und es würde mich nicht wundern wenn ein gut Teil der leute die gegen die Schliessung der Werke protestieren dann gegen den Bau von Kohlekraftwerken protestieren.

Also mal ganz konkret gefragt. Was soll Siemens tun? Etwas anderes herstellen? Windräder vielleicht? Das ginge. Vielleicht wären sie damit auch erfolgreich. Dummerweise gibt es schon einige Hersteller in diesem Sektor. Die müssten dann eventuell Werke schliessen. Was dann wiederum zu Protesten führt.

Also wir sind offensichtlich gegen die Schliessung der Werke. Wofür sind wir?

[Caplan]

wollten nicht alle weg von fossilen Energietraegern???
Gibt doch aktuell die Walddiskussion Hambacher Forst und die Hoffnung, wenn die neue Regierung installiert ist, mit wem immer auch, dass diese Kohlekraftwerke endlich ja ENDLICH...ein Ende finden..
Nachruf, die endlich-leidenschaft ist eine Interpretaion der Lesarten
zur frage wofuer sind wir...wir sind fuer das , was uns unmittelbar gefaellt..das steht schon mal fest.

[MunichEast]

Siemens schließt unrentable Zweige. Das ist betriebswirtschaftlich sinnvoll.
Das unsere Energiewende daran schuld ist ? Nicht wirklich, schließlich baut Siemens gerade über 100 neue Turbinen für die Windkraft. Diese Turbinen baut Siemens aber in Spanien und Abnehmer ist Schweden.

Nachfrage regelt den Markt. Klar das Arbeitnehmer sauer sind, aber wenn man darauf Rücksicht nimmt, hätten wir noch Dampflok und Pferdewagen.

Siemens muß in sozialer Verantwortung Arbeitsplätze abbauen und der Staat muß Anreize für neue zukunftsfähige Industrie schaffen.