[BLACKY74]

Das Verhalten der Jungen Union sorgte in einer Berliner Kneipe für Entsetzen.
(Foto: dpa )

Eine Berlin-Exkursion endet für Mitglieder der hessischen Jungen Union in einem feuchtfröhlichen Gelage in einer Kneipe. Doch was für die Nachwuchs-Politiker Spaß zu sein scheint, macht andere Besucher fassungslos. Sie zücken ihr Handy.

Mitglieder der Jungen Union (JU) Hessen haben in einer Berliner Kneipe und im Abgeordnetenhaus für Entsetzen gesorgt. Einem Bericht des "Tagesspiegels" zufolge stimmten sie das einst bei der Wehrmacht beliebte "Westerwaldlied" an - ausgerechnet am 80. Jahrestag der Reichspogromnacht und in vollem Bewusstsein, gefilmt zu werden.

Bei den betroffenen JU-Mitgliedern handelt es sich dem "Tagesspiegel" zufolge um Angehörige der Jungen Union aus Rheingau-Taunus und Limburg, die unter dem Motto "Berlin - Tag und Nacht: Politik, Party und Sightseeing" auf Berlin-Exkursion waren. Im Anschluss an ein Treffen mit dem JU-Bundesvorsitzenden Paul Ziemiak zog ein Teil der Gruppe demnach weiter in die Kneipe "Zur Quelle" in Berlin-Moabit, schließlich war im Programm angekündigt: "Ein bisschen Spaß muss sein".

Für viele andere Kneipenbesucher war das Verhalten der jungen CDUler aber alles andere als spaßig. Als die Gruppe immer wieder C-D-U brüllte und sich die Sprüche mehrfach gegen "Schwuchteln" richteten, zückte die zufällig anwesende jüdische Künstlerin Mia Linda Alvizuri Sommerfeld ihr Handy und filmte das Ganze, wie sie dem "Tagesspiegel" hinterher berichtete.

Als Reaktion darauf hätten die Mitglieder der Jungen Union mehrfach das "Westerwaldlied" angestimmt - eines der bekanntesten Lieder der deutschen Wehrmacht, das Soldaten während ihrer Einmärsche in Frankreich, Holland und Luxemburg gesungen hatten. Besonders pikant: Die Szene ereignete sich am 9. November. Alvizuri Sommerfeld hatte zuvor zum Gedenken an die Deportierten Blumen niedergelegt.

Aus den JU-Verbänden Rheingau-Taunus und Limburg wollte sich bisher niemand zu dem Video äußern, das schnell weite Kreise zog. Einzig Nils Josef Hofmann, der Vorsitzende der JU Limburg, der im Video klar erkennbar sein soll, bestätigte dem "Tagesspiegel" seine Teilnahme an den Kneipengesängen. Weiter habe sich der früher in der AfD aktive 22-Jährige aber nicht äußern wollen. Die JU Berlin wiederum verwies nach Hessen. "Mit diesen Leuten haben wir nichts zu tun", zitiert das Blatt den Berliner JU-Vorsitzenden Christoph Brzezinski.

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[30makk]

In "Kameraden singt!" , dem Liederbuch der Bundeswehr, wird mit folgendem Kommentar auf den historischen Hintergrund hingewiesen:
„Dieses Lied ist das wohl bekannteste Lied der ehemaligen deutschen Wehrmacht […] Es sollte daher immer besonders sorgsam abgewogen werden, ob und wo dieses Lied durch Angehörige der Bundeswehr gesungen wird.“

Das war dann wohl das falsche Lied zur falschen Zeit am falschen Ort.

[Caplan]

Bermerkenswert wie ein einfaches Liedgut, was sicherlich durch das NS Regime missbraucht wurde, untersagungsfaehig eingestuft werden kann.
Aber die Zeiten lassen mittlerweile alles zu.
Sackschwach die Aussage der Berliner JU...mit denen haben wir nichts zu tun.
Provokativ, das ein ehemaliger AFD Mann mit in dieser Gruppse herumturnt. Daran wird man sich auch entzuendet haben.
Die restlichen vermeintlich zur Auesserung gebrachten Themenkreise waren sicherlich ml wieder fuer den Popo. Im Suff lernt man halt die Leute kennen.
Immer schoen weit aufmachen.

[Origami]

Eine Anmerkung zur erwarteten AfD Polemik:
Wie viele ehemalige AfD Angehörige waren vor Ort? Nach Bericht: Einer.
Wir viele CDUler? Mindestens mehrere.

ICH persönlich würde da ja gar keine Kausalität zur Parteizugehörigkeit ziehen, denn statistisch machen die paar Heinis nicht viel aus. Wenn man das asoziale Verhalten in der betroffenen Peer Gruppe aber unbedingt an einer Partei festmachen möchte, dann doch bitte an der in massiver Überzahl vertretenen JU.

Hier haben CDUler sich rücksichtslos verhalten - keine AfDler. Und das muss auch klipp und klar so benannt werden, anstatt die Verantwortung auf die AfD abzuwälzen. Dann fühlen die sich zurecht verarscht und ganz ehrlich? Ich mich auch! Ich renne dann aber zu wem anders im leider niedrigen Prozentbereich .


@ Caplan: Ist die Steinbach für dich blau oder braun? Die war doch lange Zeit in der CDU - und im hier vorliegenden Fall machst du die politische Identifikation ja auch an der ehemaligen Parteizugehörigkeit eines JU Mitglieds fest. Für mich steckt die "Gute" bis zur Nasenspitze im braunen Sumpf. Wenn wir diesen gedanklichen Transfer leisten, müssen wir ihn in einer fairen, gerechten Weltanschauung auch dem JU Mitglied und seinem Wechsel von der AfD weg zur JU hin zu Gute kommen lassen.

Zitat von Caplan

Bermerkenswert wie ein einfaches Liedgut, was sicherlich durch das NS Regime missbraucht wurde, untersagungsfaehig eingestuft werden kann.

In Anbetracht der Jahreszahl und der Ehrung der 68er Generationen mache ich an diesem Punkt auf Adorno aufmerksam, der einige Jahre nach Kriegsende sich für einen ideologischen Wandel in Deutschland eingesetzt hat, insbesondere auf einer sprachlichen Ebene. Solange man an einem alten Sprachhabitus festklammert, was Wehrmachtslieder einbezieht, bleibt die Aufarbeitung der Nazizeit rein oberflächlich. Und damit bezog sich Adorno nicht nur auf die deutsche Gesellschaft. Wenn ich mich heute umsehe, gewinne ich zunehmend den Eindruck, dass von damals nicht mehr viel in den Köpfen der Menschen festhängt.

[Caplan]

Das war es ja was ich meinte, mit der Aussage, das man sich daran entzuenden wird.
Man kann es lesen wie will man. Entweder nach empfinden ein bekehrter der zur CDu eingekehrte oder ein unterwandernder. Die Chance ist also gleichermassen fuer jeden zur Interpretation da.
Und zur Person Steinbach, schrieb ich ja im passenden Teil. Ich urteilte zwar nicht ihre Vison, da sie letztendlich nur eine heisst..ich , Erika Steinbach.

[Silent Rob]

Wir mussten das damals beim Bund auch singen.
Ein Lied!
"Oh du schöner Westerwald ..." und "In Junkers Kneipe"

[Origami]

Zitat von Caplan

Das war es ja was ich meinte, mit der Aussage, das man sich daran entzenden wird.
Man kann es lesen wie will man. Entweder nach empfinden ein bekehrter der zur CDu eingekehrte oder ein unterwandernder.

Dieser Aspekt ist eigentlich völlig nebensächlich. Die JU Hessen hat sich als Kollektiv daneben benommen und der ehemalige AfD Mann stellt den Vorsitz der JU Limburg da.
Das Prädikat AfD hat in dem Artikel ebenso wenig verloren wie der jüdische Glaube der Beobachterin, der Emotionalität schürt und der sachlichen Information keinen Mehrwert verleiht. Die Junge Union Limburg kann nicht unerwähnt bleiben, da es sich um eben dessen Akteure z.T. handelt.
Um zu meinem Eingangspost zurückzukommen: ich bin da ganz bei Adorno, ein solch subtiler Jargon ist eine bereits zu erkennende Form des Schürens von Verunsicherung und Provokation. Probleme müssen klar beim Namen benannt werden, d.h. andere Parteien können es durchaus ebenso verkacken, wie die AfD es regelmäßig tut.
Nicht der "rechte Teil" der Bevölkerung muss sich allein ändern (aber selbstverständlich in besonderem Maße), sondern alle Partizipanten der Gesellschaft müssen das tun und das fängt in unserem alltäglichen, politisch-überkorrekten und dem scheinheiligen Denunziantentum geneigten Sprachhabitus an.