[ziesell]

Kostenlose Auskunft: Datenschützer werfen Schufa Kundenmanipulation vor

Die Schufa "dürfte Millionen damit verdienen, Menschen in Deutschland ihre eigenen Daten zu verkaufen", sagt die Datenschutz-Organisation Noyb.



Die Datenschutzorganisation Noyb hat rechtliche Schritte gegen die Schufa eingeleitet. Die Auskunftei würde "sich eine goldene Nase daran verdienen, Menschen in Deutschland ihre eigenen Daten zu verkaufen".

In einer Beschwerde beim für die Schufa zuständigen Hessischen Datenschutzbeauftragten erhebt der Verein den Vorwurf, dass das Unternehmen Verbrauchern bei der kostenlosen Selbstauskunft Daten vorenthalte - und damit gegen die DSGVO verstoße.

Bei den Daten geht es um den Unterschied zwischen dem seit 2023 kostenlos angebotenen Basisscore und den nur in der kostenpflichtigen Auskunft enthaltenen Branchenscores.

Schufa soll Auskunftspflicht verschweigen

Der Verein beruft sich auf das Auskunftsrecht aus Artikel 15 der Europäischen Datenschutzgrundverordnung, nach dem Betroffene ein Recht auf Auskunft über von ihnen gespeicherte personenbezogene Daten haben.

Noyb kritisiert außerdem, dass die Ausstellung der DSGVO-Selbstauskunft deutlich länger dauere als die einer Bonitätsauskunft, die bei der Schufa rund 30 Euro kostet.

"Die DSGVO verlangt, dass Unternehmen alle Daten sofort, kostenlos, leicht zugänglich und transparent zur Verfügung stellen. Diese Anforderungen stehen im deutlichen Widerspruch zur aktuellen Geschäftspraxis, betroffenen Personen ihre eigenen Daten zu verkaufen", sagte Martin Baumann, Datenschutzjurist von Noyb.

Wohnungssuchende besonders betroffen

Leidtragende sind aus Sicht von Noyb vor allem Wohnungssuchende: "Häufig landen Wohnungssuchende deshalb zwangsweise bei Wirtschaftsauskunfteien wie der Schufa – die sich eine goldene Nase daran verdienen, Menschen in Deutschland ihre eigenen Daten zu verkaufen."

Ihre Auskunftspflicht nach der DSGVO würde die Schufa bewusst verschweigen und auf ihrer Webseite die kostenpflichtige Bonitätsauskunft in den Vordergrund stellen. "Mittels manipulativer Designs versucht das Unternehmen, den Verkauf von Bezahlprodukten zu forcieren und die kostenlose gesetzliche Auskunft sogar fälschlich als ungeeignet zur Vorlage bei Dritten darzustellen", so Noyb.

Der Deutsche Mieterverbund bestätigte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), dass von Mietinteressenten insbesondere in großen Städten umfassende Auskunft eingefordert werde. "Um die Bonität des Mieters überprüfen zu können, verlangen Vermieter häufig die Vorlage einer Schufa-Auskunft", sagte eine Sprecherin – selbst, wenn der Vermieter darauf keinen Anspruch habe.

Golem.de hat die Schufa um eine Stellungnahme gebeten und wird die Meldung aktualisieren, sobald diese vorliegt.

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