myGully.com Boerse.SH - BOERSE.AM - BOERSE.IO - BOERSE.IM Boerse.BZ .TO Nachfolger
Zurück   myGully.com > Talk > News
Seite neu laden

[Brisant] 33.000 Europäer sterben jährlich an multiresistenten Keimen

Willkommen

myGully

Links

Forum

 
Antwort
Themen-Optionen Ansicht
Ungelesen 06.11.18, 20:16   #1
Wornat1959
Profi
 
Registriert seit: Aug 2016
Beiträge: 1.859
Bedankt: 6.235
Wornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt PunkteWornat1959 leckt gerne myGully Deckel in der Kanalisation! | 2119272 Respekt Punkte
Standard 33.000 Europäer sterben jährlich an multiresistenten Keimen

Zitat:
Antibiotika
33.000 Europäer sterben jährlich an multiresistenten Keimen

Neue Zahlen zeigen, wie unwirksam Antibiotika bereits sind. Es braucht dringend neue Mittel und bessere Krankenhaushygiene. Sonst droht eine Ära der unbesiegbaren Keime.

Von Jakob Simmank
6. November 2018, 17:33 Uhr Aktualisiert am 6. November 2018, 20:05 Uhr 74 Kommentare


( Vor allem in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen stecken sich Menschen mit multiresistenten Keimen an. © Marcelo Leal/unsplash.com )

Zufall führte zu einer der größten Entdeckungen der Medizingeschichte: 1928 geriet dem schottischen Mediziner und Bakteriologen Alexander Fleming ein Schimmelpilz in eine seiner Bakterienkulturen. Kurz darauf wuchsen die Bakterien nicht mehr – weil die Pilze Penicillin bildeten. Das erste Antibiotikum war gefunden.

Auch wenn Ärztinnen und Ärzte erst Jahre später begannen, bakterielle Infektionen mit Antibiotika zu behandeln, läutete Flemings Entdeckung eine neue Ära ein. Dutzende Antibiotika entstanden und zahlreiche Krankheiten verloren über die Jahrzehnte einen Gutteil ihres Schreckens. Nur noch selten starben Menschen, die – ansonsten gesund – an einer Wundrose, einer Mandel- oder Lungenentzündung erkrankten.

90 Jahre nach Flemings Entdeckung bröckelt diese Errungenschaft der modernen Medizin. Denn Bakterien werden zunehmend antibiotikaresistent. Fast 700.000 Menschen in Europa infizierten sich im Jahre 2015 mit multiresistenten Keimen, zwei Drittel davon in Krankenhäusern. Mehr als 33.000 starben an den Folgen einer solchen Infektion. Das zumindest hat ein Team der Europäischen Seuchenschutzbehörde ECDC geschätzt. Die Studie ist nun im Fachblatt Lancet erschienen (Cassini et al., 2018 ). Nur zum Vergleich: Die Zahl der Todesfälle entspricht der Insassenzahl von rund 100 vollbesetzten Airbus A350. Bisherige Schätzungen waren von niedrigeren Fallzahlen ausgegangen. Die Europäische Kommission etwa ging von etwa 25.000 Toten aus.

Süd- und Südosteuropa sind besonders stark betroffen
Welche Folgen das hat, zeigt die Krankheitslast, die erstmals für Europa detailliert erhoben wurde. Es ist eine abstrakte Zahl, die beschreibt, wie viele Lebensjahre des Menschen eine Krankheit kostet, entweder durch einen frühzeitigen Tod oder eine Behinderung. Die Krankheitslast multiresistenter Keime in Europa ist laut der aktuellen Studie bereits heute so hoch wie die Krankheitslast von Virusgrippe, HIV und Tuberkulose zusammen.

(für das hier eingebettete Kartentool: siehe Quellenlink)

Die Schätzung der ECDC-Studie basiert auf Labortests aus dem Jahr 2015. So zählten die Forscherinnen und Forscher alle Bluttests mit einem positiven Ergebnis auf multiresistente Keime. Diese multiplizierten sie mit einem Faktor x, um die Dunkelziffer und Infektionen abzudecken, die nicht ins Blut gestreut hatten. Das Ergebnis: Die europäischen Staaten sind unterschiedlich stark betroffen. Besonders schlecht ist es um Süd- und Südosteuropa bestellt (siehe Karte oben). In Italien etwa gab es fast 50-mal so viele Fälle von Menschen mit multiresistenten Keimen wie in Island. Ebenfalls auffallend hoch sind die Raten in Griechenland, Rumänien und Portugal. Skandinavien, Estland und die Niederlande hingegen verzeichneten vergleichsweise geringe Fallzahlen. Deutschland liegt im unteren Mittelfeld. Zwar gibt es hierzulande pro 100.000 Einwohner fast zehnmal so viele Fälle wie in Island – in Italien sind die Fallzahlen jedoch fünfmal so hoch wie in Deutschland. Besonders stark von den multiresistenten Keimen betroffen sind Kinder, die jünger als ein Jahr sind.

Auch die Zahl der Infektionen mit MRSA, methicillin-resistenten Staphylokokken, nahm trotz massiver Gegenmaßnahmen nicht ab. Ein weiterer beunruhigender Befund des ECDC-Berichts: Fast 40 Prozent der Krankheitslast entfiel auf Keime, die bereits gegen die letzten Reserveantibiotika resistent sind. Dazu zählen zum Beispiel Klebsiellen, gegen die Antibiotika der Carbapenem-Klasse nicht mehr wirken, oder Escherichia-coli-Stämme*, gegen die Colistin nicht mehr hilft. Überhaupt gingen die meisten Krankheitsfälle auf resistente E.-coli-Stämme zurück. E. Coli gehört zu den sogenannten gramnegativen Bakterien, die laut dem neuen Bericht die größte Krankheitslast verursachen.

Antibiotika zeigen, wie der Pharmamarkt versagt
Es müsse dringend etwas unternommen werden, sagt Gabrielle Breugelmans, Forschungsdirektorin der Stiftung Access to Medicines: "Wir brauchen mehr Forschung und Entwicklung im Bereich neuer Antibiotika, gerade bei gramnegativen Bakterien sehen wir einen großen Mangel." Mit Sanofi und Novartis, sagt Breugelmans weiter, hätten zudem erst vor Kurzem zwei große Pharmaunternehmen den Antibiotikamarkt verlassen. Zwar werde die Lücke durch kleinere Biotech-Unternehmen gefüllt – ihnen fehle aufgrund rapide sinkender Börsenkurse aber das Geld, um neue Antibiotika auf den Markt zu bringen.

Der Antibiotikamarkt ist für viele Pharmaunternehmen nicht lukrativ. Die Entwicklung eines Antibiotikums kostet mitunter mehrere Milliarden Euro. Geld, das neu entwickelte Mittel den Pharmaunternehmen oft nicht wieder einspielen: Unter anderem weil sie nach Markteinführung meist als Reserveantibiotikum benutzt und kaum verschrieben werden. Verschiedene Organisationen wie das Bündnis GARDP, das auch von der Bundesregierung großzügig mitfinanziert wird, versuchen deshalb, die Forschung voranzubringen.

Mindestens so wichtig wie neue Antibiotika sind Hygiene- und Vorsichtsmaßnahmen in Kliniken. Der allergrößte Teil der Infektionen mit multiresistenten Keimen ließe sich verhindern. Da sind sich Experten einig. Das zeigen unter anderem die Niederlande und Skandinavien, wo seit Jahren jeder Patient, der in ein Krankenhaus kommt, auf multiresistente Keime gescreent wird, vor allem MRSA. Ist er positiv, wird er isoliert und an den betreffenden Körperstellen, zum Beispiel im Rachen, mit antiseptischen Lösungen behandelt. Ein weiterer wichtiger Baustein ist das sogenannte Antibiotic Stewardship. Hierbei beraten Mikrobiologinnen oder Infektionsmediziner ihre Kolleginnen und Kollegen auf anderen Stationen, welches Antibiotikum zu wählen ist. Zudem kann es helfen, die Menge der verschriebenen Antibiotika zu reduzieren. Die ist traditionell in Südeuropa zu hoch.

Die neue Studie zeigt, dass es diese Maßnahmen europaweit braucht. Das drohende Ende der Ära der Antibiotika ist längst zur Gefahr für die öffentliche Gesundheit geworden. Auch in Deutschland.

Mitarbeit: Henrik Oerding

*Korrekturhinweis: In einer früheren Version des Artikels hatte sich hier ein Schreibfehler eingeschlichen. E. Coli ist die Abkürzung für Escherichia Coli und nicht für Escheria Coli. Wir haben diesen Fehler korrigiert und bitten um Verzeihung.
Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Dazu auch im Artikel als Zusatzinfo:
Zitat:
Zitat von Was sind Resistenzen?
Bakterien vermehren sich ständig und vervielfältigen dabei auch ihr Erbgut – ihre DNA. Dabei kommt es zu natürlichen Mutationen, also Veränderungen der Erbinformation. Das hat Folgen für die Fähigkeiten des Bakteriums. Eine davon ist die Fähigkeit, die Wirkung eines bestimmtenAntibiotikums abzuschwächen oder ganz auszuschalten. Kann ein Bakterium das, ist es gegen das Mittel resistent: Das Medikament wirkt nicht mehr.

Resistenzen entstehen vor allem dort, wo viele Antibiotika im Umlauf sind: in Kliniken oder in Massentierhaltungen. Denn unter dem ständigen Einfluss der Antibiotika überleben und vermehren sich genau die Bakterienstämme, die zunächst zufällig durch Mutation eine Resistenz entwickelt hatten. Sie sind zudem in der Lage, die Resistenz durch Gentransfer an andere Bakterienstämme zur übertragen.
Zitat:
Zitat von Was sind Resistenzgene?
Resistenzgene sind die Träger von Erbinformation, die dafür sorgen, dass ein Bakterium ein Antibiotikum abwehren kann. Gene steuern die Produktion von Eiweißen, einem der Grundbausteine von Lebewesen. Resistente Bakterien produzieren Eiweiße, die als Enzyme Antibiotika angreifen, oder verändern die Angriffsflächen für Antibiotika, sodass diese wirkungslos werden.

Ein Beispiel für solch ein Enzym sind die Extended Spectrum β-Lactamasen, kurz ESBL. Bakterien, die ein Resistenzgen besitzen, das ESBL bilden kann, sind entsprechend geschützt vor Angriffen durch Penizilline, Cephalosporine und andere Antibiotika.
Zitat:
Zitat von Gefährliche Keime
Wenn gleich mehrere Antibiotika nicht mehr gegen einen Krankheitserreger wirken, bezeichnet man den Erreger als multiresistent.

Solche multiresistenten Keime kommen vor allem in Krankenhäusern verstärkt vor – dort, wo viele Menschen Bakterien einschleppen und wo viele Antibiotika im Umlauf sind. Zuweilen spricht man daher auch von Krankenhauskeimen. Das bekannteste unter ihnen ist das methicillin-resistente Staphylococcus-aureus-Bakterium, kurz MRSA.

Häufig sind Antibiotikaresistenzen auch in der Massentierhaltung zu finden – dort, wo Antibiotika im großen Stil gegen Tierseuchen eingesetzt werden. Das Beimischen von antibakteriellen Mitteln ins Viehfutter, um das Wachstum der Tiere anzuregen, ist in Deutschland seit 2006 verboten. Seit 2014 gelten zudem strengere Regeln für die Verwendung von Antibiotika bei Nutztieren. Eine Studie des Bundeslandwirtschaftsministeriums legt nahe, dass sich hierzulande der Einsatz von Antibiotika in der Landwirtschaft zwischen 2011 und 2015 halbiert hat. Im Oktober 2018 sprach sich zudem das Europäische Parlament für strengere Regeln aus.
Auf der einen Seite der sehr fragwürdige Einsatz von Antibiotika in der Massentierhaltung, der einen grossen Anteil daran mitträgt das Resistenzen zunehmen. Auf der zweiten Seite das fehlende Interesse der Pharmaindustrie aus reinen kapitalistischen Gründen.
Es werden diese Zahlen wohl noch erheblich weiter wachsen müssen bis da mehr Einsicht kommt.
Sehr erschreckend wenn man selber gelegentlich auf Antibiotika angewiesen ist und das dann nicht mehr wirken könnte ...

Edit:
Die neuseeländischen Nachrichten haben dazu interessanter Weise auch einen Bericht der vor allem auf das Antibiotika-Problem in der Tierhaltung und die EU-Planungen in diesem Zusammenhang eingeht:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
__________________
"Mitleid und Erbarmen hielten Bilbos Hand zurück. Viele, die leben, verdienen den Tod und manche, die sterben, verdienen das Leben. Kannst du es ihnen geben, Frodo? Dann sei nicht so rasch mit einem Todesurteil bei der Hand. Selbst die ganz Weisen erkennen nicht alle Absichten. Mein Herz sagt mir, dass Gollum noch eine Rolle zu spielen hat, zum Guten oder zum Bösen, ehe das Ende kommt." (Gandalf zu Frodo)

Geändert von Wornat1959 (06.11.18 um 23:09 Uhr) Grund: Ergänzung
Wornat1959 ist offline   Mit Zitat antworten
Folgendes Mitglied bedankte sich bei Wornat1959:
betaalpha (07.11.18)
Antwort


Forumregeln
Du kannst keine neue Themen eröffnen
Du kannst keine Antworten verfassen
Du kannst keine Anhänge posten
Du kannst nicht deine Beiträge editieren

BB code is An
Smileys sind An.
[IMG] Code ist An.
HTML-Code ist Aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 08:33 Uhr.


Sitemap

().