Zwei neue Fälle in Deutschland: Coronavirus-Patient aus NRW in kritischem Zustand
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Zwei neue Fälle in Deutschland
Coronavirus-Patient aus NRW in kritischem Zustand
Erst Baden-Württemberg, dann Nordrhein-Westfalen: Am Dienstagabend werden kurz hintereinander zwei neue Infektionen mit dem neuen Coronavirus in Deutschland bestätigt. Einer der Männer, Mitte 40 mit Vorerkrankung, ist in einem kritischen Zustand.
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Das Coronavirus breitet sich in Deutschland weiter aus: In Baden-Württemberg hat sich ein 25-Jähriger infiziert, kurz danach meldete Nordrhein-Westfalen den ersten Fall. Die Behörden beraten nun über das weitere Vorgehen. Es seien Gespräche geplant, um die Situation zu bewerten, sagte ein Sprecher aus NRW der Deutschen Presse-Agentur am frühen Mittwochmorgen.
Wer sind die Patienten, und wie geht es ihnen?
Der Zustand des Coronavirus-Patienten in Nordrhein-Westfalen ist unverändert kritisch. Am Montag war der Mann mit Symptomen einer schweren Lungenentzündung in einem Krankenhaus in Erkelenz im Kreis Heinsberg bei Aachen aufgenommen und auf der Intensivstation isoliert worden. In der Nacht zu Mittwoch wurde er ins Uniklinikum Düsseldorf gebracht. Nach dpa-Informationen ist der Patient Mitte 40 und leidet an einer Vorerkrankung.
Der Mann hatte nach Angaben des Heinsberger Landrats Stephan Pusch Kontakt mit einem Bekannten, der sich geschäftlich in letzter Zeit in China aufgehalten habe. Das meldete die „Aachener Zeitung“. Ob sich dieser Mann auch in Behandlung begeben habe, konnte Pusch zunächst nicht sagen.
Bei der Ehefrau des Mannes, die ebenfalls mit Symptomen einer Viruserkrankung stationär behandelt wurde, handele es sich weiterhin um einen Verdachtsfall – ein Ergebnis liege noch nicht vor.
Bei dem Patienten aus Baden-Württemberg handelt es sich nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums vom Dienstag um einen 25-Jährigen aus dem Landkreis Göppingen. Er habe sich vermutlich während einer Italienreise in Mailand angesteckt. Der Patient sei nach seiner Rückkehr mit grippeähnlichen Symptomen erkrankt und habe Kontakt mit dem örtlichen Gesundheitsamt aufgenommen. Er sollte am Dienstagabend in einer Klinik isoliert untergebracht und behandelt werden. Er befindet sich in stabiler Verfassung
In Deutschland waren zuvor insgesamt 16 Coronavirus-Infektionen nachgewiesen worden, die meisten dieser Patienten wurden inzwischen wieder aus dem Krankenhaus entlassen. 14 der Fälle traten in Bayern auf. Bei den anderen beiden Fällen handelte es sich um China-Rückkehrer, die von der Bundesregierung ausgeflogen worden waren. Sie wurden in der Uniklinik in Frankfurt am Main behandelt und Mitte Februar entlassen.
Welche Maßnahmen werden ergriffen?
Sowohl in Baden-Württemberg als auch in NRW arbeiteten die Behörden unter Hochdruck daran, sämtliche Kontaktpersonen der Coronavirus-Patienten zu ermitteln, um eine weitere Ausbreitung des Erregers zu verhindern.
„Die zuständigen Behörden gehen den Fällen nun mit Hochdruck nach, um eine weitere Verbreitung des Coronavirus so gut es geht zu verhindern“, erklärte der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU). Es sei nicht auszuschließen, dass es weitere Fälle im Land geben könne. „Aber unser Gesundheitswesen ist für solche Erkrankungen gut vorbereitet und aufgestellt.“
Der Kreis Heinsberg habe einen Krisenstab einberufen, der bereits erste Maßnahmen ergriffen habe. So bleiben die Schulen und Kindergärten im Kreisgebiet am Mittwoch geschlossen, in der Kreisverwaltung soll es keinen Publikumsverkehr geben.
Der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) mahnte zur Besonnenheit. „Baden-Württemberg hat sich schon früh auf diesen Fall eingestellt. Alle beteiligten Stellen arbeiten eng und intensiv zusammen.“ Lucha wollte seinen Urlaub abbrechen und am Mittwoch die Presse informieren.
Vom Robert Koch-Institut (RKI) hieß es, Ziel in Deutschland sei es, eine Erkrankungswelle hinauszuzögern, um zu vermeiden, dass die Covid-19- und die derzeitige Grippewelle zusammenfallen.
Eine Sprecherin von DB Regio NRW sagte der Deutschen Presse-Agentur am frühen Mittwochmorgen, man sei „im ständigen Austausch“ mit den Behörden. Zu den möglichen Maßnahmen gegen eine Ausbreitung könne auch eine Einschränkung des öffentlichen Nahverkehrs gehören.
Wie schätzen Experten und Politiker die Lage ein?
Die Krankenhausgesellschaft sieht im Fall eines größeren Coronavirus-Ausbruchs in Deutschland eine mögliche Erkrankung des Personals als größte Herausforderung. Die Kliniken seien grundsätzlich gut gerüstet und auf eine Lage wie bei Grippewellen eingestellt, sagte Landesverbandsgeschäftsführer Matthias Einwag. Auch auf eine Isolation von Kranken seien sie vorbereitet. „Aber da es anders als bei der Grippe keine Impfung gegen das Virus gibt, bekommen wir ein Problem, wenn Ärzte und Schwestern erkranken.“ Dann werde auch der Mangel an Fachkräften noch stärker spürbar werden.
Weltweit hat sich die Corona-Epidemie inzwischen in fast 30 Ländern ausgebreitet, 80.000 Infektionen sind bekannt. Mehr als 2600 Menschen sind daran gestorben – die meisten von ihnen in China, dem Ursprung der Epidemie.
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sagte im ZDF, durch die Entwicklung in Italien habe sich eine neue Lage für Europa ergeben. Bisher gelinge es aber noch, jeden Einzelfall zu isolieren und Ansteckungsketten zu unterbrechen. Dies gelte es so lange wie möglich fortzusetzen. Es könne aber auch sein, dass „wir in den nächsten Tagen und Wochen in eine andere Lage kommen“. Für diesen „Fall der Fälle“ stehe Deutschland eine ganze Reihe von Maßnahmen zur Verfügung.
Italien kämpft gegenwärtig gegen den größten Infektionsherd in Europa. Bis Dienstag wurden 322 Ansteckungen mit dem neuartigen Coronavirus registriert, zehn Infizierte starben. Die meisten Infektionen wurden bislang in der nördlichen Region Lombardei verzeichnet. Am Dienstag breitete sich das Virus nach Behördenangaben weiter bis in die Toskana, nach Sizilien und Ligurien aus.
Trotz dieser Entwicklung beschlossen mehrere europäische Gesundheitsminister bei einem Krisentreffen in Rom, die Grenzen zu Italien vorerst offen zu lassen. Dies teilte der italienische Innenminister Roberto Speranza nach dem Gespräch mit seinen Kollegen aus Deutschland, Frankreich, Österreich, Kroatien und der Schweiz in Rom mit. Eine Schließung der Grenzen „wäre ein Fehler und unverhältnismäßig“.
Spahn sagte nach dem Treffen: „Wir nehmen die Situation sehr, sehr ernst.“ Bei den nun in Europa aufgetretenen Fällen sei „nicht mehr jede Infektionskette nachvollziehbar“. „Das heißt, wir haben eine neue Lage, mit der wir umgehen müssen“, sagte Spahn weiter. Als er sich in Rom äußerte, waren die neuen Infektionsfälle in Deutschland offiziell noch nicht bekannt.
Minister: Infizierte Frau aus NRW ist Kindergärtnerin
14.45 Uhr: Coronavirus-Patientin aus NRW ist Kindergärtnerin
Die in Düsseldorf behandelte Coronavirus-Patientin ist als Kindergärtnerin tätig. Sie arbeite in einem Kindergarten, sagte NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch in Düsseldorf. Die Kinder aus der Einrichtung und deren Eltern seien angewiesen worden, zu Hause zu bleiben. Das Ehepaar, das im Düsseldorfer Uniklinikum behandelt werde, habe noch zwei Wochen am gesellschaftlichen Leben teilgenommen, "wo das Virus so weit war, dass die Menschen sich anstecken konnten", sagte Laumann.
Deutschland ist gut vorbereitet für das Corona-Virus? Das ist Augenwischerei
Bin in leichter Panik
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Ausgehend vom neuen Ausbreitungscluster in Norditalien hat sich das „neue Corona-Virus“ SARS-CoV-2 nun auch in Mitteleuropa festgesetzt. Meldungen aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Kroatien und natürlich allen voran Italien selbst legen nahe, dass eine Isolation auf die mittlerweile abgeriegelten Regionen nicht mehr möglich ist. In Deutschland gibt man sich derweil selbstbewusst und zweckoptimistisch – das deutsche Gesundheitssystem sei eines der besten der Welt und ohnehin bestens vorbereitet. Ach ja? Ist es nicht vielmehr so, dass unsere kaputtgesparten Krankenhäuser schon im Normalbetrieb an der absoluten Kapazitätsgrenze arbeiten und die übrigen öffentlichen Einrichtungen, die nötig wären, um eine Pandemie effizient einzudämmen, hoffnungslos kaputtgespart wurden? Wieder einmal betrügen wir uns selbst und wahrscheinlich werden diesmal viele Menschen diesen Selbstbetrug mit ihrem Leben bezahlen müssen. Von Jens Berger.
Wie gefährlich ist Covid-19, die Lungenerkrankung, die durch das SARS-CoV-2-Virus ausgelöst wird? Das Bundesgesundheitsministerium [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und zieht Parallelen zwischen Covid-19 und der saisonalen, „normalen“ Grippe. Auch Bundesgesundheitsminister Spahn übt sich im Tiefstapeln. Noch in seiner [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] verglich auch er die Folgen von Covid-19 mit denen der normalen Grippewelle: „Das deutsche Gesundheitssystem ist eines der besten der Welt. Ärzte und Pflegekräfte und alle, die im Gesundheitswesen tätig sind, bewältigen jedes Jahr Grippewellen, die das Gesundheitssystem zumindest vor vergleichbare Herausforderungen stellen“. Es wäre schön, wenn Spahn Recht hätte. Doch alle [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], die uns zur Zeit zur Verfügung stehen, bieten keinen Anlass für Gelassenheit.
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Die gute Nachricht ist, dass China das Virus offenbar durch die rigorosen Abriegelungen und Schutzmaßnahmen weitestgehend eingedämmt hat. Die Zahl der [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] geht seit Wochen zurück, doch leider haben sich in Südkorea, Japan, Iran und Norditalien mindestens vier neue Infektionscluster gebildet, von denen jeweils vergleichbare oder sogar schlimmere Infektionswellen ausgehen könnten wie vom chinesischen Cluster in Wuhan.
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Ist Covid-19 wirklich mit der „normalen Grippe“ zu vergleichen? Hier sollte man als erstes endlich damit aufhören, die Grippe zu bagatellisieren. Die echte Grippe hat wenig mit den „grippalen Infekt“ zu tun, der die meisten von uns immer wieder für ein paar Tage im Jahr mit Erkältungssymptomen ans Bett fesselt. Die echte Grippe ist indes eine vergleichsweise gefährliche Krankheit, die nach Schätzungen – da es keine verpflichtende Diagnostik gibt, muss man sich hier auf Schätzungen verlassen – des Robert Koch Instituts in Jahren mit starken Grippewellen in Deutschland schon mal rund 25.000 Menschenleben fordert. So zynisch es ist: Da es sich bei den Opfern zumeist um sehr alte, gesundheitlich vorbelastete Patienten handelt, ist das öffentliche und politische Interesse für diese Opfer vergleichsweise gering. Und genau im Punkt der demographischen Risikobewertung scheint es in der Tat [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ].
Nach den hauptsächlich aus China stammenden Zahlen sind mehr als 80% der bisherigen Todesopfer über 60 Jahre alt, mehr als 75% der Todesopfer hatten teils schwere Vorerkrankungen – vor allem Herzkrankheiten, Diabetes und Krebserkrankungen. Bei den unter 40-Jährigen ist die Todesrate mit unter 0,2% vergleichsweise gering. Es ist aus China kein einziger Todesfall bekannt, bei dem der Patient jünger als 9 Jahre war – hier gibt es einen erfreulichen Unterschied zur Grippe, die auch für Neugeborene oft tödlich ist. Abgesehen davon, dass auch ältere und erkrankte Menschen natürlich wertvoll sind und man ihre Gesundheit mit allen Mitteln schützen muss, führen diese Zahlen jedoch auch auf einem weiteren Feld in die Irre. Denn – immer vorausgesetzt, die chinesischen Zahlen sind korrekt – selbst die „niedrige“ Todesrate der unter 40-Jährigen liegt mit 0,2% doppelt so hoch wie die Sterblichkeitsrate der gesamten(!) Bevölkerung bei einer normalen Grippewelle. Die Sterblichkeitsrate der über 70-Jährigen liegt bei 8,0%, die der über 80-Jährigen bei 14,8%. Das heißt nichts anderes, als das in China jeder siebte Infizierte, der älter als 80 Jahre war, an Covid-19 gestorben ist.
Doch all diese Zahlen sind unter Vorbehalt zu betrachten. Wie hoch die statistische Sterblichkeitsrate wirklich ist, ist zur Zeit nur sehr schwer seriös zu sagen. Zum einen gibt es bei einer „laufenden“ Pandemie immer das Problem, dass man die Todesziffern mit der Zahl der aktuell Erkrankten ins Verhältnis setzt und damit tendenziell zu niedrig ansetzt. Andererseits muss jedoch immer davon ausgegangen werden, dass die Dunkelziffer der nicht bekannten Erkrankten viel höher ist als die Dunkelziffer der nicht korrekt diagnostizierten Todesopfer, was die offiziellen Todesziffern tendenziell zu hoch ansetzen würde. Offiziell gibt das chinesische NHC die Sterblichkeitsrate mit 2,1% an. Diese Ziffer schwankt jedoch extrem. So [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] und in den entlegeneren chinesischen Provinzen nur 0,16% und liegt hier in der Tat schon fast auf „Grippeniveau“. Man darf jedoch spekulieren, dass gerade in den entlegeneren chinesischen Provinzen die Dunkelziffern ungleich höher sind und die Daten aus Wuhan und der Hubei-Provinz wohl die verlässlichsten sind. Und wenn man dies als Maßstab nimmt, liegt die Sterblichkeitsrate von Covid-19 zwischen 3,1% und 4,9%. Zum Vergleich: Die berühmte „Spanische Grippe“ hatte eine Sterblichkeitsrate von 2,5% und damals waren die Rahmenbedingungen weitaus schlechter. An der „normalen“ Grippe stirbt in Deutschland rund jeder 1.000. Infizierte. Setzt man die Wuhan- und Hubei-Zahlen an, würde indes jeder 20. bis 30. Infizierte an der Krankheit sterben. Gemessen an diesem krassen Unterschied wirkt die Gelassenheit von Spahn und Co. vollkommen deplatziert.
Doch es gibt gerade für die Bewertung der Belastbarkeit der nationalen Gesundheitssysteme noch eine weitere verstörende Zahl aus China. Glücklicherweise ist es in der Tat so, dass rund [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] mild, teils sogar sehr mild und fast symptomfrei verlaufen – vor allem bei jüngeren und gesunden Patienten scheinen die Symptome meist vergleichsweise harmlos zu verlaufen. Hier ist eine Isolation in der eigenen Wohnung sicherlich ausreichend – vorausgesetzt, die Krankheit wird erst einmal diagnostiziert. Im Umkehrschluss heißt dies jedoch auch, dass 20% aller Infektionen nicht mild verlaufen und meist stationär behandelt werden müssen. Hier liegen dann meist Lungenentzündungen oder schwere Atembeschwerden vor. Jede zwanzigste Infektion verlief nach chinesischen Daten sogar „kritisch“ – hier sprechen wir dann von Atemversagen, septischen Schocks und Multiorganversagen, also schwersten Symptomen, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen. Wenn man also Prognosen zur Frage, ob das deutsche Gesundheitssystem auf einen flächendeckenden Ausbruch von Covid-19 so „problemlos“ wie auf eine Grippewelle reagieren kann, aufstellen will, muss man sich auch die Frage stellen, ob die deutschen Krankenhäuser 20% der Infizierten stationär und 5% sogar intensivmedizinisch betreuen könnten. Und dies muss man leider ohne Wenn und Aber verneinen.
Schon im „Normalbetrieb“ arbeiten die meisten Kliniken des Landes am äußersten Rande der Leistungsfähigkeit. Der Personalmangel ist massiv. 17.000 Vollzeitpflegestellen sind [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], vier von fünf Krankenhäusern finden keine Ärzte für vakante Posten. Jedes dritte deutsche Krankenhaus musste im letzten Jahr Intensivbetten sperren und Fachbereiche von der Notversorgung abmelden! Alleine im vergleichsweise reichen Baden-Württemberg mussten im letzten Jahr zwei von drei Krankenhäuser ganze Abteilungen [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Und wenn es zu einer „normalen“ Grippewelle kommt, heißt dies in der betrieblichen Praxis oft, dass die Stationen aus allen Nähten platzen. Nur, dass bei einer „normalen“ Grippe in der Regel trotz anderslautender Empfehlungen keine besondere Isolation vorgenommen wird. Würde man bei einer nationalen Covid-19-Epidemie in den Krankenhäusern Isolierstationen und isolierte Intensivstationen einführen, müsste sich aufgrund des massiven Mehraufwands auch die Zahl der eingesetzten Ärzte und Pfleger massiv erhöhen, vielleicht gar verdoppeln. Doch woher soll dieses Personal kommen? Wie will man die faktische Zahl der Stationen erhöhen, wenn man bereits im Normalbetrieb Stationen wegen Personalmangels schließen muss?
Dieses Problem ist übrigens bekannt und hausgemacht. Das Finanzierungssystem für Krankenhäuser (DRG) vergütet ausdrücklich nur behandelte Fälle und sieht keine [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]. Das privatisierte deutsche Krankenhaussystem wurde auf betriebswirtschaftliche Rentabilität optimiert und nicht auf mögliche Puffer im Falle eines Falles. Dass weder Jens Spahn noch die zahlreichen „Experten“, die zu diesem Thema befragt werden, dies thematisieren und Alarm schlagen, ist unverständlich und zeigt letztlich nur, wie sehr die potentiellen Gefahren von Covid-19 unterschätzt werden.
Sicherlich sind ganze Schubladen voll mit Ablaufplänen und RKI sowie die Landesgesundheitsämter haben sicherlich auch schlaue Konzepte entwickelt. Aber was nutzen die besten theoretischen Pläne, wenn sie in der Praxis nicht umgesetzt werden, nicht umgesetzt werden können? Es gibt auch unzählige Hygienerichtlinien und Vorschriften, wie beispielsweise Patienten mit multiresistenten Keimen oder Erkrankungen wie dem [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] in deutschen Kliniken isoliert werden sollten. In der Praxis sind solche Richtlinien jedoch das Papier nicht wert, auf dem sie stehen, da sie aufgrund der Personalnot gar nicht umgesetzt werden können. Man lügt sich hier selbst in die Tasche und jeder Beteiligte weiß dies auch. Die Gesundheitsämter wissen das auch und schauen weg. Das wird bei einer wirklich gefährlichen Krankheit wie Covid-19 aber nicht so leicht sein.
Und es ist ja nicht nur das Gesundheitssystem. Um weitere Ansteckungen zu verhindern, werden – das zeigen die Beispiele Wuhan und nun auch Norditalien – weit gefasste Absperrungen und Abriegelungen ganzer Städte und Regionen nötig sein. Wie sollen die Bundesländer dies mit ihrem von der Schwarzen Null ruinierten Personalbestand umsetzen? Soll die Polizei, die heute schon 22 Millionen Überstunden [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], diesen Job übernehmen? Oder werden dann wieder Stimmen laut, die Bundeswehr im Inneren einzusetzen? Da kann man wirklich nur hoffen, dass unsere Nachbarn ihren Job gut machen und es für uns nicht allzu arg kommt. Denn Deutschland ist ganz sicher in der Praxis alles andere als „gut vorbereitet“ für eine kommende Pandemie.
Ist das alles Panikmache? Nein. Im Gegenteil. Man könnte an dieser Stelle auch [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ], die die Situation noch viel kritischer beschreiben.
“Die Zahl der Berichte aus verschiedenen Ländern in den letzten 36 Stunden zeigt, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass die Mensch-zu-Mensch-Infektion mit SARS-CoV-2 die Sorgen bestätigt hat, dass das Virus auf seinem Weg ist, eine Pandemie auszulösen.“
Prof. Dr. Benhur Lee, MD
Professor of Microbiology
Icahn School of Medicine at Mount Sinai (ISMMS)
Feb. 21, 2020
„Ich glaube, es ist wahrscheinlich, dass wir auf eine globale Pandemie zulaufen. Wenn diese Pandemie eintritt, werden wahrscheinlich 40% bis 70% der Weltbevölkerung im kommenden Jahr infiziert
Prof. Marc Lipsitch
Prof. of Epidemiology, Harvard School of Public Health
Head, Harvard Ctr. Communicable Disease Dynamics
Feb. 14, 2020
“Dies ist wirklich ein globales Problem, das nicht in ein oder zwei Wochen verschwinden wird. […] Ich glaube, wir sollten uns auf das Äquivalent einer sehr, sehr bösen Grippewelle einstellen; vielleicht die schlimmste Grippewelle, die wir in modernen Zeiten erlebt haben“. Prof. Marc Lipsitch
Prof. of Epidemiology, Harvard School of Public Health
Head, Harvard Ctr. Communicable Disease Dynamics
Feb. 11, 2020
Muss es wirklich so schlimm kommen? Natürlich nicht. Häufig verlieren Viren ihre Virulenz von Generation zu Generation und schwächen sich dabei von alleine ab. Häufig ebben derartige Wellen auch mit steigenden Außentemperaturen von alleine ab. Dann ginge es vor allem darum, sich Zeit zu kaufen und man müsste wahrscheinlich der chinesischen Regierung tausende Dankesschreiben überreichen, hat die rigorose Isolation der Provinz Hubei die Ausbreitung doch massiv verlangsamt.
Dies sind jedoch allesamt Faktoren, die eintreten können oder eben nicht; In schā’ Allāh. Sie haben jedoch nichts mit der angeblich so guten Vorbereitung Deutschlands auf das Virus zu tun. Hier ist bestenfalls Zweckoptimismus angesagt und wahrscheinlich werden es am Ende die Ärzte, Pflegekräfte, Polizisten und andere „kleine Staatsdiener“ sein, die durch ihren Einsatz am Rande der Leistungsfähigkeit die Lücken kitten, die eine neoliberale Politik mit ihrem Privatisierungs- und Sparwahn erst hat entstehen lassen. Ein Dankeschön von Jens Spahn wird ihnen sicher sein. Und dann wird man wohl auch in der öffentlichen Kommunikation alles auf den Grippevergleich setzen. Dann war Covid-19 halt „nur“ eine sehr schwere Grippe, wie der Virologie Marc Lipsitch es formuliert. Eine Grippewelle, die diesmal in Deutschland deutlich mehr als 25.000 Todesopfer mit sich bringt. Dass diese Opfer zum Teil auch zu vermeiden wären und letztlich auch Opfer des Neoliberalismus und der Schwarzen Null sind, wird indes sicherlich eine „Außenseitermeinung“ sein. So läuft das Spiel und darauf sind wir in der Tat gut vorbereitet.
Ich denke es wird schlimm werden, allein die Zahl von Intensivbetten mit Beatmung ist völlig unzureichend. Im Grundsatz sind Menschen ab 50 mit/ohne Vorerkrankungen Risikogruppe für schwere Verläufe. Der Rest hat grippeähnliche Beschwerden ein paar Tage. Sterberate liegt bei 4 Menschen auf 100 Erkrankte.
Verdacht bei Soldat bestätigt – viele mögliche Kontaktpersonen
In Rheinland-Pfalz wurde ein weiterer Infizierter festgestellt. Es handelt sich um einen Luftwaffen-Soldaten. Gesundheitsminister Spahn sieht Deutschland am Beginn einer Epidemie.
19.15 Uhr: Verdachtsfall von Luftwaffen-Stützpunkt bestätigt sich
In Rheinland-Pfalz ist bei einem Patienten das neuartige Coronavirus festgestellt worden. Es handele sich um einen Soldaten, der im Bundeswehrzentralkrankenhaus in Koblenz behandelt werde, teilte die Bundeswehr am Mittwoch mit.
Ein Teil des Luftwaffen-Stützpunktes Wahn war am Morgen vorsorglich geschlossen worden. Ein Mitarbeiter der Flugbereitschaft hatte gemeldet, dass er Kontakt mit einem Mann hatte, der mit dem Coronavirus infiziert ist und derzeit in einer Düsseldorfer Klinik behandelt wird, erklärte ein Sprecher der Luftwaffe. Der Mitarbeiter wurde in einer Koblenzer Klinik auf das Coronavirus hin untersucht. Am Abend dann das Ergebnis: Wie die "Rheinische Post" berichtet, verlief der Test positiv.
Der Bereich der Flugbereitschaft in der Kaserne umfasst rund 1.000 Personen. Durch die Arbeit sei die betroffene Person mit weiteren Mitarbeitern der Flugbereitschaft in Kontakt gekommen, heißt es. Dennoch habe man sich nach einer Bewertung der aktuellen Lage in der Kaserne dafür entschieden, die Sperrung des Flugbereitschaftsbereichs gegen 14.15 Uhr bis auf Weiteres wieder aufzuheben. Der restliche Bereich der Luftwaffen-Kaserne in Porz-Wahn war laut des Sprechers nicht von den Maßnahmen betroffen.