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28.12.22, 14:42
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#1
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Streuner
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Gehackte Überwachungsvideos
Zitat:
Kamera an, Fake läuft
Ein Newsletter von Patrick Beuth, Ressort Netzwelt
Liebe Leserin, lieber Leser,
Toka kann angeblich beliebige Überwachungskameras finden, hacken, ihre Aufnahmen übertragen und sogar verändern. Die israelische Firma von Ex-Premier Ehud Barak soll schon in Deutschland vorstellig geworden sein.
28.12.2022, 14.01 Uhr
2022 hat gezeigt, dass wir digitalen Medien zunehmend mit einem gewissen Misstrauen begegnen müssen (Newsletter ausgenommen). Sogenannte künstliche Intelligenz (KI) kann mittlerweile Texte erzeugen, die auf den ersten Blick wirken, als seien sie wahlweise von Schulkindern, Journalisten oder Wissenschaftlerinnen geschrieben worden. Das ist so lange faszinierend oder unterhaltsam, bis es zum Problem wird: Spam, Betrug, Falschinformationen oder auch fehlerbehafteter Computercode – all das wird durch KI massiv vereinfacht.
Das immerhin haben Expertinnen und Experten erkannt. Die Entwicklung passender Erkennungsmethoden läuft, vor allem aber läuft sie hinterher. »Die enorme Geschwindigkeit der Entwicklung in diesem Sektor bedeutet, dass jegliche Methoden, KI-generierte Texte zu erkennen, sehr schnell wieder sehr alt aussehen«, schreibt »Technology Review«. Es sei ein Wettrennen, »und im Moment sieht es danach aus, dass wir verlieren«.
Dabei ist das nur der Anfang. Im Bereich Fotografie sind wir kurz davor, in Sekundenschnelle Bilder generieren zu können, die Dinge so zeigen, wie sie nie passiert sind, oder Personen, die nie im selben Raum waren. Das mag extrem praktisch sein, wenn man Stockfotos nicht mehr kaufen muss, sondern einfach selbst erzeugen kann. Aber natürlich wird auch diese Technologie bereits missbraucht.
Die nahe Zukunft wird möglicherweise noch wilder. Die israelische Zeitung »Haaretz« hat einen Bericht veröffentlicht, der nahelegt, dass selbst Überwachungskameras nicht immer reale Geschehnisse zeigen.
Überwachungskameras: Unentdeckt bleiben, »um die operative Effizienz zu maximieren« Foto: Aly Song/ REUTERS
Die 2018 von Ehud Barak mitgegründete Firma Toka mit Büros und Tel Aviv und Washington, schreibt »Haaretz«, verkaufe Technologie, die es ihren Kunden erlaubt, »Sicherheitskameras oder sogar Webcams in der Umgebung zu lokalisieren, zu hacken, ihre Übertragung anzusehen und zu manipulieren, inklusive früherer Aufnahmen«. Das Ganze soll nahezu spurenlos möglich sein. Barak ist nicht nur ehemaliger Regierungschef des Landes, er gilt auch als einer am höchsten dekorierten Soldat in Israel.
In einer Firmenpräsentation, aus der die Zeitung zitiert, heißt es ausdrücklich, man könnte »visuelle Aufzeichnungen manipulieren, ›um Vor-Ort-Aktivitäten zu maskieren‹«. Sprich: Geheimdienst- oder Militäroperationen blieben möglicherweise unsichtbar, weil eine gehackte Überwachungskamera etwas ganz anderes zeigt. »Haaretz« erinnert an den Film »Ocean's Eleven« von 2001, in dem eine Gaunerbande das Überwachungssystem eines Casinos in Las Vegas hackt und gefälschte Aufnahmen abspielt . Exakt so etwas sei mit Tokas Technologie möglich.
Kameras zu hacken, dürfte der einfache Teil sein
Wie genau das vonstattengehen soll, beschreibt der Artikel nicht. Das Kapern von Kameras halte ich für den einfachen Teil: Viele dieser Geräte dürften mit veralteter Firmware laufen, da gibt es für Spezialisten sicher reichlich Schwachstellen zu finden. In gewisser Weise haben Hacker das Szenario schon 2015 durchgespielt, sogar in Las Vegas , wenn auch nur ganz offiziell auf der Bühne der weltgrößten Hackerkonferenz Defcon .
Mehr Fragezeichen stehen für mich hinter der Bildmanipulation: Kann die Übertragung nur auf ein anderes Bild oder Signal umgelenkt werden? Werden Aufnahmen vielleicht mithilfe von künstlicher Intelligenz auf der Pixelebene verändert? Wie schnell geht das? Oder ist das übertriebene Eigenwerbung? Auf der Website der Firma steht dazu erwartungsgemäß nichts, da ist überhaupt keine Rede von gehackten Kameras, nur davon, »unentdeckt zu bleiben, um die operative Effizienz zu maximieren«. Für mich ist das die blumigste Umschreibung des Jahres für verdeckte Spionageoperationen.
Zu Tokas Kunden gehören demnach Regierungs- und Strafverfolgungsbehörden sowie Geheimdienste fast (!) ausschließlich im Westen. Die Firma bestätigte das der Zeitung und betonte, man arbeite nur mit den USA und ihren Verbündeten zusammen. Es gebe außerdem einen »rigorosen« Genehmigungsprozess unter Beachtung von »Recht und Gesetz, Anzeichen von Korruption und Bürgerrechten«. Unter keinen Umständen verkaufe man seine Produkte an private Kunden oder Einzelpersonen, oder an Länder und Entitäten, die auf der Sanktionsliste der USA stehen oder an die man aus Israel nichts liefern darf. Übrig blieben »weniger als ein Fünftel aller Länder in der Welt«. Aus den »Haaretz« vorliegenden Dokumenten geht – wenn auch ohne weitere Details – hervor, dass die Firma auch schon in Deutschland vorstellig geworden ist.
Allein deshalb glaube ich, dass wir 2023 noch mehr über Toka hören und lesen werden. Und dass wir lernen müssen, auch Bilder aus Überwachungskameras anzuzweifeln. Für alle jedenfalls, die mit digitalen Beweismitteln arbeiten, wird die Zukunft spannender als jeder »Ocean's«-Film.
Ich wünsche Ihnen einen guten Start ins neue Jahr,
Patrick Beuth
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