[pauli8]

Queer Sex: Ein Schmuddelheft mit Bildungsauftrag

In dem Magazin "Whatever the Fuck You Want" erzählen Autor*innen von ihren queeren Sexerlebnissen – und kennen dabei keine Tabus. Über GrindR-Dates und Klo-Orgien

Von Philipp Kienzl 21. Februar 2021, 20:03 Uhr

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Queer Sex; Whatever The Fuck You Want; B.U.T.C.H.E.S. & F.A.G.S. Zürich; 2020 © Anne Morgenstern

Florian Vock bezeichnet sich selbt als Berufshomosexueller. Er ist Mitglied des queeren Kollektivs B.U.T.C.H.E.S. & F.A.G.S. aus Zürich und einer von acht Herausgebenden und Autor*innen des Hefts Queer Sex – Whatever the Fuck You Want. Darin huldigen sie gemeinsam mit anderen anonymen Autor*innen die queere Szene, ihre sexuellen Eigen- und Besonderheiten. Neben persönlichen Anekdoten über One-Night-Stands, Gangbangs und Drogen finden sich darin auch How-to-Anleitungen und Begriffserklärungen, unter anderem der Rimming Guide, wie auch explizite Fotos, die Menschen bei ihren sexuellen Vorlieben zeigen. "Sex gehört in all seinen Farben und Formen zum queeren Nightlife dazu, sei es auch nur ein kurzer Flirt", schreibt zum Beispiel eine Drag Queen im Heft und erzählt von Blowjobs hinter dem DJ-Pult, Herumfingern auf der Tanzfläche oder Gruppensex in einer Klokabine. Namentlich wird keine*r der Autor*innen erwähnt. Nicht nur, weil die Geschichten sehr intim und ehrlich sind, sondern auch weil sie teilweise sensible Themen wie Substanzmissbrauch, sexuelle Gewalt oder Rassismus behandeln.

Das 160 Seiten dicke Magazin, das die Herausgebenden selbst als Schmuddelheft bezeichnen, soll queere Sexualität sichtbar machen. Denn "als wir jung waren, hat uns das gefehlt. Wir mussten das alles bloß aus Erzählungen anderer erfahren", sagt Vock. In dem Heft steht wahrscheinlich nichts, was ältere Queers nicht wissen. Aber vieles, das junge schwule, lesbische oder trans Menschen noch lernen können – und Heteros sowieso.

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Queer Sex; Whatever The Fuck You Want; B.U.T.C.H.E.S. & F.A.G.S. Zürich; 2020 © Anne Morgenstern


So erzählen die Autor*innen zum Beispiel, wie lang die Fingernägel für angenehmes Fingern sein sollten, wie man den Po am besten auseinanderzieht, um mit der Zunge ranzukommen, oder was bei Gruppensex wirklich passiert. Andere Stellen lesen sich beinahe wie erotische Kurzgeschichten, zum Beispiel als ein Autor detailreich davon erzählt, wie er ein Date mit einem Blowjob dominiert.

Es ist eine Art von Wissen, das in keinem Aufklärungsbuch steht, sondern das aus der realen Lebenswelt einer Subkultur stammt, die nicht unbedingt leicht zugänglich ist. Die Anekdoten sind nicht pädagogisch aufgedunsen, die Bilder nicht pornographisch ästhetisiert, die Texte in anzüglicher Alltagssprache geschrieben – eben so, wie man es den besten Freund*innen erzählen würde.

Es geht um GrindR Hook-ups, das Schnüffeln von Poppers, BDSM-Praktiken oder menstruierende trans Menschen. "Dieses Heft ist der Versuch, die queere Subkultur nahbarer zu machen, auch wenn jemand selbst noch nicht bei drei Sexpartys war. Es soll die Lücke zwischen heteronormativer Schulaufklärung und unrealistischen Pornos schließen", sagt Vock.



Queer Sex; Whatever The Fuck You Want; B.U.T.C.H.E.S. & F.A.G.S. Zürich; 2020 © Anne Morgenstern

Die Fotos im Heft sind von der Züricher Fotografin Anne Morgenstern geschossen. Sie ging dafür in Clubs oder zu Menschen nach Hause und ließ die Teilnehmenden einfach das tun, was sie für ein sexy Foto selbst tun wollten. Konkrete Anweisungen gab sie nicht. Jede*r durfte selbst entscheiden, wie viel Haut und welche Körperteile er*sie zeigen will – sei es eine erotische Pose unter einem Wasserfall oder ein schonungsloses Bild eines Penis nach dem Blowjob.

Vock verrät, dass das Format des Schmuddelhefts absichtlich ein wenig größer als DIN A5 gehalten wurde. "Damit man es mit einer Hand offen halten und mit der anderen Hand masturbieren kann." Genau wie Sex sei der Inhalt des Hefts schamlos – und das sei auch ungefiltert in Text und Bild dargestellt. Sex sei ja schließlich nicht die eleganteste Angelegenheit der Welt, sagt er. "Manchmal läuft es schief, es sind verschiedene Körperteile und Flüssigkeiten involviert, es ist chaotisch, manchmal kompliziert und hoffentlich meistens schön."



Queer Sex; Whatever The Fuck You Want; B.U.T.C.H.E.S. & F.A.G.S. Zürich; 2020 © Anne Morgenstern

Quelle:

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So ein “Schweinkram” aber auch. Ich bin entsetzt !!!

[Kneter33]

Warte ab pauli bis die Beruf Empörten über den Thread herfallen und den Untergang des Abendlandes herbei beschwören.

[muavenet]

Ich glaube, die geilen sich lieber spiessermäßig über Dinge auf von denen sie wirklich was verstehen—also Kram, der für ihr Leben relevant ist, wie Arbeitsgruppenvorschläge für Stilfiebeln für den rein medizinisch-akademischen Gebrauch in Australien, geistvolle Betrachtungen zu Zugangsbeschränkungen öffentlicher Toiletten im deutschsprachigen Einzugsgebiet, oder andere selbsterniedrigende Darbietungen zum Dünnpfiff der Boulevardpresse.

[Kirkwscks4eva]

Jetzt hat die LGBTQ Community also auch ihr Sexheftchen. Prima. Den Herausgebern wünsche ich viel Erfolg damit und dass es auch genügend Käufer gibt. Den Lesern/Leserinnen/Lesenden wünsche ich viel Spaß.

[Caplan]

Genau, Feuchtgebiete in erweiterter Form.

[Uwe Farz]

Apropos Feuchtgebiete - den aktuellen "Gegenentwurf" liefert die "Junge Alternative":

Hände auf die Bettdecke!

Die Jugendorganisation der AfD sorgt sich um den Schutz der Gesundheit. Nein, es geht nicht um Rauchen, Alkohol oder riskante Sportarten. Worum dann? Da muss man erstmal drauf kommen.

Die Junge Alternative findet derzeit öfters Erwähnung, weil der Nachwuchs der AfD vom Verfassungsschutz beobachtet wird - was der Gesamtpartei womöglich droht. Doch wie geht es der JA so, was könnte sie tun, um die Herzen der jungen Leute zu erwärmen und so richtig toll anzukommen in ihrer Generation? Richtig, sie könnte vor den gesundheitlichen Gefahren des Onanierens warnen und die Devise ausgeben: Hände bitte stets über der Bettdecke! Das tat zumindest kürzlich Thomas Deutscher, stellvertretender JA-Vorsitzender in Bayern und AfD-Stadtrat im oberpfälzischen Schwandorf. Auf seinem Facebookprofil zeigte er eine Karikatur von Männern verschiedenen Alters, Masturbierende wie Enthaltsame. Erstere ausgezehrt, buckelig und dümmlich dreinblickend, Letztere stolz, stattlich und gesund. "Es" (also die Selbstbefriedigung), berichtet Deutscher, habe heutzutage "Ausmaße angenommen, die weit über die ,natürlichen Bedürfnisse' hinausgehen". Masturbation sollte daher "generell eingestellt werden, da sie einen der schöpferischen Energie, vieler Nährstoffe und männlichen Kraft beraubt".

Nun ist das keine neue These. "Von der Onanie und den übrigen Ausschweifungen der Geschlechtslust" hieß ein medizinisches Werk vor gut 200 Jahren: "Zuerst magern bei der Onanie die Glieder ab, sie trocknet sie gleichsam aus." Dann: Diarrhö, Schwindsucht, Blutspucken, Lungenfäule. Die Wissenschaft freilich sieht das längst anders, sie hat alle Warnungen an die Jugend - "Onanieren macht blind" oder "Nach 1000 Schuss ist Schluss" - widerlegt. Nicht davon beeindrucken lässt sich die digitale "No Fap"-Bewegung; die "Nichtwichser" (Zitat aus der taz) sind in einer Art hippen Selbstoptimierung enthaltsam. Darauf beruft sich der JA-Vize ebenfalls. Liest man, wofür seine Gruppe steht, geht es aber wohl um die Stärkung des deutschen Mannes. Also: Migranten oder andere Störfaktoren im homogenen JA-Volksbegriff dürften heiter wedeln.

Privatmeinung oder Programm beim AfD-Nachwuchs? Deutscher lässt eine Anfrage der SZ dazu unbeantwortet. Jüngst bei einer Tagung hat sich die JA Bayern zumindest nicht mit innerlichem Druck beschäftigt. Sondern laut Mitteilung mit "Druck von außen", wie dem Verfassungsschutz oder einer "Zensur" im Netz. Dem wolle man auf gar keinen Fall nachgeben.

Quelle:
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Das kommt dann doch etwas mittelalterlich rüber.

[muavenet]

Masturbation sollte daher "generell eingestellt werden, da sie einen der schöpferischen Energie, vieler Nährstoffe und männlichen Kraft beraubt".

Kein Wunder, dass die ganzen rechten Recken dauernd so 'ne angeschissene Laune haben.

[eitch100]

Der "geilste" Bericht über die (J)Af'nD ever...
Obwohl, in einigen/vielen/manchen Köpfen anderer Parteien wird es ähnlich absurd/prüde zugehen...

[Kirkwscks4eva]

Der Nachwuchs der AfD agiert auch nicht bescheuerter als andere Nachwuchs Politiker die z.B. Mordfantasien u.ä. haben. Aber über diese mittelalterlichen Sachen kann man zumindest herzhaft Lachen und diese Deppen auslachen.

[karfingo]

Die sind ja prüde wie die Ammis!