Was tut eigentlich der Herr Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier so?
Nun, er "repräsentiert" hier und dort manchmal, meistens arbeitet er aber "im Stillen", also absolut unauffällig und unbemerkt von der Außenwelt. Und er ist im Notfall für abgedroschene und höchst überflüssige symbolische Rituale gut zu gebrauchen. So wie eben jetzt, wo die Alten in der Corona-Pandemie wegsterben wie die Fliegen. Da tun zentrale Gedenkfeiern Not.
Lange (falls überhaupt jemals?) war aus dem Munde des Herrn Bundespräsidenten, wie allgemein erwartet, nichts Substantielles zu vernehmen, schon gar nicht zu dem Thema, das dieses Land seit Monaten beschäftigt wie kein anderes. Doch das soll nun anders werden: Nach Ostern soll der inzwischen über 50.000 Toten gedacht werden, die an oder mit Corona gestorben sind. Wer hätte mit solchen Zahlen nach der ersten Welle gerechnet? Nun, eigentlich jeder, der noch einen Verstand hat und Herr über ihn ist.
Das Versagen des Staates, der dort spart, wo das Geld sinnvoll und dringendst gebraucht würde, und der es dreist dorthin umleitet, wo es entweder sinnlos verpulvert wird oder jene weiter mästet, die schon vor Fettigleibigkeit auch unter Zuhilfenahme äußerster Gewalt in kein Korsett mehr zu zwängen sind, soll wieder einmal kaschiert werden durch staatlich verordnete Trauer über jene Toten, die er mitzuverantworten hat durch sein menschenverachtendes Handeln (wir kennen das ja aus vergangenen Kriegen, in denen Menschen auf Geheiß des Staates diesem zu Millionen als Kanonenfutter dienen mußten und anschließend Trauerrituale die absolute Sinnlosigkeit kaschieren sollten).
Nun sollen wir also millionenfach hoffnungsvolle Lichtlein in unsere Fensterlein stellen, hinter denen das Leben weithin trost- und hoffnungslos geworden ist, damit es wieder recht hell werde in unseren dunklen Herzen.
Und die Kirchen?
Natürlich stimmen sie begeistert mit ein in das Trauern und Lichteranzünden, denn in diesen Ritualen sind sie seit Jahrhunderten bestens geübt. Sie lenken ganz nebenbei wunderbar ab von ihrem eigenen Versagen, das darin besteht, in unüberbietbar dreister Heuchelei die "Botschaft Jesu" zu verkündigen und gleichzeitig die Rolle des Schmieröls zu übernehmen, das das Getriebe dieser Welt am Laufen hält (um ein Bild von Günter Eich zu gebrauchen).
Ich weiß zwar nicht, was der Herr Bundespräsident sagen wird, aber ich kann mir sein eindrucksvolles Betroffenheitsgesicht schon jetzt ohne große Mühe vorstellen. Seine Rede wird in feierlichem Ton vorgetragen werden (die Stimme wird sich vermutlich vor Trauer an exponierten Stellen seiner Rede schier überschlagen), in ihr werden die Worte "Dank" und "durchhalten" womöglich mehr als einmal auftauchen und seinen Zuhörern wird ausgiebig Gelegenheit gegeben werden, vor Rührung zu den bereitgelegten Taschentüchern zu greifen.
Nach dem Trauerritual aber, davon dürfen wir wohl ausgehen, wird alles so geschmiert weiterlaufen, wie bisher, vielleicht wieder mit grösserer Begeisterung und Zuversicht, zu der der Herr Bundespräsident vermutlich ebenfalls auffordern wird.
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