[Uwe Farz]

Die »Blätter« in »Bild«:
Paradebeispiel für Fake-News-Journalismus

Von Blätter-Redaktion

In der Samstagsausgabe vom 27. Februar 2021 veröffentlicht die „Bild“-Zeitung auf Seite 2 folgenden Text:

Polit-Experte Albrecht von Lucke „BILD Live ist die Stimme des Volkes“

Berlin – Er zählt zu den profiliertesten Politikexperten des Landes: Albrecht von Lucke (54), Autor zahlreicher Bücher (u.a. „Die gefährdete Republik“)!

Jetzt hat Lucke in einem Beitrag in „Blätter für deutsche und internationale Politik“ den Erfolg des TV-Formats BILD live auf BILD.de gewürdigt.

„Vor fünf Jahren hatte das Projekt noch ausgesprochen überschaubar, ja fast amateurhaft begonnen“, so von Lucke. Inzwischen sei der Aufbau „erstaunlich weit vorangeschritten. Kaum ein Politiker oder eine Politikerin, sieht man einmal von der Kanzlerin ab, der oder die sich den Anfragen von BILD entzöge. Alle rennen (..) dem neuen Sender förmlich das Studio ein.“

BILD Live sei „die Stimme des Volkes gegen die Politikerkaste“, konstatiert von Lucke. Es habe „erhebliche Auswirkungen auf die gesamte Medienlandschaft“. So würden Nachrichten Beiträge und Politiker Aussagen inzwischen regelmäßig auch von öffentlich-rechtlichen Sendern (u.a. „Deutschlandfunk“) zitiert bzw. gesendet. Luckes Fazit: Der Einfluss von BILD ist auch wegen BILD live immens.

Dieser Text ist ein Paradebeispiel für den von „Bild“ praktizierten Fake-News-Journalismus, der Aussagen aus dem Zusammenhang reißt, damit radikal entstellt und im Ergebnis in ihr Gegenteil verkehrt.

Schon die Überschrift, das angebliche Lucke-Zitat „Bild Live ist die Stimme des Volkes“ existiert so nicht im Text. Genau dieser Eindruck soll jedoch ganz gezielt erweckt werden – durch massive Manipulationen des Originalbeitrags „Rechte APO mit medialer Macht. Die neueste Ideologieproduktion aus dem Hause ‚Springer‘“ aus den aktuellen „Blättern für deutsche und internationale Politik“ (Ausgabe 3/2021, S. 89-98, hier S. 90).

Zu diesem Zweck werden im ersten Teil des Bild-Textes die betreffenden Passagen des Artikels noch durchaus korrekt zitiert, bis zu dem Satz: „Alle rennen [...] dem neuen Sender förmlich das Studio ein.“

Danach aber wird die entscheidende Passage ausgelassen, wodurch die Aussage völlig aus ihrem Zusammenhang gerissen und dadurch komplett entstellt wird. Denn weiter heißt es dort:

„So etwa nach dem jüngsten Corona-Gipfel am 10. Februar, als sich Kanzleramtschef Helge Braun den Fragen von ‚Bild‘-Vize Paul Ronzheimer stellte – im Laufband untertitelt nicht, wie sonst üblich, mit Gespräch oder Interview, sondern mit ‚Merkels wichtigster Mann im Verhör‘. Ebenfalls kurz zuvor ‚im Bild-Verhör‘: Gesundheitsminister Jens Spahn. Hier artikuliert sich die zugrundeliegende aggressive, fast schon inquisitorische Geisteshaltung – ‚Bild live‘ als die Stimme des Volkes gegen die Politikerkaste.“

Der Autor selbst erklärt „Bild Live“ also dezidiert nicht zur „Stimme des Volkes gegen die Politikerkaste“, sondern beschreibt gerade im Gegenteil damit „die aggressive, fast schon inquisitorische Geisteshaltung“ des Formats, das sich selbst anmaßt, als angebliche Stimme des Volkes gegen die gewählten Volksvertreter aufzutreten.

Doch diese eindeutige Aussage des Autors wird durch die manipulativen Auslassungen und falschen Zitationen im anschließenden Satz dann in ihr Gegenteil verkehrt: „BILD Live sei ‚die Stimme des Volkes gegen die Politikerkaste‘, konstatiert von Lucke“ laut Bild, was aber den Inhalt des Textes völlig auf den Kopf stellt, um so im Ergebnis zu dem gefakten Lucke-Zitat der Überschrift zu gelangen: „Bild Live ist die Stimme des Volkes“.

Stärker kann man den Inhalt eines Textes wohl kaum verfälschen. Der Bild-Text ist ein Paradebeispiel für Fake-News-Journalismus.

Quelle:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Ein weiterer interessanter Artikel findet sich hier:
[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Uns droht wohl sowas wie ein deutsches "FOX News" Format.
Mir graust es jetzt schon.

[acherontia]

Bild, Bild... war das nicht dieses Wurstblatt für den Hauptschüler mit vorzeitigem Schulabgang?
O. K., ich sehe ja selbst das dieses journalistische Machwerk gekauft wird.
Aber warum um alles in der Welt liest man so einen Schund wie die Bildzeitung?
Mir persönlich wäre es sogar peinlich so ein Ding auch nur in der Hand zu halten...

[MotherFocker]

Wurstblatt hin oder her, es ist die auflagenstärkste Zeitung in diesem unseren Lande.
Damit wirbt sie auch für sich selbst in und für alle ihre Verbreitungsmöglichkeiten.

Der Hauptleser ist vermutlich der Kleine Mann, der kurz die Überschriften überfliegt und sich danach dem Seite-3-Girl und dem Sportteil widmet. Aber die Erste Seite bleibt im Gedächtnis hängen und lässt kaum Platz für Meinungen anderer Blätter.

"Angst, Hass, Titten und Wetterbericht"...

Fast jeder Politiker findet sich auch sofort auf Seite Eins wieder, wenn er nicht BILDkonform für den Augenblick ist.

Das Schlimmst ist aber -trotz Pressefreiheit- dieses Blatt Meinungen nach eigenem Ermessen lenkt und sich lenken lässt.

Ich war 1996 im Stuttgarter Landtag und konnte live erleben, wie die Parlamentarier sich hinter der BILD vergruben. Dann noch beim Thema Besoldung der Landesbeamten, referiert von Gerhard Mayer-Rotwein-Vorfelder.

Da braut sich wirklich etwas zusammen und lässt fragile Informationen schnell zum Chaos werden!

[acherontia]

Das dieses Blatt so reißenden Absatz findet lässt tiefe Blicke auf den Verstand der hiesigen Bevölkerung zu.
Und das kann einem nur kalte Schauer über den Rücken laufen lassen.

[elise]

Leider wird mit diesem "Wurstblatt" in Deutschland Meinung und auch Stimmung gemacht - viele sehen dieses Blättchen als eines, das "kein Blatt vor den Mund nimmt" und ungeschönt die Wahrheit berichtet... und die überzeugt man kaum von was anderem.

[provi1983]

Um einen gute Satiriker zu zitieren:
"Bildzeitung, dieses Käseblatt, womit man einen toten Fisch beleidigt, wenn man ihn darin einwickelt."

[acherontia]

Es scheint zumindest teilweise vom Bildungsstand abzuhängen.
Ich kenne keinen einzigen Akademiker der dieses bedruckte Fischeinwickelpapier NICHT verachtet...

[acherontia]

Bei den meisten Zeitungen ist die (Billigst)Druckerschwärze nicht mal wirklich abriebfest. Einen Fisch darin einzuwickeln grenzt daher an Körperverletzung wegen der aufgenommenen Giftstoffe. Sowohl chemisch als auch politisch.

[bollberg1]

Zitat von acherontia

Bild, Bild... war das nicht dieses Wurstblatt für den Hauptschüler mit vorzeitigem Schulabgang.

Zitat von acherontia

Es scheint zumindest teilweise vom Bildungsstand abzuhängen.
Ich kenne keinen einzigen Akademiker der dieses bedruckte Fischeinwickelpapier NICHT verachtet...

ja, daß ist die zeitung die niemand liest und trotzdem die meistverkaufte zeitung ist.
ich glaub nicht, daß das mit dem bildungsstand abhängt. die zeitung werden auch viele akademiker lesen - nur werden diese es nicht zugeben.

das schlimme an der bild ist ihre macht. die haben schon so manche karriere beendet oder den ruf ruiniert, bei denen sich hinterher und bei genauerer recherche als falsch erwiesen haben.
leider springen die meißten zeitungen während einer solchen kampagne auf den zug auf. die, die das nichttun und dagegenhalten werden gleich mit runtergemacht.