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06.03.21, 22:06
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#1
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Moderator
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Bedankt: 6.927
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Erdogans Mondfahrt
Zitat:
Brief aus Istanbul
Erdogans Mondfahrt
Von Bülent Mumay - Aktualisiert am 01.03.2021 - 12:52
Mit einem „Wahnsinnsprojekt“ und „historischen“ Schritten kämpfte der türkische Präsident um die Wählergunst. Doch selbst seine „frohen Botschaften“ werden zum Fiasko und kosten Menschenleben.
mmer wieder heißt es, die türkische Gesellschaft sei aufgrund von Erdogans Politik der Polarisierung in zwei Teile gespalten. Auch in den Briefen, die ich Ihnen aus Istanbul schreibe, verweise ich auf die Gefahren dieser gesellschaftlichen Kluft. Richtig, politisch lässt sich zweifellos von einer Spaltung reden. Doch es sind nicht allein unsere politischen Neigungen, die uns voneinander trennen. Wir verharren nicht stets in derselben Hälfte des Bildes. Aus den verschiedensten Gründen finden wir uns auch manchmal in der anderen Hälfte wieder.
Zur türkischen Fassung der Kolumne
Yazının Türkçe orijinalini okumak için tıklayın
Die wissen ja, wie es um Nationalismus und Patriotismus in der Türkei steht. Unsere Bevölkerung fühlt sich dem Land stark verbunden. Uns liegt wenig daran, unser Land zu verlassen. Nur um zu arbeiten oder für die Bildung unserer Kinder halten wir es eine Weile fern der Heimat aus. Diese Haltung hat sich mit Erdogans „neuer Türkei“ dramatisch geändert. Der Umfrage eines privaten Meinungsforschungsinstituts zufolge würde heute gern jeder Zweite im Ausland leben. Und glauben Sie nicht, nur Erdogans Gegner träumten vom Auswandern. Auch 34 Prozent seiner Wähler möchten nicht mehr in der Türkei leben.
Zitat:
Bülent Mumay Bild: privat
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ine neue Studie spaltet uns nun wieder in zwei Teile. Sie stammt vom staatlichen Statistikamt, dessen Leitung Erdogan mehrfach ausgewechselt hatte, weil die Inflationsraten, die es publizierte, ihm nicht niedrig genug waren. Laut der „Zufriedenheitsstudie“ des Instituts sank die Rate der Menschen, die sich in der Türkei als glücklich bezeichnen, Ende 2020 auf 48,2 Prozent. Jeder Zweite lebt in einem Land, in dem er nicht glücklich ist. Da ist es kein Zufall, dass so viele die Türkei verlassen wollen.
Selbstverständlich ist wirtschaftliches Wohlergehen nicht das einzige Kriterium für Zufriedenheit. Doch es ist schwierig, in einem Land von Zufriedenheit zu reden, in dem die Bürger aus Not Speiseöl nicht mehr liter-, sondern becherweise kaufen und Babywindeln stückweise. Kann man sagen, Menschen seien in einem Land glücklich, in dem Schafskäse, ein Muss auf jedem Frühstückstisch, und Babynahrung in den Geschäften mit Diebstahlsicherung versehen sind? Lässt sich in einem Land von Zufriedenheit reden, in dem der Staat in der Corona-Pandemie den Bürgern eine Iban-Nummer gab, auf die sie Spenden einzahlen sollten, während andere Länder den Menschen unter die Arme greifen?
Auf den Mond statt auf den Markt
Auch der Begriff der politischen Spaltung ist umstritten. Er beruhte darauf, dass eine Hälfte des Landes hinter Erdogan steht und die andere gegen ihn ist. In den letzten Monaten ergaben Umfragen, dass es sich nicht länger um ein Fifty-fifty-Verhältnis handelt. Der neuesten Studie von MetroPoll zufolge öffnet sich die Schere zwischen der Opposition und der von Erdogan gebildeten Koalition weiter. Wären heute Wahlen, würden 48,3 Prozent der Bürger für die Opposition und nur 39,67 Prozent für Erdogan stimmen.
Der Rückgang seines Stimmenanteils ist Erdogan nicht entgangen. Mit dem Rücken zur Wand kündigte er ein „Wahnsinnsprojekt“ an oder unternahm Schritte, die er „historisch“ nannte. Als das nicht zog, verkündete er uns „frohe Botschaften“. Was tat er nicht alles in den vergangenen sieben Monaten: Er widmete die Hagia Sophia, ein wichtiges Symbol für die Konservativen, in eine Moschee um. Millionen bei uns sind nicht in der Lage, ihre Rechnungen zu bezahlen, er aber erklärte, es sei ein gigantisches Erdgasvorkommen gefunden worden. In Zeiten, da Menschen es sich nicht leisten können, auf den Markt zu gehen, wurde beschlossen, zum Mond zu fliegen.
Die türkische Raumfahrtagentur stellt ein
Das ist kein Scherz. Am 9. Februar verkündete Erdogan auf einer pompösen Pressekonferenz in seinem Tausend-Zimmer-Palast unseren Start ins All für 2023, das Jahr des hundertjährigen Jubiläums der Republikgründung. Fragen Sie bitte nicht, wie realistisch es ist, in nur zwei Jahren ein Raumfahrtprogramm auf die Beine zu stellen. Rufen Sie sich nur in Erinnerung, dass 2023 Wahlen anstehen. Vermutlich kündigte Erdogan die Mondreise im Vertrauen auf ein Statement seines erst kürzlich aus dem Amt gejagten Schwiegersohns an. Berat Albayrak hatte dereinst gesagt: „Wir haben Wähler, die würden es glauben, wenn unser Staatspräsident verkündete, eine vierspurige Autobahn zum Mond zu bauen.“
Diese Wähler aber gibt es nicht mehr. Die Bürger haben ihr Vertrauen in derlei Versprechungen weitgehend verloren. Vor den Wahlen von 2011, 2015 und 2018 hörten die Leute immer wieder den Traum vom nationalen Flugzeug. Einen solchen Flieger gibt es bis heute nicht. Und von dem heimischen Auto, das im nächsten Jahr auf unseren Straßen rollen soll, existiert nicht einmal ein Testmodell, geschweige denn eine Fabrik. Seien wir dem Raumfahrtprogramm gegenüber aber nicht allzu ungerecht. Um 2023 ins All fliegen zu können, sollen, so heißt es, zehntausend Personen eingestellt und ausgebildet werden. Der erste Schritt dazu erfolgte gerade. Die türkische Raumfahrtagentur kündigte an, zwei Kellner und vier Reinigungskräfte anzustellen – sind wir doch eine Nation, der Tee und Sauberkeit wichtig sind.
Es hätte aussichtsreichere Wege gegeben
Zurück zu den frohen Botschaften. In Erdogans Kosmos-Rede am 9. Februar kündigte er für den Folgetag eine weitere Erklärung von größter Bedeutung an. In einer Ansprache werde er „unserer Nation wichtige frohe Kunde“ geben. Am Mittwoch, dem 10. Februar, fand sich in Erdogans Statement allerdings kein Fitzelchen von der angekündigten „frohen Kunde“. Offensichtlich war, was er im Kopf hatte, nicht wie geplant gelaufen. Die bittere Wahrheit kam ein paar Tage später ans Licht. Ein Militäreinsatz, den Ankara am Mittwochmorgen durchgeführt hatte, kostete dreizehn im Camp Gara im Nordirak von der PKK gefangen gehaltene türkische Sicherheitskräfte das Leben. Als Antwort auf den türkischen Luftangriff hatte die PKK die als Geiseln genommenen Soldaten getötet.
Sechs Jahre lang hatte Erdogan nichts getan, um die von der PKK festgehaltenen Soldaten und Polizisten zu befreien; als er politisch unter Druck geriet, erlaubte er einen riskanten Einsatz, um anschließend „frohe Kunde“ zu geben. Wie sinnvoll ist ein Fliegereinsatz zur Befreiung von Geiseln, die vierzig Kilometer von der türkischen Grenze entfernt in einer Höhle im Gebirge festgehalten werden? Obendrein mit einer Ankündigung, so dass die PKK vorgewarnt sein konnte? Es geschah, was in Ankara befürchtet worden war: Bei dem Einsatz kamen neben den dreizehn Gefangenen auch noch drei an der Operation beteiligte türkische Soldaten um.
Zur Befreiung der Geiseln wäre es besser gewesen, den Weg über Menschenrechtsorganisationen zu gehen oder PKK-Mitglieder, mit denen der Staat in Verbindung steht, als Vermittler einzusetzen. Man hätte auch den inhaftierten PKK-Chef Abdullah Öcalan um Unterstützung bitten können, den man bereits 2019 ein Schreiben aufsetzen ließ, um zu verhindern, dass die Kurden bei den Kommunalwahlen für die Opposition stimmten. Oder Öcalans mit Dringlichkeitsvermerk gesuchter Bruder Osman Öcalan hätte ins staatliche Fernsehen geholt werden können, genau wie vor den Kommunalwahlen, als er dort ein Statement zur Unterstützung der AKP abgab. Doch offenbar war es den Machthabern damals wichtiger, den Schlüssel zu Istanbul in der Hand zu behalten, als jetzt die dreizehn Soldaten zu retten.
Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe.
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei Draalz bedankt:
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06.03.21, 22:56
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#2
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Mitglied
Registriert seit: Apr 2019
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Bedankt: 595
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Brot und Spiele.
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Die folgenden 4 Mitglieder haben sich bei provi1983 bedankt:
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07.03.21, 00:26
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#3
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.106
Bedankt: 13.095
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Das Erbe des Osmanischen Reiches (und ist's auch nur ein kleiner Teil vons Janze) wiegt so schwer, dass auch 100 Jahre später die Lira immer noch tiefer in den Brunnen rollt.
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Die folgenden 2 Mitglieder haben sich bei karfingo bedankt:
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07.03.21, 06:47
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#4
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Profi
Registriert seit: Jan 2013
Beiträge: 1.695
Bedankt: 1.918
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Warum steckt er nicht das gesamte türkische BIP in die Entwicklung des WARP Antriebs?
Schafft er's wird er quasi Gott, wenn nicht ist er fix weg vom Fenster.
Was wäre wohl wahrscheinlicher????
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Jeder Tag ohne Zettel am Zeh ist ein guter Tag!
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei acherontia:
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07.03.21, 09:28
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#5
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EX-Moderator
Registriert seit: Jul 2012
Ort: Vojna luka Lora
Beiträge: 4.592
Bedankt: 48.734
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Wort wörtlich eine Mondfahrt, ich finde so passedm war eine Erdogan News noch nie haha
Und bring den Erdo mal nicht auf so ein SciFi zeug der glaubt das noch
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei ShiiRLoXX:
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07.03.21, 09:55
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#6
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Profi
Registriert seit: Jan 2013
Beiträge: 1.695
Bedankt: 1.918
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Ja er scheint wirklich der Typ dafür... Wüsste gerne was der so raucht..
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Jeder Tag ohne Zettel am Zeh ist ein guter Tag!
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07.03.21, 10:07
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#7
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EX-Moderator
Registriert seit: Jul 2012
Ort: Vojna luka Lora
Beiträge: 4.592
Bedankt: 48.734
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Zitat:
Wüsste gerne was der so raucht..
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Bessere Sachen als wir :P
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07.03.21, 16:26
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#8
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.106
Bedankt: 13.095
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Im Orient werden frisch gezupte Khat Blätter gelutscht.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei karfingo:
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07.03.21, 17:13
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#9
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Anfänger
Registriert seit: Jan 2021
Beiträge: 10
Bedankt: 5
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Das einzige wo die türken hinfliegen ist in die Staatspleite , da wird bald ein bürgerkrieg geben , weil die Menschen hungern.
Syrien reloaded
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08.03.21, 04:33
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#10
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Newbie
Registriert seit: Oct 2020
Beiträge: 71
Bedankt: 37
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Der Artikel ist ja Quasi "Majestätsbeleidigung"
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08.03.21, 12:31
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#11
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Streuner
Registriert seit: Aug 2013
Beiträge: 11.106
Bedankt: 13.095
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Kommt auf deinen Standpunkt an:
Zitat:
Zitat von istjagut123
"Majestätsbeleidigung"
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Ich schubse jetze ma' die Türkei in den Orient - SO! Da ist's eventuell MB.
Aus meiner westlichen Sicht ist es ein Kaschperlspiel; wie auch in Thailand.
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08.03.21, 13:03
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#12
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Anfänger
Registriert seit: Jan 2021
Beiträge: 10
Bedankt: 5
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Zitat:
Zitat von karfingo
Ich schubse jetze ma' die Türkei in den Orient - SO! Da ist's eventuell MB.
Aus meiner westlichen Sicht ist es ein Kaschperlspiel; wie auch in Thailand.
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Eher eine 3. Welt land
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