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myGully |
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14.01.21, 07:09
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#1
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Legende
Registriert seit: Aug 2011
Ort: in der Wildnis
Beiträge: 15.633
Bedankt: 34.760
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Wie viel positiven Willen gute Kommunikation eigentlich braucht
Zitat:
Jeder kennt sie, jeder hatte schon mit ihnen zu tun und kaum einer kann ihnen etwas Positives abgewinnen: Missverständnisse. Jeder, der bereits versucht hat, einem anderen eine Fülle an Information in umfassender, aber dennoch verständlicher Weise näher zu bringen, weiß, welch Anstrengung das sein kann.
Vielleicht hat der ein oder andere auch schon einmal mit dem weithin bekannten Legespiel Tangram aus Manager-Seminaren oder Ähnlichem Bekanntschaft gemacht und dies in guter Erinnerung. Dabei handelt es sich oft nicht mal um besonders komplexe Inhalte und von Dingen mit emotionalem Kontext ist man Lichtjahre entfernt, denn wo die vier Ohren des Schulz von Thun mithören (und auch auf der Senderebene mit von der Partie sind), ist Chaos vorprogrammiert. Doch kaum ein Bereich menschlichen Lebens funktioniert ohne Kommunikation und, obwohl es hier und dort dennoch passabel zu funktionieren scheint, tun sich immer wieder große Probleme auf.
Wert der persönlichen Freiheit
Gleichzeitig leben wir heute in einer Gesellschaft, in der großer Wert auf Dinge wie persönliche Freiheit, Entfaltung und Authentizität gelegt wird. Man möchte weg vom Klischeedenken, nicht in einer Geschlechterrolle gefangen sein, keinem Bodyshaming zum Opfer fallen und politisch neue Wege gehen. Die Latte an Erwartungen liegt hoch und es klingt nach ganz schön hartem Tobak für eine Gesellschaft, die an etwas so "Einfachem" wie Kommunikation scheitert. Auf politischer Ebene wird die Unfähigkeit zur Kommunikation besonders gut sichtbar und das, was im Volksmund gemeinhin als Corona bezeichnet wird, legt noch eine Schippe drauf. Dass es kaum eine Situation gibt, in der sich alle einig sind, liegt auf der Hand. Dass man bei neuartigen Herausforderungen selbst erst den eigenen Weg finden muss, auch. Dass man durch Kommunikation eine Nation, deren Werthaltung eher in Richtung persönlicher Freiheit, Selbstbestimmtheit und Vermeidung von Werturteilen über andere geht, derart spaltet, dass mehr bewertet und beurteilt wird, als je zuvor, nicht.
Wirklichkeit und Wahrheit - Paul Watzlawick
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Konflikt und Kommunikation
Meist fällt es einem eher bei anderen als bei sich selbst auf, wenn diese alles und jedes, was Kollegen, Freunde oder Familienmitglieder tun, bewerten und häufig auch kommentieren. Da es sich in diesem Zusammenhang oft nicht um positiven Inhalt handelt, wird es gemeinhin aber als Lästern bezeichnet. Durch diese Titulierung wird die Tätigkeit des Bewertens (oder Abwertens) und Kommentierens jedoch mit einer anderen Bedeutung verschleiert und daher anders abgespeichert. Im Kontext von Corona spricht aber kaum jemand vom Lästern, sondern es werden - je nachdem, zu welcher Seite man gehört - Menschen ganz einfach in Corona-Idioten oder Covidioten einkategorisiert. Dies geht so weit, dass man recht häufig Zeuge wird, wie sich Leute, die ansonsten tolerant und pro Authentizität sind, anpöbeln und ob ihrer unterschiedlichen Meinung öffentlich auf der Straße beflegeln. Diese neue Art der Kommunikation hat nun auch ins Fernsehen Einzug gehalten. Nicht, dass dies nicht bereits früher schon ab und an der Fall gewesen wäre, aber während man dies damals als eine Art parteienspezifische USP verstanden hat, wird in der derzeitigen Situation immer deutlicher, dass etwas anderes gar nicht möglich zu sein scheint, weil, simpel gesagt, die Kompetenzen auf dieser Ebene fehlen.
Tunnelblick der Überlegenheit der eigenen Meinung
Eine sinnvolle Diskussion, bei welcher Platz für verschiedene, sachlogisch argumentierte Meinungen ist, findet nicht statt, denn in solcher Weise über Themen zu sprechen und diese ausschließlich sachlich zu diskutieren, erfordert mehr menschliche Größe und Reife in Form von Akzeptanz, Respekt und Offenheit als anderes. Eine ehrliche Diskussion, in der der andere - und damit ist tatsächlich jeder andere gemeint - gehört und verstanden wird, ohne dass sich die Zuhörenden ein Werturteil erlauben, oder gar Diskussionen abbrechen weil man mit so jemandem nicht kommunizieren will, ist heutzutage kaum möglich. Stattdessen bilden sich eigene Communitys, in denen sich kollektive Werthaltungen herausbilden, welche intern gepusht und nach außen bis zum Letzten verteidigt werden. Die Mitglieder zeigen sehr deutlich das jeweils sozial erwünschte Verhalten und fühlen sich anderen Meinungsgruppen gegenüber überlegen. Kommt es letztendlich doch zu Gesprächsrunden, welche vor allem im TV unter dem Deckmantel der objektiven Berichterstattung geführt werden, ist der sozial erwünschte Wertetenor schnell auszumachen und mangels fehlender Argumentationskompetenz der Teilnehmer kommt es rasch zu einer Herabwürdigung, wenn nicht sogar zu einem Lächerlichmachen der Meinungsopposition, die sich mit gleichen Mitteln zur Wehr setzt.
Die Stärke der Ausprägung variiert, aber man merkt deutlich, dass die einen nicht kommunizieren wollen, weil sie ohnehin Recht haben und man schließlich nicht mit jedem können muss und die anderen nicht richtig zuhören und mehr oder weniger geduldig darauf warten, ihre eigene, als überlegen eingestufte Meinung zu präsentieren und sie dem anderen aufzutischen, ohne auch nur den geringsten Teil vom anderen angenommen zu haben. Im schlimmsten Fall wird die Kommunikation, ganz im Sinne des Watzlawick'schen Ausspruches “Man kann nicht nicht kommunizieren“, einfach abgebrochen. Das Ergebnis solcher Runden ist relativ frustrierend, denn niemand konnte von den Fähigkeiten oder dem Wissen des anderen profitieren. In einem solchen Umfeld erscheint es beinahe höhnisch, wenn Menschen dazu ermutigt werden, authentisch zu sein und ihre Meinung zu vertreten, denn wer setzt sich schon gerne einer im Lichtkegel der vorgefertigten Meinung stattfindenden Bewertung anderer aus?
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Quelle: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]
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Die folgenden 3 Mitglieder haben sich bei TinyTimm bedankt:
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14.01.21, 14:57
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#2
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Are YOU a people person?
Registriert seit: Apr 2015
Beiträge: 2.552
Bedankt: 4.336
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Ja ja, mit Schwurblerflüsterei ist derzeit gut Geld zu verdienen.
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei muavenet:
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14.01.21, 15:18
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#3
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Banned
Registriert seit: Feb 2016
Beiträge: 868
Bedankt: 783
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Zitat:
Tunnelblick der Überlegenheit der eigenen Meinung
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Und dieser Tunnelblick produziert zur Stigmatisierung des "Gegners" dann Begrifflichkeiten wie "Covidiot". Sachlogisch argumentiert wird doch aktuell nirgendwo mehr. Entscheidend ist nur die moralische Überlegenheit und die Zustimmung der Masse. Wenn die sagt das die Erde eine Scheibe ist, Trump doof und die AfD ein Ziehkind der NSDAP, dann stimmt das. Ohne Diskussion.
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14.01.21, 15:37
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#4
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Agnostiker
Registriert seit: Dec 2009
Beiträge: 4.203
Bedankt: 4.436
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Zitat:
Zitat von Klopperhorst
Und dieser Tunnelblick produziert zur Stigmatisierung des "Gegners" dann Begrifflichkeiten wie "Covidiot".
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Das ist aber keine Einbahnstraße... Stichwort "Gutmenschen", "mainstreamhörig"...
Zitat:
Zitat von Klopperhorst
Sachlogisch argumentiert wird doch aktuell nirgendwo mehr.
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Oh doch... Du tust nun so, als würden die Argumente der "Mainstreamhörigen" bei den "Erwachten" eher gehört, diskutiert oder akzeptiert als andersherum. Das Problem ist eher, dass die "Stilleren" nicht so gehört werden wie die "Lauteren".
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Der Klügere gibt nach... deshalb regieren die Dummen die Welt
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei eitch100:
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14.01.21, 15:58
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#5
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Banned
Registriert seit: Feb 2016
Beiträge: 868
Bedankt: 783
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Zitat:
Zitat von eitch100
Das ist aber keine Einbahnstraße... Stichwort "Gutmenschen", "mainstreamhörig"...
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Mit dem Unterschied das diese Begriffe gesellschaftlich nicht anerkannt wurden. Der Begriff "Covidiot" oder "Corona-Leugner" innerhalb kürzester Zeit. Doppelte Maßstäbe eben.
Zitat:
Oh doch... Du tust nun so, als würden die Argumente der "Mainstreamhörigen" bei den "Erwachten" eher gehört, diskutiert oder akzeptiert als andersherum.
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Nein. Ich sage das es generell in der Gesellschaft bei keinem Thema mehr einen offenen sachlichen Diskurs gibt, sobald Emotionen und Politik mit eingebunden sind. Das Ergebnis dieser Auswüchse lese ich u.a alle paar Tage in den Bewertungs-Kommentaren meiner Beiträge (Danke u.a. Richtung MunichEast ).
Dabei ist es durchaus möglich einen politischen, emotionalen und trotzdem sachlichen Diskurs führen. Dann sind auch Diskussionen zwischen Links und Rechts kein Problem. Ohne Rumgeschreie, ohne Beleidigungen. Ich spreche aus Erfahrung. Da konnte man am Ende sogar noch zusammen einen Trinken gehen.
Geändert von Klopperhorst (14.01.21 um 16:03 Uhr)
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14.01.21, 16:31
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#6
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Agnostiker
Registriert seit: Dec 2009
Beiträge: 4.203
Bedankt: 4.436
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Zitat:
Zitat von Klopperhorst
Mit dem Unterschied das diese Begriffe gesellschaftlich nicht anerkannt wurden. Der Begriff "Covidiot" oder "Corona-Leugner" innerhalb kürzester Zeit. Doppelte Maßstäbe eben.
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Das kommt aber eher daher, dass es eine "Meinungsminderheit" natürlich schwerer hat, ihre "Begrifflichkeit" durchzusetzen als die "Meinungsmehrheit". In den Hochzeiten gab es 80% Zustimmung zu den Coronamaßnahmen. Da liegt es eben in der Natur der Sache nahe, dass sich bestimmte Begriffe "gesellschaftlich" eher durchsetzen als andere. Das mag man nicht in Ordnung finden, ist aber völlig normal. Läge es andersherum, würde sich die "andere Seite" ja auch nicht darüber beschweren. Und ziehe jetzt nicht dem "Mainstreamjoker"...
Zitat:
Zitat von Klopperhorst
Dabei ist es durchaus möglich einen politischen, emotionalen und trotzdem sachlichen Diskurs führen. Dann sind auch Diskussionen zwischen Links und Rechts kein Problem. Ohne Rumgeschreie, ohne Beleidigungen. Ich spreche aus Erfahrung. Da konnte man am Ende sogar noch zusammen einen Trinken gehen.
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Das stimmt... hat aber auch seine Grenzen.
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Der Klügere gibt nach... deshalb regieren die Dummen die Welt
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Folgendes Mitglied bedankte sich bei eitch100:
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14.01.21, 18:39
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#7
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Moderator
Registriert seit: Oct 2012
Beiträge: 5.436
Bedankt: 6.912
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Zitat:
Zitat von Klopperhorst
Dabei ist es durchaus möglich einen politischen, emotionalen und trotzdem sachlichen Diskurs führen. Dann sind auch Diskussionen zwischen Links und Rechts kein Problem. Ohne Rumgeschreie, ohne Beleidigungen. Ich spreche aus Erfahrung. Da konnte man am Ende sogar noch zusammen einen Trinken gehen.
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Da gebe ich Dir recht. Wenn man 'neutral' in ein Gespräch geht, ohne Seitenhiebe und Anspielungen, oder sonstige Provokationen.
Sonst gehen auf der 'Gegenseite' sofort die Mauern hoch.
Es sind auch Unvoreingenommenheit, Geduld und Toleranz erforderlich.
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