[pauli8]

"Nesthocker" oder "Nestflüchter"

Hallo ihr Nesthocker oder Nestflüchter !
Meine Paula wünscht euch noch schöne Feiertage.

[DJKuhpisse]

Ist doch ganz einfach:
Mama kocht, Mama räumt auf, Papa hilft bei technischen Schwierigkeiten.
Das muss man alles alleine machen, wenn man auszieht.
Wenn ich DSL habe, da meinen Server und meine vielen Rechner betreiben kann, ziehe ich auch ungern aus.
Denkt mal an die ganzen Nebenkosten, die daheim nicht anfallen.

[bambamfeuerstein]

die zeiten ändern sich halt, ich bin anno dazumal vor 20 jahren mit 17/18 mit meiner freundin und zusammen 1000 mark daheim aus- und 400km von zuhause entfernt zusammengezogen...ohne job. keine möbel, kein geschirr, nur zwei taschen mit klamotten.

heute wäre das vermutlich ohne obdachlosigkeit garnicht möglich. hohe mieten, etc.

[MunichEast]

Zitat von bambamfeuerstein

...nur zwei taschen mit klamotten.

heute wäre das vermutlich ohne obdachlosigkeit garnicht möglich. hohe mieten, etc.

Kenne ich, Schlag 18 raus und dann wenig später alleine vom Lehrlingsgehalt in der Krankenpflege gelebt, in einer fremden Stadt, völlig alleine ..

Da gab es noch keine Handies

[TinyTimm]

Ich war 17 als ich mit einem Koffer in dem sich ein paar Habseligkeiten befanden, und einem Dokument das meine "vorzeitige Großjährigsprechung auf Grund vorbildlichen Lebenswandels" alleine auf mich gestellt war. Damals war man erst mit 21 Großjährig.
Zum Glück gab es zu der Zeit in jedem Wiener Bezirk unzählige billige Untermieten. Das waren winzige Zimmer mit einem Bett, einem Schrank, Tisch und Stuhl. Für die Körperpflege gab es ein Waschbecken mit kaltem Wasser. Bad oder Dusche war damals noch Luxus. Man war schon froh, wenn es warmes Wasser gab.
Ich hab gearbeitet und gespart, und hatte trotzdem noch Zeit und Geld am Wochenende auszugehen. Nach ein paar harten Jahren kam ich dann zu meiner ersten Wohnung, wo der Großteil der Einrichtung zu Anfang aus Kisten und Kartons bestand.
Wenn ich heute miterlebe, welche Ansprüche die Jugend (und nicht mehr so jungen) stellen wenn sie auf eigenen Beinen stehen sollen (wollen ja meist nicht) kann ich nur den Kopf darüber schütteln, was deren Elterngeneration für eine Horde lebensunfähiger Idioten produziert hat.

[DJKuhpisse]

ich kann gerne in einer Baracke wohnen, sofern es Strom und mindestens ISDN gibt.

[pauli8]

Ein junger Mensch sollte früh seine eigenen Erfahrungen mit dem Leben sammeln.

Wie man hier deutlich an den bisherigen Beiträgen sieht, waren es früher wie heute für diese jungen Leute meist entbehrungsreiche Jahre, in denen man auf vieles verzichten musste und trotzdem damit zurechtkam...ohne gleich zu verzweifeln.

Es ist eine Erfahrung für das weitere Leben.

Sollte man kurzzeitig in eine außergewöhnliche Notlage dabei geraten, kann man ja trotzdem bis zu einer Neuorientierung in vielen Fällen die Hängematte seiner Eltern in Anspruch nehmen. Aber nicht auf Dauer oder auf längere Zeit.

"Muttersöhnchen" gibt es schon genug.

[MotherFocker]

Eigentlich eine ungewollte Flucht mit 21, aber mein Vater hat mich dazu "genötigt" ^^
"Sohn, nach Deiner Ausbildung suchst Du Dir eine eigene Wohnung, damit Du erwachsen wirst"

Gesagt, getan

Da war Vorfreude, postive Aufregung und vielleicht ein halbes Prozent Bedenken, denn damals glich der Wohnungsmarkt noch nicht einer Lotterie und mit beendeter Ausbildung und Job als Bankkaufmann in der Tasche, konnte man von den besten Startmöglichkeiten sprechen.

Ich hab´s zwar nicht vergeigt, aber in den ersten Wochen ganz schön die Sau rausgelassen.
Als Kind oder Jugendlicher immer im Hinterkopf, dass man in einer eigenen Wohnung seiner eigener Herr sei und sowieso alles anders machen werde. Und überhaupt: Die dreckigen Klamotten bleiben mal schön auf dem Boden liegen

Die Realität war, dass man nun doch beinahe alles so machte, wie Muttern es einem beigebracht hatte ^^

Einen kleinen Rest meiner Adoleszenz konnte ich noch retten

[Caplan]

Ich habe zwar etwas..laenger (24) bei meinen Eltern gelebt, aber es gab auch Platz oder Zimmer reichlich.
Aber nichts desto trotz, sobald ich Geld verdiente, hatte ich auch mein Salair beizusteuern , mit Beginn der Ausbildung , die ich mal dazwischen schob, weil bildungsmuede.
Gut, ich hatte schon einen brauchbaren Abschluss fuer ein Studium . Duales gab es damals noch nicht.
Waehrend des Studiums jobte ich ~ 80-100 h nebenbei als Aushilfe in meinem Beruf und zahlte da doch auch immerhin 400 DM zuhause. Darin enthalten, waren dann 50 DM fuer die Tatsache, das unsere Putzfrau auch meine Sachen buegelte.Das nebenherJobben wird ja auch mittlerweile zum Kultfaktor der GEHT MAL GAR NICHT erhoben. Ging wunderbar !
Ordnung halten , etc, war eh Grundvoraussetzung, sonst waer ich " rausgeflogen ". Da liessen sich die Eltern auf nichts ein.
Ich habe es aber auch gar nicht erst versucht, da ich eigentlich auch nie anders vorher aufgestellt wurde.
Nur das buegeln, ist halt nicht meins. Dafuer aber das bereitstellen des Geldes.
Nebenher habe ich auch so meine Sozialvers. weiter bedient. Das wird sich zwangslaeufig auch auszahlen, wenn da auch immer mehr Zweifel herrschen bei Einigen.
Selbst vom Azubigehalt, damals mit ~ 385 DM im ersten Lehrjahr beginnend, hatte ich 150 abzugeben. Kost und Logie eben.
Heute fast undenkbar fuer die Kleinchen, da wird man schon als Mensch 5ter Art beaeugt.
Ich zog also erst aus, nachdem es mit einer damaligen Freudin dann ernster wurde.
Auf der einen Seite hatte ich ein bischen Erspartes, dass wir nicht gleich auf holzpaletten schlafen mussten, auf der anderen Seite gab es halt aus den Jahren davor schon die Art Geschenke, die nicht zur Unterhaltungsklassse gehoerten , sondern ab einem gewissen Alter eher zur haushaltsbildenen Massnahme gehoerten. Siehe Topfset..WMF Besteckset...und andere sachen, die wundersamerweise als Schrankinhalte bald teuerer waren, als der Schrank drumherum. Mit einem doesigen Notebook waer schlecht kochen gewesen..
und mit Handies, die es damals noch nicht gab schlecht er Vorrat gekuehlt.

Im Prinzip muessten wir, die wir in etwas aehnliche Bedingungen zum Start in unser Leben so vollzogen haben, nach neuer Lesart und Befindlichkeit , unsere eltern im Nachhinein noch wegen seelischer Grausamkeit verklagen. Wie gern haett ich auch gern mal bei Toys a us den plaerrenden Brummkreisel auf dem Fussboden vor den eltern gespielt..)))
Hat mal jemand ein Taschentuch??

[Melvin van Horne]

Moin,

Zitat von Caplan

Wie gern haett ich auch gern mal bei Toys a us den plaerrenden Brummkreisel auf dem Fussboden vor den eltern gespielt..)))
Hat mal jemand ein Taschentuch??

Ich habe eher selten (eigentlich fast nie) eine gefangen. Wenn mir mal sehr danach war brauchte ich lediglich Frechheiten oder Respektlosigkeiten gegenüber meiner Mutter abzuliefern. Da war die Respektschelle vorprogrammiert. Und das ohne grosse Anmoderation.

Ich bin (und war mir wahrscheinlich auch damals) sicher das ein Hechtsprung auf den Fussboden im Spielzeugladen mit anschliessendem Wutgebrüll wahrscheinlich zu einer Veranstaltung geführt hätte, gegen die die Schlacht auf dem Lechfeld wie eine Musicalaufführung aussieht.

BTT Es gibt sicher gute Gründe bei den Eltern zu wohnen. Das alleine sagt erstmal nichts aus. Aber die Angst es nicht alleine zu packen oder zu bequem zu sein es alleine packen zu wollen sind kein guter Grund. Und es ist auch nicht clever den Eltern länger als nötig auf der Tasche zu liegen oder ihnen Arbeit zu machen. Es ist einfach armselig und egoistisch. Auch Eltern haben einen Lebensplan. Und der sieht sicher nur selten so aus, das sie sich wünschen bis ins hohe Alter dem lebensuntüchtigen Trottel den Hintern zu wischen.

Ich habe mal irgendwo gelesen das es nicht wenige Eltern gibt, die mit Absicht bei der ersten Gelegenheit in eine kleinere Wohnung ziehen damit das eben ausgezogene Kind nicht wieder zurückkommt. Solange die Eltern leben, bleibt man deren Kind. Sie wollen ihm sicher helfen. Aber Hilfe zur Selbsthilfe und nicht Popo pudern und Lätzchen umbinden.

[TinyTimm]

Zitat von Caplan

Wie gern haett ich auch gern mal bei Toys a us den plaerrenden Brummkreisel auf dem Fussboden vor den eltern gespielt..)))

Mein Tag ist gerettet. Selten hatte ich so einen Lachflash wie bei diesem Satz.
Und mein Kopfkino liefert jetzt den passenden Film dazu.
Im echten Leben hab ich so etwas mit meinem Junior zum Glück nie erlebt.

Als er mit 18 von zuhause auszog fragten mich auch Freunde, ob er das denn alles alleine schaffen würde.
Ich hab darauf zur Antwort gegeben: "Wenn nicht, darf er mich steinigen, denn dann hab ich einen lebensunfähigen Idioten großgezogen."
Das man als Eltern im Notfall helfen würde ist logisch, wenn man nicht zu den Typen gehört, die nach dem Auszug ihrer Kinder "aus den Augen aus dem Sinn" praktizieren. Die sind ja zum Glück eine Minderheit.

[pauli8]

Genau wie bei Melvin *grins" habe ich von meinem Vater nur eine einzige Schelln mit der flachen Hand gefangen. *Aua... du rote Backe*. Danach nie mehr.

Grund war, dass ich in meiner Pubertät mehrmals freche Reden gegen meine Mutter geschwungen hatte. Meine Mutter äußerte immer..."Ich schlage das Kind nicht, da tut mir meine Hand mehr weh als seine Backe."

Noch vor Erreichen der Volljährigkeit tauschte ich mein kleines Kinderzimmer, dass ich mit meinem Bruder teilen musste, in einen mit 11 anderen belegten Raum (Doppelstockbetten und in der Mitte ein Holztisch und Stühlen...Gemeinschaftswasch- und Duschraum) um.
Die "Jägerkaserne" gehörte aber nicht zu der Bundeswehr.

Die leicht feuchten Augen meines Vaters, als ich am Schlagbaum vorbei mit einem kleinen Pappköfferchen auf das weiträumige Gelände tappste, vergesse ich nicht.
Ich wohnte nie mehr bei meinen Eltern, hielt aber trotzdem immer engen Kontakt zu ihnen.

[heiner32]

Ich bin mit 17 bei meinen Eltern "geflüchtet". Von der Penne geflogen (wegen Levis Straus Jeans - das war 1968 in der DDR so üblich) habe ich eine Lehre begonnen und durch glückliche Umstände oder ein bürokratisches Versehen eine Wohnung bekommen. Ich habe 85 Mark Lehrlingsgeld bekommen (im Monat, nicht pro Tag :-)) und 41.10 Mark Miete inkl. Nebenkosten bezahlt. Da hieß es noch nebenbei arbeiten. Das hat gut funktioniert. Meine Mutter hat auf den Tag gewartet, wenn ich halb verhungert vor ihrer Tür stehe. Schon aus Trotz hätte ich das nicht getan. Dann Armee, Scheidung wieder alles weg und wieder von vorne anfangen und so weiter. Das Spiel wiederholte sich dann noch mal, aber zu meinen Eltern? Nein danke. Leider sind die "Kinder" heute erst mit 22 oder später mit der Ausbildung fertig und dann gibt's nur einen befristeten Arbeitsvertrag und noch mal einen befristeten Vertrag und wenn sie dann endlich etwas festes haben sind sie 30. Mit nem befristeten Vertrag ist es mit einer Wohnung schwierig (zumindest in Berlin) also gibt's die alternative: Eltern bürgen oder Kind wohnt wieder zu Hause. Vielleicht sollte die Gesellschaft etwas mehr auf die jungen Leute eingehen, ihnen vertrauen und ihnen klar machen, das es nicht 1000 Varianten von Goa gibt. Meine Kinder haben es begriffen und wir haben ein sehr gutes freundschaftliches Verhältnis zueinander.

[Caplan]

Ergaenzend kann man sicher auch mit anfuehren, das es Eltern gibt, die sich auch gegenseitig sauerkochen. z.B. wenn Mutter nicht loslassen kann, dann ist die vermeindliche Bequemlichkeit, die in den Nachwuchs portiert wird am ende nicht nur ein Krisenthema der Eltern, sondern zuechtet auch einen Nachwuichs , der prinzipiell keine Partnerschaft braucht, sondern eine Ersatzmutti...

Das ist schon Anerziehung zur Alltagsuntuechtigkeit; bequem ruebergebracht.
Wie erwaehnt, mag es heute sicherlich auch manchmal dem Umstand geschuldet sein, das es ein paar Anlaeufe braucht, bedingt durch die Unverbindlichkeit des Jobangebotes., bis zu mindest eine gewisse Soliditaet erreicht ist.
Das hat sogar mein Nachwuchs erlebt, als er bei Vater Staat in einer seiner zahllosen Dienste ging.
Als gutes Beispiel voran, vergibt dieser in vielen Jobfeldern auch nur noch Halbjahres/Jahres/ Zweijahres-Arbeitsverhaeltnisse udn macht dann auch knochentrocken Schluss. Vorbildlich !! Braucht man also auch nicht mehr hingehen.
Wasser predigen , aber Wein saufen.