[pauli8]

Serienmörder:
Ein kleiner Sieg über den Tod

Hollywood feiert sie als Helden des Bösen, ihre machtvolle Grausamkeit findet reichlich Verehrer. Was macht die unheimliche Faszination von Serienmördern aus?
Von Peter Kümmel
30. Januar 2018, 18:09 Uhr ZEIT Geschichte Nr. 1/2018, 30. Januar 2018

Bild Hannibal Lecter
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Ein Star unter den Kinomördern: Hannibal Lecter, gespielt von Anthony Hopkins © Bildfunk/dpa

Beginnen wir mit einem Mann, den es wirklich gegeben hat: Ted Bundy war ein Massenmörder, der in den USA zwischen 1974 und 1978 mindestens 28 Frauen umgebracht hat. Gleich vier Filme beschäftigen sich mit ihm: The Deliberate Stranger, The Stranger Beside Me, The Riverman und The Capture of the Green River Killer. Der VW Käfer, in dem er umherfuhr, Frauen mitnahm und ermordete, steht heute im Museum. Bundy ist um vieles berühmter als all seine Opfer zusammen.

Es wird gesagt, für einen armen Jungen gebe es zwei Wege, berühmt zu werden: als Fußballspieler oder Popstar. Aber man muss sagen: Es gibt einen dritten Weg. Der arme Junge kann sein Ziel auch als Serienkiller erreichen.

Nachdem man Bundy gefasst und eingesperrt hatte, nahmen etliche Frauen Briefkontakt mit ihm auf; kluge, unbescholtene, sensible Frauen, die ihn retten und verstehen wollten. Als er dann hingerichtet wurde, waren die meisten dieser Brieffreundinnen tieftraurig, einige litten unter Depressionen. Sie waren dem Mann verfallen, hatten Erfüllung in der Deutung seiner Taten gefunden, vor allem in der Hoffnung, seinen Dämon zum eigenen Genuss zu zähmen. Die meisten hatten von einem Leben mit ihm geträumt.

In den Jahren seiner Haft empfing Bundy gelegentlich Wissenschaftler, Kriminalisten, Journalisten – es gefiel ihm, dass sie das Rätsel seiner Grausamkeit, seinen "Fall" verstehen wollten. Er sei ein Soziopath, sagten die Wissenschaftler, ein Mann mit einer schweren narzisstischen Störung. Bundy selbst sah die Sache auf provozierende Weise gelassen, er begriff seinen charakterlichen Mangel als unschätzbaren Vorteil: "Ich bin wohl in der beneidenswerten Lage, dass ich nicht mit Schuldgefühlen zu kämpfen habe." Er fand die Schuld nie bei sich selbst, es waren immer andere verantwortlich für seine Taten – der böse Großvater, das Fernsehprogramm, die Pornografie oder der entsetzte Gesichtsausdruck seiner Opfer, der ihn zur Tat "eingeladen" habe. Eine Charakterdisposition, die typisch ist für einen Serienkiller und um die sein Publikum ihn möglicherweise beneidet.

Bundy war ein früher Star unter den Mördern. Er sah gut aus, und er hatte die Gabe, sein Äußeres andauernd zu verändern. Er zog die Menschen in seinen Bann. Viele Serienmörder in der Literatur und im Film sind nach seinem Vorbild entstanden.

Das Kino tat später das Seine, um unsere Unempfindlichkeit für die Opfer zu steigern. Spätestens mit Jonathan Demmes Thriller Das Schweigen der Lämmer wurden wir als Zuschauer zu Komplizen des Falschen, wechselten die Seite und hielten zum Mörder.

Demme lässt den Menschenfresser Hannibal Lecter demonstrativ davonkommen, ja man sieht, durch die Namen des Filmabspanns hindurch, eher beiläufig, wie Lecter aus dem Bild schlendert, einem Mann hinterher, den er sich zum Abendessen genehmigen wird.Anthony Hopkins hat den Serienmörder ins Geniale gehoben; sein Hannibal Lecter gehört zum Hochadel der Popkultur.

Warum uns der gewissenlos und vermeintlich grundlos mordende Mensch so sehr fasziniert, darüber gibt es viele Theorien. Eine lautet: Der Mörder imponiert uns als der entschlossene Egoist, der wir nicht zu sein wagen – eine Bestie, die ihre Machtlust, ihre Dominanzfantasien, ihre Gier nach Kontrolle auf eine pathologische Spitze treibt.

(Seite 2 und 3 bitte selber klicken oder auf einer Seite lesen)

Quelle:
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[Silent Rob]

Es wird gesagt, für einen armen Jungen gebe es zwei Wege, berühmt zu werden: als Fußballspieler oder Popstar. Aber man muss sagen: Es gibt einen dritten Weg. Der arme Junge kann sein Ziel auch als Serienkiller erreichen.

Stimmt so nicht ganz. Serienkiller, die in den 1960ern - 90ern aktiv waren, wurden oft populär, und wenn dann noch einer so charismatisch wie Bundy war, oder er durch seine "Taten" auffiel (Dahmer, Gacy, Brudos, Bartsch, Berkowitz, Ridgeway, die Wests etc.), wurde während der Verfahren von der Öffentlichkeit alles akribisch verfolgt, die Gerichtssäle waren rappelvoll.
Im Laufe der Jahre entstanden dann Dokus und zum Teil auch Spielfilme.

Zudem scheint Herrn Kümmel bei der Recherche so einiges durch die Lappen gegangen sein. Z.B. das Bundy im Knast geheiratet und sogar dort eine Tochter gezeugt hat,
sich selbst verteidigt hat usw.
Okay, sollte ja auch wohl keine Bundy-Bio werden.

Trivia: Am Tag der Hinrichtung Bundys feierte eine größere Menge bei Bier und Gegrilltem vor dem Gefängnis, ein Radiosprecher forderte die Zuhörer spaßhaft auf, möglichst so wenig Strom wie möglich zu verbrauchen, da man alles für Bundy benötige. Als der Leichenwagen mit den sterblichen Überresten das Gefängnis verließ, brandete erneuter Jubel aus.
Übrigens besaß der Sänger der Metalband Korn eine zeitlang Bundy's VW Käfer, auch Gacy's gemalte Bilder fanden reißenden Absatz. Noch heute werden im Net auf bestimmten Seiten echte und wahrscheinlich weniger echte Besitztümer bekannter Serienmörder gehandelt.

[Samonuske]

@Silent Rob- du schreibst

-Stimmt so nicht ganz. Serienkiller, die in den 1960ern - 90ern aktiv waren, wurden oft populär, und wenn dann noch einer so charismatisch wie Bundy war, oder er durch seine "Taten" auffiel (Dahmer, Gacy, Brudos, Bartsch, Berkowitz, Ridgeway, die Wests etc.), wurde während der Verfahren von der Öffentlichkeit alles akribisch verfolgt, die Gerichtssäle waren rappelvoll. -

und was sind mit den heutigen ? Edit. sehr Interessant was du hier schreibst .

[painjester]

Zitat von Silent Rob

Zudem scheint Herrn Kümmel bei der Recherche so einiges durch die Lappen gegangen sein. Z.B. das Bundy im Knast geheiratet und sogar dort eine Tochter gezeugt hat,
sich selbst verteidigt hat usw.
Okay, sollte ja auch wohl keine Bundy-Bio werden.

Bundy war doch auch der letzte Mörder, der sich selbst verteidigen durfte? Er und andere konnten aufgrund der Fotos vom Tatort und der Opfer ihre Taten immer wieder im Kopf nacherleben.

[nolte]

...nahmen etliche Frauen Briefkontakt mit ihm auf; kluge, unbescholtene, sensible Frauen, die ihn retten und verstehen wollten...

Würde gerne mit mit diesen Frauen Briefkontakt aufnehmen, um sie zu verstehen und zu ...äh... retten.

[pauli8]

Hi hi nolte.

Ich konnte diese Frauen auch nie verstehen.
Es gibt viele Gründe und Ursachen für dieses Verhalten. Meist ist keine psychische Störung der Grund.

Es wird auch manchmal als [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] bezeichnet.

[Silent Rob]

Zitat von painjester

Er und andere konnten aufgrund der Fotos vom Tatort und der Opfer ihre Taten immer wieder im Kopf nacherleben.

Bundy hatte bereits einige Semester Jura studiert und war sich absolut sich, dass er sein eigener bester Verteidiger sein würde (im zweiten Prozess hatte er dann Verteidiger). btw Bundy war nicht der einzige Mörder, der sich selbst verteidigt hat.
Serienmörder nehmen gerne "Trophäen" von ihren Opfern mit um die Tat erneut zu durchleben. Aber irgendwann funktioniert das nicht mehr und ein neues Opfer wird gesucht. Diese "Abkühlphasen" werden mit zunehmender Opferzahl oft immer kürzer.
Auch bei den "Trophäen" bildete Bundy wieder eine Ausnahme, er legte einige seiner Opfer in den Bergen ab und fuhr immer mal wieder zu seinem privaten Friedhof und missbrauchte die Leichen erneut oder masturbierte über deren sterbliche Überreste. Angeblich photographierte er auch mit einer Polaroid-Kamera seine Opfer; aber meines Wissen nach wurde diese Fotos nie gefunden.

@Samonuske
Natürlich gibt es auch heute noch Serienkiller, und sie wird es immer geben. Doch die Zeiten haben sich geändert, die Menschen sind nicht mehr so leicht zu schockieren wie früher, alles ist schnelllebiger, die News vor einer Stunden sind schon ein alter Hut. etc. etc.

[ash2]

Solchen kranken Katzenfickern darf man gar keine Bühne geben.Licht aus damit der Strom langt.

ash

[PornoPups]

Ich finde die Typen auch interessant. Keine Ahnung wieso. Ich durfte allerdings in der Vergangenheit schon echte Mörder kennen lernen, darunter ein echter Kannibale. Seitdem ist mein interesse stark gesunken. Den Kannibalen hätte ich mein Kind anvertraut, so harmlos sieht der aus...Das Bild das Hollywood zeichnet ist absolut falsch...das sind normale leute...mit beruf...leben..gedanken...gesprächen...meinungen. ...

Der Kannibale von Rothenburd ( glaube wieder frei) ist sonst ganz "normal"...nur seine sexualität oder ähnliches ist bei den gestört...so genau weiss ich das nicht.... Ist halt nur ein teil---defekt...nicht das ganze system

[TinyTimm]

Zitat von nolte

Würde gerne mit mit diesen Frauen Briefkontakt aufnehmen, um sie zu verstehen und zu ...äh... retten.

Ich lese zum Thema gerade einen interessanten Artikel in der letzten Ausgabe der Zeitschrift "Das Kriminal Magazin". Alle Erklärungen laufen im Prinzip auf das selbe Ergebnis hinaus.
Es sind Frauen mit einem gestörten Selbstbewusstsein. Meist in der Kindheit schlecht behandelt oder missbraucht, erhoffen sie sich durch die Zuwendung zu einem Häftling eine Art Wunder.
"Amiga" - steht für "Aber meiner ist ganz anders", lässt sie diese Männer als Aufgabe sehen, die sie lösen wollen.
Frauen suchen sich nicht nur lebenslänglich weggesperrte Häftlinge aus, vor dem sie sicher sind. Viele gehen eine Partnerschaft mit den Männern nach der Haft ein. Sie nehmen Prügel und schlechte Behandlung in Kauf, und trennen sich nicht, weil sie von Klein auf keine andere Art Liebe kennen. Sie würden sich in einer normalen Partnerschaft garnicht wohl fühlen.

In dem Artikel wird auch eine Webseite angegeben, über die Insassen von Gefängnissen nach Aussenkontakten suchen. Wer also eine miese Kindheit hatte, kann sich ja dort mal umsehen:
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Aus eigener Erfahrung kann ich die wissenschaftlichen Erkenntnisse ergänzen.
Vor Jahrzehnten erfuhr ich durch Zufall, das ein Freund aus Jugendtagen im Gefängnis gelandet war. Er hatte eine Bank ausgeraubt, weil er sich durch eine unüberlegte Heirat und drei Kinder in Folge finanziell am Ende sah. - Das ohne Wertung, nur zur Erklärung.

Nun hatte genau dieser Jugendfreund mit ein paar Jahre zuvor als einziger spontan aus einer sehr schweren Lage geholfen, ohne mehr als ein Danke zu erwarten. Ich sprach also mit meinem Ehemann, und wir kamen überein, das wir für die Zeit nach der Entlassung Hilfe anbieten wollten.

Ich schrieb also an den Gefängnisdirektor von Stein an der Donau - eines unserer berüchtigsten Gefängnisse in Österreich, schilderte meinen Wunsch und bat um einen Ratschlag. Damals war der Anstaltsleiter Karl Schreiner. Ein Pionier im Gefängniswesen: [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

Antwort kam prompt. Eine Warnung. Er würde meine (unsere) Idee gut finden, allerdings könne ich mir nicht vorstellen, was auf mich zukommen würde.
Meine Hilfe würde als mehr angesehen werden. Man würde mich manipulieren usw...

Lange rede kurzer Sinn. Ich habe Kontakt aufgenommen. Gemeinsam mit meinem Mann sorgten wir für eine Arbeitsstelle und eine kleine Wohnung. Damit wäre ein früherer Entlassungstermin möglich geworden.
Und dann wurde es zuerst schräg und danach unhaltbar. Das war nicht mehr der Mensch den ich in Erinnerung hatte. Da schrieb ein Egomane, ein Manipulator, der sich allen ernstes einbildete, ich würde alles nur aus Liebe zu ihm tun. Meinen Mann ignorierte er völlig.

Ich habe nach neuerlicher Rücksprache mit dem Gefängnisdirektor und auf seinen Rat hin, jeglichen Kontakt abgebrochen. Ein paar Jahre später hörte ich nochmal von meinem ehemaligen Jugendfreund. Er saß wieder im Gefängnis. Wieder wegen Bankraub.

Worauf ich mit meiner Geschichte hinweisen möchte, ist die Abhängigkeit in die Frauen durch Briefkontakt zu einem Gefangenen geraten können. Wer ein schwaches Ego hat, stößt niemanden zurück, für den man anscheinend der letzte Strohalm ist. Man hält sich für den Balken der die Last tragen kann, und säuft mit Bravour ab. Der Aspekt wurde in dem o.a. Artikel leider nicht angesprochen.