[BLACKY74]

Firmenerbin Verena Bahlsen behauptet, NS-Zwangsarbeiter seien im Unternehmen "gut behandelt" worden. Die Firma habe sich nichts zu Schulden kommen lassen. Solche Worte zeugen von völliger Geschichtsvergessenheit.

Ein Kommentar von Felix Bohr

Keks-Erbin Verena Bahlsen: "Das war vor meiner Zeit"
Monika Skolimowska/ DPA

Kommentar

Mit der NS-Vergangenheit ist es so eine Sache. In Deutschland sind wir uns ja größtenteils einig, dass das damals eine schlimme Zeit war. Wir nennen uns sogar nicht ohne Stolz "Erinnerungsweltmeister", denn mit unserer Geschichtsaufarbeitung überflügeln wir locker alle anderen. Okay, es gibt da ein paar Rechtspopulisten, die den erinnerungskulturellen Konsens in Frage stellen. Aber mit denen werden wir schon fertig.

Dabei übersehen wir gerne, dass im Land die Geschichtsvergessenheit um sich greift. Dafür hat Keksfabrikantin Verena Bahlsen, 25, gerade ein glänzendes Beispiel geliefert. Alles fing damit an, dass sich die Erbin des gleichnamigen Unternehmens bei einer Marketing-Konferenz als überzeugte Kapitalistin outete.

Als Kritiker Bahlsen entgegenhielten, der Erfolg der Firma - und ihr Wohlstand - basiere auch auf der Ausbeutung der NS-Zwangsarbeiter, die für Bahlsen im "Dritten Reich" arbeiten mussten und nie entschädigt worden seien, reagierte die Unternehmerin mehr als fragwürdig.

Glänzende Geschäfte in Nazi-Deutschland

Der "Bild"-Zeitung sagte sie, es sei "nicht in Ordnung", dass man ihre Äußerung zum Kapitalismus mit dem Thema NS-Zwangsarbeit bei Bahlsen in Verbindung setze: "Das war vor meiner Zeit und wir haben die Zwangsarbeiter genauso bezahlt wie die Deutschen und sie gut behandelt."

Bahlsen-Stammhaus in Hannover
DPA

Die Erbin verwies auf eine im Jahr 2000 abgewiesene Klage gegen Bahlsen. Damals hatten 60 Menschen aus Osteuropa, die meisten von ihnen ukrainische Frauen, insgesamt mehr als ein Million Mark als Entschädigung vom Kekshersteller gefordert - vergeblich. Die Forderungen seien verjährt, urteilten die Richter seinerzeit.

Im selben Jahr trat Bahlsen der "Stiftungsinitiative der deutschen Wirtschaft für die Entschädigung ehemaliger Zwangsarbeiter" bei. Heute liegen keine Forderungen mehr gegen das Unternehmen vor. Die Keks-Erbin kommt deshalb zu dem Schluss: "Bahlsen hat sich nichts zu Schulden kommen lassen."

Das kann man, gelinde gesagt, auch anders sehen. Das Unternehmen machte in Nazi-Deutschland glänzende Geschäfte, galt als kriegswichtiger Betrieb. Zwischen 1941 und 1945 mussten bis zu 250 zum Teil gewaltsam von den Nazis ins Deutsche Reich verschleppte Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus insgesamt sieben europäischen Nationen im hannoverschen Bahlsen-Werk ihren Dienst verrichten.

Historische Verantwortung des Unternehmens

Manche der Betroffenen berichteten nach dem Krieg, sie seien von den Firmeninhabern vergleichsweise gut behandelt worden. Doch wöchentlich hatten sie bis zu 48 Stunden an den Öfen oder Sortierbändern schuften müssen, vom ausgezahlten Lohn war ein großer Teil für Verpflegung und Unterbringung eingezogen worden. In den Barackenlagern sahen sich die Arbeiterinnen der Willkür der Wachmannschaften schutzlos ausgeliefert.

Die Firma Bahlsen hat zweifelsohne Schuld auf sich geladen - und hatte dafür jahrzehntelang nicht zu büßen. Während Opfer des Nationalsozialismus nach 1945 um gesellschaftliche Anerkennung und vielfach um Entschädigung kämpfen mussten, konnte die Unternehmerfamilie im Wirtschaftswunder schnell an ihre alten Erfolge anknüpfen: 1959 beschäftigte sie wieder 1500 Mitarbeiter.

Für die mit braunen Flecken behaftete NS-Vergangenheit ihres Unternehmens kann die 25-jährige Verena Bahlsen selbstverständlich nichts. Der historischen Verantwortung muss sich die Keks-Erbin aber stellen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sie mit ihrer Geschichtsvergessenheit im Trend liegt.

Denn dass es am Ende niemand gewesen sein will, gilt offenbar auch für die Nachfahren der Tätergeneration. 2018 fragte die Universität Bielefeld in einer deutschlandweiten repräsentativen Umfrage: "Waren Vorfahren von Ihnen unter den Tätern des Zweiten Weltkriegs?" 69 Prozent der Teilnehmenden antworteten mit "Nein".

Quelle:[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]

[Bluejeans4]

und deshalb sollte mehr geld in bildung investiert werden. überall. das mädel scheint aber doof wie stroh, aber hauptsache sie hat viel kohle.

[MunichEast]

Verantwortung geht selten mit Reichtum einher. Es scheint sich gegenseitig abzustoßen ...

[Thorasan]

Wenngleich sie nicht die hellste Kerze zu sein scheint, ist es doch bezeichnend, dass selbst so jemand sich der Verantwortung nicht bewusst ist. "Wir haben doch alle ZWANGSarbeiter gut behandelt" - ja, und trotzdem war es eben ZWANG und führte nicht selten zum Tod. Ich kann so eine Sicht und so ein Statement nicht nachvollziehen. Sie kann nichts dafür, klar, keine Frage. Aber gerade in einer solchen Position sollte man die Fresse halten und froh sein, dass die Vorgänger an der Spitze wohl nicht zu den schlimmsten, sondern nur zu den "Mir doch egal, so lange es Geld bringt"-Menschen gehörten..

[Bluejeans4]

na da ist sie doch in bester gesellschaft. wie der vater, opa, uropa, so die tochter, enkelin, urenkelin.

[Caplan]

sackschwache Argumentation.
Man mag ihr mangelndes Geschichtsbewusstsein nachsagen. aber wenn die " Nazi's" eintraten und dir " Personal", sprich Gefangene, auf das Auge drueckten, dann hattest du zu spuren , ob nun Unternehmer oder wer immer auch. Das zeugt auch vonmangelndem Geschichtsbewusstsein
Redseelige Sesselakrobaten in dritter Generation haben da immer sehr eigene Zwaenge sich zu raeuspern.
Mein Grossvater hatte einst auch ein erhebliches Landgut und bekam Gefangen zugeteilt ob er wollte oder nicht. Und mit den Nationalsozialisten hatte meine Familie absolut gar nichts am Hut.
Schlussendlich haben ihn die Nazi's als " Deutscher" trotzdem in einer besoffenen Feieraktion ermordet und brannten sein Haupthaus und seine Scheunen nieder. Wir bekamen auch keine Entschaedigung; er war Ihnen zweifelhaft

[MunichEast]

Zitat von Caplan

sackschwache Argumentation.
Man mag ihr mangelndes Geschichtsbewusstsein nachsagen. aber wenn die " Nazi's" eintraten und dir " Personal", sprich Gefangene, auf das Auge drueckten, dann hattest du zu spuren , ob nun Unternehmer oder wer immer auch. Das zeugt auch vonmangelndem Geschichtsbewusstsein
Redseelige Sesselakrobaten in dritter Generation

Der arme Unternehmer und zu doof das Entschädigungen verjährt waren, man hätte so gerne etwas gegeben.

[Uwe Farz]

Verena Bahlsen entschuldigt sich:

Unternehmenserbin Verena Bahlsen hat sich für ihre Äußerungen zu Zwangsarbeitern bei dem Kekshersteller entschuldigt. In einer persönlichen Erklärung spricht sie von unbedachten Äußerungen sowie einem Fehler.

"Nichts liegt mir ferner, als den Nationalsozialismus und seine Folgen zu verharmlosen", sagte sie demzufolge. Sie habe auch erkannt, dass sie sich intensiver mit der Historie des Unternehmens, dessen Namen sie trägt, beschäftigen müsse. "Als Nachfolgegeneration haben wir Verantwortung für unsere Geschichte; ich entschuldige mich ausdrücklich bei all denen, deren Gefühle ich verletzt habe."

Quelle:
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Ich finde das in Ordnung und jetzt sollten auch alle wieder runter kommen.
Die Frau ist noch jung und sicherlich auch lernfähig.

[SUNWARRIOR]

Hat sie wahrscheinlich sogar selbst geschrieben, eine PR Agentur (die ihr Daddy sicher unter Vertrag hat) hätte es mit einer "Bitte-um-Entschuldung" formuliert.

[pauli8]

Mir haben die Kekse von Bahlsen schon immer gut geschmeckt.

Aber jetzt, da sich die "Kleine" entschuldigt hat, schmecken sie mir noch besser.

[SUNWARRIOR]

Wer keine Ansprüche an gutes Gebäck hat, der kann bei Bahlsen bedenkenlos zugreifen.
Verena Bahlsen ist jung und authentisch, ich unterstelle ihr bei diesem sensiblen Thema Naivität, aber nicht Dummheit im Allgemeinen. Zweifel kommen mir allerdings bei ihrem Vater Werner Bahlsen, der ja um 2000er Jahre die Ansprüche der Zwangsarbeiter juristisch abgewehrt hat und nun gute 20 Jahre später die Firmengeschichte während der NS-Zeit eilig von Historikern aufarbeiten möchte.

[Genosse Kim]

die kleine ist ja nach eigener aussage "gerne kapitalistin". leute, die ein wenig linksextrem sind, wüssten schon ein paar orte, wo sie man selbst austesten kann, wie das leben so als zwangsarbeiter ist... und dank klimawandel isses dort auch nicht mehr ganz so kalt. könnte also gemütliches schaufelschwingen für sie werden.