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Mo Farah : Der Sir, der Opfer von Menschenhandel wurde

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Ungelesen 17.07.22, 20:19   #1
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Standard Mo Farah : Der Sir, der Opfer von Menschenhandel wurde

Zitat:
Mo Farah ist ein Olympiasieger und britischer Sportheld. Jetzt erzählt er in einer BBC-Doku: Als Kind wurde er unter einem falschen Namen nach England verschleppt.

Erst als die Frau den Zettel mit den Kontaktdaten zerriss, merkte Hussein Abdi Kahin, dass etwas furchtbar falsch lief. So erzählt er es heute. Auf dem Papier standen die Daten seiner somalischen Familie. Sie waren die einzige Möglichkeit dieses damals kleinen Jungen in England, Kontakt zu seinen Verwandten aufzunehmen. "In dem Moment war mir klar, dass ich in Schwierigkeiten war."

Heute, 30 Jahre später, spricht Hussein Abdi Kahin in einer Dokumentation der BBC über diese Zeit.

Hussein Abdi Kahin heißt schon lange nicht mehr so. Sir Mo Farah, das ist der Name, unter dem ihn ganz Großbritannien kennt. Unter diesem Namen hat er vier olympische Goldmedaillen und fünf Weltmeistertitel gewonnen. Er wurde zum besten Langstreckenläufer der Welt, zum nationalen Sporthelden, zum Symbol eines modernen, multikulturellen Englands. 2017 schlug ihn die Queen zum Ritter, den aus Somalia stammenden jungen Mann, der in den Farben Großbritanniens zu großer Glorie lief. Spätestens seitdem war Sir Mo Farah auch ein Symbol gelungener Integration.

Und nun erklärt er in der Doku The Real Mo Farah, dass er eigentlich anders heißt. Dass er als Junge nach Großbritannien verschleppt und zur Hausarbeit genötigt wurde. Die Geschichte von Sir Mo Farah ist nicht mehr nur eine märchenhafte Sportgeschichte. Es ist auch eine Geschichte der Zwangsarbeit und des Menschenhandels.

Farah – diesen Namen will er weiterhin tragen, wie im Abspann der Doku steht – war bis Dienstag als der Sohn eines IT-Beraters bekannt, der in England aufgewachsen war, zwischenzeitlich aber in Somalia gelebt und eine Familie gegründet hatte. Nach Beginn des Bürgerkriegs Ende der Achtzigerjahre sei er zurück nach England gezogen – Farah, seine Mutter und zwei seiner Brüder seien ihm gefolgt.

Farah hat diese Geschichte in einer früheren Doku auf Netflix erzählt und in seiner Autobiografie. Er erzählte sie auch seiner Frau, die er schon seit der Schule kennt. Dass sie nicht stimmt, fand Tania Farah erst im Vorfeld ihrer Verlobung 2009 heraus: "Erst als ich ihn zermürbt hatte mit meiner Fragerei, sagte er irgendwann: Pass auf, so ist es nicht gewesen."

Die Version, die Mo Farah ihr dann erzählte und die er nun in der Doku öffentlich macht, geht so: Farahs Vater ist kein IT-Berater, sondern ein Bauer aus Somaliland, einer de facto unabhängigen, aber nicht als Staat anerkannten Region im Nordwesten Somalias. Der Vater stirbt im somalischen Bürgerkrieg, ohne je in England gewesen zu sein. Hussein, der heute Mo Farah heißt, ist zu diesem Zeitpunkt vier Jahre alt. Um ihn und seinen Zwillingsbruder zu schützen, schickt ihre Mutter sie nach Norden, zu einem Onkel nach Dschibuti. Irgendwann sei dort regelmäßig eine Frau mit dem Namen Farah aufgetaucht – und nach einer Weile habe man Hussein gesagt, er könne mit dieser Frau nach England fliegen und dort bei Verwandten leben. Bei der Passkontrolle gibt Hussein den Namen eines anderen Kindes an: Mohamed Farah.

In England wird Farah aber nicht wie versprochen zu Verwandten gebracht, erzählt er. Stattdessen lebt er in der Wohnung der Frau, die ihn nach London brachte. Nicht als Teil der Familie. "Mehr wie jemand, der für sie arbeitet. Wenn ich essen wollte, musste ich nach den Kindern sehen. Sie duschen, für sie kochen, für sie saubermachen. Und sie sagte: Wenn du deine Familie je wiedersehen willst, sag niemandem etwas."

Während der ersten Jahre in England darf Farah nicht zur Schule gehen. Das ändert sich erst mit zwölf. Er spricht kaum Englisch und fällt vor allem als Störfaktor auf. Und doch ist die Schule sein Weg aus der Zwangsarbeit. Denn Farah vertraut sich seinem Sportlehrer an: Alan Watkinson. Der schaltet Sozialarbeiter ein und sorgt dafür, dass Farah in eine andere somalische Familie kommt. Als Farah 2010 heiratet, ist Watkinson sein Trauzeuge.

Es ist der erste Moment in der BBC-Dokumentation, an dem unausgesprochen die Frage im Raum steht: Was, wenn Mo Farah nicht der gewesen wäre, der er war: ein Ausnahmetalent? Wenn er im Sportunterricht nicht hätte glänzen können, wäre das Verhältnis zu seinem Lehrer trotzdem das Gleiche gewesen? Anders gefragt: Wie wäre es einem ergangen, der nicht mit außergewöhnlichen Leistungen auffällt?

Die Anzahl registrierter Fälle von Kinderhandel in Großbritannien lag laut dem Guardian im vergangenen Jahr bei mindestens 5.468, knapp die Hälfte davon kam aus dem Ausland. Manche NGOs gehen von einer wesentlich höheren Dunkelziffer aus. Kate Garbers, die eine Antisklaverei-NGO gründete und in der Dokumentation zu Wort kommt, spricht von bis zu 100.000 potenziellen Opfern von Menschenhandel in Großbritannien. Viele von ihnen hätten Angst davor, sich Hilfe zu suchen, jemandem ihre Geschichte zu erzählen. Angst, des Landes verwiesen zu werden.

Für Farah hingegen geht es bergauf, dabei hilft ihm sein Talent. Er rennt allen davon, erst schulintern, später auf Landesebene. Mit Verweis auf die Leistungen des jungen Mannes treibt der Sportlehrer Watkinson die Einbürgerung voran. Im Jahr 2000 wird Farah britischer Staatsbürger; dieser Name steht im Pass: Mo Farah, nicht Hussein Abdi Kahin.

Zwölf Jahre später gewinnt er bei den Olympischen Spielen in London seine ersten beiden Goldmedaillen. Er wird zu einem der größten Stars der Leichtathletik, keinen anderen Athleten lieben die Briten so sehr wie ihn. Farah ist bescheiden, trainiert wie besessen und strahlt trotz allem Lockerheit aus. Er kreiert eine Siegerpose, die Menschen millionenfach nachahmen. Mit seinen Armen auf dem Kopf formt er ein M, für den Namen Mo.

Wird Farah in Fernsehshows eingeladen, erzählt er die erfundene Lebensgeschichte. Die Wahrheit behält er für sich. Wie groß seine Angst gewesen sein muss, dass der Identitätsschwindel auffliegt, kann man nur erahnen. Was die britische Boulevardpresse in so einem Fall losgetreten hätte, kann sich jeder vorstellen. Farah, den man nach dieser Doku als Geschädigten von Kinderhandel sehen muss, hätte womöglich für eine Einwanderungsdebatte herhalten müssen. Und die Frage scheint berechtigt: Wenn es schon ein solch prominenter und beliebter Mensch so lange nicht wagt, seine Geschichte zu erzählen, wie geht es dann den anderen?

Ein wirklich großer Brite
Nun ist Farah selbst an die Öffentlichkeit gegangen. 30 Jahre sind vergangen, seit er nach London kam. Jetzt, mit 39, geht seine Karriere endgültig dem Ende entgegen. Er sagt: "Ich muss meine Geschichte erzählen, was immer die Kosten sein mögen."
Die sind in der Theorie immer noch hoch, man könnte ihm die britische Staatsbürgerschaft entziehen, die er unter falschen Angaben erhielt. Aber das Innenministerium kündigte schon am Dienstag an, dass Farah nichts dergleichen bevorstehe. Auch der Sportlehrer Alan Watkinson, der Farahs Geschichte bis jetzt verschwieg, hat vermutlich nichts zu befürchten. Im Gegenteil, die ersten Stimmen aus der britischen Politik sind positiv. Nadhim Zahawi, der gerne Nachfolger von Boris Johnson bei den Tories werden würde, bezeichnete Farah als inspirierendes Vorbild. Londons Bürgermeister Sadiq Khan sprach von einem "wirklich großen Briten".

Der Fall Mo Farah zeigt, wie komplex die Geschichten Einzelner sein können und wie wenig sie ihr Schicksal manchmal selbst in der Hand haben. In Farahs Geschichte sind auch am Ende der Dokumentation noch einige Fragen unbeantwortet. Den Grund dafür, dass er nun seine Geschichte erzählen kann, im Gegensatz zu so vielen anderen, kennt Mo Farah hingegen sehr genau: "Was mich wirklich gerettet hat, was mich abhebt, ist, dass ich gut rennen kann."
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The Real Mo Farah BBC Documentary (full)
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