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Ungelesen 24.01.21, 13:51   #1
TinyTimm
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Standard „R. U. R.“ 100 Jahre Roboter

Zitat:
Wesen, die menschliche Arbeit verrichten, ohne eine Seele zu haben: Roboter und ihre Vorläufer beschäftigen die Fantasie seit Jahrhunderten. Die Bezeichnung selbst stammt aus dem tschechischen Drama „R. U. R.“, das am 25. Jänner 1921 uraufgeführt wurde. Karel Capeks dystopisches Stück führte zwei Elemente ein, die bis in unsere Gegenwart nachwirken: den Traum einer Gesellschaft, die durch Technologie arbeitsfrei wird, und die gleichzeitige Angst vor Unterdrückung durch diesen Fortschritt.


Mit Einsetzen von Capeks Stück präsentiert sich eine Idealvorstellung, deren böses Ende man bereits ahnt. Der Chemiker Rossum hat in jüngster Vergangenheit eine Möglichkeit gefunden, menschenähnliche, aber als Arbeitskräfte „optimierte“ Maschinen herzustellen. Die Nachfolger Rossums, erfolgsverwöhnte leitende Angestellte der Firma, sind mit der steigenden Nachfrage nach ihren Robotern sichtlich zufrieden.

Die Roboter, zu Millionen in der auf einer Insel abgeschotteten Fabrik produziert, lernen problemlos Sprachen, eigenen sich enzyklopädisches Wissen an und dienen den Menschen widerspruchslos als Arbeitskräfte. Sie schaffen damit Wohlstand und sozialen Frieden. Helena, die Tochter eines wichtigen Geschäftspartners, besucht die Produktionsstätte, um mehr über den faszinierenden Fortschritt zu erfahren.

Revolution der künstlichen Industriearbeiter

Dabei führt Helena eigentlich mehr im Schilde: Sie will die Roboter zur Durchsetzung ihrer Rechte motivieren. Als sie erfährt, dass die Roboter keine Gefühle haben, weder Schmerz noch Freude empfinden können, noch eine Persönlichkeit ausprägen, beginnt sie vor den Robotern gleichzeitig Angst und für diese Mitleid zu empfinden. Sie bleibt auf der Insel und bringt Dr. Gall, den wissenschaftlichen Leiter der Firma im Lauf der Jahre dazu, damit zu experimentieren, den Robotern Gefühle zuzugestehen.


Kaum haben die Roboter Persönlichkeit, erheben sie sich zur Revolution. „R. U. R.“ behandelt politische Ängste der Moderne.

Die Menschheit kann mit der neu gewonnenen Freiheit nicht umgehen, sie setzt die Roboter als Soldaten ein und verliert in ihrem kollektiven Wohlstand selbst die Fähigkeit sich fortzupflanzen. Kaum haben die Roboter durch Galls Experimente eine Persönlichkeit, beginnen sie die Menschen zu verachten und beherrschen zu wollen. Es kommt zur unausweichlichen Revolution. Der Sieg der Roboter führt aber zur Katastrophe: Alle Menschen, mit Ausnahme des Arbeiters Alquist werden getötet, er soll den Robotern dienen.

Zitat:
Name mit Bedeutung

Die Abkürzung „R.U.R.“ steht für Rossumovi Univerzalni Roboti – die Produktionsfirma der künstlichen Menschen. Der Name „Rossum“ ist eine ironische Umformung des tschechischen rozum (Vernunft oder Verstand). In der ersten deutschen Übersetzung wurde der Name denn auch mit „Werstand“ übersetzt.
Doch auch für die Roboter – die neue herrschende Klasse – endet ihr Sieg mit einer Katastrophe. Sie sind für zwanzig Jahre Nutzungsdauer konzipiert. Da ihnen die Aufzeichnungen des Chemikers Rossum – das streng gehütete Betriebsgeheimnis der getöteten leitenden Angestellten – fehlen, können sie keine neuen Roboter mehr produzieren. Auch Alquist, den die Roboter wegen des Geheimnisses beknien, kennt es nicht. Zuletzt entdeckt der lebensmüde letzte Mensch, dass zwei der Roboter nicht nur Gefühle haben, sondern zum heimlichen Paar geworden sind – androide Adam und Eva für eine neue Zivilisation.

Roboter als Fronarbeiter

Zitat:
Der Frondienst bezeichnet persönliche Dienstleistungen von Bauern für ihre Grundherren. Als unerträglichen Zwang empfundene Arbeit. Das Phänomen wird auch als Robot beziehungsweise Robath bezeichnet, ein Begriff, der aus dem Slawischen stammt.
Die bleibende Leistung dieses frühen Science-Fiction-Dramas ist die sprachliche Schöpfung des „Roboters“, ein Einfall, der nicht auf den Autor, sondern auf dessen Bruder Josef Capek, der vor allem als kubistischer Maler bekannt wurde, zurückgeht. „Roboter“ ist vom tschechischen „robota“, etwa „Fronarbeit“ oder „Schwerstarbeit“, entlehnt. Der Begriff wanderte vom Drama in die internationale Alltagssprache.


V. l. n. r.: Karel Capek, sein Bruder Josef, Schöpfer des Wortes „Roboter“, und Autor Vitezslav Nezval, Tschechoslowakei 1933

Im Gegensatz zum Begriff hatte die Vorstellung des „künstlichen Menschen“ schon lange vor Capek Konjunktur. Die Vorstellung beispielsweise des „Homunkulus“ findet sich in der Literatur zumindest seit seiner Erwähnung bei Paracelsus im 16. Jahrhundert, und die jüdisch-mythologische Figur des aus Lehm gefertigten Golem ist schon lange vor Gustav Meyrinks „Der Golem“ (1915) ein fixer Bestandteil in der Imaginationsgeschichte künstlicher Menschen.

Besonders in der Romantik faszinierte das Motiv: Dr. Frankensteins Monster in „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ (181 von Mary Shelly thematisiert die Horrorvorstellung eines künstlich hergestellten Menschen, der sich gegen seinen Schöpfer erhebt. Und in E.T.A. Hoffmanns „Der Sandmann“ (1816) verliebt sich der Student Nathanael in Olimpia, die eigentlich eine beseelte Holzpuppe ist und damit die Vorstellung der bürgerlichen Frau persifliert.

Vom Roboter zur KI

Der Einfluss von Capeks Robotern reicht von der „falschen Maria“, die als böse menschenähnliche Maschine die Arbeitermassen in Fritz Langs Film „Metropolis“ (1927) aufhetzt, über den den Androiden in den Romanen Philip K. Dicks bis zum Kultfilm „Matrix“ (1999), in dem Maschinen Menschen zur Energiegewinnung züchten.

Metropolis (1927) - Official Theatrical Trailer
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Metropolis-by Fritz Lang- Maria's transformation
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Die Form, in der künstliche Menschen imaginiert werden, sagt dabei stets etwas über die Gesellschaft aus. Während sie „in der Moderne als arbeitsame Industrieroboter“ erscheinen, wandeln sich die künstlichen Menschen „im Zeitalter der Informationsmedien als Mikrochip-gelenkte Universalrechner mit künstlicher Intelligenz“, wie Rudolf Drux in „Phantastik. Ein interdisziplinäres Handbuch“ schreibt.

Mit der Änderung der dominanten Arbeitsformen ändern sich auch die dystopischen Vorstellungen, die dem Konzept künstlicher Menschen verbunden sind: Waren es bei „R. U. R.“ noch künstliche Arbeiter, die den politischen Schrecken der proletarischen Revolution darstellten, wandelte sich die Bedrohung in neueren Szenarien dahingehend, dass unsere alltäglichen Arbeitsgeräte, die Computer, uns kontrollieren wollen, da sie sich mit fortgeschrittener Intelligenz über uns erheben. Auch das war bei Capek bereits angelegt.

Projektionsfläche für gesellschaftliche Fragen

Spätestens beim Supercomputer „HAL 9000“ in Stanley Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ (196 wurde diese neue Katastrophenfantasie populär. Sie begleitet die gegenwärtigen Diskussionen über die Automatisierung der Arbeit genauso wie aktuelle künstlerische Arbeiten. Im September 2020 publizierte der „Guardian“ einen Artikel, der komplett von einem Roboter geschrieben wurde.


Die Fabrik, bei Capek noch das Zentrum der Vorstellungen rund um die Zukunft der Arbeit. Illustration zu „R. U. R.“ von Bedrich Feuerstein, 1920.

Die Frage ist seit Capeks Robotern dieselbe: Können uns menschliche Maschinen die mühselige Erwerbsarbeit abnehmen? Die Anschlussfrage lautet: Werden die Maschinen uns überrumpeln, wenn sie etwas übernehmen, das so sehr an das Selbstverständnis vieler Menschen rührt wie die Erwerbstätigkeit? Beim letzten Bachmannpreis schlug der Autor Jörg Piringer in dieselbe Kerbe.

Er las einen Text vor, von dem er in der anschließenden Diskussion enthüllte, dass er teils von einem Computerprogramm verfasst worden war. Auch hier erwies sich die künstliche Intelligenz wie einstmals die Roboter als Projektionsfläche für die große Frage, ob ein literarischer Text originell sein kann, wenn er nicht von einem Menschen verfasst ist.
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Draalz (24.01.21)
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