[pauli8]

Bertelsmann-Studie

Europäer sind gleichzeitig Optimisten und Pessimisten

In der EU vertrauen viele Menschen auf sich selbst, blicken aber pessimistisch auf die Zukunft ihres Landes. Wissenschaftler sprechen von einem Optimismus-Paradox.

28. Mai 2020, 11:37 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, KNA, fin



Blick vom Cap de Formentor – dem nördlichsten Punkt von Mallorca © Westend61/imago images

Die meisten Europäer blicken positiv in ihre persönliche Zukunft, bewerten die Aussichten des eigenen Landes aber negativ.

Das ist das Ergebnis der Studie Das Optimismus-Paradox - [ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ] -, die die Bertelsmann-Stiftung am heutigen Donnerstag vorstellt. Demnach sind 58 Prozent der Menschen in allen 27 EU-Ländern zuversichtlich, was die eigenen Belange angeht. Das gilt jedoch nicht für das Heimatland. Sie haben also mehr Vertrauen in die eigene Kraft als in das Potenzial der Gesellschaft. Dieses Optimismus-Paradox gelte – wenn auch unterschiedlich stark ausgeprägt – in allen EU-Mitgliedsstaaten, heißt es von den Wissenschaftlern.

"Die Deutschen fallen durch ihr hohes Vertrauen in die eigene Kraft bei besonderer Verzagtheit hinsichtlich der Zukunft Deutschlands auf", sagte Studienleiterin Isabell Hoffmann. Mit 65 Prozent blickt eine Mehrheit der Deutschen optimistisch auf die eigene Zukunft und zugleich pessimistisch auf die des Landes – das gaben 56 Prozent der Befragten an.
Ähnliche Ergebnisse zeigen sich in Spanien, den Niederlanden und Polen. Mehrheitlich negativ eingestellt sind Franzosen und Italiener.

Die Wissenschaftler stellten zudem fest, dass Anhänger rechtspopulistischer Parteien sowohl das eigene Leben als auch die Zukunft ihres Landes pessimistisch bewerten. Laut der Studie sehen 90 Prozent der AfD-Anhänger die Zukunft Deutschlands negativ. 66 Prozent von ihnen sind pessimistisch, was das eigene Leben angeht.

Ähnliche Trends stellen die Forscher bei Anhängerinnen rechtspopulistischer Parteien in anderen EU-Ländern fest. Nur in Polen schauen mehr als 80 Prozent der Anhänger der Regierungspartei PiS positiv sowohl auf die eigene Zukunft als auch auf die des Landes.

Für die Studie befragte das Meinungsforschungsinstitut eupinions, das zur Bertelsmann-Stiftung gehört, Ende 2019 mehr als 12.000 EU-Bürgerinnen und Bürger. Also noch vor der Coronavirus-Krise. Die Autoren gehen davon aus, dass die aktuelle Lage den negativen Trend verstärken wird. Selbst wenn die Bürger mit dem Krisenmanagement ihrer Regierungen zufrieden sind, dürfte sich der gesellschaftliche Pessimismus vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Folgen der Krise verstärken.

Quelle:

[ Link nur für registrierte Mitglieder sichtbar. Bitte einloggen oder neu registrieren ]



Diese Studie wird auch in anderen Medien (wie z.B. im Spiegel) ebenfalls erwähnt.